Hefezellenextrakt

Verwendung der nötigen Zutaten
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Damon
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Hefezellenextrakt

Beitrag von Damon »

Hefezellenextrakt wurde in einem anderen Thread ja schon einmal angesprochen.

Folgende Überlegung:
  • 50g Hefeextrakt kosten etwa doppelt so viel wie 200g "Bio" Bierhefe (was ein Unfug, was soll an Hefe auch nicht "Bio" sein).
  • Hefe ist sehr temperaturempfindlich: mehr als 30° mag sie nicht, mehr als 45°C überlebt sie nicht.
  • Wasser kann man mit moderatem Kostenaufwand in unter 30 Sekunden auf 100°C erhitzt werden.
Was wäre nun, wenn man Bierhefe mit heissem Wasser übergiesst -- das sollte sehr sicher zum Zelltod bzw. zum Platzen derselben führen.
Übrig bliebe... ja genau... heisses Wasser mit Hefeektrakt. Sobald dieses auf eine Temperatur abgekühlt ist, bei der Hefen sich wohl fühlen, könnte man das in den Gärstarter oder Ansatz geben.

Spricht irgendetwas gegen diese Idee? Ein anderes Gärverhalten mit entsprechender Geschmacksminderung (Wein mit Biergeschmack?) sollte, so meine ich, unwahrscheinlich sein, es sei denn durch Zombie-Hefen.


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Fruchtweinkeller
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Hefezellenextrakt

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hallo Damon,

kriegt man die kleinen Hefchen kaputt oder nicht? Eine sehr interessante Frage die mir, in anderem Zusammenhang, auch durch den Kopf spukt. Ich lasse mal heraus was da im Kopp gerade so drin ist :shock:

Einige Zellexktrakte werden derart behandelt dass sie besonders gut wasserlöslich sind. Es kan auch sein dass einige Zellbestandteile an- bzw- abgereichert wurden. Inwieweit die Zellwand-Extrakte beim Wein auch Behandelt wurden oder gar werden müssen habe ich bisher nicht herausfinden können. Je nachdem, wie die Bierhefe hergestellt wurde, könnten die Zellen außerdem verdammt zäh sein. Obwohl ich davon ausgehe dass sie beim Kochen und dann bei der Gärung schon irgendwann derart "platt" sind dass ihr Inhalt für die Weinhefen wohl zur Verfügung steht.

Die Absterberate sollte man (ich?) aber unbedingt testen. Es reicht ja nicht wenn 99,9% aller Zelle tot sind, die sollten alle 101%ig tot sein. Sprich: Es ist notwendig, die Abtötung auszutesten und hinterher zu kontrollieren, zum Beispiel durch Ausstrich auf ein Nährmedium, dass wirklich nichts mehr heranwächst. Ich wollte das im Schnellkochtopf durchführen, da bin ich mir ohnehin fast sicher dass ich alle Hefen plätte, aber sicher ist sicher.

Wenn du die Hefen anderweitig abtöten willst solltest du einen ähnlichen Test durchführen.

Nimm doch so ein Tütchen Trocken-Backhefe. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen dass es Trockenhefe gar nicht mag, mit kochendem Wasser rehydriert zu werden ?-|

Für erste Experimente würde ich vom Gewicht her nicht mehr abgetöte Hefe einsetzen als die für die Hefezellwand angegeben ist. Und ein "sauberes, wissenschaftliches" Experiment wäre nicht schlecht, also die Kontrollen: Du brauchst parallel einen Ansatz ohne Zellextrakt und einen mit gekauftem. Vorzugsweise sollte das ein potentieller "Problemwein" sein, also vielleicht ein Honigwein.
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Damon
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Hefezellenextrakt

Beitrag von Damon »

Eine weitere Idee wäre eventuell, die trockene Hefe zuerst im Mörser vorzubehandeln. Das tötet natürlich nicht alle Zellen, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass zumindest der Löwenanteil der armen Zellwände (70-80%) das nicht unbeschadet übersteht. Etwa so, wie der Schlosser, der sich auszieht und nackt auf den Bandschleifer springt.

Wenn dann noch kochendes Wasser dazu kommt, stelle ich mir vor, dass da nicht mehr viel leben kann (höchstens ein Paar Pilzsporen, wenn welche drin waren, aber mit denen wird die Hefe bei der Gärung schon fertig).

Leider habe ich keinen Labor-Zugang, sprich kostenlose Petrischalen/Agarplatten, sonst würde ich das jetzt gleich ausprobieren (wenn man heutezutage als Privatperson Petrischalen kauft, wird man in unserem besch*** Land wahrscheinlich ohnehin als Terrorist verhaftet).

Dass im profesionellen Extrakt einige Zellbestandteile angereichert werden, bzw. angereichert werden müssen, kann ich mir schlecht vorstellen. Zugegeben, ich weiss es natürlich nicht, aber es klingt unlogisch.
Zum einen müsste man die Bestandteile dann ja erst einmal trennen, was doch recht aufwendig ist (wir sprechen ja von irgendwelchen rohen Zellbrocken mit undefinierter Größe und Dichte sowie unbekannter Ladung, da stelle ich mir z.B. Zentrifuge oder Elektrophorese ohne aufwendige Vorbehandlung als eher schwierig vor).
Zum anderen ist aber doch in einer toten Zelle genau das drin, was auch in der lebenden Zelle drin war, und es klingt eigentlich logisch, dass eine andere (gleichartige!) lebende Zelle, die gleichen Bestandteile in genau derselben Menge enthält. Wenn man ihr jetzt irgendeine Komponente konzentriert zu fressen gibt, kann das eigenlich nur schlechter sein.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich glaube nicht dass die Mörserei viel bringt.

Zur An/Abreicherung: Wie gesagt, die professionellen Hefeextrakte lösen sich vollständig in Wasser, die Medien sind dann absolut klar. Die Zellwände kannst du zerschredern, aber die hinterlassen immer eine trübe Brühe. Mein Fazit: Da wurde dran gedreht, was auch den exorbitanten Preis erklären könnte ?-|

Aber, auch wie gesagt, das muss für die Wein-Heferinde nichts bedeuten, ich weiß nicht wie die hergestellt wurden.

Kleines Gedankenspiel zu deinem letzten Argument: Der Kannibale frisst den Menschen ja auch nicht komplett auf, zumindest Knochen, Haare und Zähne wird er verschmähen. Eventuell mampft er nur "konzentriert" das Fleisch, und das ist auch gut so :D

Einen Petrischalentest wollte ich ja eh machen mit meinen Schnellkochtopf-Hefen, vielleicht überlege ich mir dann parallel noch einen weiteren Test mit aufgekochter oder überbrühter Hefe. Immerhin können Hefen auch Dauersporen bilden; die sind zwar im Vergleich mit anderen Sporen nicht allzu robust, aber immerhin sind sie deutlich robuster als die vegetativen Hefezellen.

[Dieser Beitrag wurde am 30.07.2011 - 16:39 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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Beitrag von JasonOgg »

Da mein Nutrisal alle war habe ich mir ihm Rahmen einer Bestellung den Luxus von 1kg Vitamon CE (pdf) für 10€ gegönnt.
Erbslöh hat geschrieben:Das hocheffiziente Kombinationsprodukt besteht aus Diammoniumphosphat, Vitamin B1 plus inaktiven Hefezellen und Cellulose.
Da sollte alles drin sein, mal schauen, was passiert. Der Honig steht schon im Keller.
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Beitrag von Damon »

Fruchtweinkeller hat geschrieben:die professionellen Hefeextrakte lösen sich vollständig in Wasser, die Medien sind dann absolut klar. Die Zellwände kannst du zerschredern, aber die hinterlassen immer eine trübe Brühe.
Da drängt sich mir ganz unbewusst der Begriff "Homogenisierung durch Ultraschall" auf. Freilich müsste man erst einmal so ein Gerät haben, was nicht ganz billig ist.

Andererseits, was sind in einem Labor schon 2500-3000€, und so ein Teil kann ja im Prinzip eine unbegrenzte Menge homogenisieren -- ist ja nichts weiter als ein aufgemotzter Schallgenerator.

Vielleicht steht bei euch im Labor sogar so etwas rum? Wäre ggf. interessant, mal zu probieren, wie das funktioniert (von wegen trübe Zellwand-Brühe).

[Dieser Beitrag wurde am 30.07.2011 - 18:29 von Damon aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Wir haben ein Ultraschallstabgedöhnse herumstehen, aber damit kriegt man in erster Linie Bakkis klein, keine Hefen. Glaube mir, ich habe es versucht :D Hefchen sind zäh :twisted:
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