Mostgewicht und Alk-Gehalt Kirschwein-Gärung

Kirschwein
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Mostgewicht und Alk-Gehalt Kirschwein-Gärung

Beitrag von Kirschwein »

Hallo,

nachdem ich ja in einem anderen Thread schon erwähnt habe, daß ich als "Neuling" gerade mein Glück versuche mit 10 Liter Kirschwein, hier noch ein paar Fragen...

Erstmal die Daten:

- 7 kg Kirschen (gewogen vor der Entsteinung) verwendet, davon etwa 6 kg reife 1A Süßkirschen aus dem eigenen Garten, ca. 1kg Sauerkirschen gekauft;

- Gäransatz mit Wasser auf 10 Liter aufgefüllt, darin gelöst 1300 g Zucker

- Portwein-Flüssighefe von Arauner

- 4 Gramm Hefenährsalz Arauner

- Standort des Gärballons: ruhig mit relativ wenig Lichteinfall, Temperatur etwa 19-21°C

...soweit so gut. Nach etwa 18 Stunden Antigel-Behandlung der Maische ging's am Donnerstag nachmittag los mit der eigentlichen Gärung, also Gärstarter aus 0,5l Apfelsaft und Portwein-Hefe, der sichtlich am Perlen war, in die Maische gekippt.


Jetzt ist Sonntag abend, die Gärung läuft seit dem eigentlichem Gärstart vor dreieinhalb Tagen sichtlich lebhaft (besonders seit etwa gestern morgen), und ich hab heute ein Mostgewicht von 55° Oe gemessen und einen Alkoholgehalt von bereits 6,5 - 6,9 %.


Frage: Leider wußte ich als Neuling nicht, daß man vor Gärbeginnn das Mostgewicht der Maische messen sollte; inzwischen hab ich mir das Wein-Buch von H. Feldkamp gekauft das ja eine Oechsle-Tabelle beinhaltet; ist zu erwarten, daß ich am Ende wenn der ganze Zucker verbraucht ist tatsächlich ca. 13 bis 14 Prozent Alkohol in meinem Kirschwein haben werde, ohne noch groß etwas dazu tun zu müssen? :shock:

Oder ist die Alkohol-Messung mit einem "normalen" Vinometer zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch zu ungenau? Ich meine irgendwo aufgeschnappt oder vielleicht sogar hier im Forum gelesen zu haben, daß man hinreichend genaue Werte eigentlich erst am Gärende bekommt... wie ausagekräftig ist also meine heutige Messung?

Oder vielleicht sonst irgendwelche Kommentare zu meinen Meßwerten?

Vielen Dank für alle Antworten und liebe Grüße aus dem abendlichen Hannover,

Kirschwein
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich habe da einen ganz knappen Kommentar bevor ich den Rechner für heute herunterfahre: Die ganze Messerei vor Gärstart ist unnötig und gerade bei einer Maischegärung sind die Ergebnisse in höchstem Maße fragwürdig. Lies dir dazu bitte die folgenden Kapitel auf der Homepage durch:

www.fruchtweinkeller.de/Wine/analytik.html

www.fruchtweinkeller.de/Wine/zucker.html

[Dieser Beitrag wurde am 28.06.2009 - 23:25 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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Beitrag von paradisebird »

zum vinometer:

wenn der wein noch am gären ist bzw wenn noch zucker vorhanden ist , wird die messung sehr ungenau sein und soweit ich mich erinnere kann man das mostgewicht auch nur rel. genau messen werden wenn noch kein alkohol vorhanden ist, da ja die mostwaage über die dichte der flüssigkeit geht und der alkohol verändert die dichte .


mfg thilo

[Dieser Beitrag wurde am 28.06.2009 - 23:29 von paradisebird aktualisiert]
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Kirschwein
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Beitrag von Kirschwein »

Danke erstmal für die Antworten.

Also was ich subjektiv sagen kann ist, daß ich die knapp 220 ml die ich abgezweigt hab für die Mostgewicht- und Alkohol-Messung dann schließlich getrunken habe (sehr lecker!)... und rein vom Gefühl her war es danach fast so als hätte ich gerade ein 0,3er Pils getrunken :shock:

Somit wird schon ein bisschen Alkohol drin gewesen sein, denke ich mal.

Aber das mit der "Ungenauigkeit" hab ich in der Tat schon gehört (und gerade nochmal nachgelesen, danke für die Links). Dann muß ich mich wohl erstmal damit zufrieden geben, daß die Gärung durchaus läuft wie sie soll und daß schon ein bißchen Alkohol drin ist, aber man noch nix genaues sagen kann... naja immerhin klappt bisher alles :D


Viele Grüße,

Kirschwein

[Dieser Beitrag wurde am 29.06.2009 - 00:59 von Kirschwein aktualisiert]
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Beitrag von Landsmann »

Wenn du bei jedem Meßvorgang so verkostest wird nicht viel übrig bleiben :D :schlecht: Der Landsmann
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Um die Take Home Message nochmal kurz zusammenzufassen: Die Messerei ist ungenau, die Rechnerei damit auch. Und es ist schädlich beim Gärstart zu viel Zucker im Ansatz zu haben. Wenn deine Alkoholmessung stimmt (7 %) dann wurden schon Pi mal Daumen "50°Oe" Zucker vergoren. Deine Messung von 55°Oe könnte zu niedrig sein da schon Alkohol enthalten ist. Ergo: Du liegst schon über dem anfänglichen Zuckergehalt von 100°Oe den ich empfehlen würde.
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Kirschwein
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Beitrag von Kirschwein »

Hallo Fruchtweinkeller,

also wie du vielleicht gemerkt hast, ist mein Rezept in etwa in Anlehnung an das Kirschwein-Rezept hier von der Website... ich hab halt alle Mengen halbiert, und da außerdem die Süßkirschen wirklich reif und süß waren und 6/7 der Fruchtmenge ausmachen, habe ich statt 1/2*3000 = 1500g Zucker nur etwas unter 1300g hinzugefügt für die 10 Liter Flüssigkeit. Das war natürlich nur "nach Gefühl", aber in dem Moment ergab es irgendwie Sinn.

Die Gärung ist ja gut in Gang gekommen, nicht mal anderthalb Tage nach Zugabe des Gärstarters fing es im Gärballon an zu rumoren, es schäumt zwar nicht besonders (hab ordentlich Antigel drin, lt. Packungsbeilage trotzdem noch vertretbare Menge), aber es tut sich immerhin einiges. Der Hobby-Gäraufsatz "klickt" circa alle 2 Sekunden.

Aber ob die Alkohol-Messung nun im Moment schon was taugt oder nicht (ok ich weiß inzwischen, sehr wahrscheinlich garnichts :D ), hab heute trotzdem noch mal ein paar wenige Milliliter aus dem Ballon abgezweigt, und mein Vinometer hat heute nachmittag schon 8% angezeigt. Zudem schmeckt das Gesöff durchaus einen Tick weniger süß als gestern.

Und keine Angst - die 220ml hab ich nur einmalig entnommen, weil mir Arauner so nen großen Messzylinder aufgeschwatzt hat... das lass ich erstmal bleiben damit noch fertiger Wein übrigbleibt :shock: Jetzt lass ich die ganze Messerei erstmal sein... versprochen!

[Dieser Beitrag wurde am 29.06.2009 - 21:03 von Kirschwein aktualisiert]
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Beitrag von konny »

hallo, und schon wieder eine neue in euerer runde, ich hab mir mal ganz viel hier durchgelesen um selber antworten zu finden, ich weiß ja wie lästig es ist immer die selben fragen gestellt zu bekommen.

aber ich möchte trotzdem fragen: ich habe das rezept für kirschwein von der webseite probiert, habe alles wie beschrieben für 20l bereitet aber den zucker von 3 auf 2kg reduziert zum beginn vor 2 tagen.

eine oechsle messung nach dem ansetzen ergab dann 105° Oe und somit wenn ich richtig gerechnet habe ca 9% alkohol.
es schäumt aber es blubbert noch nicht, aber trotzdem ist ja die gärung im gang.

hab ich das jetzt richtig gemacht oder muß ich jetzt schon mehr zucker in die lösung geben um die alkoholtolleranz der hefe voll auszuschöpfen? oder kann ich das nach und nach machen wenn die erste gärung vorbei ist, quasi nachzuckern bis die gärung komplett abgeschlossen ist und restsüße verbleibt?

danke für eure geduld schon mal jetzt

lg konny
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Beitrag von Schmidtek »

Hallo und willkommen im Forum!
Genau, so funktioniert die Nachzuckermethode. Wenn die Gärung langsamer wird/aufhört und/oder quietschesauer schmeckt, dann wird nachgezuckert.
Wenn Du Dich an das Rezept vom Fruchtweinkeller gehalten hast, dürfte alles in Butter sein.
Hmm, dass es nicht blubbert, ist suboptimal. Überprüfe mal bitte, ob dein Gärröhrchen auch wirklich abdichtet.

Gruß Schmidtek
konny
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Beitrag von konny »

das das gärröhrchen nicht richtig abschließt habe ich mir auch schon gedacht da ich den "stiel" des röhrchens in den korken gebohrt habe, möglicherweise schließt es nicht ganz ab, aber es können auf jedenfall keine fruchtfliegen in die maische kommen

lg konny
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Auch ein Hallo von mir,

105°Oe reichen rechnerisch für gut 13%: Die Messung dürfte in der Maische aber falsch sein, siehe auch die beiden bereits verlinkten Seiten:

www.fruchtweinkeller.de/Wine/analytik.html

www.fruchtweinkeller.de/Wine/zucker.html

Wenn es gärt muss es im Gärröhrchen auch blubbern wenn es dicht ist. Solange die Gärung läuft ist das kein großes Problem, spätestens nach der Gärung musst du dir aber sicher sein dass es sicht ist. Wenn du das "normale" Gärröhrchen hast kannst du einfach daran pusten. Da bekommt man ein Gefühl ob der Ballon dicht ist oder nicht. Stopfen aus Naturkork sind chronisch undicht, es ist ratsam auf Gummi- oder Silikonstopfen oder auf Gärkappen umzusteigen, mit denen muss man sich keine Gedanken machen.
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Beitrag von konny »

Vielen Danke für die Korrektur meiner Rechnung, ich bin zwar nicht dumm, aber ich tu mich irre schwer mit formeln obwohl ich mir mühe gegeben habe das zu begreifen, ich muß wohl noch ein wenig mehr messen und rechnen bis ich soweit bin :|

Ich werde heute einen endsprechenden Stopfen kaufen, ist schon auf der liste, sorgen mach ich mir auch im moment um den weiteren vorgang nach dem gären, ich hoffe ich bekomme das auch noch hin mit dem abpressen und klären

lg konny
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