Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

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Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von 420 »

Hallo,

in einem anderen Beitrag habe ich schon diese Methode erwähnt. In einem früheren Betrag ist es auch schon mal durchgeführt worden. Dokumentiert habe ich es in einem kleinen Film.

Gefrierkonzentration funktioniert.

Qualitativ verliere ich Alkohol und Geschmack – leider. Dies deshalb, da nicht nur Wasser einfriert. Man könnte sich langsam zum Gefrierpunkt herantasten und das oben gefrorene Wasser abschöpfen. Voraussetzung dafür wären einstellbare Gefriertemperaturen, da jeder Wein einen anderen Alkoholgehalt und damit auch einen Gefrierpunkt hat.

Wenn Wein für ca. 2 - 3 Stunden in die Gefriertruhe liegt, ist er noch nicht gefroren. Die Flüssigkeit hat ggf. schon Minusgrade gebildet. Wenn der Wein dann in der Flasche (dickwandig und am besten mit weitem Hals) der Vakuumpumpe ausgesetzt wird, müssten sich Eiskristalle bzw. eine Eisschicht bilden. Diese könnte man bei Behältern mit weitem Hals einfach herausholen bzw. kann die nicht gefrorene Flüssigkeit leicht abgegossen werden. Relativ dickwandig sollte die Flasche schon sein, damit die Implodier Gefahr reduziert wird.

Fragen:
- Besteht eine höhere Gefahr des Implodierens (man arbeitet nun mit Minusgraden) gegenüber meinem Versuch alkoholarmen Wein herzustellen?
- Kann eine qualitative Verbesserung gegenüber der „normalen Gefrierkonzentration“ erreicht werden (mehr Alkohol- und Geschmacksausbeute)?

Natürlich werde ich es testen. Wein liegt schon im Gefrierschrank und die Pumpe ist auch schon vorbereitet.

VG
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Re: Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von 420 »

Getestet.

Zuerst Wein in Plastikflasche abgefüllt. Flasche und eine leere 1 Liter Glasflasche in die Gefriertruhe gelegt. Nach ca. 3 Stunden war es etwas gefroren.

Bild

Wein durch ein Sieb und den restlichen Wein in die kalte Glasflasche gegeben.

Bild

Vakuumpumpe angeschlossen und was passierte...

Bild

Nichts…..Vorher und danach sah die Flasche so aus:

Bild

Versuch nicht geglückt.

Was ich beobachten konnte: Da ich den Wein nicht ganz hab einfrieren lassen, musste ich ihn nicht auftauen. Somit konnte ich alles durch ein Sieb geben. Nicht nur das es schneller ging, sondern auch die Alkoholverluste sind erheblich geringer. Geschmacklich kann ich es „noch“ nicht vergleichen, da ich nicht so stark reduziert habe.

Fazit:
Wer also eine Gefrierkonzentration vornehmen möchte, sollte Wein nicht ganz einfrieren lassen. Es reicht, wenn die Eisschicht im Wein als „Brei“ und nicht voll durchgefroren ist. Damit lässt sich das Eis sehr gut sieben. Sollte die erste Reduzierung nicht reichen, kann man die gewonnene Weinmasse wieder für 1 Stunde in die Gefriertruhe legen und den Vorgang wiederholen.
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Chesten
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Re: Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von Chesten »

Ich denke das man einen Kristallisationskeim bracht damit das richtig funktioniert.
Soll heißen wenn der Wein eigentlich schon gefrieren müsste es aber nicht tut braucht er etwas wo dran der gefrieren kann.
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
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Re: Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von 420 »

Danke Chesten,

ist eine Überlegung wert. ;)
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JasonOgg
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Re: Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von JasonOgg »

Brauchen wir jetzt ein neue Unterforum?

Schnapsfroster statt Schnapsbrenner ? :mrgreen:
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Re: Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von Nathea »

Das ist dann ja kein Schnaps, sondern höchstens hochprozentiger Likör ;)
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420
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Re: Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von 420 »

JasonOgg hat geschrieben:Brauchen wir jetzt ein neue Unterforum?

Schnapsfroster statt Schnapsbrenner ? :mrgreen:
Auf keinen Fall. :tsts:

Dieses Thema habe ich nur eröffnet, weil es mich interessiert. Dennoch: Sicher ist sicher. Nicht dass jemand meine Beiträge falsch interpretiert.

Ist es denn glaubwürdig, dass ich nicht Mengen mit erhöhter Alkoholkonzentration herstelle und dass dies nur ein experimenteller Test ist?

Ja.

Meine Weine sollen nur um die 11 % Alkohol haben. Wenn ich mehr Alkohol haben will, kann ich es bequem durch eine höhere Zuckerzugabe bzw. Verwendung einer speziellen Heferasse erreichen. Dies ist in vielen meiner Beiträge zu lesen.

Noch eine kurze Ergänzung: Wie in meinem kleinen Film auch mit aufgenommen, soll und muss die entsprechende Rechtsprechungen beachtet werden. Vielleicht ändert sich diese ja, wenn das EU-Recht mal zuschlägt.

Wie war es noch einmal: Keine Rechtsauskunft. Mein Kenntnisstand, der definitiv weder einen Anspruch auf Richtigkeit noch in irgendeiner Art und Weise auf Rechtsfähig- oder Rechtsgültigkeit erhebt, sieht wie folgt aus:

- In Deutschland gibt es eine Branntweinmonopolgesetzt. Demnach müssen Privatpersonen beim Zoll das Brennen nicht anmelden, wenn Brennblasen das maximale Volumen von 0,5 Liter nicht übersteigen.

Und bei einer Gefrierreduzierung wird es sicherlich auch Gesetze geben.
- Ab 22 Prozent Alkohol fällt, so glaube ich, eine Steuer an.

Beachtet dies bitte.

VG
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piper
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Re: Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von piper »

Ich habe mich aus Neugier auch mal mit dem Thema beschäftigt, wie du in deinem Video bereits schriebst, nennt sich das im Englischen "jacking" und bezieht sich ursprünglich auf Apple Jack.
https://de.wikipedia.org/wiki/Applejack

Kurz gesagt, die amerikanischen Pioniere hatten viele Äpfel zur Verfügung und haben daraus Apfelsaft gemacht. Daraus dann Apfelwein und den dann im Winter draußen im Faß stehen gelassen, sodaß sich an der Oberfläche Eis bilden konnte, welches einfach abgesammelt wurde, sodaß die Alkoholkonzentration im Apfelwein stieg.

Einige Artikel im Internet weisen auf ein Problem hin, daß bei dieser Methode weder Geschmack noch Alkoholgehalt vernünftig eingestellt wird, da entstand dann wohl ein echter Rachenputzer.

Ich hab's mal mit ner 0,5L Plastikflasche und Frankfurter Apfelwein ausprobiert. Die Flasche war fast komplett durchgefroren, man sah aber im Eis, zwischen den Eisbrocken in der Flasche, eine bräunliche Flüssigkeit, die sich, nach einiger Wartezeit (Flasche geöffnet und kopfüber in einem Behälter gelagert) auch wirklich vom Eis trennte, sodaß sich in der Flasche fast nur noch klares Eis befand.

Das Ergebnis erinnert von der Farbe her an Weinbrand, schmeckte wie Knüppel aus dem Sack (wenn Äppelwoi schon herb ist...) und wies einen erheblich höheren Alkoholgehalt auf.

Meine weiteren Gedanken zu diesem Verfahren waren dann:

Beim Brennen trennt man Vor- und Nachlauf ab, das ist beim Jacking wohl nicht möglich, sodaß all die Fuselstoffe erhalten bleiben und das Ganze gesundheitlich wohl eher bedenklich ist.

Hat jemand diesbezüglich Kenntnisse oder Erfahrungen?
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420
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Re: Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von 420 »

Hallo piper,

beim Geschmack kannst Du mit Zucker nachhelfen. Dann kann man es recht gut trinken. Alkohol, Säure und Zucker bilden ja ein Harmoniedreieck. :D

Mit den Fuselstoffen kann ich Dir keine Auskunft geben. Vermutung ist, dass diese auch durch das Abziehen des geforenen Eises weniger geworden sind. Bei meinem Versuch habe ich keine Proble hinsichtlich Kater oder Unwohlsein beobachtet. Allerdings war die Konzentration des Alkohols, und damit auch die Menge an Fuselstoffen, nicht so hoch.

VG
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Fruchtweinkeller
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Re: Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Man darf nicht vergessen dass bei der Gefrierkonzentration (anders als bei der Destillation) auch nichtflüchtige Bestandteile aufkonzentriert werden; insofern muss es auch anders schmecken als ein Destillat.

Ob besser oder schlechter sei dahingestellt :pfeif:

Vor- und Nachlaufabtrennung machen ein Destillat sicher geschmacklich "besser" und auch besser verträglich, ab das wirklich schon handfest gesundheitsrelevant ist? Darum muss man sich womöglich keinen Kopp machen wenn man bedenkt wie ungesund allein Ethanol ist ;)
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The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
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Sweetchilli
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Re: Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von Sweetchilli »

Ich hab bei meinem ersten Versuch festgestellt das der gesammte geschmack aufkonzentriert wird.
Und obwohl ich es mir gestern richtig gutgehen hab lassen mit meinem ersten Apple Jack hab ich heute mal so ziemlich null Schädel und fühl mich sogar ziemlich Fitt - Gleiches gilt übrigens auch für meine Partnerin, welche sich gestern schneller an der flasche bedient hat wie ich schauen konnte :shock: 8-) :D
Fruchtweinkeller hat geschrieben:Man darf nicht vergessen dass bei der Gefrierkonzentration (anders als bei der Destillation) auch nichtflüchtige Bestandteile aufkonzentriert werden; insofern muss es auch anders schmecken als ein Destillat.

Ob besser oder schlechter sei dahingestellt :pfeif:
Wir finden es durchaus besser wie beim Destilat, da Farbe und Fruchtgeschmack noch Sehr deutlich erhalten sind und durch die Zuckergabe die (von uns) gewünschte Likörsüße problemlos eingestellt werden kann.
Und unsere Gefriertruhe läuft eh Permanent - da kann man sowas schonmal ein wenig nebenher mit machen :D

Lg
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piper
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Re: Alkoholerhöhung durch Gefrierkonzentration

Beitrag von piper »

Verstehe ich das richtig, daß ihr per Gefrierkonzentration Liköre herstellt, mit Ausgangsbasis Wein, also den Alkoholgehalt von ca. 10% auf 20% erhöht?

Gut, dabei dürften die Fuselöle und Methanol wohl wirklich keine große Rolle spielen, außer daß evtl. der Geschmack etwas leidet.

Daß der Vor- und Nachlauf aber im Eis verbleibt, halte ich, mit meinem gefährlichen Halbwissen, für ein Gerücht. Auch Methanol hat einen tieferen Gefrierpunkt als Wasser, und müßte somit auch im Konzentrat landen anstatt im Eis zu verbleiben.

Ich hatte eigendlich auch angedacht, den Alkoholgehalt auf bis zu 40% zu erhöhen, halt durch mehrfaches Einfrieren des Konzentrats.

Hat jemand damit schon Erfahrungen gemacht?

Und ist noch im Besitz seiner vollen Sehkraft?
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