Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

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Vimeta
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Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

Beitrag von Vimeta »

Eigentlich ist das Unthema. Im Toleranzbereich von +/- 5% muss der Wert auf der Flasche liegen, liest man.
Ich habe mit einer kleinen Zahl von "nicht trinkbaren Weinen" (9,5 ... 14%) viele Messungen und Repromessungen gemacht.
Davon wurden nur einige Angaben mit dem klassischen Ebulliometer überprüft, alle anderen mit einem Eigenbau Eb.
Das Ergebnis ist eben nicht so klar, wie ich mir erhofft habe. Auch das klassische Eb liegt bei einem 11% Wein bei 12,25%.

Es waren unter den Testweinen nur haltrockene und trockene Weine. Der 9,5% Wert auf dem Tetrapack Wein hat komischerweise beim Eigenbau Eb gestimmt. Das kann Zufall sein.
Hat jemand mit billigen oder besseren Kaufweinen schon Vergleichsmessungen auf Alkoholgehalt gemacht.
Wenn ich am Wein Siedepunkt eine zu hohe Temperatur messe (kleinere Differenz zwischen Wasser und Wein) und diese über 30 Sek. um maximal +/-0,1K pendelt (gute Reproduzierbarkeit), ist ein grober Messfehler eher wahrscheinlich (?).
Vielleicht war es keine so gute Idee, 2-€-Weine als Referenz zu nehmen.
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Chesten
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Re: Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

Beitrag von Chesten »

Der Siedepunkt über den du den Alkoholgehalt bestimmst ist eine kolligative Eigenschaft, sprich: Diese hängt von der Anzahl der gelösten Teilchen ab. Also auch vom Zuckergehalt!
Ein Staubtrockner Wein wird über diese Messmethode "bessere Ergebnisse" haben als z.B. eine pappsüßer Wein.
Als Erstes würde man eine externe Kalibiertion machen. Also Wasser-Alkohol-Lösungen. Der nächste Schritt wäre ein Standart-Addion-Verfahren.

Sorry: im geeking out ! Würde meine Frau sagen!

Als Chemiker der lange in der Analytik gearbeitet hat fallen mir gerade beim 2.Bier in meiner Stammkneipe, gerade, zu viele Dinge dazu ein. Wenn ich dich nicht verschreckt habe werde ich morgen am PC dir dazu mehr schreiben.
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
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Re: Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

+/- 5%? Wohl kaum.
Irgendwo ist vorgeschrieben, mit welchen Methoden der Alkoholgehalt rechtssicher zu bestimmen ist. Andere Methoden oder nicht kalibrierte Messgeräte oder nicht qualifiziertes Personal können abweichende Messwerte liefern, das ist Laboralltag. Welcher Wert ist wahr? Wer Wahrheit sucht, gehört in die Kiche :mrgreen:
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Re: Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

Beitrag von Gärfex »

Hallo Vimeta,
Im Toleranzbereich von +/- 5% muss der Wert auf der Flasche liegen, liest man.
Ich finde eigentlich nur Angaben für +/- 0,5 vol%
Z.B. hier, in der "Internationalen Norm für die Etikettierung von Weinen" unter Punkt 2.2:
2.2. Angabe des Alkoholgehalts
Die Angabe des Gehalts an vorhandenem Alkohol in Volumenprozent des
Erzeugnisses auf dem Etikett muss mit einer Toleranz von 0,5
Volumenprozent erfolgen.
Bei Weinen, die für eine längere Lagerung vorgesehen sind, und bei
Kahmhefeschleierweinen beträgt die Toleranz 0,8 Volumenprozent.
Und die Google KI schreibt noch:
Ganze oder halbe Einheiten: Die Angabe des Alkoholgehalts muss in ganzen oder halben Einheiten erfolgen. Das bedeutet, dass eine Angabe "15,2 %vol" unzulässig wäre, während "15,0 %vol" korrekt ist. 
Gruß Erwin
Vimeta
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Re: Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

Beitrag von Vimeta »

Die professionelle Alkoholanalyse steht für den Laien und Hobbywinzer kaum zur Diskussion. Trotzdem kommt auch der Hobby-ist an der Theorie nicht ganz vorbei, das ist auch mir klar geworden. Meine berufliche Tätigkeit hatte viel mit Technik und weniger mit stöchiometrischen Berechnungen zu tun.
Auf die „5. Analytik“ vom Fruchtweinkeller bin ich auch gestoßen. An dieser Stelle muss einfach bemerkt werden, dass die ganze Webseitengestaltung, vorbildlich strukturiert, klar, übersichtlich und damit recht hilfreich sein kann. Trotzdem, spezielle Fragen bleiben immer.
• Wenn ich eine Probe mit hohem Restzuckergehalt 1:1 oder 1:2 mit Wasser verdünne und den Alkoholwert im Nachhinein hochrechne, wird der zuckerbedingte Messfehler kleiner?
• Interessant wäre für mich eine Korrekturtafel für den ebullioskopisch ermittelten %Vol Wert bei bekanntem Öchsle Wert.
• Kann man mit den Billig-Refraktometern (unter 15€) für den Hausgebrauch was anfangen?
Die professionellen R. kosten wohl deutlich mehr. Was ist empfehlenswert, die Waage oder das Refraktometer? Ich will hauptsächlich den Restzuckergehalt von meinem Hausweinen bestimmen.
Ganz nebenbei bin ich am Bau eines kleinen, möglichst schnell und einfach zu bedienenden Ebulliometers dran. Derzeit mache ich viele Vergleichsmessungen an einigen wenigen Kaufweinen. Die Resultate sind noch nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe. Auch das klassische Ebulliometer streut mehr als erwartet.
Ich denke, dass sich mit „Prima Sprit“ verlässlichere, zuckerfreie und zuckerhaltige Proben jeder Konzentration herstellen lassen, die besser als Referenzen dienen könnten, als die nicht trinkbaren Tetrapackweine.
Wie sinnvoll ist das aus eurer Sicht?
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Fruchtweinkeller
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Re: Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Den Restzuckergehalt deiner Weine lässt sich im Hobbybeteich nicht bestimmen...
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Vimeta
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Re: Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

Beitrag von Vimeta »

Natürlich hatte ich nicht "+/- 5%" schreiben wollen. Da hatte wol die "0" Taste keine Lust mehr. Um es noch einmal anzusprechen,
auf die Idee, aus z.B. 69,9%Vol Sprit, definierte Proben mit und ohne Zucker als Referenz herzustellen, kann ich nicht als erster gekommen sein. Es sei denn, niemand braucht so etwas oder es ist ein Denkfehler drin. Über Vergleichs(wein)proben für Vinometer und Co. ist eigenlich schon oft genug geschrieben worden. Einen hochprozentigen, garantiert zuckerfreien Alkohol als Basis für Proben aller Geräte, ist doch eigentlich naheliegend - oder?
Birgit
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Re: Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

Beitrag von Birgit »

Ich verstehe einfach nicht was Du messen willst. Den Restzucker nach der Gärung? Den Alkoholgehalt nach der Gärung?

Gruß Birgit
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Sorry, aber ich antworte nicht auf PMs, die inhaltlich ins Forum gehören!

Vimeta
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Re: Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

Beitrag von Vimeta »

Ich habe ein kleines Projekt, das auf seine Funktionalität geprüft werden soll. Andes gesagt, ich will wissen, wie genau das Ebulliometer misst.
Das geht nicht anders als mit aussagekräftigen Proben.
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Fruchtweinkeller
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Re: Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich weiß nicht genau, was eine "aussagekräftige' Probe sein soll. Wenn du eine Fragestellung hast, dann stelle dir adäquate Proben her, und vermesse sie.

Edit, alternative: Lass dir eine Weinprobe geben, deren Alkgehalt du NICHT kennst. Dann mess die 10x durch und betreibe Statistik. Dann weißt du ob du oder das Messgerär das Hauptproblem ist.

Alte Laborweisheit: Eine,Messung ist keine Messung.
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Re: Wie genau sind die Vol% Angaben bei gekauftem Wein

Beitrag von Vimeta »

Ja, zehn und mehr Repromessungen sind es schon pro Probe. Vereinfacht reduziert sich alles auf die Siedetemperatur Wasser/Ethanol. Da liege ich bei bei ca.70% aller Messungen in den Toleranzgrenzen von +/- 0,1K. Gemessen wird die endliche Temperatur auf dem Plateau. Was nicht ganz befriedigt, ist die Übereinstimmung mit den aufgedruckten %Vol Angaben. Genau deshalb kippe ich das Zeug jetzt weg und beginne eine neue Excel, trinken kan man die 2-Euro-Weine eher nicht.
Wenn ich dann lese, dass der Fehler eines teueren Ebulliometers mit +/- 0,3%Vol angegeben ist, liege ich gar nicht soooo schlecht.
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