Das Geschmacksargument akzeptiere ich absolut! Und das ist natürlich auch ein sehr starkes Argument, keine Frage, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.
Ich habe auch als Kind 15 Jahre neben einem Hobbyimker (R.I.P) gewohnt, da gab es immer ein paar Gläser Honig, wenn es sich ein Bienenschwarm in einem unserer Apfelbäume verirrt hatte, den er dann wieder einsammeln durfte. Einmal gab er mir ein Stückchen Bienenwabe mit Honig drin zum Lutschen, quasi wie ein Bonbon, war ziemlich geil. Ich habe mich immer für die Imkerei interessiert und vielleicht wäre ich selber einer, wenn ich das nötige Kleingeld und den Platz, sowie die Zeit dafür hätte. Ausgeschlossen ist das für die Zukunft natürlich nicht.
Höherer Zuckergehalt ist als Argument nachvollziehbar, man braucht entsprechend weniger Honig für seinen Wein (was den höheren Preis ein Stück weit wieder ausgleicht, der Aldi Waldhonig den ich hier habe hat laut Angabe gerade mal 70g Zucker pro 100g Honig).
Abwesenheit von 'Bienenmedizin' könnte ein Argument sein, ich weiß grad allerdings nicht, welche Substanzen dafür verwendet werden und in welcher Konzentration die sich überhaupt noch im Discounterhonig wiederfinden lassen. Und genau so wenig weiß ich, wie stabil diese Substanzen während der langen Gärungszeit im Wein sind.
Alle anderen Argumente fallen für mich eher unter das Geschmacksargument. Ein positiver Effekt von Pollen/Wachs im Honig auf den Honigwein - außer auf den Geschmack - ist mir gerade nicht ersichtlich, eher im Gegenteil.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich möchte hier weder eine Lanze für billigen Discounterhonig brechen (dafür habe ich, was die Honigweinherstellung angeht, einfach zu wenig bzw. keine Erfahrung), noch möchte ich Imkerhonig schlecht reden. Ich finde Imkerei ist ein unheimlich spannendes Hobby was aus unterschiedlichsten Gründen unterstützt werden sollte. Trotzdem bin ich ein Freund sachlicher Argumente, die auch wissenschaftlich belegt werden können. Es fällt mir deshalb schwer, Argumente einfach so zu schlucken (z.B. Pollen im Honig = Qualität) ohne nachzubohren. Vor allem wenn ein gewisser Interessenskonflikt vorhanden ist, denn welcher Imker würde schon gegen 'seinen' Honig argumentieren. Welcher Discounter würde schon Argumente dafür aufbringen, dass sein Honig qualitativ minderwertig ist?
Warum ich das überhaupt wissen will? Nun, ich habe meinen ersten Met mit Discounterhonig angesetzt, um für den Fall, dass er mislingt, nicht zuviel Geld in den Sand gesetzt zu haben. Und weil ich hier im Forum und auf der Homepage eher positives Feedback darüber gelesen habe. Da das mit Sicherheit nicht mein letzter Wein gewesen sein wird, kann ich mir gut vorstellen, beim nächsten Mal auf Imkerhonig zurückzugreifen. Der Geschmack ist das entscheidende Argument, aber mich interessieren andere mögliche natürlich Argumente ebenfalls, sofern sie mir logisch erscheinen.
Es gibt generell viele Diskussionen, die teilweise unsachlich geführt werden, da geht es teilweise mehr um Bauchgefühl als um Fakten (Bauchgefühl übertrifft i.d.R. wissenschaftliche Fakten, menschliche Eigenschaft). Und Lobbyisten gibt es immer auf beiden Seiten. Ich spiele auf gentechnisch veränderte Pflanzen an, aber das ist ein anderes Thema.
Grüße und sorry für die 'wall of text'