Maische für Quittenbrand

derapulier
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Maische für Quittenbrand

Beitrag von derapulier »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: Das Antigel wird bei schnapsbrennen.at diskutiert, bei einem ist man sich aber einig: Mit dem Vorlauf kann man kein Methanol abtrennen, weil das Methanol/Ethanol/Wasser-Gemisch ein azeotropes Gemisch ist. Tatsächlich dient der Vorlauf der Abtrennung von Ethylestern, die den Geschmack sehr negativ beeinflussen.
Wenn man das Methanol tatsächlich abtrennen könnte... Wieso enthalten dann fast alle (auch industriell hergestellten) Brände so viel Methanol (z.B. Zwetschgenwasser bis 4,5 g/l)?
Ganz so ist es leider nicht wie du es beschreibst.Natürlich kann man den Methanolgehalt nicht um 100% durch die Vorlaufabtrennung verringern.Durch seinen geringeren Siedepunkt kann man Methanol zumindest teilweise vom Edelbrand abtrennen, der Rest verteilt sich dann auf die restlichen Fraktionen.Von Ausgangsprodukt ausgehend(Fruchtqualität,Sauberkeit,holzige Anteile usw.) ist dieser Anteil gesundheitlich vernachlässigbar.Siehe Grappa oder Tresterschnaps oder billige Bauernbrände aus Fallobst.Entscheidend ist halt auch je weniger Methanol desto milder wird der Brand.

gruss derapulier
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Birgit
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Beitrag von Birgit »

Hallo derapulier,

Methanol und Ethanol gehen eine so innige Verbindung ein, das eine gute Abtrennung beim Brennen ein Mythos ist. Nur eine Vorsorge beim Vergären bringt eine deutliche Reduzierung das Methanolgehaltes.

Auf den leider nicht mehr zur Verfügung stehenden Seiten der Pathologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, ging man sogar davon aus, daß man von einigen frei im Handel erhältlichen Bränden sogar Anzeichen einer Methanolschädigung bekommen könnte, wenn man nicht gleichzeitig, das auch früher bei der Therapierung eingesetzte Antidot, Ethanol zu sich nehmen würde.

Gruß Birgit
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Erst widersprichst Du mir, dann stimmst Du meiner Kernaussage zu ?-|
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derapulier
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Beitrag von derapulier »

Du schreibst doch davon, dass man KEINEN Methanol abtrennen kann?
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Kann sein dass ich Dein Posting beim Querlesen etwas falsch verstanden habe.

Fakt ist: Wenn man irgendwo liest man könne Methanol mit dem Vorlauf abtrennen so ist und bleibt das falsch. Die Aufpotenzierung des Ethanols betrifft ebenso das Methanol, selbst wenn ich Vorlauf ein wenig davon abtrennen würde (wofür ich in der ernst zu nehmenden Literatur keinen Hinweis gefunden habe). Natürlich ist der Ethanolgehalt im Vorlauf sehr hoch, ebenso ist der Methanolgehalt. Ich könnte also behaupten dass ich Methanol zum Teil abtrenne (ebenso wie Ethanol). Aber ist das nicht Haarspalterei?

Schau mal den Link an:

http://gpool.lfrz.at/gpoolexport/media/ ... 1_2002.pdf

Zitat daraus (es geht um das Brennen einer Maische in einer Anlage bei der man die Anzahl der Böden variiert hat):

"Methanol: Zwischen den Varianten bestehen nur geringe Unterschiede, bei der Variante V 10 (ein Boden) ist der Methanolgehalt im Mittellauf etwas höher und im Nachlauf etwas niedriger als bei den Varianten V 20 (zwei Böden) und V 30 (drei Böden). Bei allen Varianten steigt der auf Ethanol bezogene Gehalt mit fortschreitendem Nachlauf stark an: von rund 600mg auf 2000mg/100ml Ethanol. Es ist daher nicht zu empfehlen, Nachläufe nochmals zu destillieren, da in daraus gewonnen Feinbränden mit erhöhten Methanolwerten zu rechnen ist."

Wenn Methanol im Verhältnis zum Ethanol verstärkt im Nachlauf und das bei einer Anlage mit mehreren Böden zur Verbesserung der Auftrennung, so wird man es wohl auch im Vorlauf finden ;)
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Beitrag von derapulier »

Entscheidend für einen qualitativ hochwertigen Brand wird neben der exakten Vor-und Nachlaufabtrennung aber immer die Fruchtqualität sein.Sprich kein Fallobst,kein Holz,keine Verunreinigungen,keine fauligen Stellen, keinen Schimmel und natürlich die optimale Reife, dann ist unser Methanolstreitpunkt quasi hinfällig.(und bei Steinobst die Steinschonung oder -entfernung um Ethylcarbamat im fertigen Brand zu vermeiden).Apropos Literatur:lies im Schmickl oder im Pischl nach da stehts drinne mit dem Methanol..........



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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich kann Dir viele Bücher zeigen wo Unsinn steht ;)

Ich muß Dir ein weiteres Mal widersprechen, denn Methanol ist durchaus ein Thema auch bei der Verwendung von gesundem und holzfreiem Obst, da Methanol bei der Spaltung von Pektin freigesetzt werden kann. Das haben wir hier diskutiert:

http://forum.fruchtweinkeller.de/viewto ... f=33&t=580

http://forum.fruchtweinkeller.de/viewto ... =61&t=8948


Zum Thema Methanol im Vorlauf möchte ich nur noch auf diesen Thread verweisen und die dortigen Links.

http://forum.fruchtweinkeller.de/viewto ... =77&t=1912

Zum Abschluß noch ein spaßiges Zitat aus den Seronews 1-2001 der HHU zum Thema Methanol:

"Mit der Einführung des EU-Rechts von 1989 wurde der Methanolgehalt von Obstbränden auf höchstens 10 000 mg/l festgelegt...()...bei Birnenbrand sollte weiterhin ein höchstwert von 13500 mg/l eingehalten werden. Um es noch einmal zu verdeutlichen: 13500 mg/l bedeuten ca. 13,5%"

Diese Zahl verdeutlicht ja wohl die Effizienz der Methanolabtrennung durch den Vorlauf ?-|

[Dieser Beitrag wurde am 22.01.2006 - 22:16 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Es hat mich viel Zeit gekostet, aber ich habe es wiedergefunden. Ein Zitat aus einem Buch ?-| Damit diese ewigen Methanoldiskussionen hoffentlich mal ein Ende haben werden.

Pieper/Bruchmann/Kolb: Technologie der Obstbrennerei, 2. Auflage von 1993, Seite 238 Abschnitt 5.6.7 erste Zeile rechts oben:

"Obstbrände enthalten immer mehr oder weniger große Methanolmengen (0,3-4% vol), da in den herkömmlichen Brennapparaturen eine hohe Anreicherung in bestimmten Destillatfraktionen praktisch nicht möglich ist und somit destillativ keine befriedigende Abscheidung gelingt. Im Verlauf des Brennens gelangt Methanol sowohl inden Vorlauf als auch in den Mittel- und Nachlauf. Damit gehört es zu den typischen Inhaltsstoffen von Obstmaischen und Obstbränden."
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Beitrag von derapulier »

Na also da gibst du dir ja selber die Antwort: über alle drei Fraktionen verteilt.... 8-)

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Beitrag von Birgit »

Werten wir das Ganze mal aus.

Ja, es gibt Methanol in allen drei Fraktionen.

Nein, eine effektive Abtrennung von Methanol ist nicht möglich, der Hauptanteil bleibt im Mittellauf.

Gute Nacht

Birgit
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

derapulier, wenn Du das letzte Wort brauchst sei es dir gegönnt ?-|
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Beitrag von felix »

Hallo,

ich hab zwar keine Erfahrung mit dem Schnapsbrennen, aber als Chemiestudent muss ich mich doch mal an dieser Diskussion beteiligen. In diesem Zusammenhang fiel schon der Begriff "azeotropes Gemisch". In der Tat hat man das gleiche Problem bei der Absolution von Ethanol im Labor. Man kommt auf 96%, dann hat man ein Azeotrop. Will man mehr, muss man mit Trockenmitteln (z.B. weißes Kupfersulfat oder gebrannter Kalk) nachhelfen.

Ähnlich dürfte das bei der Mischung Ethanol/Methanol/Wasser sein. Sicher kann man Methanol bis zu einem gewissen Punkt mit dem Vorlauf abtrennen. Aber ganz los wird man es nie. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo Methanol ein azeotropes Gemisch im Destillat bildet. Dann hat der Schnaps diese Konzentration und dabei bleibt es. In der Maische wird kein azeotropes Gemisch vorliegen, aber im Schnaps stellt es sich irgendwann ein. Da hilft dann auch kein mehrmaliges Brennen. Man könnte das Destillat verdünnen und nochmals destillieren - mit dem Erfolg, dass im Endeffekt wieder genau die gleiche Konzentration vorliegt. Ist die Maische sehr Methanolhaltig, könnte es sein, dass man einiges abtrennen kann, aber darüber kann man keine Aussage treffen, ohne die genauen Zahlen dieses Azeotrops zu kennen.

Man muss also mit einer gewissen Konzentration im Schnaps leben. Natürlich kann man den Gehalt höher als nötig bekommen, wenn man unvorsichtig vorgeht...

Gruß,
felix

O Alkohol, o Alkohol,
dass Du mein Feind bist, weiß ich wohl!
Doch in der Bibel steht geschrieben,
auch Deine Feinde sollst Du lieben.

(gelesen auf einem Schild in einem Weinberg zwischen Laudenbach und Heppenheim an der Hessischen Bergstraße - Autor mir unbekannt)


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