Kauf-Met vs. selbstgemachtem Met

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Fruchtweinkeller
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Kauf-Met vs. selbstgemachtem Met

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich hatte darüber berichtet, zwei Kauf-Honigweine "vermessen" zu haben, siehe viewtopic.php?t=15233.

Wir haben die Flaschen gestern in kleiner Runde oral entsorgt. Ich habe mich wirklich bemüht, diese Honigweine unvoreingenommen zu bewerten, aber man kann das nicht schönreden.

Wir starteten vor dem Essen mit dem hellen Honigwein. In der Nase schwach, beim Trinken eine Zuckerexplosion im Mund. Da ist vielleicht irgendwo ein Hauch von Honigaroma, aber der Geschmack ist im Mund nicht nachhaltig und ruck-zuck weg. Irgendwelche nachhaltigen, komplexen Aromen? Finde ich nicht. Das Zeug macht keinen Spaß. Der größte Fehler war, vor dem Essen zu starten, denn wegen der Restsüße bekomme ich erstmal Sodbrennen. Herzlichen Dank.

Dann der rote Honigwein. Von dem hatte ich mir mehr versprochen, immerhin ist der Säuregehalt wegen des Fruchtanteils höher. Tja, falsch gedacht: Der erscheint im Mund fast noch süßer (kein Wunder, siehe Dichtemessung) und ist geschmacklich einem leicht aromatisierten Wasser nicht unähnlich. Von Honigaroma kann man hier kaum sprechen, und auch das Fruchtaroma ist dünn, dünn, dünn. Wäre die Brühe nicht rot und stünde auf dem Etikett nicht etwas von Kirsche, ich hätte das im Zuckerhorror wohl nicht erkannt. Ich vermute mal: Da wurde einfach der helle Honigwein mit einem totgekochten Kirschsaft gemischt. Insgesamt ist das auch kein Vergnügen, aber ich kann ja nix wegschütten.

Was mich außerdem ärgert: Das Blabla auf dem Etikett ist weit blumiger als alle Weinaromen, und impliziert dreist, die Brühe würde nach irgendwelchen traditionellen Rezepten hergestellt. Nein, das ist eine 0815-gesezteskonforme Brühe. Ich habe ja Verständnis dafür, dass die Kollegen sich an die Leitsätze halten müssen wenn sie den Krams verkaufen, aber das ist für mich schon hart an der Grenze der Verbrauchertäuschung. Und innerhalb der Beschränkungen, die die Hersteller nun mal haben dank des Gesetzgebers haben, habe ich schon weit besseren Kaufmet gehabt.

Was ich deswegen nur schwer nachvollziehen kann: Das Zeug hat im Netz hervorragende Bewertungen; das war ein Grund, warum ich den testen wollte. Erst wenn ich ganz, ganz tief in die wenigen kritischen Bewertungen eintauche finde ich Einzelmeinungen, denen ich zustimmen kann. Wer kauft so etwas und findet das gut? Was ist die Zielgruppe, ist das die Alkopop-Generation? Liegt das an mir? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Weintrinker so etwas anfasst und es gut findet. Ich fürchte, dieses Honigwein-Geschmacksprinzip erhält sich selbst: Wer nichts selbst machen will, der kauft was und glaubt, das müsste so schmecken. Und wer dann Honigwein irgendwann selbst macht, der glaubt, dieser müsste ebenso wie schmecken wie der Kaufmet.

So, genug Frust abgelassen, andere Meinungen und eine angeregte Diskussion sind willkommen.
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jasminbluete
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Re: Kauf-Met vs. selbstgemachtem Met

Beitrag von jasminbluete »

Amüsanter Abendlesestoff, wenn es nicht ein so heikles Thema wäre ;)

Könnte mir vorstellen, dass manche Mettrinker Honig als Geschmack gar nicht so gut kennen und schon gar nicht, wie er vergoren schmecken könnte.
Wenn der Gedanke da wäre, ein Honigwein schmeckt zuckersüß mit einem Hauch von Honig, weil durch Wasser verdünnt...das würde doch einiges erklären...
Ich hab auch schon von Leuten in meinem Dunstkreis gehört, die solch ein Gebräu aber auch im direkten Vergleich zu einem in Anlehnung an das hp-Rezept hergestellten Honigwein bevorzugen. (Grundsätzlich konsumieren die glaube ich nicht nur Müll.) Unwissenheit schützt vor Strafe nicht...:D Für mich schräg, aber Geschmäcker...gehen z.T. echt weit auseinander.
Roland R
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Re: Kauf-Met vs. selbstgemachtem Met

Beitrag von Roland R »

Meine Meinung zu Kaufmet ist, das guter Kaufmet kaum bis fast gar nicht zu bekommen ist. Ich habe früher viele verschiedene Kaufmet probiert und bin daher (etwas frustriert) dazu übergegangen mir meinen eigenen Met herzustellen ( zum Glück stolperte ich über die Homepage). Guten Met habe ich bisher von Hobby bzw. Nebenerwerbssiedern erhalten, aber am besten schmeckt mir immer noch mein eigener Met laut der Homepage :D
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Chesten
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Re: Kauf-Met vs. selbstgemachtem Met

Beitrag von Chesten »

Ja ich erinnere mich immer wieder an einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in Dortmund mit meiner Mutter. Da war ich gerade in den Anfängen meines Hobby und Mutter so du machst doch jetzt auch Met wie schmeckt der eigentlich sowas habe ich noch nie getrunken! Mein erster Met-Ansatz war noch nicht fertig. Also schnell zum Imkerstand gegangen da gabst auch gleich Proben. Sie ganz verrückt : ich probiere mal den Hanfmet! Das sie den Schluck den Verkäufer nicht ins Gesicht gespuckt hat war sein Glück! Ich probierte einen Oragenblütenmet, den ich auch selbst in der Mache hatte. Ja man erkannte die Zitrusnote aber der Rest einfach nur ekelhaft. Meine Mutter war für ihr Leben geprägt und wollte meinen Met auch nach meiner Beteuerung das der deutlich besser schmeckt als der auf dem Weihnachtsmarkt aber nie probieren. Nach 5 Jahren gab sie mir die Flasche meines eigenes Mets mit zur FWT. Ok... ein Jahr weniger Lagerung wäre wohl besser gewesen ABER! Ein ganz feiner Stoff und seit dem lasse ich meinen selbst gemachten Met jetzt immer mindestens ein Jahr liegen. Met nur noch aus eigener Herstellung ich trinke die Kaufplörre nicht mal geschenkt !
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
KuhleWampe
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Re: Kauf-Met vs. selbstgemachtem Met

Beitrag von KuhleWampe »

So erging es mir letztes Jahr auch auf dem Weihnachtsmarkt. 😂 den Fehler werde ich auch nicht mehr machen. Ich weiß nicht was der Typ zusammen gepanscht hat aber es war schrecklich. Hat geschmeckt wie den billigsten Schnaps mit ein wenig Honig gemischt und dann auch noch warm gemacht. 😣
Fredi2806
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Re: Kauf-Met vs. selbstgemachtem Met

Beitrag von Fredi2806 »

Durch meine Partnerin habe ich die ersten Honigweine probiert und bin nur mäßig begeistert, ich möchte das Zeug so mit ihr nicht genießen. Ich konnte mir nicht vorstellen, das alle die Honigwein mögen so eine süsse Plörre trinken möchten. Deshalb versuche ich einen herzustellen der weniger Zucker enthält (unvergorenen Zucker meine ich natürlich) und mir allein aus diesem Grund schon besser schmecken wird. Wenn ich hier jetzt lese, das man da noch mehr Geschmack heraus holen kann, macht mich das neugierig. Ich hoffe, dass ich da wirklich etwas besseres heraus bekomme. Bis dahin muss ich euch wohl noch das eine oder andere mal mit dummen Fragen nerven.
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