Mingle-Mangle-Jack (nach Art eines Applejacks)

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Martinve7
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Re: Mingle-Mangle-Jack (nach Art eines Applejacks)

Beitrag von Martinve7 »

Ich lege einfach irgendeine Gemüsetüte unter den Flaschenhals. Es reicht ja, wenn im Hals keine Flüssigkeit steht.
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Fruchtweinkeller
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Re: Mingle-Mangle-Jack (nach Art eines Applejacks)

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Gestern war der Tag der Tage: Wir haben das Zeug probiert.

Bild

Der Jack sowie die kleine Flasche "Freeze 3" habe ich zunächst wieder in den Freezer gepackt. Interessanterweise ist der Jack nicht gefroren, Freeze 3 schon. Ergo: Da muss ich doch noch einiges aufkonzentriert haben. Bis wir das dann endlich getrunken haben hatte das Zeug aber wieder Kühlschranktemperatur.

Wie schmeckt es nun. Naja. Der fruchtige Geruch ist toll, das Mundgefühl ist dick, fast ölig, aber nicht unangenehm. Hochalkoholisch erscheint er subjektiv nicht, da brennt im ersten Moment nichts, wie man das von einem Schnaps oder Obstler erwarten würde. Der Geschmack hält dann aber leider nicht, was der Geruch versprach. Was stört ist ein bitterer Beigeschmack, den ich so vom Ausgangswein her nicht kenne. Auch "Freeze 3" schmeckt nicht bitter, erscheint insgesamt aber wässrig-langweilig. Mit etwas Zucker wird es dann deutlich verträglicher, das maskiert den Bitterton. Und wenn man zwei, drei von denen intus hat, dann merke ich doch die Säure, wie sie in der Speiseröhre und im Magen brennt. Ein super Genuss ist das nicht.

Ein großer Aufwand war das ja nun nicht, aber immerhin sind dafür 4 Liter guter Wein draufgegangen. Hat sich das gelohnt? Ich bin ehrlich gesagt skeptisch. Und was könnte man beim nächsten mal besser machen? Weniger Säure würde ihm gut tun, aber wenn man mit einem Wein startet der einen normalen Säuregehalt hat wird der hohe Säuregehalt nicht zu vermeiden sein. Vielleicht braucht man einen gereifteren Wein als Ausgangsbasis oder einen mit eher geringem Gerbstoffgehalt? Man kann daran sicherlich noch feilen :hmm:

Was mir zu denken gibt: Alte Apfelsorten als Basis hatten sicherlich eher viel Gerbstoff, viel Säure, wenig Zucker, entsprechend müssten die Jacks damals geschmeckt haben. Ein echter Apple Jack zum Vergleichen wäre super, aber den gibt es halt nicht :cry:
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Josef
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Re: Mingle-Mangle-Jack (nach Art eines Applejacks)

Beitrag von Josef »

Ich verfolge diesen Thread schon vom ersten Post an und war sehr auf diesen Moment gespannt wo er probiert wird. Alles in allem sehr interessant und wird von mir sicher mal ausprobiert. Ich werde auf deine Erfahrungen zurückgreifen und berichten.
Nur weiß ich noch nicht wann und welcher Wein.
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Re: Mingle-Mangle-Jack (nach Art eines Applejacks)

Beitrag von weiningo »

Hallo,
Der Beitrag war sehr interessant zu lesen. Danke für die Mühe darüber zu berichten. Vielleicht probiere ich das irgendwann auch einmal.
Müsste man dafür nicht einen Wein nehmen, der zu wenig Säure hat, wenn durch dieses Verfahren die Säurekonzentration steigt?
LG Weiningo.
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Re: Mingle-Mangle-Jack (nach Art eines Applejacks)

Beitrag von Bahnwein »

Danke für's Ausprobieren. Reizt nicht unbedingt zum Nachahmen, aber mal schauen.
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Martinve7
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Re: Mingle-Mangle-Jack (nach Art eines Applejacks)

Beitrag von Martinve7 »

Das gleiche Ergebnis hatte ich auch beim ersten Versuch. Aber eine Bitternote war bei mir nicht entstanden. Die übermäßige Säure hatte ich mit Zucker versucht auszugleichen, Ergebnis war aber eher suboptimal. Da ich danach aber generell mit der Säure runtergegangen bin, die Angaben aus den Rezepten waren mir alle zu sauer, bekomme ich jetzt aus den wässrigen Filterresten mit Aufzuckerung einen sehr fruchtigen Likör hin.

Die Mädels stehen drauf :-D
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Re: Mingle-Mangle-Jack (nach Art eines Applejacks)

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Schön dass euch die Geschichte gefällt. Macht es nach, macht es besser, berichtet davon :)

Und genau euren Gedanken hatte ich, auch schon oben angedeutet: Einen Wein ansetzten mit weniger Säure, der wäre dann aber nicht zum trinken gedacht, sondern nur für die Gefrierkonzentration. Eine konkrete Idee für ein Folgeprojekt hätte ich schon... :pfeif:

Im englischsprachigen Raum wird die Gefrierkonzentration genutzt für fertigen Cider, aber auch für unvergorenen Saft um Geschmack und Zuckergehalt vor der Gärung zu erhöhen. Um die Säure zu reduzieren schmeißen mache tatsächlich Calciumcarbonat hinein ?-? Das ist wirklich fies, da erinnere ich mich noch an den falschen Sekt den ich mal gemacht hatte. Da sind mir ein paar Flaschen geplatzt, war nicht schade drum :mrgreen:

edit: Da war noch ein Mini-Schluck übrig, den ich gerade bei Kühlschranktemperatur fachgerecht peroral entsorgt habe. An der Säure hat sich nichts getan, aber der bittere Geschmack erschien mir nicht mehr so aufdringlich :hmm: Es war deutlich angenehmer. Sollte dieser Geschmack womöglich durch Gerbstoffe verursacht worden sein, die sich seit Samstag durch Luftkontakt etwas entschärft haben? Nun ist er jedenfalls alle 🤷‍♂️
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Re: Mingle-Mangle-Jack (nach Art eines Applejacks)

Beitrag von Moettz »

Du hast so ziemlich die gleichen Erfahrungen gemacht, wie ich bei meinem ersten Versuch.
Danke für den ausführlichen Bericht.
Du könntest eventuell noch einen weiteren Ansatz mit einer längeren Lagerung testen. Mein zweiter Versuch mit reduzierter Säure und einem Jahr Lagerung auf Eichenholzchips wurde am Ende echt nicht schlecht. Kein Vergleich zu der Geschmacksprobe des jungen Jacks.
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Re: Mingle-Mangle-Jack (nach Art eines Applejacks)

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich hänge es mal hier an weil es thematisch irgendwie passt: Die Hillbillys von den Moonshiners machen einen Applejack: https://dmax.de/sendungen/moonshiners/a ... aldaromen/

Die Folge ist ganz nett anzusehen und zeigt die Gefrierkonzentration im größeren Maßstab. Aber die gezeigte Methanolabtrennung... da würde ich sehr gerne eine Analyse sehen.

Auch zu sehen: Ein Birkenrindenschnaps. Naja, nicht uninteressant... Bevor ich einen Birkenrindenwein ansetze würde ich das freilich gerne mal probieren. Und mir fehlen ganz klar die Birken :hmm:
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