Rotweintagebuch 1. Versuch

Rikkert
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Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von Rikkert »

Hallo zusammen,

ich bin in die vorteilhafte Lager geraten, Weintrauben geschenkt zu bekommen. Die Schwiegereltern sind im Urlaub und haben mir freie Hand gelassen, kommendes Wochenende will ich pflücken.

Ich erwarte ca. 20 kg Trauben der Sorte "Rot" zu ernten und wollte diese mehr oder weniger frei nach dem fwk rezept ansetzen.
Die Aktion kommt ein wenig überraschend, eigentlich wollte ich mit einem Brombeerwein anfangen, um mich mit den Gerätschaften vertraut zu machen. Aber fehlende Gefrierkapazitäten und der Unwille, diese Menge an Früchten den Piepmätzen und Wespen zu überlassen sorgen dafür, dass ich mich nun doch an einem Rotwein ausprobieren muss/kann.

Über folgende Utensilien inkl. Zubehör verfüge ich:

- ph-Messgerät
- Gärbehälter
- Portwein-Trockenhefe
- Nährsalz
- Schwefel
- Antigel

Einen Gärstarter setzte ich heute Abend an, Samstag werden die Trauben geerntet und direkt verarbeitet. Da ich nicht so der Fan von trockenen Rotweinen bin, will ich ihn schwerer ausbauen.

Ich führe bei diesem Ansatz das erste Mal eine Säurebestimmung durch. Möglichkeiten zum Bestimmen des Zuckergehaltes habe ich leider keine (ist ja für Fruchtwein normalerweise auch nicht nötig), ebenso wenig hab ich im Moment kohlensauren Kalk parat

Kein guter Start, ich bin aber zuversichtlich, dass ich trotzdem zurecht komme und werde hier bei Interesse berichten.

Grüße
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Re: Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Richtig, den Zuckergehalt beim Gärstart musst du nicht unbedingt kennen, und im Hobbybereich darfst du auch die Zuckertüte schwingen. Viel Erfolg!
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Rikkert
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Re: Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von Rikkert »

Update 1, 11.09.2022:

mit der Masse hab ich mich leicht verschätzt, ziemlich genau 30 Kilo sind es nach dem Entfernen der Stiele geworden. Aber wer beschwert sich schon über zu viel Wein?
In diesem aber Fall mäßig problematisch, da das Volumen nicht mehr in das vorgesehene Behältnis passte. Aufteilen wollte ich es auch nicht. Da aber die Anforderung an das Behältnis für eine zu vergärende Masse "nur" der Luftabschluss ist, ist Kreativität bei der Lösungsgestaltung nicht nur möglich, sondern in meinem Fall auch nötig. Also den ganzen Matsch in eine Waschwanne gekippt, mit einer Folie bedeckt und mit Klebeband verschlossen. Ein zuvor erdachtes künstliches Loch in der Folie, in das ein Gärspund sollte wird aufgrund qualitativer Mängel bei der Ausführung der "versiegelung" als überflüssig erachtet (it's not a bug, it's a feature ;) ).
Der Gärstarter hat zuletzt wunderbar geblubbert, ich bin gespannt, was sich bis nächste Woche tut. Ganz so lange muss ich ja nicht warten, die Lorke will ja täglich umgerührt werden.

So hatte ich mir meinen ersten Wein ja nicht vorgestellt...

Herausforderungen für nächstes Wochenende:
- erste Säuremessung
- nicht weinen, wenn es nicht klappt.

Grüße
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Re: Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von Fiœlhaddr »

Cool 8-)

*Mc Gyver - Style* :clap:

Kannst Du davon nicht ein Bild machen?
(Und ich dachte schon, meine Flaschengärtechnik wäre ein Grenzgang - Aber das ist hart! )

Berichte bitte unbedingt weiter. 👍

Grüßle
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jasminbluete
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Re: Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von jasminbluete »

Weißte ja, was an Weihnachtswünschen auf die Liste kann...
Also am Anfang habe ich auch Folie und ein festes Gummi über dem Rumtopf für die Maischegärung verwendet...allerdings eine ziemliche Sauerei, wenn man mal geschwenkt hat und beim Ausgasen dann die Tröpfchen am Gummi vorbei explodieren. Vielleicht legst du zum Vermeiden einer Putzaktion schon mal Handtücher drum herum ;-)
Ich frage mich nur noch, ob deine Waschwanne lebensmittelecht und da unbedenklich ist? Schätze mal dran gerochen hattest du?
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Re: Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hihi, spontane Volumenvergrößerung ist sicher den meisten hier schon passiert :mrgreen: Ich unterstütze den Antrag, ein Bild davon einzustellen :engel:
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Re: Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von Rikkert »

Schön, wenn man sowas am Nachmittag liest und erst spät abends zuhause ist. Schrödingers Sauerei quasi. Solange ich nicht geguckt habe, muss ich auch nicht putzen. Gut, spätestens wenn es anfängt zu stinken, weiß man bescheid. Löst auch das Problem mit der Katze :pfeif:

Aber aufatmen, nichts ist übergelaufen, es blubbert vor sich hin, beim rühren schäumt es ein wenig und riecht sehr angenehm nach Hefe. Die Folie ist leicht beschlagen, nicht durch innendruck nach außen gewölbt, hängt aber auch nicht durch. Zumindest soweit ich das beurteilen kann. Also staut sich wenigstens ein bisschen Gas darunter.

Lebensmittelecht ist die Wanne wohl nicht, leider leider. Ab Sonntag (da sind die 7 Tage Maischegärung um) darf der Ansatz dann auch nach dem Abpressen in einen Glasballon umziehen. Ich hoffe, dass der Zeitraum kurz genug ist. Danke für die Tipps!

https://abload.de/image.php?img=img_202 ... gnisi.jpg

https://abload.de/image.php?img=img_202 ... gbfkg.jpg

Hier sind noch zwei Bilder aus dem Keller, das Klebeband vom ersten verschließen hab ich durch Wäscheklammern ersetzt, da komme ich doch schneller dran, wenn ich nun vorsichtshalber morgens und abends reingucke. Bitte nicht steinigen :oops: eigentlich wollte ich es doch besser machen durch die viele Lektüre hier und auf der HP.
Der nächste Ansatz wird ordnungsgemäß im Glasballon angesetzt, versprochen!

Der lose Rest, der da an Folie danebenhängt ist übrigens wirklich nur der Rest. Ich hab schon darauf geachtet, dass die Folie wenigstens halbwegs an der Oberkante der Wanne Plan anliegt.

Grüße
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Re: Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Du hast ein Problem, du hast dir was einfallen lassen: Ist doch gut 👍
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Re: Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von Rikkert »

Update 2, 18./19.09.2022:

Am 18. Haben wir aus 30 Kg Maische ziemlich genau 23 Liter Flüssigkeit abgepresst. Für Gartentrauben bin ich mit der Ausbeute sehr zufrieden, an die 80% von der HP kommen sie zwar nicht dran, aber dort ist ja auch von Keltertrauben die Rede.

Die Messungen musste ich aus zeitlichen Gründen auf heute verschieben.

Den Ph Messstift hab ich mit der beiliegenden Lösung nach Anweisung kalibriert.
Als nächstes habe ich die fwk hausmacher Blaulauge angesetzt, mit 5,3g NaOH auf 1L Wasser.

10 ml Wein mit 10 ml Wasser verdünnt und auf der Feinwaage solange unter rühren Lauge zugegeben, bis der Stift ungefähr bei 7 stand. Ergebnis: 8,7g, sowohl auf der Waage, als auch auf der Skala meiner Pipette.

Die Alkoholschätzung mit dem Vinometer ergab ~8%, geschmacklich war er schon recht trocken->200g Zucker zugegeben, um die Gärung ordentlich am Laufen zu halten. Der Maischeansatz hatte in der letzten Woche und beim abpressen genug Luft, damit soll jetzt erstmal Schluss sein.

Noch habe ich im Bezug auf das Säuremanagement nichts weiter unternommen, hierzu noch einige Annahmen, die, wenn sie korrekt sind, einfach ignoriert werden dürfen:

- die Lauge neutralisiert nur Säure, ergo müsste die Menge an zugegebener Lauge auch bei der Verdünnung 1:1 dem Säuregehalt entsprechen. 8,7g Lauge entsprechen also 8,7g/L Säure im Wein.

-Säure ausfällen scheidet für mich leider aus, dafür fehlt mich schlicht und einfach Erfahrung und Material. Nächstes Jahr vielleicht. Da ich eh mit Zucker nachhelfe (n muss), wird es sowieso kein "richtiger" Rotwein, eher ein Traubenfruchtwein - > Säurereduktion durch Verdünnung.
8,7g/L*23L ergibt 200g Gesamtsäure, Ziel: 7g/L

200g/(7g/L) = 28,6 L

->Ich muss 5,5 Liter Wasser zugeben

ich hab direkt 1kg NaOH bestellt und bezweifele, dass der Zipbeutel sonderlich gut gegen Feuchtigkeit schützt. Wie gut hält sich das Zeug? Blaulauge läuft ja irgendwann ab, habe ich schon gelesen. Sind die Bestandteile haltbarer? Wenn das Zeug Wasser zieht, verändern sich ja auch die Gewichtsverhältnisse beim zusammenmischen. Also eher nicht, denke ich mal. Kennt jemand ein gutes Haushaltsbehältnis, in dem man das wenigstens gut lagern kann?

Zwischenfazit:
Die Trauben hätten doch noch eine Weile hängen bleiben können. Viel Säure, wenig Zucker.

Der Ansatz scheint meine Bastelei bis jetzt gut weggesteckt zu haben.

Säuremessung ist doch kein Hexenwerk. Wie genau speziell meine Messung letztendlich ist sei dahingestellt, aber wenigstens deckt sie sich mit meinem Empfinden bei der Geschmacksprobe.

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Re: Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Kurz Quergelesen: Klingt für mich alles gut und richtig! Und ja, eine Säuremessung mit pH-Meter ist kein Hexenwerk, ist vorteilhaft bei stark gefärbten Proben, und ich finde die Durchführung weit angenehmer als beim Acidometer.

Bei einem Säuregehalt von 8,7 würde ich wohl kein Wasser zugeben. Einerseits ist das an der Säureobergrenze, aber beim Trauben kannst du auf Weinsteinausfall hoffen, andererseits ist Traubensaft von "Haustrauben" unbekannter Sorte geschmacklich oft dünn, sodass man sich den nicht noch weiter verdünnen möchte. Aber das ist letztlich deine Entscheidung.

Und ja, Natriumhydroxid ist ausgesprochen hygroskopisch, die Plätzchen neigen dann zum "verbacken". Irgendwann muss man das Zeug bergmännisch abbauen, und wegen des aufgenommenen Wassers wird die Einwaage auch nicht genauer. Ich habe mir dafür ein paar Chemikaliendosen abgezwackt die sonst im Müll gelandet wären, und habe die Deckel noch mit Parafilm umwickelt. Für andere Zwecke habe ich mir ein Vakuumiergerät zugelegt, damit kann man sicher auch Dosen prima vakuumieren und einschweißen.
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Re: Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von Rikkert »

Vielen Dank, Andreas, für dein Feedback. Keine 15 nach Veröffentlichung schon ein Kommentar dazu, das nenn' ich mal Service! 😁 Das mit dem Vakuumierer ist ein guter Tipp, das werd ich so machen.

Update 3: 24.09.2022

Gärung ist nur noch mäßig zu sehen, Restzucker ist zwar noch minimal vorhanden, aber Vinometer schätzt 9%, ich war so frei und hab nochmal 200g Zucker nachgegeben.

Verdünnen werde ich nicht. Da hab ich schon die HP rauf und runter gelesen aber die Besonderheiten beim Traubenwein sind mir anscheinend doch entgangen, Stichwort Weinsteinausfall 😇

Ab jetzt übernimmt die Hefe die Arbeit. Nochmal danke, liebes Forum :)

Nachtrag zum letzten Update: Die Wanne hat sich erfreulicherweise doch als Lebensmittelecht herausgestellt. Da schmeckt der Wein doch gleich noch ein bisschen besser nachher.

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Re: Rotweintagebuch 1. Versuch

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Viel Erfolg und halte uns auf dem Laufenden :)
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