Präzisionsvinometer

Vinometer, Acidometer, Oechslewaage, pH-Meter, Refraktometer usw.
schreberpeter
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Präzisionsvinometer

Beitrag von schreberpeter »

Ich habe 3 Präzisionsvinometer bei Brouwland erstanden. Nachdem bei der Verwendung des ersten Vinometers völlig ausgeschlossene, überhöhte Werte angezeigt wurden, habe ich eine Testreihe gemacht.

Neben den 3 Präzisionsvinometern von Brouwland habe ich auch ein einfaches Vinometer von Arauner in den Test einbezogen.

Die Vinometer sehen so aus:

Brouwland-Präzisionsvinometer


Arauner Vinometer


Jch habe jeweils zweimal mit einem Chardonnay (C1, C2) mit 13% Alkohol und mit einem Brombeerwein (B1, B2) gemessen.

Brouwland Vinometer 1:
C1 = 11%
C2 = 11%
B1 = 13%
B2 = 13%

Brouwland Vinometer 2:
C1 = 12%
C2 = 12%
B1 = 14,5%
B2 = 14,5%

Brouwland Vinmeter 3:
C1 = > 20%
C2 = -
B1 = > 20%
B2 = -
(dieses Vinometer ist offenkundig defekt, auf die Wiederholungsmessung habe ich daher verzichtet)

Arauner Vinometer:
C1 = 11%
C2 = 11%
B1 = 13,5%
B2 = 14%

Schlussfolgerungen:

1. Bei Wiederholungsmessungen werden immer die gleichen Werte gemessen. Das ist gut: der Fehler bleibt immer gleich, ich kann ihn also herausrechnen. (Nur) in diesem Sinne sind die Vinometer präzise.

2. Es gibt starke Abweichungen vom tatsächlichen Wert (1 bzw 2 Prozentpunkte, jedenfalls, wenn man annimmt, dass die Angaben auf dem Chadonnay wahr sind). Die mit 0,5 Prozentpunkten angegebene Genauigkeit wird nicht erreicht.

Wegen des dritten, defekten Geräts werde ich jetzt mit Brouwland Kontakt aufnehmen. Das Problem scheint mir folgendes zu sein:

Die Skala ist auf der gelben Traube aufgetragen, dass Glasröhrchen wird in diese Traube geklebt. Hier scheint ungenau gearbeitet worden zu sein. Da die Vinomter immer gleich (falsch) messen, kann das Problem möglicherweise durch Neueinkleben gelöst werden.

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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Bedenke, dass Du die 12% des Chardonnays nicht messen kannst mit einem Vinometer, weil der Wein ja Zucker und Glycerin enthält.
Das Ding ist halt ein Schätzeisen. Aber es ist auch gar nicht nötig, den genauen Alkoholgehalt messen zu können. Wichtig ist, dass Du Veränderungen erkennst, z.B. bei den regelmäßigen Messungen bei der Nachzuckermehtode. Also ob z.B. der Alk noch steigt bei Nachzuckerung oder nicht.
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

das heißt also, dass die Alkoholwerte auf unseren Etiketten ein ungefährer Wert sind. Um nicht zu sagen eine glatte Lüge. :|
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich denke, die werden schon stimmen, aber wir haben ja immer mit dem Messfehler durch den Zucker/das Glycerin zu kämpfen. Erwartungsgemäß würden wir immer etwas zu wenig Alk messen.
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Beitrag von Tompson »

Dann bezeichnen wir das eben in Zukunft Mindestalkoholgehalt :shock:
Ist so ja besser für die Haltbarkeit als andersherum :twisted:
Oak ne jechn!
Harry
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Beitrag von Harry »

sagt mal wenn ich eine genaue Messung möchte ? Meinetwegen auch gegen Bezahlung.
Da ich immer die gleiche Hefe nutze denke ich mal eine genügende Standortbestimmung zu haben.

Harry
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Eine genaue Messung ist möglich per Destillation (siehe Homepage->Analytik) oder per Ebullioskop. Letzteres kostetet mehrere hundert Euronen.
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schreberpeter
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Beitrag von schreberpeter »

Der Hinweis auf Destillation bzw. Ebullioskop/Ebulliometer löst bei mir immer das Gefühl von Unerreichbarkeit aus: Kosten oder/und Aufwand scheinen so hoch, dass das Verfahren praktisch unrealisierbar zu sein scheint.

Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich stimmt.

Die Idee bei der Destillation ist ja, das ich zunächst den Gesamtextrakt mit Hilfe eines Öchslemeters messe. Das Ergebnis gibt dann Auskunft über den Gehalt an Zucker, sonstigen Stoffen und Alkohol.

Das ist blöd: Ich kann jetzt Zucker und Alkohol nicht auseinander halten.

Anschließend entferne ich den Alkohol durch Destillation. Destillation hört sich jetzt so schwierig an. Aber: Alkohol hat einen Siedepunkt bei 78 Grad. Es müßte also reichen (mögen die Naturwissenschaftler einen naiven Soziologen korrigieren, wenn ich irre), wenn ich den Wein lange genug (keine Ahnung wie lange "lange genug" ist) so um die 80 Grad erhitze. Dann entschwindet der Alkohol (er wechselt seinen Aggregatzustand von flüssig nach gasförmig, das ist ja die Bedeutung des Begriffs "Siedepunkt" ;) , und zurück bleibt der Wein mit seinem Zucker, Wasser und sonstigen Feststoffen.

Eine zweite Messung mit dem Öchslemeter ergibt dann einen Wert nur noch für den Extrakt (ohne Alkohol, den haben wir ja verdampft)!

Durch eine entsprechende Berechnung müsste sich aus der Differenz (diese entspricht ja dem verdampften Alkohol) auch der Alkoholgehalt messen lassen.

Für dieses Verfahren ist keine komplizierte/teure Destillationsapparatur erforderlich. Es reicht, wenn ich den Wein auf der Herdplatte erhitze (aber nicht koche, weil dann ja auch das Wasser verdampft). Ich brauche dazu wahrscheinlich also einen Thermometer, der im Bereich 80 - 100 Grad messen kann.

Das ist - meiner Vermutung nach - die Funktionsweise der Arauner Weinwaage. Bislang war mir das Ding mit über 30 Euronen aber zu teurer, um es testweise zu bestellen.

Vgl. hierzu auch den Thread
www.foren.de/system/thread-kitzingerwei ... 33556.html

[Dieser Beitrag wurde am 16.06.2005 - 07:41 von schreberpeter aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Sehe ich auch so. Ich würde die Flüssigkeit aber fast komplett verdunsten lassen/abkochen und den Rückstand hinterher in dem Ursprungsvolumen aufnehmen, um sicherzustellen, dass auch der ganze Alkohol weg ist. Aber bei der Weinwaage soll ja eine ausführliche Anleitung dabei sein.
Einen Fehler wirst Du aber durch nicht-flüchtige Bestandteile wie Glycerin und Fruchtsäuren bekommen. Das wird auch nur im absolut klaren Wein ohne Bodensatz funktionieren. Da stelle ich mir halt die Frage, wieviel mehr "Genauigkeit" ich mit dem Ding gegenüber dem Vinometer tatsächlich bekomme und ob das den Aufwand wirklich lohnt.
Ein Vorteil des Vinometers ist unbestitten: Ich komme mit sehr kleinen Volumina aus. Bei Senkspindeln muss ich ja immer einen Meßzylinder, da sind ruck zuck ein-, zweihundert ml Wein weg. Bei kleinen Ansätzen tut das schon weh.
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Josef
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Beitrag von Josef »

Hallo schreberpeter
du misst den Wein mit einem Öchslemeter, verdampfst den Alkohol und misst erneut.
Soweit verstanden!
Fragen:
Wie ist die anschließende Umrechnung?
Verdampft tatsächlich nur der Alkohol? Wenn das so wäre müsste bei einer Destilation 100% Alkohol herauskommen.
Je mehr Wasser mitverdampft, desto höher ist doch die zurückbleibende Konzentration oder?
Gruß Josef
Birgit
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Beitrag von Birgit »

Für die Umrechnung gibt es Tabellen, die der Weinwaage wohl beiliegen.

Der Trick bei der Messung: Der Alkohol wird weggekocht, dabei geht auch Wasser verloren. Deshalb wird hinterher wieder auf das Ursprungsvolumen mit Wasser aufgefüllt. Aus der Differenz der Messungen kann man dann auf den anfänglichen Alkoholgehalt rückschließen.
Aus dem Feuerquell des Weines, aus dem Zaubergrund des Bechers,
sprudelt Gift und süße Labung, sprudelt Süßes und Gemeines;
nach dem eig'nen Wert des Zechers, nach des Trinkenden Begabung! (Friedrich von Bodenstedt)

Sorry, aber ich antworte nicht auf PMs, die inhaltlich ins Forum gehören!

schreberpeter
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Beitrag von schreberpeter »

Nach dem Motto: "es gibt nichts Gutes, außer, man tut es" habe ich es mal ausprobiert.

Ich habe für meine Versuche den Rest eines Chadonnays verwendet, der nach Etikett einen Alkoholgehalt von 13% vol hat.

Meine Öchslewaage der Fa. Widder/Germany ist laut Packung ein "Lang Modell 30cm", tatsächlich aber 27cm lang. Die Skala reicht von -20 bis 120 und ist 12cm lang (von den Punkten -20 bis 120 gemessen).

Ich habe zunächst Leitungswasser gemessen und ein Öchslegewicht von 1 erhalten. Ich hätte 0 erwartet. Ist das Gerät ungenau oder kann Leitungswasser ein Öchslegewicht von 1 haben?

Leider hat mein Rest Wein nicht mehr gereicht, ich habe daher 120ml Wein verwendet und diesen mit 120ml Leitungswasser verdünnt. Dieses Wasser-Wein-Gemisch sollte also einen Alkoholgehalt von 6,5 % vol haben.

Für dieses Gemisch habe ich einen Öchslewert von -3 gemessen. Mhm. Versteh' ich erst mal nicht, wieso das Mostgewicht negativ sein kann.

Weiter. Ich habe dann das ganze erhitzt und 4 Minuten heftig kochen lassen. Dann habe ich dem ganzen eine halbe Stunde Zeit zum Abkühlen gelassen.
Leider habe ich beim Umfüllen etwa gekleckert, die Messung wird also nicht absolut exakt sein.

Von meinem 240ml waren nach dem Kochen noch 107ml übrig. Diese habe ich auf 240ml mit Leitungswasser aufgefüllt. Eine erneute Messung ergab ein Öchslegewicht von 6.

Ich sollte noch erwähnen, dass ich die Ablesung sehr schwierig fand. Ich konnte die Skala durch den Standzylinder sehr schlecht erkennen und war mir unsicher bei der Ablesung: vielleicht war der Wert der 2. Messung auch nur 5?

So. Für die Flüssigkeit mit einem Alkoholgehalt von 6,5% ergibt sich:

Vor verdampfen: -3 Öchsle
Nach verdampfen: 6 Öchsle

Darüber muss ich jetzt erst mal nachdenken und in der Homepage stöbern, wie ich das jetzt umrechnen kann.
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