Keltertrauben-Sorte(n) zum pflanzen gesucht

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Kirschwein
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Keltertrauben-Sorte(n) zum pflanzen gesucht

Beitrag von Kirschwein »

Hallo,

ich brauche mal etwas Beratung zu neu zu pflanzenden Rebstöcken, d.h. welche Sorten am besten sind.

Ich wollte bei uns hier an der Hauswand nach der im Frühjahr anstehenden Renovierung zwei neue Keltertrauben-Rebstöcke pflanzen. Diese sollen langsam aber sicher vom Erdgeschoss bis rauf auf den Dachbalkon im 1. Stock wachsen. Der Teil des Hauses ist in direkter Südlage, hat also (fast) den ganzen Tag direkte Sonne. Das Mauerwerk ist mit Kalksandstein verklinkert, also müssen die Reben kalkverträglich sein, denn durch Regenwasser wird natürlich immer ein bisschen von dem Kalk ins Erdreich eingebracht. Das Haus befindet sich im Raum Hannover, d.h. eine Region die nicht unbedingt so sonnenverwöhnt ist wie andere Ecken Deutschlands, obwohl sich das in den letzten Jahren, so wie vielerorts, etwas geändert hat. Die Winter sind nicht ganz so kalt, aber es können durchaus mal kurzfristig -10 bis -20 Grad sein.

Ich würde gern einen roten und einen weißen Stock Keltertrauben pflanzen. Ertragreiche Sorten wären super, damit ich möglichst bald auf Erntemengen komme die ausreichen für die Weinherstellung. ;)

Fallen euch Kelter-Rebsorten ein, die für die beschriebenen Bedingungen geeignet sind?


Viele Grüße,

Kirschwein
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Re: Keltertrauben-Sorte(n) zum pflanzen gesucht

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich würde eine der "modernen" Piwi-Züchtungen empfehlen, siehe auch

https://piwi-international.org/wp-conte ... orträt.pdf
https://piwi-international.org/wp-conte ... ichter.pdf

Wir haben uns für den Anbau im hohen Norden für Pinotin entschieden, auch weil der Pinotin von Tompson mir gut geschmeckt hat. Je nachdem, wie dein Boden beschaffen ist, spielt die richtige Unterlage freilich auch eine wichtige Rolle. Und da bin ich ganz und gar kein Fachmann. Da würde ich dringend empfehlen, dich von Profis beraten zu lassen. Wir waren bei folgender Rebschule, deren Beratung ich nur empfehlen kann: https://www.rebschule-freytag.de

Hänge deine Erwartung bezüglich Erntemenge nicht zu hoch. Wenn du auf Qualität reduzierst wird es pro Rebe höchstens für ein paar wenige Flaschen reichen. Bei unseren Pinotin gibt es noch lange nix zu ernten. Von einem Bekannten bekomme ich hin und wieder die Trauben, die mehr oder weniger wild und unbeachtet am Haus wachsen, das müssten zwei oder drei Reben sein. Manchmal lassen die Vögel nix übrig, in einem Jahr habe ich mal vier, fünf Kilo bekommen. Ohne Zukauf lohnt das kaum.
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wenzelspilz
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Re: Keltertrauben-Sorte(n) zum pflanzen gesucht

Beitrag von wenzelspilz »

Wenn du aus zwei Weinstöcken Wein machen willst, brauchst du ertragreiche Rebsorten. Diese können je nach Standort in H auf unterschiedlichen Unterlagen gepfropft sein, im Norden vonnöten mit Sand und Moorböden gerne wüchsige Unterlage wie 125 AA und 5BB, im Süden auf Lössböden tuts auch SO4.
Aus zwei Weinstöcken können sich je nach Sorte (und Traubenjahr) genug Trauben für einen Wein erzielen lassen, daher vielleicht besser für rot oder weiß entscheiden. Ich würde bei weißem Kalksandstein eher weiße Trauben nehmen, rote können auch fies färben.
Dabei sich bei der Erziehung unbedingt Zeit lassen und die Weinstöcke am Anfang nicht überlasten. Bei der Auswahl der Rebsorten unbedingt auf die Stärke der Piwi achten. Vermutlich kommt man zwar sowieso nicht ganz um das Spritzen zumindest eher harmlosen Mitteln wie Netzschwefel und Backpulver herum (echter Mehltau ist bei mir im kleinen Weinberg trotz Piwi immer mal wieder Thema), man kann es aber durch die Auswahl deutlich reduzieren.
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Re: Keltertrauben-Sorte(n) zum pflanzen gesucht

Beitrag von wenzelspilz »

Interessant, aber zunächst erschlagend, ist folgende Übersicht zu Piwi-Reben, Stärke, Reifezeit, etc.:
https://traubenshow.de/images/2023/Piwi ... 231224.pdf
Du brauchst in Hannover eher eine relative frühe Reifezeit, gerade, wenn du Wein machen willst.
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Fruchtweinkeller
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Re: Keltertrauben-Sorte(n) zum pflanzen gesucht

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Da klingt was bei mir. Nach Rücksprache meinen wir uns zu erinnern, dass wir die starkwüchsige 5BB als Unterlage für Sandboden bekommen haben. Wobei wohl nicht jede Unterlage mit jeder Rebe automatisch gleich gut harmoniert.
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Kirschwein
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Re: Keltertrauben-Sorte(n) zum pflanzen gesucht

Beitrag von Kirschwein »

Danke schon mal für die Tipps.

Ich habe bereits weiße und rote Trauben am Giebel an der Ostseite des Hauses, und aus den roten Trauben mache ich ab und zu wenn sie genug tragen tatsächlich so um die 10 Liter Wein. Davon habe ich auch schon oft Bilder hier gepostet. Der rote Rebstock wächst insgesamt in etwa auf einer Wandfläche von 20 qm. Ich würde den Rebstock als mittel ertragsstark bezeichnen. Er ist schon über 40 Jahre alt, also wird er in früheren Zeiten wohl noch mehr getragen haben. Sorte ist unbekannt aber wahrscheinlich Muskattrollinger. Jedenfalls, wenn man danach geht, dann braucht man für einen Liter Wein in etwa zwei qm Fläche an der Hauswand. Wenn die neuen Weinstöcke ganz bis nach oben auf den Dachbalkon wachsen, dann sollten für beide Stöcke zusammen auch in etwa 20 qm dabei herauskommen.

Der Muskattrollinger hat ja ne recht späte Reifezeit an sich, und das ist hier in manchen Jahren schon etwas hinderlich gewesen, da die Trauben bis nach dem ersten oder zweiten Nachtfrost dran bleiben mussten um passable Mostgewichte zu erzielen (die dann aber bei sorgfältiger Auswahl der Beeren auch schon mal über 80 °Oe liegen können). Eine frühe Reifezeit, plus direkte Südlage, könnten vielleicht bei neu zu pflanzenden Rebstöcken tatsächlich dazu beitragen, qualitativ noch bessere Trauben zu bekommen.

Hier direkt am Standort haben wir recht schweren Lehmboden. Die beiden bereits existierenden Weinstöcke scheinen damit aber klarzukommen, denn immerhin gedeihen sie seit 40 Jahren. Ich könnte aber trotzdem den Boden ein wenig verbessern an den Stellen wo die neuen Weinstöcke ins Erdreich gesetzt werden sollen.

Meine bisherigen beiden Weinstöcke muss ich wegen der oft feuchten Witterung regelmäßig gegen Mehltau und Sauerwurm spritzen. Letzteres hat sich in den letzten beiden recht feuchten Sommern als essentiell herausgestellt, denn ohne mehrfaches Spritzen von Bacillus Thuringiensis fallen sie dann im weiteren Saisonverlauf in großen Mengen der Sauerfäule zum Opfer.
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Re: Keltertrauben-Sorte(n) zum pflanzen gesucht

Beitrag von Kirschwein »

Was haltet ihr denn von dieser Rebsorte hier, für die beschriebenen Bedingungen:

https://reben24.de/eshop/ertragsreben-b ... rondo.html


Einer der beiden anderen Rebstöcke hier an der Hauswand ist auch rot, aber da hatte ich noch nie das Problem dass die Beeren auf den Kalksandstein abgefärbt haben.

Prinzipiell hat man ja mit roten Trauben, soweit es keine Färbertrauben sind, die Möglichkeit sowohl einen Rotwein als auch einen blanc de noirs herzustellen. Oder sogar einen Rosé. Vielleicht ist es dann wirklich am vielseitigsten, zweimal ne schöne rote Rebe zu pflanzen.
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Re: Keltertrauben-Sorte(n) zum pflanzen gesucht

Beitrag von wenzelspilz »

Neben Rondo könntest du dir noch Cabaret Noir, Cabernet Cortis, Pinotin und Leon Millot ansehen (z.B. bei Rebschule Freytag „Neue Reben“). Bis auf C. Cortis und Pinotin sind diese roten Reben alle frühreifend (d.h In Nichtweinbaugebieten gegen Ende September) Cab. Cortis wird als „Mittel“ angegeben, also Mitte Oktober.
Leon Millot und Cabaret Noir habe ich selber in einem kleinen Weinberg und komme mit beiden gut zurecht. Vor allem in feuchten Jahren kommt bei mir Netzschwefel und Backpulver gegen Oidium zum Einsatz .
Falls du doch Weiße Trauben in Erwägung ziehst, kommst du um Solaris nicht herum. Phoenix ist ertragreicher und macht auch einen leckeren Wein, ist aber deutlich anfälliger. Muscaris ist geschmacklich mein Favorit, für meine Verhältnisse jedoch zu spät.
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