Unsicher bei der Nachzuckermethode

Antworten
Einerlei
0 Liter Wein
0 Liter Wein
Beiträge: 7
Registriert: 14 Oktober 2020 16:08

Unsicher bei der Nachzuckermethode

Beitrag von Einerlei »

Hallo,

ich mache dieses Jahr meinen ersten Apfelwein und auch wenn ich diverse Probleme, die ich bisher hatte, mit diesem wundervollen Forum und der tollen Website lösen konnte, blicke ich bei der Nachzuckermethode immer noch nicht ganz durch.

Ich habe meine 50 Liter (waren ursprünglich 55L musste aber wegen Überschäumung 5 Liter im Nachhinein abziehen) mit Hefenährsalz und Steinberger Trockenhefe gestartet. Sicherheitshalsbar hatte ich den Zuckergehalt gemessen der lag bei 52 Oe.
Mir war von Anfang an klar, dass ich mit der Nachzuckermethode arbeiten werde, da ich noch keinen Filter besitze.

Ich habe dann folgendes ausgerechnet:
Ich habe mal für die Rechnung angenommen die Hefe hat eine Alkoholtoleranzgrenze von 12% ( auf der Website stand 10% aber auf der Verpackung 16% deswegen habe ich mich ca an der Mitte orientiert )
Für 12% brauche ich 95 Oe das wären 247 g/l und somit auf die angefangenen 55L 14kg insgesamt, da ich ja bereits 52 Oe habe und nur 43 Oe hinzugeben muss wären diese 43Oe 112 g/l und somit 6.16 kg die ich hinzugeben muss.
(Mittlerweile bin ich mir aber gar nicht mehr sicher ob ich nicht irgendwo einen Denkfehler hab. ^_^ )

Die Gärung hat dann sehr gut eingesetzt ( wie schon oben geschrieben ist mir der Ansatz sogar übergelaufen :D ) und nach drei Tagen hab ich dann 4 kg Zucker hinzugefügt. Eine Woche später habe ich dann den Alkoholwert gemessen, der lag bei 13 % sowie probiert und obwohl ich mit Sicherheit kein Wein Experte bin hat man da keinerlei Restsüße geschmeckt, deshalb hab ich 500g Zucker hinzugegeben. Die Woche darauf habe ich erneut probiert und den Alkoholwert gemessen, diesmal lag er zwischen 13% und 14 % und er hat nicht mehr so grässlich wie die Woche davor geschmeckt. Die Säure war in den Hintergrund getreten aber trotzdem war keine wirkliche (ausreichende) Restsüße zu schmecken. Deshalb hab ich nur 200g Zucker hinzugefügt.

So nun habe ich ihn heute erneut probiert und gemessen. Diesmal war der Alkoholwert wieder deutlich bei 13% . Er war vom Geschmack her wieder viel näher wie beim ersten Probieren, also wieder sehr sauer, auch wenn er nicht ganz so grässlich war, aber er war aufjedenfall saurer als letzte Woche.

Jetzt frage ich mich was ich denn nun mache. Habe eigentlich nach dem Probieren letzte Woche gedacht, dass die Hefe ihre Alkoholtoleranzgrenze erreicht hat und ich nur noch die Restsüße einstellen muss und ich diese Woche schwefeln und abziehen kann aber nun muss ich ja eigentlich wieder Zucker hinzugeben. ?-?

Ich bedanke mich und freue mich auf eure Vorschläge !
Bahnwein
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 956
Registriert: 27 September 2014 21:52
Wohnort: Radolfzell

Re: Unsicher bei der Nachzuckermethode

Beitrag von Bahnwein »

Das Wichtigste am Anfang, immer mit der Ruhe, so schnell geht das nicht.
Die Gärung ist erst vorbei, wenn die Restsüße mindestens zwei Wochen stabil ist und keine Gäraktivität u beobachten ist. Also in kleinen Schritten weiter nachzuckern. Wenn du jetzt schon schwefelst, machst du der Hefe das Leben zusätzlich zum hohen Alkoholgehalt noch schwerer.
Und nun noch zur Steinberghefe. Das ist eine suboptimale Wahl für die Nachzuckermethode. Diese Hefe wird hier auch gerne als Zickenhefe bezeichnet, da sie bei höherem Alkoholgehalt unwillig arbeitet und oft nicht so gut ein sauberes Gärungsende erreicht wird, sondern diese lange und langsam weiterläuft.
Also noch mal, immer mit der Ruhe.
Einerlei
0 Liter Wein
0 Liter Wein
Beiträge: 7
Registriert: 14 Oktober 2020 16:08

Re: Unsicher bei der Nachzuckermethode

Beitrag von Einerlei »

Vielen Dank für die Antwort.
Sollte ich jetzt weiterhin in 500g Schritten oder doch in 200g Schritten nachzuckern ? Ich denke halt, dass 200g bei 50L sehr wenig ist oder irre ich mich da ?
Benutzeravatar
Josef
5000 Liter Wein
5000 Liter Wein
Beiträge: 5106
Registriert: 06 Februar 2005 00:00

Re: Unsicher bei der Nachzuckermethode

Beitrag von Josef »

Wenn du 500g Zucker zu gibst, dann sind das gerade mal 10g/l. Das ist nicht besonders viel und würde den Alkoholgehalt um 1/2 % erhöhen, wenn er komplett vergoren würde.
Bist du dir nicht ganz sicher wie viel du zugeben sollst, dann immer nur so viel wie du am Ende auch als Restsüße haben möchtest. Falls nichts mehr vergoren wird, hast du niemals zu viel Zucker drin.
Benutzeravatar
Fruchtweinkeller
Administrator
Administrator
Beiträge: 31341
Registriert: 29 März 2004 00:00
Kontaktdaten:

Re: Unsicher bei der Nachzuckermethode

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Steinberg ist eigentlich eine Hefe mit niedriger Alkoholtoleranz, mit diesen funktioniert die Nachzuckermethode nicht sicher, worauf schon Bahnwein hingewiesen hat. Siehe auch Homepage, Kapitel "Zucker". Du brauchst einen Plan B.
90% of everything is crap... Except crap. 100% of crap is crap.
(Too much coffee man)

The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
(Brandolini's law)

PMs mit Fragen werden ignoriert
Einerlei
0 Liter Wein
0 Liter Wein
Beiträge: 7
Registriert: 14 Oktober 2020 16:08

Re: Unsicher bei der Nachzuckermethode

Beitrag von Einerlei »

Dass die Steinberg Hefe nicht optimal ist, hatte ich leider erst nach dem Kauf gelesen, sonst hätte ich bestimmt eine andere genommen. Jedoch habe ich dann in neueren Beiträgen hier im Forum gelesen, dass viele keine Probleme mit ihr hatten und somit habe ich gedacht (besser gehofft ^_^ ), dass sich vielleicht etwas z.B in der Herstellung geändert hat und dass es nicht mehr die selbe wie noch vor 10 Jahren ist ( weil ja auch eine Alkoholtoleranzgrenze von 16% auf der Verpackung angegeben ist )
Naja wie man sich täuschen kann ... :|

Ich werde morgen einfach nochmal 500g Zucker hinzugeben und dann mal nächste Woche testen was sich verändert.
Fruchtweinkeller hat geschrieben: 14 Oktober 2020 21:20 Du brauchst einen Plan B.
sonst muss ich mir wahrscheinlich doch einen Simplex Filter zulegen.
Benutzeravatar
Fruchtweinkeller
Administrator
Administrator
Beiträge: 31341
Registriert: 29 März 2004 00:00
Kontaktdaten:

Re: Unsicher bei der Nachzuckermethode

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Dass die Steinberghefe nun so eine hohe Alkoholtoleranz haben soll ist.... sagen wir mal: Interessant. Ich bin mal ketzerisch und behaupte: Die Hersteller scheinen manchmal nicht so recht zu wissen was sie da eigentlich heranzüchten, abfüllen und verkaufen :geek:
90% of everything is crap... Except crap. 100% of crap is crap.
(Too much coffee man)

The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
(Brandolini's law)

PMs mit Fragen werden ignoriert
Bahnwein
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 956
Registriert: 27 September 2014 21:52
Wohnort: Radolfzell

Re: Unsicher bei der Nachzuckermethode

Beitrag von Bahnwein »

Einerlei hat geschrieben: 14 Oktober 2020 22:51 sonst muss ich mir wahrscheinlich doch einen Simplex Filter zulegen.
Ich will keine Werbung machen, sondern nur darauf hinweisen, dass viele hier als ersten Filter gleich einen mit elektrischer Pumpe kaufen. Der Preis des Pulcino ist im Vergleich sehr interessant, vor allem, wenn man seine Vorteile mit in die Überlegung einbezieht.

Die Möglichkeit, einen Wein steril filtern zu können und damit die Gärung bei gewünschtem Alkoholgehalt zu stoppen, ist nicht zu verachten. Auch daher ist ein Filterkauf sehr interessant.
Benutzeravatar
420
2500 Liter Wein
2500 Liter Wein
Beiträge: 4029
Registriert: 27 September 2011 00:00

Re: Unsicher bei der Nachzuckermethode

Beitrag von 420 »

Bahnwein hat geschrieben: 15 Oktober 2020 05:08
Einerlei hat geschrieben: 14 Oktober 2020 22:51 sonst muss ich mir wahrscheinlich doch einen Simplex Filter zulegen.
Ich will keine Werbung machen, sondern nur darauf hinweisen, dass viele hier als ersten Filter gleich einen mit elektrischer Pumpe kaufen. Der Preis des Pulcino ist im Vergleich sehr interessant, vor allem, wenn man seine Vorteile mit in die Überlegung einbezieht.

Die Möglichkeit, einen Wein steril filtern zu können und damit die Gärung bei gewünschtem Alkoholgehalt zu stoppen, ist nicht zu verachten. Auch daher ist ein Filterkauf sehr interessant.
Ergänzung noch: Zusätzlich kann man die Kosten bei den Filterschichten stark reduzieren, indem man die Filterschichten größer kauft und danach auf 20x10 schneidet und Löcher einbringt.
VG
„Nicht alles, was zählt, ist zählbar!“ „Nicht alles, was zählbar ist, zählt!“ Albert Einstein
Filme Wein, Gerätschaften, Projekte und mehr
Antworten

Zurück zu „Einstellung von Säure- und Zuckergehalt“