Bomben-Alarm im Weinkeller!
Bomben-Alarm im Weinkeller!
Hey ... Wie war das bei euch vor 50 Jahren, als ihr eure ersten Weine abgefüllt hattet?
Ich trau der Sache ja noch nicht so recht, zumal ich bei zwei Weinen 'ne ordentliche Nachgärung hatte vor der Filtration. Wenn ich also in den Keller schleiche, öffne ich jedes Mal ganz behutsam die Türe einen Spalt und luge erst furchtsam, ja Übelstes ahnend, durch eben diesen Spalt, ob noch alles in Ordnung oder ob schon Fürchterlichstes passiert ist. Szenarien von völliger Verwüstung, von Sprenglöchern in der Mauer, die Farben sämtlicher Weine verteilt im ganzen Raum, Scherben überall vor meinem geistigen Auge ... Doch bislang ist alles ganz normal. Also werfe ich erst mal die Katze in den Raum oder sonst irgendeinen Gegenstand, der gerade parat ist, schließe schnell wieder die Türe und halte mir die Ohren zu. Wenn dann noch nichts passiert, zwänge ich mich vorsichtig in diesen bombenfesten Schutzanzug von meinem Großvater und betrete auf Zehenspitzen den Raum. Nachdem ich mit einem sanften Tritt (ein adäquat fester Tritt könnte zu starke Erschütterungen für die Weine zur Folge haben) die Katze aus dem Kellerraum bugsiert habe, greife ich zu meinem Plexiglasschild und fummele schweißgebadet und überaus vorsichtig mit der anderen Hand eine Flasche Fruchtwein aus dem Regal, ... gaaaanz langsam ... als würde es sich um eine Flasche mit Nitroglyzerin handeln. Doch alles ist ruhig und schaut wie gewohnt aus. Weder Schaumbildung noch irgendwelche Trübstoffe sind zu sehen. Wunderbar klar liegen sie da in Reih' und Glied. Alle Korken noch genau so wie am ersten Tag. Ich kenne jede einzelne Flasche ... neulich habe ich mich bei dem Gedanken ertappt, ob es nicht angemessen wäre, jeder von ihnen einen Namen zu geben, doch ich verwarf das schnell wieder. Vielleicht später einmal, wenn einzelne Flaschen schon länger lagern.
Sanft streichle ich einige Flaschen und sinniere darüber nach, dass es doch richtig war, den Kindern den Hobbyraum wegzunehmen und den Keller seiner wahren Bestimmung zuzuführen, eben als Weinkeller. Früher, als ich selber noch Kind war, war dieser Raum auch "der Weinkeller". Mein Vater war ein großer Weinkenner und es stapelten sich genau an dieser Stelle Weine, die heute sicherlich ein Vermögen wert wären. Überhaupt konnte mein Vater nach einer Nase und einem Schluck sofort erkennen, aus welchem Anbaugebiet ein Wein kam, welcher Jahrgang das war, an welchem Hang der Wein wuchs und ob sich der Weinbauer am Tag der Lese gewaschen hatte oder eben nicht. Ob er sich wohl über mein neues Hobby freuen würde? Auch wenn es sich "nur" um Fruchtweine handelt ... meine Liebe zu Traubenwein selbst hielt sich zeit meines Lebens immer sehr in Grenzen.
Vorsichtig schleiche ich mich wieder aus dem Raum, verschließe sorgsam die Türe und pelle mich aus dem Schutzanzug. Noch in Gedanken versunken nehme ich die Katze auf den Arm - für einen kurzen Moment vergessend, dass sie mein Vinometer auf dem Gewissen hat - und laufe wieder die Treppe hoch. Ich muss zusehen, dass ich genügend Holunderbeeren zusammen habe. Am Montag dürfte der Gärstarter so weit sein ...
Ich trau der Sache ja noch nicht so recht, zumal ich bei zwei Weinen 'ne ordentliche Nachgärung hatte vor der Filtration. Wenn ich also in den Keller schleiche, öffne ich jedes Mal ganz behutsam die Türe einen Spalt und luge erst furchtsam, ja Übelstes ahnend, durch eben diesen Spalt, ob noch alles in Ordnung oder ob schon Fürchterlichstes passiert ist. Szenarien von völliger Verwüstung, von Sprenglöchern in der Mauer, die Farben sämtlicher Weine verteilt im ganzen Raum, Scherben überall vor meinem geistigen Auge ... Doch bislang ist alles ganz normal. Also werfe ich erst mal die Katze in den Raum oder sonst irgendeinen Gegenstand, der gerade parat ist, schließe schnell wieder die Türe und halte mir die Ohren zu. Wenn dann noch nichts passiert, zwänge ich mich vorsichtig in diesen bombenfesten Schutzanzug von meinem Großvater und betrete auf Zehenspitzen den Raum. Nachdem ich mit einem sanften Tritt (ein adäquat fester Tritt könnte zu starke Erschütterungen für die Weine zur Folge haben) die Katze aus dem Kellerraum bugsiert habe, greife ich zu meinem Plexiglasschild und fummele schweißgebadet und überaus vorsichtig mit der anderen Hand eine Flasche Fruchtwein aus dem Regal, ... gaaaanz langsam ... als würde es sich um eine Flasche mit Nitroglyzerin handeln. Doch alles ist ruhig und schaut wie gewohnt aus. Weder Schaumbildung noch irgendwelche Trübstoffe sind zu sehen. Wunderbar klar liegen sie da in Reih' und Glied. Alle Korken noch genau so wie am ersten Tag. Ich kenne jede einzelne Flasche ... neulich habe ich mich bei dem Gedanken ertappt, ob es nicht angemessen wäre, jeder von ihnen einen Namen zu geben, doch ich verwarf das schnell wieder. Vielleicht später einmal, wenn einzelne Flaschen schon länger lagern.
Sanft streichle ich einige Flaschen und sinniere darüber nach, dass es doch richtig war, den Kindern den Hobbyraum wegzunehmen und den Keller seiner wahren Bestimmung zuzuführen, eben als Weinkeller. Früher, als ich selber noch Kind war, war dieser Raum auch "der Weinkeller". Mein Vater war ein großer Weinkenner und es stapelten sich genau an dieser Stelle Weine, die heute sicherlich ein Vermögen wert wären. Überhaupt konnte mein Vater nach einer Nase und einem Schluck sofort erkennen, aus welchem Anbaugebiet ein Wein kam, welcher Jahrgang das war, an welchem Hang der Wein wuchs und ob sich der Weinbauer am Tag der Lese gewaschen hatte oder eben nicht. Ob er sich wohl über mein neues Hobby freuen würde? Auch wenn es sich "nur" um Fruchtweine handelt ... meine Liebe zu Traubenwein selbst hielt sich zeit meines Lebens immer sehr in Grenzen.
Vorsichtig schleiche ich mich wieder aus dem Raum, verschließe sorgsam die Türe und pelle mich aus dem Schutzanzug. Noch in Gedanken versunken nehme ich die Katze auf den Arm - für einen kurzen Moment vergessend, dass sie mein Vinometer auf dem Gewissen hat - und laufe wieder die Treppe hoch. Ich muss zusehen, dass ich genügend Holunderbeeren zusammen habe. Am Montag dürfte der Gärstarter so weit sein ...
Rotwein ist für alte Knaben
Eine von den besten Gaben.
(Wilhelm Busch)
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Re: Bomben-Alarm im Weinkeller!
Wie viel Wein muss man eigentlich trinken um so was zu verfassen?
Aber in einem kann ich dich beruhigen: Eine Flasche fliegt dir nicht einfach so um die Ohren. So ein (für uns unbeteiligten) freudiges Ereignis kündigt sich immer durch einen Hefesatz in der Flasche an.
- Vinifikator
- 100 Liter Wein
- Beiträge: 169
- Registriert: 18 August 2014 14:49
Re: Bomben-Alarm im Weinkeller!
Augenscheinlich arbeitet Vine wohl beim Kampfmittelbeseitigungsdienst.
Klingt ganz nach einer Berufskrankheit...
Klingt ganz nach einer Berufskrankheit...
"Schade, daß man Wein nicht streicheln kann"
(Kurt Tucholsky)
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Re: Bomben-Alarm im Weinkeller!
Und nur die Erfahrung lässt einen sicherer werden, aber ausschließen kann man so einen Blindgänger nie.Vinifikator hat geschrieben:Augenscheinlich arbeitet Vine wohl beim Kampfmittelbeseitigungsdienst.
Klingt ganz nach einer Berufskrankheit...
„Nicht alles, was zählt, ist zählbar!“ „Nicht alles, was zählbar ist, zählt!“ Albert Einstein
Filme Wein, Gerätschaften, Projekte und mehr
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Re: Bomben-Alarm im Weinkeller!
Und leichtsinniger.420 hat geschrieben:Und nur die Erfahrung lässt einen sicherer werden
Re: Bomben-Alarm im Weinkeller!
Jau, bis jetzt noch Glück gehabt.
„Nicht alles, was zählt, ist zählbar!“ „Nicht alles, was zählbar ist, zählt!“ Albert Einstein
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Re: Bomben-Alarm im Weinkeller!
Eigentlich ist eine Explosion im Keller unwahrscheinlich. Wenn wirklich mal eine Flasche zu Bruch geht, was solls?
Schlimmer wäre eine vollständige Überflutung, Der Wein würde zwar nicht verkommen, aber die Etiketten schwimmen auf dem Wasser davon und alle Flaschen sehen dann alle gleich aus.
Das wäre der Alptraum.
Schlimmer wäre eine vollständige Überflutung, Der Wein würde zwar nicht verkommen, aber die Etiketten schwimmen auf dem Wasser davon und alle Flaschen sehen dann alle gleich aus.
Das wäre der Alptraum.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Re: Bomben-Alarm im Weinkeller!
Aber sind es nicht meistens die Momente, in denen man an nichts denkt oder es grad am wenigsten brauchen kann, wo so etwas passiert? Die Bude voller Gäste und mal eben noch ein Fläschen Wein aus dem Keller holen.....
Ich hatte das vor ca. 3 Jahren. Aber hier war es keine Flasche Wein, sondern knapp 3 Kisten Sekt. Und es war auch keine Nachgehrung sondern ein überladener Kühlschrankfachboden. Das Ergebnis war aber wohl sehr ähnlich -> der Boden voller Scherben und eine Luft im Keller, bei der man schon vom Atmen bedudelt wird.
Zumindest war es "nur" gekaufter Sekt und nicht der selbstgemachte Wein, so hielt sich zumindest der emotionale Schmerz in Grenzen.
Ich hatte das vor ca. 3 Jahren. Aber hier war es keine Flasche Wein, sondern knapp 3 Kisten Sekt. Und es war auch keine Nachgehrung sondern ein überladener Kühlschrankfachboden. Das Ergebnis war aber wohl sehr ähnlich -> der Boden voller Scherben und eine Luft im Keller, bei der man schon vom Atmen bedudelt wird.
Zumindest war es "nur" gekaufter Sekt und nicht der selbstgemachte Wein, so hielt sich zumindest der emotionale Schmerz in Grenzen.
"Der beste Drink, den es gibt, ist der pangalaktische Donnergurgler. Die Wirkung ist so, als werde einem mit einem riesigen Goldbarren, der in Zitronenscheiben gehüllt ist, das Gehirn aus dem Kopf gedroschen." - Der Anhalter
Re: Bomben-Alarm im Weinkeller!
Der Beispiele des Danebengehen gibt es einige.
Ich hatte ein Jahr einen wirklich gelungenen Himbeerwein. Der sollte zur Krönung den Gästen serviert werden. Ausgerechnet der hatte dann Korkgeschmack...
Ich hatte ein Jahr einen wirklich gelungenen Himbeerwein. Der sollte zur Krönung den Gästen serviert werden. Ausgerechnet der hatte dann Korkgeschmack...
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
- Vinifikator
- 100 Liter Wein
- Beiträge: 169
- Registriert: 18 August 2014 14:49
Re: Bomben-Alarm im Weinkeller!
Zum Thema Bombe hier noch eine kleine Anekdote:
Im letzten Jahr habe ich erstmalig nach dem Rezept der HP einen Rhabarberwein hergestellt. Dabei musste ich natürlich nach dem Abpressen des Saftes die Oxalsäure ausfällen...gesagt getan, kohlensauren Kalk in der Apotheke besorgt, die entsprechende Menge Kalk auf den abgepressten Saft (Endvolumen 20 Liter) ausgerechnet und anschließend in den Ballon gegeben und mit einer seeeehr straff sitzenden Gärkappe ohne Loch verschlossen... der geneigte Leser ahnt jetzt wahrscheinlich schon Böses
Der Ballon wurde von mir herzhaft geschüttelt und geschüttelt und weil ich gerade so schön dabei war...geschüttelt. Danach erlebte ich den Schreck meines Lebens: Die Gärkappe flog mit einem ohrenbetäubenden Knall Richtung Decke! Aua... Der Schreck saß mir echt in den Knochen. Hatte was von einem Pistolenschuss ohne Gehörschutz aus nächster Nähe ...
Bevor jetzt Nachfragen kommen: Nein, ich habe erst danach gelesen, das beim Ausfällen von Säure mit Kalk, Kohlendioxid in nicht unerheblicher Menge entsteht... Bei diesem Thema war ich in Chemie wohl gerade Kreide holen
Wenn ich heute so darüber nachdenke, hatte ich echt Glück, dass nur die Kappe davon rauschte ist und mir nicht stattdessen der Ballon um die Ohren geflogen ist.
Mach ich so nicht nochmal, versprochen!
Tante Edit: Die Anleitung zur Ausfällung der Oxalsäure auf der HP habe ich vorher trauriger Weise natürlich gelesen. Den Hinweis mit der Schaumbildung und der Ausgasung aber im Eifer des Gefechts irgendwie vergessen...
Im letzten Jahr habe ich erstmalig nach dem Rezept der HP einen Rhabarberwein hergestellt. Dabei musste ich natürlich nach dem Abpressen des Saftes die Oxalsäure ausfällen...gesagt getan, kohlensauren Kalk in der Apotheke besorgt, die entsprechende Menge Kalk auf den abgepressten Saft (Endvolumen 20 Liter) ausgerechnet und anschließend in den Ballon gegeben und mit einer seeeehr straff sitzenden Gärkappe ohne Loch verschlossen... der geneigte Leser ahnt jetzt wahrscheinlich schon Böses
Der Ballon wurde von mir herzhaft geschüttelt und geschüttelt und weil ich gerade so schön dabei war...geschüttelt. Danach erlebte ich den Schreck meines Lebens: Die Gärkappe flog mit einem ohrenbetäubenden Knall Richtung Decke! Aua... Der Schreck saß mir echt in den Knochen. Hatte was von einem Pistolenschuss ohne Gehörschutz aus nächster Nähe ...
Bevor jetzt Nachfragen kommen: Nein, ich habe erst danach gelesen, das beim Ausfällen von Säure mit Kalk, Kohlendioxid in nicht unerheblicher Menge entsteht... Bei diesem Thema war ich in Chemie wohl gerade Kreide holen
Wenn ich heute so darüber nachdenke, hatte ich echt Glück, dass nur die Kappe davon rauschte ist und mir nicht stattdessen der Ballon um die Ohren geflogen ist.
Mach ich so nicht nochmal, versprochen!
Tante Edit: Die Anleitung zur Ausfällung der Oxalsäure auf der HP habe ich vorher trauriger Weise natürlich gelesen. Den Hinweis mit der Schaumbildung und der Ausgasung aber im Eifer des Gefechts irgendwie vergessen...
"Schade, daß man Wein nicht streicheln kann"
(Kurt Tucholsky)
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Re: Bomben-Alarm im Weinkeller!
Eine ziemlich lange Diskussion mit Beschreibung von Nachgärungen inklusive Bildern findest Du hier als Ergebnis meiner Experimente mit Wasserfiltern
„DENK DARÜBER NICHT ALS STERBEN", sagte der Tod.
„DENK EINFACH DARAN, DASS DU FRÜHER GEHST, UM DEM ANSTURM AUSZUWEICHEN.“
Sir Terry Pratchett 1948-2015
„DENK EINFACH DARAN, DASS DU FRÜHER GEHST, UM DEM ANSTURM AUSZUWEICHEN.“
Sir Terry Pratchett 1948-2015
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Re: Bomben-Alarm im Weinkeller!
@Vinifikator
Da hattest du wirklich Glück dass dir der Ballon nicht um die Ohren geflogen ist. Das mag sich gar nicht vorstellen
Da hattest du wirklich Glück dass dir der Ballon nicht um die Ohren geflogen ist. Das mag sich gar nicht vorstellen
90% of everything is crap... Except crap. 100% of crap is crap.
(Too much coffee man)
The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
(Brandolini's law)
PMs mit Fragen werden ignoriert
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