Mein erster Honigwein - schon oft gelesen!

[Vimeta]

Vom Andreas super produzierten Videos angeregt, habe ich die ersten 10 Liter Honigwein meines Lebens angesetzt und folgte auch der empfohlenen Rezeptur. Honig bleibt dabei möglicherweise die größte Unbekannte. 3 Gläser Akazie und ein Glas vom Imker der Stadt. Letzterer ist sehr geschmacksintensiv. Akazienhonig schmeckt zum Frühstücksbrötchen lecker, ist aber in seiner Note eher dezent. Jetzt sind die 10 Liter im15 l Ballon.
Als Hefe habe ich Burgunder gewählt, die natürlich erst als Starter großgezogen wurde.
Nach einem Tag im Ballon, gärt der Ansatz sehr verhalten. Von stürmischer Gärung noch keine Spur. Aber immerhin treibt er jetzt einmal in der Minute ein Co2 Bläschen aus.
Wenn Met eine so lange Tradition hat und die Wikinger nichts anderes tranken(?), warum startet unser Honigwein mal gut mal schlecht. Er enthält doch hauptsächlich Fructose und Glucose, womit die Hefezellen allenthalben was anfangen können sollten.
Die Burgunderhefe hat im Starter auch weder Sturm noch Drang gezeigt. Liegt es an der Hefe? Welchen Einfluss haben Hefen überhaupt auf Geschmack, und Intensität der Gärung? Bei welcher Idealtemperatur sollte ein Met gären? Sicher gibt es einen Kompromiss zwischen Aktivität und Erhaltung vieler Geschmacksstoffe.

[Fruchtweinkeller]

Akazie ist für mich im Met fast schon zu neutral bis langweilig, ist aber natürlich alles Geschmackssache.

Warum Honigwein (so, wie wir ihn heute machen) nicht immer willig vergärt habe ich hier zusammengefasst: https://www.youtube.com/watch?v=GHBmD8EXUNQ&t=1688s Aber auch mit allen dort genannten Maßnahmen gärt ein Honigwein selten so gut wie ein robuster Fruchtwein.

Es steht im Raum, dass der Wikinger-Met Apfelmost mit Honig gewesen sein könnte, was aus vielerlei Hinsicht Sinn machen würde. Aber Apfel im "modernen" Met ist ja ganz, ganz schlimm

Die Gärtemperatur für Portwein darf gerne bei 20°C oder etwas höher liegen, wie bei vielen hochalkoholtoleranten Hefen. jetzt im Herbst lässt es die Portwein womöglich ruhig angehen.

Achtung, off-topic: Jetzt habe ich wieder ein Blick auf mein Youtube-Filmchen geworfen und sehe: Nur 4 k views in zwei Jahren Finde ich für qualitativ hochwertigen Inhalt wenig. Wenn man sieht, wie viele views anderer Schrott hat, der auch mit Honigwein zu tun hat, ist das sehr unbefriedigend.

[Vimeta]

Ich hatte nur etwas wenig Geduld, mein Met gärt nach knapp 40 Stunden recht ordentlich. Er hat jetzt noch eine etwa 3cm dicke Schicht Fruchtfleisch aufschwimmen, was von der Seite wie Kuchenteig aussieht. Mehrmals bringe ich Unordnung den Ansatz.
Also vergärt meine Hefe auch meinen Met.
Äpfel habe ich natürlich auch dran. Schön gerieben mit Schalen und ohne Kern. Es waren grüne Säuerlinge, mit einem wunderbaren Aroma. Da könnte nur das Grün der Schale aus dem Gold einen Khaki Schimmer machen – wäre mir auch egal.
Wen es denn so viele vermeintliche Puristen gibt, die den Met nur in seiner reinsten Urform akzeptieren, frage ich mich, ob es nicht doch allein deren Kopfsache ist.
Ein Kollege, Experte auf dem Gebiet der Psychoakustik, hat mir erklärt, dass z.B. das Etikett auf der Bierflasche nachweislich Einfluss auf das Geschmacksempfinden hat (sehr einfach gesagt).
Landläufig bezeichnet man so etwas als „Einbildung“. Es ist ernst zu nehmen, setzt doch eine milliardenschwere Werbeindustrie auf Wirkungen der Suggestion.

Zu deinem off-topic: Keine Frage, ich habe es schon gesagt, die Videos sind gut gemacht, hervorragend in der Übersichtlichkeit und bedienen eine breite Themenpalette. Ich weiß genau, wie viel Arbeit so etwas macht. Ich hatte selbst einmal zu einem Entwicklungsprojekt ein Video organisiert, das aus vielen kurzen Physikexperimenten bestand. Da für die Didacta produziert und am Messestand in einer Schleife endlos abgespielt, liefen alle Informationen nur als Laufschrift durch das Bild. Ich musste die Erfahrung machen, wie kurz trotzdem die Aufmerksamkeitsspanne des eiligen Besuchers trotz Interesse in der Realität ist.
Aber 4k views ist das so schlecht?

[Fruchtweinkeller]

Joa sind 4 k views gut oder schlecht? Wenn ich andere Filmchen sehe zum Thema Met, die entweder ohne Verstand irgendwo abgekupfert sind oder die gar nicht erst vorgeben, als hätte der Ersteller einen Plan davon, was er da tut, die aber X mal so viele views haben, dann denke ich mir: Da machste wohl was falsch Naja, weiter ausholen will ich hier nicht, ist ja off-topic.

Schön jedenfalls, dass es jetzt ordentlich gärt.

Zum "Etiketten-Effekt" siehe auch https://www.forum.fruchtweinkeller.de/v ... hp?t=12826 Es muss teuer aussehen, und wenn es dann noch teuer ist, schmeckt es auch besser Hatte mal eine Doku über Verpackungsdesign gesehen, da schmierte eine etablierte Shampoomarke ab, weil die ein neues Design für ihre Flaschen eingeführt haben. Nach Panik haben die einen Designpapst engagiert, nach Neugestalung nur des Etiketts auf der Flasche (alles andere wäre zu teuer gewesen) gingen die Zahlen wieder hoch. Dabei hat sich das Produkt selbst nie geändert.