Honig kochen.

Honigmaul
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Honig kochen.

Beitrag von Honigmaul »

Hallöle,

ich bin erst kürzlich auf dieses Forum und die zugehörigen Websites gestoßen. Hier scheint ja wirklich viel Fachwissen unterwegs zu sein, allerdings zweifele ich auch an einigen Grundlagen.

Nummer 1 und ehrlich gesagt wichtigste Differenz zu meinen Erfahrungen, ist das Abraten vom Abkochen des Honigs. Zudem (Nummer 2) halte ich Met für einen verhältnismäßig einfach zu machenden Wein, da ist Pflaume tückischer, Apfel kann zickig sein und Kirsche wird zur hohen Kunst im Vergleich zu Met.

Meine Erfahrungen besagen, daß man Honig gar nicht genug vorher abkochen kann. Hier mal mein Grundrezept:

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1. Schritt.

3 Teile Honig (ich benutze billigen) mit 3 Teilen Wasser zusammen auflösen und kochen. Der Vorgang dauert wenigstens 1,5 Stunden, nach 3 Stunden wird es sehr gut. Zwischendurch umrühren (Vorsicht: es schäumt auf dabei) und den Schaum abschöpfen - nicht nur, weil der aus irgendwelchen inhaltlichen Gründen weg muß, sondern weil der sich sonst auch ungünstig an der Topfwand absetzt.
Zwischendurch muß man immer mal heißes Wasser nachfüllen (aus dem Wasserkocher).
Zum Schluß löse ich noch einen Teil Zucker auf (ggf. etwas mehr Wasser dazu, je nach Beschaffenheit der Lösung).

2. Schritt

Gemisch aus 1. Abkühlen lassen (auf Zimmertemperatur).

3. Schritt

Gemisch 1:1 mit zimmerwarmen Wasser auffüllen (darf auch - ein wenig - mehr sein), Gärungsstarter (2 Tage Hefe mit Apfelsaft und Zucker gefüttert) zugeben, Hefenährsalz (nach Angabe auf Packung, was man so für XYZ-Liter braucht) und ca. 1-2g/l Milchsäure zugeben. Alles in das Gärgefäß geben und mit Gärverschluß versehen (Wasser oder auch 2%ige schwefelige Säure).

4. Schritt

Das Gemisch sollte ziemlich schnell mit Gären anfangen - etwa 1 Stunde später setzt die Gärung recht sicher ein. Die "stürmische" Gärung lang sollte man alles so lassen wie es ist. Nichts anfassen. Das kann einige Tage dauern - immer den Gärverschluß überprüfen und nachfüllen und z.B. Fruchtfliegen auf jeden Fall vom Inhalt fernhalten ;)

5. Schritt

Abziehen und wieder in Gärgefäß bringen und mit Gärverschluß versehen.

6. Schritt

Abwarten, bis es "fertig" ist. Nichts tun außer Gärverschluß überprüfen und ggf. mit Sperrflüssigkeit auffüllen. Ggf. weiter bei Schritt 5.

7. Schritt

Abfüllen bzw. dann Trinken. Das was man abzieht, sollte schon recht klar sein. 5-7 können eine Weile dauern.
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Die Rationale hinter dem Abkochen ist, daß Honig selbst ein anti-mikrobiell wirkendes Mittel ist. Durch das Erhitzen werden die für Hefen schädlichen Stoffe denaturiert. Dabei geht aber im Gegensatz zu z.B. beim Kirschsaft das Eigenaroma nicht merkenswert verloren. Sprich, es schmeckt nach Met und zwar sieht der auch noch gut aus. Denn: man löse mal den Honig 1:1 einfach in Wasser und schaue sich die trübe Brühe an. Dann koche man es die drei Stunden (niedrige Flamme) und schaue sich die Lösung dann an. Was den Verlust von Aroma durch das Kochen angeht, so muß der natürlich etwas stattfinden. Dafür gelingt der Ansatz und man braucht kein Voodoo, um den Wein klar zu bekommen. Wenn man natürlich unbedingt "Tanne" schmecken will, dann kocht man eben nicht so ausgiebig und betet, daß später alles klappt.

So, das waren mal meine Gedanken dazu. Das Rezept von mir ist mittlerweile gut erprobt und bringt ordentliche Resultate. Vergleichs-Ansätze sind gelinde gesagt mißlungen (insbesondere von Faß-Schüttlern, nicht-Nachsäurern und Später-Abkochern). Zitat von einem Kumpel dazu: "Oh! Den hast du gekauft!" - dazu hatte er eine Probe von seinem Met dabei, der 2 Wochen früher angesetzt war und der war fürchterlichst...

Grüße,
Euer Honigmaul
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hallo Honigmaul,

willkommen im Forum.

Um es vorsichtig auszudrücken: Ich kann deine Erfahrung bezüglich des Honigs nicht teilen und weise ausdrücklich auf die Homepage hin, wo wir eingiges zu diesem Thema geschrieben haben ?-|

www.honigweinkeller.de/Met/FAQ.html
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fibroin
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Honig kochen.

Beitrag von fibroin »

Hallo Honigmaul, willkommen im Forum

Wie auch immer du mit deinem Honig verfährst, wir sollten Honigweine gemeinsam verkosten. Gekochter Honig und nicht gekochter Honig. Jede Diskussion wäre hier Mumpitz.

Kriegen wir das auf die Reihe?
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Flo
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Honig kochen.

Beitrag von Flo »

Servus!

Meine primäre Sorge in Bezug aufs Kochen des Honigs wäre, dass der Met nachher wie gekaufter Met schmeckt. Und den könnte ich, wenn ich es denn wollen würde, auch billig und unkompliziert kaufen. Eben jene Erfahrung des "'Tanne'-Schmeckens" ist es, die hier den größten Teil der User (mich eingeschlossen) bewegt, Met zu erzeugen. Eben jenes Erlebnis, einen differentierten und vielschichtigen Honigwein zu konsumieren...

Deine anderen aus Erfahrung gewonnenen Vorteile erkenne ich so in der Form nicht an. Mein Met wird ebenso glasklar, gärt problemlos und anstelle von Voodoo vertraue ich auf Pappscheiben mit kleinen Poren. :D

Interessant wäre es zu wissen, wie und wann ihr den Vergleichsansatz gekocht habt, usw.. wie sie halt allgemein ausgesehen haben. Denn ich garantiere dir, dass ein gelungener Met nach dem Basisrezept dir noch weitaus mehr Freude machen wird. ;)
Honigmaul
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Honig kochen.

Beitrag von Honigmaul »

Hi fibroin,

klar bekommen wir das hin.
Ich wohne in Sachsen, was ja bekanntermaßen der Mittelpunkt der Welt ist :D

Mich interessiert das wirklich, weil die Met-Vergleichsansätze waren von Leuten, die vorher im Grunde nicht viel gebraut haben. Ich verbraue seit Jahren die Sachen aus dem Garten (Kirschen, Äpfel, Pflaumen... usw.) und hatte insofern auf jeden Fall einen Vorteil. Mein Met ist bisher zumindest immer gut angekommen und wie man hört auch gut nachbraubar.

Grüße,
Honigmaul
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Birgit
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Honig kochen.

Beitrag von Birgit »

Honigmaul hat geschrieben: Zitat von einem Kumpel dazu: "Oh! Den hast du gekauft!" - dazu hatte er eine Probe von seinem Met dabei, der 2 Wochen früher angesetzt war und der war fürchterlichst...
Ich wäre schockiert, wenn unser Met so diffamiert würde.

Gruß Birgit
Aus dem Feuerquell des Weines, aus dem Zaubergrund des Bechers,
sprudelt Gift und süße Labung, sprudelt Süßes und Gemeines;
nach dem eig'nen Wert des Zechers, nach des Trinkenden Begabung! (Friedrich von Bodenstedt)

Sorry, aber ich antworte nicht auf PMs, die inhaltlich ins Forum gehören!

Honigmaul
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Honig kochen.

Beitrag von Honigmaul »

Birgit hat geschrieben: Ich wäre schockiert, wenn unser Met so diffamiert würde.

Gruß Birgit
Das war keine Diffamierung. Er hatte noch nicht mal einen Schluck genommen, sondern sich einfach gewundert, warum das Schlückchen so klar ist ;)

Grüße,
Honigmaul
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Honigmaul
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Beitrag von Honigmaul »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: Hallo Honigmaul,

willkommen im Forum.

Um es vorsichtig auszudrücken: Ich kann deine Erfahrung bezüglich des Honigs nicht teilen und weise ausdrücklich auf die Homepage hin, wo wir eingiges zu diesem Thema geschrieben haben ?-|

www.honigweinkeller.de/Met/FAQ.html
Naja, das "vorsichtig" brauchst du nicht unbedingt. Ich würde gerne eine Meinung hören. Das FAQ habe ich gelesen und - wie gesagt - es entspricht einfach mal nicht meinen Erfahrungen. Zumindest, was die "einfache" Produktion von Met angeht. Allerding habe ich natürlich noch nicht besonders darauf wert gelegt, daß es nach "Tanne" schmeckt...

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sigi
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Honig kochen.

Beitrag von sigi »

Hausen im Wipfratal. Thüringen. Juni. Siehe Thread FWT 2008.

Beste Vergleichsmöglichkeiten für Met und Fruchtwein.

Stell Deinen Met unter den Scheffel... :shock:

Gruss... Sigi
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Mein Meinung hast du gehört bzw. sie steht dort geschrieben.

Ferner:
"Die Rationale hinter dem Abkochen ist, daß Honig selbst ein anti-mikrobiell wirkendes Mittel ist."

Diese Aussage ist so falsch. Honig ist vor allem antibakteriell, nicht antimikrobiell. Was man daran erkennt das Honig willig von selbst anfängt zu gären, solange der Wassergehalt nicht zu hoch ist.

[Dieser Beitrag wurde am 20.04.2008 - 23:24 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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Honig kochen.

Beitrag von aRestless »

Aus "Handy? So'n Schnickschnack brauch ich nicht"
wurde "Kein Handy? Wie soll ich denn dann erreichbar sein?"

Aus "Die paar Bildzeilen machen das Bild auch nicht besser"
wurde "Ich guck keine DVDs mehr auf einem nicht-HD-Fernseher."

Aus "Warum soll ich Sport treiben? Ich find mich in Ordnung so"
wurde "Seitdem ich Rad fahre fühl ich mich fit und hey - ich hab abgenommen!"

Aus "Abgepackten Tee find ich viel praktischer und auch preiswerter"
wurde "Du trinkst deinen Tee mit Unmengen an Zucker? Probier mal welchen aus dem Teeladen, der hat eigenes Aroma"


Und hier wurde "Wein selbermachen macht Spaß - und das was ich zusammengegoren bekomme schmeckt sogar"
zu "Wenn ich einen Met mache, dann schmeckt der weit besser als alles was man im Supermarkt kaufen kann"


Was möcht ich damit ausdrücken? Ganz einfach: Die oben genannten Beispiele mögen (teilweise) überzogen wirken, aber man erlebt oft, dass man erst merkt, was Qualität bedeutet, wenn man Qualität auch erlebt. Ich selbst maße mir (noch) nicht an, Experte oder besonders erfahren auf diesem Gebiet zu sein - aber ich weiß, dass ein Supermarktprodukt, das nach einem Weingesetz hergestellt werden muss, das von 1930 stammt und keine Unterscheidung zwischen verschiedenen Fruchtweinen, sondern nur "weinähnliche Getränke" kennt, auf keinen Fall das erreicht, was ein Hobbywinzer erreichen kann und was einige hier schon erreicht haben.

Und eben das ist es, was Birgit sagen wollte - wenn auch mit einer etwas spitzeren Zunge. Im Normalfall ist es beim "Selbermachen" eines Produktes, etwas ganz Außergewöhnliches, an das kaufbare Äquivalent heranzukommen (und wenn man das schafft freut es einen natürlich). Dass das, was man im Bereich Honig- und Fruchtweine kaufen kann, allerdings wässrige Pantsche ist (in Relation zu dem, was möglich ist), weiß man zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Um hier die argumentative Kurve zu kriegen: Ich glaube du unterschätzt die aromavernichtende Wirkung des Abkochens - schlichtweg dadurch, dass du noch keinen Met getrunken hast, der sein wirkliches Honigaroma entfaltet hat.


Ich jedenfalls freue mich bereits im Juni hoffentlich ein paar dieser Meisterwerke probieren zu können,

aRestless
Die Zeit ist eine gute Lehrmeisterin,
dumm nur, dass sie alle ihre Schüler umbringt.

Honigmaul
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Honig kochen.

Beitrag von Honigmaul »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: Mein Meinung hast du gehört bzw. sie steht dort geschrieben.

Ferner:
"Die Rationale hinter dem Abkochen ist, daß Honig selbst ein anti-mikrobiell wirkendes Mittel ist."

Diese Aussage ist so falsch. Honig ist vor allem antibakteriell, nicht antimikrobiell. Was man daran erkennt das Honig willig von selbst anfängt zu gären, solange der Wassergehalt nicht zu niedrig ist.
Das habe ich noch nicht probiert. Jedenfalls hemmt Honig ohne Wasser wohl so ziemlich alles. Honig ist ein sehr altes Heilmittel, das z.B. auch bei den alten Ägyptern wohl eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben muß (neben diversen anderen Dingen, wie Kupferverbindungen) und wurde in dem Zusammenhang wohl auch mal untersucht. Sicherlich fängt es an mit Gären, wenn man es verdünnt. Die Frage ist, ob es das abgekocht besser oder schlechter täte. Ich denke, ohne abzukochen ist es schlechter. Man müßte das mal mit ein paar Versuchsreihen nachprüfen.

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Honigmaul
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