Worum geht es? Ich will (wieder einmal) Hefen gegeneinander testen: Wie gärfreudig sind sie unter erschwerten Bedingungen, und schmecken die damit angesetzten Weine hinterher tatsächlich anders? Und wenn ja: Welcher Wein wird mir wohl am besten schmecken?
Hier sind die Player:

Im Hintergrund ein Eimer mit 8 kg Honig vom Imker, davor die fünf Kandidaten. Dies sind:
Lalvin EC1118:
Bei den letzten Gärungen hatte ich diese Hefe fast immer eingesetzt, schlicht weil ich eine offene Packung davon hatte. Diese Hefe scheint mir ein robustes Arbeitstier zu sein, die sehr gutmütig alles vergärt was ihr vorgesetzt wird. Lediglich beim Aroniawein hat sie etwas geschwächelt, was aber vermutlich an der Frucht liegt. Sie hat hat eine hohe Alkoholtoleranz und eine starke Glycerinbildung.
VitiFerm Bio Sauvage
Das ist laut Hersteller eine "wilde Trockenreinzuchthefe" (Anmerkung: Ich halte das für einen definitionsgemäßen Blödsinn) und liefert "das Aromaspektrum einer „sauberen“ Spontangärung, gepaart mit einer hohen Alkoholtoleranz". Na, das wollen wir doch mal sehen...
Erbslöh Oenoferm wild & pure
Hierbei handelt es sich um ein Gemisch aus Torulaspora delbrückii und einer gärstarken Sacharomyces Hefe. So soll einerseits eine besonders starke Bildung von Aromen (Monoterpene und Fruchtester) erreicht werden und gleichzeitig eine hohe Gäraktivität bis in den hohen Alkoholbereich hinein. Das finde ich spannend, eigentlich war diese Hefe für mich der Hauptgrund, das Experiment überhaupt zu machen. Ich freue mich schon auf das Ergebnis.
Uvaferm BDX YSEO
Diese Hefe ist eigentlich für die farbschonende Herstellung von Rotweinen gedacht. Vielleicht macht sie auch einen guten Met, wir werden das sehen.
Omega Yeast Hornindal Kveik Blend
Mal etwas ganz anderes: Hier teste ich das erste Mal eine Bierhefe für die Metherstellung, genauer gesagt eine hippe norwegische Farmhouse-Hefe. Beim Bier soll sie für ein besonders fruchtiges Aroma sorgen (Ananas, Mango und Mandarine) und soll im Vergleich zu anderen Kveiks weniger Fusel liefern und eine hohe Alkoholtoleranz haben. Auch das finde ich spannend, weshalb ich die Kveik-Hefe spontan dazu genommen habe.
Noch eine Anmerkung zur wild & pure von Erbslöh: Das Hefegranulat ist nicht einheitlich gefärbt, im Gegensatz zu den anderen Trockenhefen. Hier sieht man das ganz schön, links die Sauvage, rechts die wild & pure:

Wenn ich das Produkt herstellen müsste würde ich beide Hefen getrennt kultivieren und verarbeiten und anschließend die Granulate vermischen. Vielleicht macht Erbslöh das ja genau so.
Zu der Kveik-Hefe will ich auch noch ein paar Worte sagen, schließlich ist es die einzige Flüssighefe in der Reihe. Mit Flüssighefen haben wir Hobbywinzer ja eher gemischte Erfahrungen gemacht, und selbst die hochgelobten Flüssighefen von WYeast haben mich nicht restlos überzeugt. Als ich die Tüte aufschnitt wusste ich nicht was auf mich zukommt und war skeptisch, aber meine Bedenken haben sich sehr schnell zerstreut: In der Tüte ist nicht eine dünne Brühe mit ein paar vorbeigeschossenen Hefezellen wie bei den Weinhefen, in der Tüte ist eine richtig schön dicke Hefebrühe, die auch noch gut riecht. Ich habe mal etwas davon in ein Probenröhrchen gefüllt, wo sich die stark flokkulenten Hefen schnell abgesetzt haben:

Da freut sich der Mikrobiologe in mir

In jeden Ansatz kamen (Zugabe der Hefe erfolgte immer zuletzt nach gründlichem mischen):
1 kg cremiger Blütenhonig
1 l Apfelsaft klar
2 Äpfel (ohne Kerngehäuse, mit Apfelschneider in Scheiben geschnitten)
10 ml Antigel
10 ml Milchsäure
1/2 Multivitamintablette
2 g Hefenährsalz
0,5 g Tannin (Tannoblanc)
ad auf 4 Liter
Die genaue Säureeinstellung werde ich irgendwann machen wenn die Äpfel sich aufgelöst haben, heute hatte ich darauf einfach keine Lust mehr.
Hier eine Impression vom Ansetzen...

Ich habe extra einen Eimer Honig verwendet damit die Honigqualität in allen Ansätzen 100%ig gleich ist. Das Herauskratzen und Abwiegen ist freilich kein Spaß. Zum gründlichen auflösen des Honigs kam wieder mein Überkopfrührer "Little Joe" zum Einsatz. Den benutze ich auch gerne zum Auflösen des Zuckers vor der Filtration, aber diese Aktion hat mich mal wieder daran erinnert dass der kleine eigentlich zu klein ist für diese Aufgaben. Da muss ich vielleicht mal aufrüsten...
Hier nun das Gruppenbild der fünf Ansätze. Nun warte ich auf Lebenszeichen in den Gärröhrchen

