Kiwiwein...etwas anders!

Augustus
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Kiwiwein...etwas anders!

Beitrag von Augustus »

Da wir jetzt schon die ersten Frostnächte hatten, war heute Erntetag bei den Boskopäpfeln und den Kiwis.

Mhhhmmmm...Apfelkuchenzeit ;)

Für die Kiwis war es ein schlechtes Jahr, zwar einige Hundert, dafür aber sehr klein (etwa Zwetschgengroß).
War echt mühselig, etwa 10kg aus den Bäumen zu bekommen.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, Wein oder nicht Wein? Nach den Beiträgen hier im Forum und im Fruchtweinkeller ja eher eine bescheidene Weinfrucht, aber da sie nun einmal da sind und von der Größe her eher nicht für den "normalen" Verzehr geeignet, werde ich mich wohl doch an den Kiwi-Wein wagen (speziell, da mein "Plan B", der Birnenwein als Maischegärung, wohl noch problematischer sein könnte).

Ich hab jetzt mal etwas gegoogelt, zum einen was die Reifung der (im Moment noch steinharten) Früchte angeht, als auch dahingehend, ob man das Kiwiwein-Rezept nicht doch etwas in Richtung Aroma und grüner Farbe verbessern kann.

Grundlage dazu war die Erfahrung, dass die meisten Früchte mit Schale gemaischt werden, wegen des Aromas oder der Farbstoffe.
Und da war für mich erst einmal interessant, ob die Schale der Kiwis überhaupt genießbar ist. Und siehe da, es gibt gelegentliche Hinweise darauf, dass man die Kiwis sozusagen mit "Haut und Haaren" verzehren kann....also nix mit Nassrasur ;)
Ein großer Importeur (Dole') schreibt sogar auf seiner HP, dass man Kiwis analog zu Äpfeln oder Birnen problemlos im Ganzen essen könnte.

Also werde ich es an meinen Kiwis mal ausprobieren: Schnell-Reifen in der Plastik-Tüte mit einem oder zwei reifen Äpfeln, und dann nur an Bug und Heck vom Holz befreit und klein geschnitten mit Haut und Haaren in die Maische. Da darf dann das Antigel dran knabbern ;)

Die dunkelgrünen Schalen könnten durchaus Farbe und Geschmack beisteuern. Was den "Dreitagebart" angeht...schauen wir mal. Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, den Wein als Melomel mit Honig auszubauen, falls ich aufgrund zu hoher Säure mit Wasser verdünnen muss, könnte das aromatechnisch dem Weinling etwas auf die Beine helfen.

Ideen dazu?

Liebe Grüße

Roland

[Dieser Beitrag wurde am 16.10.2009 - 16:30 von Augustus aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ob du so viel Farbe gewinnst... Zumindest kann in der Schale Gerbstoff enthalten sein die dem Wein etwas mehr geschmackliche Tiefe verleiht. Gekaufte Früchte sind ja oft mir irgendwelchem Krams behandelt, da würde ich die Schale nicht unbedingt nehmen. Den Strunk würde ich auch entfernen.
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Beitrag von Mortifreak »

Ich stehe momentan vor dem gleichen Problem. Gestern habe ich bei strömendem Regen über 20 kg Kiwis geerntet, die aber alle relativ klein sind. Noch dazu hängen noch mindestens 10 kg auf den Sträuchern an schlecht zu erreichenden Stellen (die zu pflücken ich gestern keine Lust hatte :-x )
Ich würde mich also deinem Experiment der Maischegärung mit Schale anschließen. Meiner Erfahrung nach haben unsere eigenen Kiwis auch wesentlich mehr Geschmack als die gekauften. Nur schade, dass sie dieses Jahr nicht so lange reifen konnten.
Was mich aber noch interessiert - gibt es denn inzwischen mehr (positive sowie negative) Erfahrungen bezüglich Wein aus bzw. mit Kiwis? Mit welchen Früchten würde sich die Kiwi evtl. kombinieren lassen, ohne geschmacklich unterzugehen?


Edith hat gerade gelesen, dass im Kitzinger auch ein Rezept für Kiwiwein steht. Dort wird von den Früchten wegen des Preises abgeraten - wie geeignet die Kiwis sonst für die Weinbereitung sind, steht nicht drin. Aber scheinbar muss es möglich sein, einen einigermaßen schmackhaften Wein daraus herzustellen, wenn sie das Rezept trotzdem aufführen.
Jedenfalls wenden die Kitzinger keine Maischegärung sondern eine Saftgärung an. Die Früchte werden zunächst geschält, zerkleinert, dann einen halben Tag mit Antigel stehen gelassen und sofort abgepresst. Der Säuregehalt des so gewonnenen Kiwisaftes soll um 16 g/l liegen.
Ich werde trotzdem mal die Maische vergären. Alternativ überlege ich mir einen Maische/Saft-Vergleichsansatz :shock:
Kritik, Anregungen, Morddrohungen...?! ?-|

[Dieser Beitrag wurde am 17.10.2009 - 12:10 von Mortifreak aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich fand Kiwi-Erdbeere (siehe Rezepte auf HP) sehr interessant. Erdbeeren gibt es tiefgefroren ;)
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Beitrag von Mortifreak »

Erdbeeren habe ich sogar noch ein paar in der Gefriertruhe. Werde ich auf jeden Fall probieren :shock:
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Passt :D
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Augustus
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Beitrag von Augustus »

So, seit heute ist er in der Flasche.
Natürlich in der Gärflasche ;) .
Da die Früchte trotz ihrer winzigkeit doch überraschend gut schmecken, habe ich nicht alle für den Ansatz gebraucht und auf 10 Liter gerechnet.

Zutaten für 10 Liter:

5,5kg Kiwis
1,5kg Zucker
0,5kg Honig
5g Hefenährsalz
30ml Antigel
1g Portwein-Trockenhefe
Mit Wasser auf etwa 12,5 Liter aufgefüllt.

Auf Tannin hab ich erst einmal verzichtet, mal schauen, was die Schalen so an Gerbstoffen freisetzen.
Die Früchte sind wie angekündigt nicht geschält und nur relativ grob zerteilt (gezwöltelt) und von den Stielen und Blüten gesäubert in die Flasche gewandert.
Die erste Maischegärung hinter Glas für mich, sieht irgendwie sehr aufgeräumt aus im Ballon, das Wasser ist noch sehr klar, ich hoffe, das wird sich schnell ändern. ;)

Als Neuerung probiere ich erstmals eine Ballonheizung aus, ein 15-Watt Bodenheizkabel aus der Terraristikbedarf um den unteren Teil des Ballons gewickelt. Haben ja keine sommerlichen 30°C mehr. Mal sehen, wie sich die Temperaturen im Ballon entwickeln.

Und wieder stellt sich die Frage: Wann blubbst er das erste Mal durch Gärung?? :D :D :D

Liebe Grüße

Roland
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Augustus
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Beitrag von Augustus »

So, er gärt.

Irgendwie keine echte Überraschung mehr ;)

Aber trotzdem. Interessant zu beobachten, wie das Antigel langsam seine Arbeit macht und die Kiwistücke sich beginnen aufzulösen. Die Gasbläschen die sich bilden, zwischen den Fruchtstücken sammeln und dann irgendwann an die Oberläche streben.

Nicht wirklich poetisch, aber es ist ein meditativer Anblick.

Was meine Spannung aufrecht erhält, ist die Farbe der Flüssigkeit. Aus klarer Zucker-Honiglösung ist mittlerweile ein sanft grünes, ein wenig schleimig aussehendes Etwas geworden, ein wunderbares Vorbild für jeden, der sich einen blubbernden und zischenden Hexentrank vorstellt ;) Nur der wallende Nebel auf der Oberfläche fehlt noch ;)

Wohlgemerkt, noch ist er grün. Ob er sich so hält?

Die Heizung bringt übrigens einiges, bei den 21°C Raumtemperatur blubbst es alle paar Sekunen, wenn ich die Heizschlange einschalte, wird die Rate kontinuierlich schneller, bis zum Dauerblubsen mit mehr als einer Eruption im Röhrchen pro Sekunde.
Ständig eingeschaltet lasse ich die Schlange noch nicht, ich glaube, das wird etwas zu warm für die Hefe. Morgen kommt ein digitaler Temperaturregler an den Ballon, damit stelle ich die Temperatur dann auf konstante 29°C ein, was dann wohl optimal ist.

Weiteres folgt.

Liebe Grüße

Roland
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Beitrag von matzl0505 »

29°C ist definitiv zu hoch. 20°C ist für die Gärung ein gutes Mittelmaß zwischen Gärgeschwindigkeit und Aromastabilität. Auch 18°C würden noch gut reichen.

gruß
Marius

[Dieser Beitrag wurde am 26.10.2009 - 20:09 von matzl0505 aktualisiert]
Wie wird das chemische Element Brom gewonnen?

Man nimmt eine Handvoll Brombeeren, lässt diese zur Erde fallen. Die Beeren verbinden sich mit der Erde zu Erdbeeren und Brom wird frei."


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Augustus
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Beitrag von Augustus »

Du hast recht.
Aber ich bin noch in der Maischephase, und in diesen ersten zwei Wochen möchte ich möglichst viel Aktivität in den Ballon bringen, möglichst viel aus den Früchten lösen und die Hefe gerade nicht überhitzen.
Nach dem Abmaischen bleibt die Heizug natürlich aus, dann reicht Zimmertemperatur, und der Weinling kann sich so lange im Ballon entwickeln, wie er eben braucht. Die Geduld habe ich mittlerweile ;)
Und ich sehe an meinen drei anderen Ansätzen, die unter nicht mehr so sommerlichen Bedingungen jetzt langsam vor sich hin reifen, dass du selbstverständlich recht hast....der Nektarinenansatz und auch gerade der Earl-Grey entwickeln sich hervorragend, sie gären stabil und schmecken absolut vielversprechend. Auch der Apfelmet wird ein ordentlicher ;)

Nur die Maische lasse ich jetzt ordentlich gehen und denke, dass damit auch mehr Aroma in den Weinling kommt.

Liebe Grüße

Roland
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Schmidtek
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Beitrag von Schmidtek »

29°C finde ich schade ums Aroma und schade ums Geld...
...21°C ist doch ein super Wert, unsere Schlehe steht mit Portweinhefe bei 18-19° und verrichtet auch gut ihre Arbeit...
...und als Alternative würde ich mal über andere Hefen nachdenken, ist doch schade um die verballerte Heizenergie...

Gruß Schmidtek
Birgit
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Beitrag von Birgit »

Je kühler Du vergärst, desto besser das Aroma. Also 21°C ist gut.

Gruß Birgit
Aus dem Feuerquell des Weines, aus dem Zaubergrund des Bechers,
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Sorry, aber ich antworte nicht auf PMs, die inhaltlich ins Forum gehören!

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