Rebschnitt Dornfelder

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Wofal
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Rebschnitt Dornfelder

Beitrag von Wofal »

Die Dornfelderrebe auf dem Bild ist drei Jahre alt.


Meine Gedanken zum Schnitt sind folgende:

Den linken,schwachen Trieb als Frostrute verwenden.
Wie und wann sollte diese Rute angeschnitten bzw. bei Nichtverwendung abgeschnitten werden?

Die rechte Rute auf 2 Augen als Zapfen schneiden.

Die obere Rute auf ca. 7 Augen schneiden und als Halbbogen auf die Latte biegen und jedes zweite Auge ausbrechen, um die junge Rebe nicht zu stark zu belasten.

Wird das so funktionieren, oder sollte ich noch einen weiteren Bindedraht unterhalb der Latte anbringen.

Wann ist der beste Zeitpunkt zum Anschnitt? Da die Reben in einer frostgefährdeten Lage wachsen (südlich München)möchte ich nicht zu früh anschneiden oder wie sind Eure Erfahrungen.

Viele Grüße

Wolfgang
Tompson
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Rebschnitt Dornfelder

Beitrag von Tompson »

Hallo!

Ich werde mal meine Meinung als Selbsttest einbringen, man möge mich berichtigen. Denn ich lerne selber gerade erst ... ?-|

Zuerst einmal - 3 Jahre? Ich hätte auf 2 geschätzt ... sieht mir noch recht "schmal" aus :|

Schneiden im Frühjahr - März etwa. Der gröbste Frost sollte vorbei sein.
Den Begriff Frostrute kenne ich nicht :?:
Soll das ein Spalier werden?

Ich würde es so machen:
Den untersten Trieb würde ich verwerfen, der wäre mir zu weit unten angesiedelt, der 3. von unten hingegen scheint mir optimal zu wachsen.
Den zweiten von unten auf ein Auge zurückschneiden, also einen Zapfen anschneiden und im nächsten Jahr einen ordentlichen Trieb fürs Folgejahr ziehen, um den linken Spalierbereich zu belegen.
Den 3. Trieb wie von Dir gedacht, auf 7 Augen anschneiden, rechts auf die Latte legen. Aber nicht die Augen ausbrechen, sondern ruhig die Augen austreiben und wachsen lassen, sondern jede 2. Traube ausbrechen. So hat die Pflanze mehr Laub, jedoch weniger Belastung durch Traubenernährung. Wenn die Rebe 3 Jahre alt ist und nicht mehr umgepflanzt wurde, dann sollte 1 Traube pro Trieb doch machbar sein. Du brauchst diese Augen auch für den Kordonarm als Zapfen, wenn Du so weitermachen willst.
Außerdem drauf achten, das aus der Achsel des obersten Triebes wieder ein Auge ausschlägt, entweder als Ersatz, falls was schiefgeht oder zum Aussuchen für die linke Spalierseite fürs Folgejahr, wenn der 2. von unten wieder so mickrig wird oder wenn eine weitere Etage geplant ist, für den weiteren Aufbau.

Edit: Mal sehen, was unsere Experten dazu sagen.

[Dieser Beitrag wurde am 24.11.2006 - 08:31 von Tompson aktualisiert]
Oak ne jechn!
Dreizehn
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Rebschnitt Dornfelder

Beitrag von Dreizehn »

Zur Frostrute: Macht eigentlich nur Sinn in Muldenlagen, in denen sich ein „Kaltluftsee” bilden kann und eine Frostrute nach oben aus der Kaltluft herausragen kann. Die Reben stehen, wenn ich das richtig sehe, vor einer Hauswand. Hast Du da solche Probleme? Wenn ja, wäre das vorübergehende nächtliche Abhängen z.B. mit einer alten Textildecke nicht die bessere Lösung?

Bevor ich Dir konkrete Schnitttipps geben kann, folgende Fragen:

In welcher Höhe über dem Boden ist die untere Latte angebracht?

Ist das Holz des linken (dünnen) Triebs vollständig ausgereift?

Wieviele cm unterhalb der Latte kommt die obere Rute aus dem Stamm?

Wie dick ist der Stamm?


Grüße, Dreizehn
Wofal
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Rebschnitt Dornfelder

Beitrag von Wofal »

@Thompson

Den linken Bereich belegt im nächsten Jahr schon der Stock daneben (man kann ihn auf dem Foto noch sehen).
Das Ganze soll kein Spaliererziehung in mehreren Etagen werden, sondern einfache Halbbogenerziehung. An der Grundstücksmauer habe ich 9 Stöcke im Abstand von ca. 90 cm gepflanzt. Begrünung der Wand ist also da kein Thema.


@Dreizehn

Hier mal meine Meßwerte:

Höhe der unteren Latte über dem Boden: 1,03 m

Das Holz ist ausgereift, die Knospen aber sehr klein (Durchmesser ca. 2 mm) Der Trieb ist 4 mm dick.

Die Rute kommt 8 cm unterhalb der Latte aus dem Stamm. Gleichzeitig ist das auch die Stammhöhe von 95 cm (auf dem Bild leider schlecht zu erkennen).

Der Stamm ist 1,3 cm dick.

So das soweit einmal die Angaben. Wie gesagt ich möchte kein Spaliererziehung in mehreren Etagen.


Viele Grüße

Wolfgang
Dreizehn
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Rebschnitt Dornfelder

Beitrag von Dreizehn »

Hallo Wofal,

ähnlich wie Tompson hatte ich Deinen Dornfelder-Stock auch als etwas schwach gewachsen angesehen, aber mit Deinen Maßangaben hat sich das etwas relativiert.

Also, Schneiden Anfang/Mitte März ist richtig; Mauer weiß ich jetzt, da macht eine Frostrute keinen Sinn, die Mauer gibt nachts gespeicherte Wärme ab. Sollte es Nachtfrost geben, die besagte Decke nehmen. Bei extremen Spätfrösten würde der 1. Austrieb erfrieren, der Stock treibt aber anschließend neu aus, nur Ertrag wird’s in dem Jahr wohl dann nicht geben.

Zum Schnitt (ist natürlich nur ein Vorschlag):
Zuerst die obere Rute biegen (sollte sie brechen, hat man die anderen Ruten noch als Reserve), ich würde einen Flachbogen machen, damit Du die Jahrestriebe auf der Mitte des Bogens nicht zu kurz halten oder im Sommer eine Leiter nehmen musst. Biegen bei feuchtem Wetter machen, die Biegestelle gut in einer Hand abstützen, dann passiert nichts. Zum Augenanschneiden folgendes bedenken: Dornfelder wächst in den ersten Jahren langsam, wie eigentlich alle jungen Reben (ist er aber gut eingewurzelt, geht er ab wie Oma Schulzes Nähmaschine). Das heißt, wahrscheinlich hast Du deshalb auf der Rute jetzt einen relativ geringen Augenabstand. Sollte die Rebe im kommenden Jahr aber einen starken Wachstumsschub bekommen, ständen die Jahrestriebe möglicherweise zu eng (Dornfelder macht sehr große Blätter, die würden sich gegenseitig beschatten), dann würde es sich anbieten, jeden 2. Trieb auszubrechen. Vorschlag: 10 Augen anschneiden, den Austrieb abwarten, erscheint Dir das als zu eng, jeden 2. Trieb ausbrechen, sonst die äußeren 5 Triebe entfernen. Ich stelle hier mal ein Bild von meinen ehemaligen Dornfeldern ein, 1990 gepflanzt, die Aufnahme ist von Ende Juli 1992, da habe ich jeden 2. Trieb ausgebrochen, es blieben 3 auf der Rute und 2 vom Zapfen mit je 1 Traube, war im 3. Jahr genug (obwohl die Reben sehr stark gewachsen waren). Vielleicht kannst Du das beschriebene auf dem Bild erkennen. Die Laubverfärbung hat ihren Grund übrigens im Magnesiummangel auf Grund eines noch nicht vollständig entwickelten Wurzelsystems.

[URL=http://imageshack.us][/URL

Ach ja, mehr als 1 Traube pro Trieb würde ich auch nicht lassen, es sei denn, die Wuchskraft wäre überdurchschnittlich. Traubenzahl reduzieren kannst Du auch noch bis Schrotkorngröße der Beeren.

Jetzt zu den beiden anderen Ruten am Stamm: Die untere ist für einen Zapfen eigentlich ungeeignet, da hat Tompson schon recht, weil sie zu tief sitzt. Die andere sitzt passend, ist aber mickrig, so dass nicht sicher ist, dass ihre Augen austreiben. Ich würde folgendes machen: BEIDE Ruten auf Zapfen schneiden (auf 2 Augen einkürzen, auf 1 sichtbares und das weitere kaum sichtbare Achselauge), dann den Austrieb abwarten. Treiben auch die kleinen Augen des dünnen Zapfens aus, solltest Du die Triebe des unteren Zapfens früh ausbrechen, die werden in Zukunft nicht mehr benötigt. Sollten die Augen des dünnen Zapfens aber nicht austreiben, musst Du die Triebe des unteren Zapfens sorgfältig erhalten; daraus würde dann der Rebenaufbau im Folgejahr (2008) vorgenommen.

Ich bin nicht sicher, ob ich das verständlich erklären konnte. Weitere Fragen sind kein Problem.

Grüße, Dreizehn
Wofal
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Rebschnitt Dornfelder

Beitrag von Wofal »

Hallo Dreizehn,

alles klipp und klar verstanden. :shock:
Dreizehn hat geschrieben:Treiben auch die kleinen Augen des dünnen Zapfens aus, solltest Du die Triebe des unteren Zapfens früh ausbrechen, die werden in Zukunft nicht mehr benötigt.
Die Triebe ausbrechen, falls der kleine Trieb kommt, ist mir soweit klar. Wie und wann sollte der noch stehende Zapfen dann entfernt werden?

Ob der kleine Trieb kommt, wage ich eben auch zu bezweifeln, deshalb auch die Idee den unteren Trieb als Zapfen zu schneiden.
Aber den kleinen Trieb auch anschneiden und abwarten finde ich gut!

Danke für Eure Tipps.

Wolfgang

P.S. Da fällt mir noch ein in einem Deiner Beiträge hast Du geschrieben, dass Du Deine Dornfelder durch
Regent ersetzt hast.

Meine Dornfelder waren ein Spontankauf im Olymiastadion
anläßlich der Weinmesse. An sich möchte ich ohne große Chemie auskommen. Die restlichen 9 Reben, die ich jetzt gepflanzt habe sind Regent und Bianca. Meinst Du ich soll bei den Dornfeldern einfach mal abwarten wegen Mehltau etc. oder sie lieber auch gleich opfern. An sich ist die Mauer optimal. Nässe ist fast kein Thema.

[Dieser Beitrag wurde am 25.11.2006 - 15:11 von Wofal aktualisiert]
Dreizehn
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Rebschnitt Dornfelder

Beitrag von Dreizehn »

Hallo Wofal,

den Zapfen solltest Du dann erst mit dem Frühjahrsschnitt 2008 entfernen. Wenn Du die Triebe „holzglatt” ausbrichst und auch den evtl. Austrieb aus schlafenden Nebenaugen gleich entfernst, wird der Zapfen höchstwahrscheinlich eintrocknen, so dass der Stummel (etwa 1 cm stehen lassen, weil Reben Schnittflächen nicht mit Rinde überwallen können) dann nach dem Schnitt nicht blutet.

Deine Frage, ob’s mit dem Dornfelder ohne Chemie funktionieren könnte, kann ich nicht sicher beantworten, ich halte es aber nicht für sehr wahrscheinlich. Mehltau wirst Du Dir bestimmt einfangen (Hochdruckwetter, tags sonnig und warm, nachts kühl mit hoher rel. Luftfeuchte, bietet optimale Infektionsbedingungen). Kann man aber gut mit Schwefel bekämpfen, und das ist erträgliche Chemie, finde ich. Schlechter ist es bei Peronospora (falscher Mehltau, kommt in Regen/Nässeperioden), da musst Du schon mit den speziellen Mitteln spritzen.

Alle mal weghören: Kannst Du nicht im kommenden Frühjahr von dem Nachbar-Regentstock einen Absenker neben den Dornfelderstamm in den Boden bringen, der sich dann im nächsten Jahr einwurzelt? Du hättest dann noch etwas Zeit zur Beobachtung und könntest im Frühjahr 2008 entscheiden:

Keine Mehltaukrankheiten = Regent-Absenker über dem Boden abschneiden.

Mehltaukrankheiten = Dornfelder-Stamm über dem Boden abschneiden. In dem Fall könnte es mit Regent gleich weitergehen.

Grüße, Dreizehn
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