Johannisbeerwein nachzuckern

Nils
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Johannisbeerwein nachzuckern

Beitrag von Nils »

Hi, ich hab gestern das erste mal wein angesetzt und hätte dazu ein paar Fragen.
Ich habe ca. 4kg rote Johannisbeeren geerntet, diese dann zermatscht, 10ml Antigel ran und über Nacht stehen lassen.
Nebenbei hab ich nen Gärstarter angesetzt mit etwas von dem gepressten Saft, Zucker Nährsalz und Steinberg Flüssighefe.
Am nächsten Tag hab ich dann den Fruchtmus erst grob durch ein Sieb gepresst und den Rest durch ein Küchentuch.
Die ca 2,5l bis 3l hab ich mit 6,5l Wasser verdünnt und 1kG Zucker reingerührt.Nährsalz und Gärstarter rein und siehe da heute blubbert es schon ganz schön los. Also bis jetzt alles richtig gemacht, hoffe ich zumindest :| .
Jetzt ist die frage wie Zuckere ich wenn es soweit ist nach um einen trockenen Wein zu bekommen. Hab mir zwar schon einige Beiträge durchgelesen, sehe da aber immer noch nicht richtig durch. außerdem hab ich keine Messgeräte um Säure oder Alkohol zu messen. Sind die zwingend notwendig oder kann man auch so das gewünschte Ziel erreichen?
Da ich den Fruchtmus erst durch ein Sieb gedrückt hab ist jetzt im Weinansatz nicht nur der pure Saft, hat das irgendeinen Einfluss auf den Geschmack des Weins?



Nils
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JasonOgg
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Johannisbeerwein nachzuckern

Beitrag von JasonOgg »

Viele Fragen auf einmal ;)
Meine roten Johannisbeeren blubbern noch in der Maische.

Es blubbert, gärt also, damit ist schon mal die wichtigste Hürde genommen. Also im Prinzip ist alles richtig, bis auf ein kleines Detail:

Wenn Deine Johannisbeeren richtig reif waren, dann hatten sie vielleicht zu wenig Säure und due hast zu viel verdünnt. Bei unreifen möglicherweise zu wenig. Das heißt jetzt aber nicht, dass es nichts wird, sondern möglicherweise nicht ganz optimal.

Das Rezept gibt eine Richtschnur die im Schnitt paßt.

Trockenen Wein schafft man eher als lieblichen, wenn man defensiv nachzuckert :|
Um auf der sicheren Seite zu sein, brauchst Du ein Vinometer um den Alkohol abschätzen zu können und von daher berechnen kannst wieviel Zucker noch notwendig ist um x% Alkohol mehr zu bekommen.

In der Anfangsphase genügt es wahrscheinlich, wenn die Gärung nachläßt die Restsüße zu überprüfen und Zucker nachgeben, bevor sie ganz aufgibt. In der Zwischenzeit besorg Dir ein Vinometer, wenn Du Dich nicht nur auf Dein Glück verlassen willst.

Du schreibst "Beiträge" gelesen, nicht die Homepage?

Dort findest Du den Hinweis auf das Dreieck Säure, Alkohol, Zucker. Es geht auch ohne, aber so kann der Geschmack optimiert werden.

Also grundsätzlich geht es auch ohne Meßgeräte, aber mit ihrer Hilfe kann man gezielter arbeiten und ein besseres Ergebnis erzielen.

Schau auch mal in den Honigkeller unter "mein erster Met". Da sind schöne Schaubilder die das Nachzuckern hervorragend darstellen.

Ach ja, Fruchtmus. Ein paar Trübstoffe wirst Du immer haben. Die werden sich nach der Gärung entweder mit der Hefe oder während der Klärung absetzen. Es sind ja keine Sachen reinkerutscht (Stiele, Kerne) die sich negativ auf den Geschmack auswirken.

Dein Korken sieht abenteuerlich aus. Wenn er nicht dicht ist, dann bekommst Du nicht mit, wenn die Gärung vorbei ist. Bestell Dir mit dem Vinometer entweder Gärkappen oder die grauen Korken mit Loch direkt mit.
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fibroin
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Johannisbeerwein nachzuckern

Beitrag von fibroin »

Hallo Nils, von mir auch einen Gruss,

was mich wundert, das du in einem so vollen Behälter gären willst. Das geht schon, aber du solltest einplanen, dass bei der stürmischen Phase Schaum entstehen kann, der durch das Gärrohr nach draußen drückt. Oder gleich den Korken mitnimmt. Das ist besser, als wenn die Flasche platzen würde...

Johannisbeeren fülle ich nur zu zweidrittel in einen Behälter. Hoffentlich geht das gut.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Nils
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Johannisbeerwein nachzuckern

Beitrag von Nils »

Danke erst mal für die schnelle Antwort. Sieht also so aus wie wenn ich um den Kauf von so nem Vinometer nicht drum rum komm.
Als ich die Johannisbeeren gepflückt hab waren sie richtig schön rot, schmeckten aber schon ganz schön sauer.
Wegen den Trübstoffen, Stiele oder Kerne sind keine drin. Ich hatte die Beeren schon vorm pressen alle von den Stielen abgemacht.
Ja der Korken sieht etwas seltsam aus. der ist ziemlich alt. Eigentlich müsste er dicht sein ich hab nur vorsichtshalber ringsrum Knetmasse rangeklebt und das Loch wo das Gärröhrchen drinsteckt mit Wachs versiegelt.

Hab mir im nachhinein auch schon gedacht, dass der Behälter ganz schön voll ist. Naja ich hab momentan genug Zeit das zu beobachten und zur Not kann ich eingreifen.

Nils

[Dieser Beitrag wurde am 31.07.2008 - 16:35 von Nils aktualisiert]
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Fruchtweinkeller
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Johannisbeerwein nachzuckern

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ein Nachtrag zur Steinberg-Hefe. Das ist eine Hefe mit niedriger Alkoholtoleranz, die laut Hersteller bei 8-10% liegt. In der Praxis schafft sie mehr, aber die Gärung wird langsam und stockend verlaufen. Das heißt im Klartext: Im hohen Alkholbereich wird die Gärung mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr langsam verlaufen, ein Gärungsende wird schwer zu finden sein. Du solltest ernsthaft in Erwägung ziehen den Wein anderweitig zu stabilisieren, sprich zu filtrieren, pasteurisieren oder zu konservieren.
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Nils
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Johannisbeerwein nachzuckern

Beitrag von Nils »

So, hab mir gerade mal nen Vinometer nen Acidometer und noch bisschen Kleinkram bestellt.
Gestern hat der Wein ziemlich geschäumt, konnte ihn aber durch leichtes schwenken vom überlaufen abhalten :D .
Das mit der Steinberghefe hab ich auch schon gelesen, leider erst nachdem ich schon einkaufen war. Da muss ich mir mal noch überlegen wie ich das am besten mache. Vielleicht hab ich ja Glück und sie spinnt bei mir nicht rum^^
Nils
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Johannisbeerwein nachzuckern

Beitrag von Nils »

Mein Wein hört langsam auf zu blubbern, da hab ich grad mal ne Kostprobe genommen und ich muss sagen, schmeckt schon jetzt ziemlich lecker. Sehr fruchtig und wirklich lecker nach Johannisbeere. Alkoholgehalt kann ich noch net sagen, da Vinometer noch nicht da ist, aber ich schätze so 8-9 %.
Hoffe der Geschmack bleibt so bis er fertig ist. Freu mich schon aufs verkosten^^
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JasonOgg
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Johannisbeerwein nachzuckern

Beitrag von JasonOgg »

Wenn Du noch nicht den Alkoholgehalt kennst, dann solltest Du den Restzucker im Auge behalten, Stichwort Gärstockung. Wenn der Zucker vergoren ist und die Hefen hungern und du hast erst 7-8%, statt dem Endstand, ja dann mußt du die verhungerten Hefen wieder zum Gären bewegen. Also wenn er staubtrocken ist vorsichtig etwas Zucker nachgeben, notfalls häufiger in kleineren Dosen bis das Vinometer da ist und du rechnen kannst.

Wenn die Steinberg Hefe sowieso schon zickig ist, dann kann das langwierig werden und Nerven kosten. Ich hatte das bei meinem Granatapfel mit Beaujolais, Leidensbericht hier im Forum.

[Edit]
Das Aufhören des Blubberns ist so eine Sache, das dauert eigentlich länger. Vielleicht hast du den einen Blubb in der Stunde nur nicht gesehen? Für so etwas liebe ich die Gärkappen. Mit vorsichtigen, leichten Druck kann man einen Zwangsblubb erzeugen und so den Wasserstand im Gärröhrchen nivellieren, so erkennt man am nächsten Tag, ob sich noch etwas tut.


[Dieser Beitrag wurde am 07.08.2008 - 08:24 von JasonOgg aktualisiert]
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Beitrag von Nils »

Es blubbert schon noch ab und zu. Das Problem ist, ich bin jetzt ne knappe Woche nicht da, sollte ich da vorsichtshalber noch bisschen Zucker nachkippen und wenn ja wieviel?
Birgit
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Johannisbeerwein nachzuckern

Beitrag von Birgit »

Erst mal probieren ob der Wein noch süß schmeckt. Wenn nein, kannst Du mit 20g/l nachzuckern.

Gruß Birgit
Aus dem Feuerquell des Weines, aus dem Zaubergrund des Bechers,
sprudelt Gift und süße Labung, sprudelt Süßes und Gemeines;
nach dem eig'nen Wert des Zechers, nach des Trinkenden Begabung! (Friedrich von Bodenstedt)

Sorry, aber ich antworte nicht auf PMs, die inhaltlich ins Forum gehören!

Nils
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Beitrag von Nils »

Vinometer kam grad.
Kostprobe: ziemlich sauer
Vinometer: 11%
werd dann mal wie du vorgeschlagen hast 20g/l zucker nachschütten
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fibroin
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Johannisbeerwein nachzuckern

Beitrag von fibroin »

Denk an die Säureverdünnung. Die muss jetzt erfolgen, später bekommen die Hefen nach der Verdünnung die Kurve ziemlich schlecht. Glaub nicht, dass sich die Säure verflüchtigt.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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