Arauner - Kitzinger Reinzuchtverzweiflung

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Husky110
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Arauner - Kitzinger Reinzuchtverzweiflung

Beitrag von Husky110 »

(Achtung - dies ist ein reiner "Ich muss mich mal in einem Klientel auskotzen in dem die Personen verstehen wovon ich spreche, denn ich bin der einzige in meinem Umfeld der Wein selber macht."-Thread. Wem das nicht so sehr zusagt, dem empfehle ich den Post hier zu schließen und die kommende Folge der Tagesschau für die tägliche Dosis Depression zu konsumieren.)

Was gibt es schöneres für den Hobbywinzer, -panscher oder gern auch Magier als den Tag der Abfüllung. Die Komposition der Komponenten, die liebevolle Pflege des Ansatzes, die Geduld während der Selbstklärung und die Hoffnung auf den Moment in dem der eigene Wein die Zunge umspielt und die Kehle herunter rinnt. All das kommt an diesem Tag zusammen. Und so ist das auch gut und fein...

Außer man hat sich sein Abfüllequipment komplett bei Arauner geordert. Denn dann wird's düster... Sehr düster...

Aber der Reihe nach. Wir schreiben den 23. des Monates Juli Anno 2021. Ich beschließe meine Selbstständigkeit im Rahmen des allseits beliebten "ABM" (Arbeiten bis Mittag) oder "Freitags ab eins, macht jeder seins" zur Mittagsstunde für den Tag zu beenden und mich den 3 Ansätzen zu widmen die noch im Keller stehen und nun nach 4 Wochen Selbstklärung in die Flaschen sollen. Vorher muss ich aber noch bei nem Kumpel vorbei einen Kasten mit leeren Flaschen holen. Gesagt, getan - am Ende ist es 15:00 als ich einen Kasten mit leeren Bierflaschen bereits 1km geschleppt habe und 5x aus dem vierten Stock in den Keller und wieder zurück musste um alles zusammen zu haben. Die Ansätze waren "El Tropical" (eine Mischung tropischer Fruchtsäfte gepaart mit 60g gefriergetrockneter Ananas, die sich dann auf 600g vollgesaugt hatte), "Die Granate" (Granatapfelsaft mit etwas Pfefferminztee und 2 Stangen Zimt in der Selbstklärung) und "Die Zimtbiene" (eigentlich mein erster Met-Ansatz. Dem hab ich aber in der Selbstklärung nen ordentlichen Tacken zu viel Zimt mitgegeben - ups... stört mich jetzt aber ned so sehr - ich mag Zimt.). Alle 3 waren in ihren Ballons, alle 3 versprachen jeweils um die 5 Liter Endprodukt bei der Abfüllung. An dieser Stelle sei gesagt, dass es sich um 2 Ballons handelte die 8 Liter inne hatten und ein 5er Ballon der spundvoll war - ingesamt also 21 Liter die durch die Filter mussten. Ich erinnere mich mal gelesen zu haben, dass die Filterplatten für etwa 30 Liter Wein pro Plattenpaar ausgelegt waren. Dazu hatte ich Arauner auch per Kontaktformular angeschrieben, aber nie eine Antwort erhalten. Das für den Thread entscheidende Equipment war ein roter Simplexfilter, nachbestellte Filterplatten in "grob" und "steril", die Handpumpe für 5 Liter und ein Brewferm Weinheber (okay, der war nicht von Arauner).

Die grobe Filterung ging eigentlich noch ganz gut. Es hat sich zwar herausgestellt das der Weinheber zu groß für 2 der Ballons war - aber hey... 1.) ist es bei der Grobfilterung nicht sooo wichtig das nichts passiert und 2.) weiß ich ja theoretisch wie man Benzin aus einem Auto abziehen kann (Zombiefilme halt ;) ) und wenn man die Hand zwischen Schlauch und Mund packt ist zwar die Zugwirkung geringer, aber man sabbert halt eben auch den Schlauch ned voll. Das Drama ging dann bei der Sterilfilterung los. Der erste Wein lief noch halbwegs okay durch die Sterilplatten, die ich gut fest angezogen hatte. Ich hab auch aufgepasst, dass der Ring schön in der Mitte liegt und die Platten auch korrekt einliegen. Aber schon beim Annässen sind mir aber schon die ersten Zweifel gekommen... Die Platten haben anfangen sich in den Einlegescheiben zu wölben... So als wären sie zu groß für den Filter... Trocken passten sie sauber rein, nass waren sie dann nach innen gewölbt... Naja... nichts was man nicht mit etwas Druck auf die Schrauben durch eine Rohrzange nicht gerade biegen könnte... Nach "fest" kommt "ab", dass ist mir klar, deswegen hab ich da auch ned auf Krampf fest gemacht. Ab dem 2. Wein konnte man das Ding allerdings komplett vergessen. Der Schlauch der Handpumpe ist mir 2x vom Simplex-Filteranschluss weggeschnippt und hat mir den Wein in der kompletten Küche inkl. Fenster und Gardine verteilt. Und das WAS in den Filter rein gekommen ist, davon sind etwa 70% in der Auffangschüssel gelandet, weil das *piep* verdammte *piep* *piep *pieeeeep (also wer sagt den sowas...)* elende Mistding mehr geleckt hat als ein U-Boot nach nem Torpedotreffer. Schrauben weiter anziehen hat auch nichts gebracht, außer das es woanders wieder angefangen hat zu lecken. Ich erinnerte mich an die Filterplatten die dem Simplexfilter beilagen... Italienisches Fabrikat - die haben sich nicht gewölbt, da hat alles gepasst, nichts geleckt und die Adapter haben auch gehalten... Und ES KAM MEHR ALS NUR EIN RINNSAL AUS DEM SCHLAUCH IN DEN BALLON REIN, DER DEN STERILEN WEIN AUFFANGEN SOLLTE! Um 00:30 war ich dann fertig. Sowohl mit dem Abfüllen, als auch mit den Nerven. Ende vom Lied: Von 30 erwarteten Flaschen hab ich 10 und 3 halbvolle, meine Küche riecht nach Wein und es sieht aus wie Sau. Also erstmal Küche putzen... Die Eimer und so weiter hab ich erstmal in die Dusche gestellt, muss erstmal schlafen... Ich glaube die Alpträume von diesem Tag werden mich bis ans Ende meiner Tage verfolgen...

Gute Nacht. :)

P.S.: Der Threadtitel leitet sich auch noch von einem fehlgeschlagenen Ansatz ab... Ich hatte mit flüssiger Sherryhefe von Arauner einen Apfelwein aus Apfelsaft angesetzt... Der schmeckte dann aber gegen Ende hin nur noch nach Apfelessig...
Birgit
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Re: Arauner - Kitzinger Reinzuchtverzweiflung

Beitrag von Birgit »

Du schreibst das Dir der Schlauch vom Filter gerutscht ist, hast Du den nicht mit einem Rasterband gesichert? Wenn nein, solltest Du das vielleicht machen.
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Re: Arauner - Kitzinger Reinzuchtverzweiflung

Beitrag von Fruchtweinkeller »

So isset. Es ist lange her, aber ich meine, dass die Rasterbänder damals sogar beim Kauf dabei waren.

Vermutlich hatte jeder, der Wein filtert, schon mal solche Frusttage mit Nachtschicht. Mit etwas Erfahrung werden die aber weniger, dann kann man anhand der Optik besser beurteilen, wie weit man mit den Filterschichten kommt. Also nicht verzagen, weitermachen ;)

Und ja, die Filterschichten sind, je nach Hersteller und und Filterschärfe, unterschiedlich gut passend und quellen unterschiedlich stark und schnell. Zuletzt hatten ich die die Filterschichten trocken eingelegt und dann vorsichtig befeuchtet, sodass sie sich quasi in die Aussparung des Gehäuses hinein fest quellen. Wenn die sehr quellfreudig sind schadet es nicht, den Filter dann auch rasch zusammenzusetzten.

So oder so: Wenn sich Gehäuse schon aufbläht ist der Druck zu hoch. Wenn nichts mehr läuft hilft auch ein so hoher Druck nichts: Da müssen neue Filterschichten ins Gehäuse.
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Husky110
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Re: Arauner - Kitzinger Reinzuchtverzweiflung

Beitrag von Husky110 »

Danke für die Anteilnahme. :)
Und ja, man lern nie aus - finds nur trotzdem doof das hier anscheinend Dinge als "passend" vertrieben werden, die dann doch ned so wirklich passen. Rasterband war keins dabei, hatte ich auch bis zu dieser Abfüllung nie gebraucht... Vermutlich muss ich wohl doch mehr Filterplatten einplanen... Gibt's da irgendeine Faustregel für die Dinger? Eine Ladung Filterplatten pro Wein oder sowas?
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Re: Arauner - Kitzinger Reinzuchtverzweiflung

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Die wichtigste Faustregel ist: Der Wein sollte optisch schon sehr klar erscheinen, sonst macht die Filtration wenig Spaß; gilt speziell für den Simplex, da der Druck im Vergleich zu den elektrischen Filtern niedriger ist und weil man die Anzahl der Filterschichten nicht anpassen kann.
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Re: Arauner - Kitzinger Reinzuchtverzweiflung

Beitrag von wickie »

Bei meinem Handfilter war ein Schnellspanner dabei, den man mit der Zange zusammengequetscht hat. Der hielt auch Bombenfest. Das mit dem Schlauch hatte ich bei meinem Elektrischen Filter (300L in der Stunde durchlauf?), das ergab ne Sauerei. :lol:

Eigentlich klingt das sehr logisch, was dir Passiert ist. Wenn ich höre "4 Wochen klärung", dann ist das eindeutig zu wenig und du hättest mindestens mittel vorfiltern sollen, vielleicht auch grob. Geklärtheist jetzt nicht unbedingt geklärt. Es gibt hier Forums-Mitglieder, die klären ein ganzes Jahr. Ich mache das eher so, dass ich mir vorher ein Glas abzapfe und die Taschenlampe dagegen halte. Da kann man die Schwebeteilchen relativ gut sehen.
Darüber hinaus gibt es die Faustregel "eine Platte für ca. 10L", dass heist: mit deinen 2 Platten hättest du etwa 20L filtern sollen und hättest du vorgefiltert, wäre es warscheinlich auch ohne Probleme funktioniert.

Bei nur 4 Wochen klärung, trau ich mich ja gar nicht mit Steril anzufangen, aber so ein Wissen kommt erst mit der Erfahrung. Nur nicht den mut verlieren, wegen so einer Kleinigkeit. :D
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Re: Arauner - Kitzinger Reinzuchtverzweiflung

Beitrag von Husky110 »

Naja - die 4 Wochen haben einfach den Grund, dass ich hier eine kleine "Produktion" für mich selbst hier laufen habe...
Ich hab hier 4 Ballons die "arbeiten" können - insgesamt 55 l, davon 2/3 voll sind etwa 36l Ansätze die ich bauen kann, bei denen am Ende Pi x Daumen hoch 2 etwa 18l Endprodukt raus kommen. Ich hab hier Raum für etwa 60 l Wein und kann aber nur 5 Monate effektiv produzieren (Mai - September). Zwischendrin trinkt man ja selbst auch was weg. ;) Da muss ein wenig Effizienz her... :)
Aber ja - das ich die Platten für sterile Filtration öfters wechseln muss hab ich auch schon erkannt. Ich hab vorher grob vorgefiltert. Eventuell sollte ich auch noch fein filtern... Brauch ich noch mehr Zwischeneimer...
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Re: Arauner - Kitzinger Reinzuchtverzweiflung

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Jeder mit Filtererfahrung macht es sicher anders; ich filtere gut vorgeklärte Weine gerne vor mit "mittleren" Filterschichten. Sind die Weine sehr trüb, so schalte ich eine Filtration mit groben Schichten vor.
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Chesten
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Re: Arauner - Kitzinger Reinzuchtverzweiflung

Beitrag von Chesten »

Jeder Filtertag ist schon eine Herrausforderung. Ich filtere ja auch nur ein mal pro Jahr ud das meist " zwischen den Jahren" auch ohne meiner neuen Krankheit war/ist so ein Filtertag ein hartes Stück Arbeit. Ich ertappe mich auch immer beim "Berserker-pumpen" aber solange es noch läuft und mehr als tropft braucht man auch Amok an der Pumpe zu treiben sag ich mir dann immr :lol: !

Ich filtere alle Wein grundsätzlich erstmal grob egal wie gut die vorgeklärt sind.

Eine Filteraktion dauert bei mir 3 Tage. Einen Tag Vorbereitung, den Filtertag und einen Putztag.
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
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