Eine weitere Ursache für das Insektensterben

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Eine weitere Ursache für das Insektensterben

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Mahlzeit, bin mehr oder weniger zufällig über einen Artikel gestoßen, der eine weitere Ursache für das Insektensterben ausmacht. Nachdem ich letzte Woche noch darüber gequatscht hatte, dass vor 20 Jahren die Autoscheibe nach 100 km Fahrt voll mit Insekten gewesen wäre...

https://www.sciencedirect.com/science/a ... eKWg5PcRWQ

Ich habe die "Highlights" mal durch einen Übersetzer gejagt:
Der weltweite Rückgang der Tierpopulationen lässt auf globale Ursachen schließen.
Pflanzenfresser sind besonders anfällig für einen Rückgang der Nährstoffdichte der Pflanzen, die sie verzehren.
Die CO2-Verschmutzung führt weltweit zu einer Nährstoffverdünnung, d. h. zu einer Verarmung des Pflanzengewebes an Elementen, die für Pflanzenfresser überlebenswichtig sind, und zwar Biss für Biss. Wenn Pflanzen höhere CO2-Konzentrationen aufnehmen, kann die Nährstoffverdünnung entflammbare grüne "Wüsten“ mit minderwertiger Nahrung für Pflanzenfresser schaffen, die bereits durch Elemente wie Stickstoff, Natrium und Zink eingeschränkt sind.
Wir gehen davon aus, dass die Nährstoffverdünnung einer der Hauptfaktoren für den weltweiten Rückgang der Pflanzenfresser ist, der sich in vielen Fällen nachprüfen lässt. Die Auswirkungen dürften in produktiven und/oder nährstoffarmen Ökosystemen wie tropischen Wäldern und den offenen Ozeanen am stärksten sein. Er wird durch Düngung rückgängig gemacht. Er wirkt unabhängig von der Größe des Lebensraums oder dem Einsatz von Pestiziden. Er ergänzt somit diese und andere Ursachen für den Rückgang von Pflanzenfressern.

Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
Das ganze Paper kann man hier herunterziehen: https://www.cell.com/trends/ecology-evo ... 0112-5.pdf

Der thematisierte Rückgang der Nährstofdichte ist experimentell belegt.

Ein interessanter Gedanke, auf den ich erst mal nicht gekommen wäre, obwohl das fast nahe liegt... Geben wir unseren Hefchen nicht auch extra Hefenährsalz, damit sie mehr Biomasse bilden können?
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Nathea
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Re: Eine weitere Ursache für das Insektensterben

Beitrag von Nathea »

Interessante Theorie, die bei mir aber sofort die Frage aufwirft: "Dann müssten wir nur richtig viel Dünger auf dem Grün des Erdballs verteilen, dann renkt sich alles wieder ein?"

Ich denke nicht, dass das so einfach wäre.
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Fruchtweinkeller
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Re: Eine weitere Ursache für das Insektensterben

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Es ist zu befürchten, dass das nicht so einfach wäre. Wenn man die Ökosysteme erhalten will, so wie sie vor ein paar Dekaden waren, müsste man sich ja genau überlegen, wie viel Nährstoffe man wo ausbringt, damit die Wirkung nicht salopp gesagt dosiert und nicht zu stark ausfällt. Das dürfte nicht realistisch sein. Ich erinnere mich an eine Diskussion vor vielen Jahren, wo Forschende vorgeschlagen hatten, lokal in bestimmten Regionen der Ozeane große Mengen Nährstoff einzubringen. Die Idee: Das Algenwachstum sollte angeregt werden, damit würde CO2 fixiert werden. Klingt auf den ersten Blick einfach, aber auf den zweiten Blick könnte das auch gefährlich werden: Was ist, wenn sich vor allem giftige Algen vermehren? Würde das CO2 dauerhaft gebunden? Bringt das die Nahrungsketten durcheinander? Das ist halt sehr komplex und will wohl überlegt werden, bevor man "aus Versehen" noch mehr Schaden anrichtet.
So oder so: Wenn wir all diesen Entwicklungen entgegen wirken wollen, so wird reicht es nicht, den CO2-Ausstoß zu reduzieren oder gar zu stoppen. Früher oder später werden wir CO2 wieder aus der Atmosphäre zurückholen müssen. Wenn das mit ähnlichem Elan angegangen wird die wie Reduktion des CO2-Ausstoßes... kann man schon pessimistisch werden ?-|
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Re: Eine weitere Ursache für das Insektensterben

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Habe noch ein wenig dazu recherchiert und bin noch auf das hier gestoßen:

https://www.rothamsted.ac.uk/article/fa ... nutritious

Mal ganz kurz zusammengefasst: Der Nährstoffrückgang in unseren pflanzlichen Lebensmitteln ist experimentell belegt. Hier kommen mehrere Faktoren zusammen, speziell die Einführung von Hochleistungssorten zur Ertragssteigerung. Beispielsweise Weizen mit größeren Körnern lagert mehr Stärke in den Körnern ein, andere Nährstoffe aber nicht in gleichem Maße, selbst wenn die Pflanzen ausreichend gedüngt werden. Sprich: Mehr Kalorien, aber sonst geringerer Nährwert. Für unsere Ernährung ist das sicher auch ein Problem.
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tiga
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Re: Eine weitere Ursache für das Insektensterben

Beitrag von tiga »

Na dann: Go carnivore :)
Lassen wir das Grünzeug den Viechern und essen sie danach. Nur mit dem Wein wird es dann schwierig. Blut eignet sich als Grundstoff wohl eher nicht
Gruss
Jan

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martenha
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Re: Eine weitere Ursache für das Insektensterben

Beitrag von martenha »

Spannendes Thema und wieder mal ein Aspekt des Klimawandels der komplett unter dem Radar fliegt..
Fruchtweinkeller hat geschrieben: 12 Oktober 2024 21:28 Es ist zu befürchten, dass das nicht so einfach wäre. Wenn man die Ökosysteme erhalten will, so wie sie vor ein paar Dekaden waren, müsste man sich ja genau überlegen, wie viel Nährstoffe man wo ausbringt, damit die Wirkung nicht salopp gesagt dosiert und nicht zu stark ausfällt. Das dürfte nicht realistisch sein. Ich erinnere mich an eine Diskussion vor vielen Jahren, wo Forschende vorgeschlagen hatten, lokal in bestimmten Regionen der Ozeane große Mengen Nährstoff einzubringen. Die Idee: Das Algenwachstum sollte angeregt werden, damit würde CO2 fixiert werden. Klingt auf den ersten Blick einfach, aber auf den zweiten Blick könnte das auch gefährlich werden: Was ist, wenn sich vor allem giftige Algen vermehren? Würde das CO2 dauerhaft gebunden? Bringt das die Nahrungsketten durcheinander? Das ist halt sehr komplex und will wohl überlegt werden, bevor man "aus Versehen" noch mehr Schaden anrichtet.
So oder so: Wenn wir all diesen Entwicklungen entgegen wirken wollen, so wird reicht es nicht, den CO2-Ausstoß zu reduzieren oder gar zu stoppen. Früher oder später werden wir CO2 wieder aus der Atmosphäre zurückholen müssen. Wenn das mit ähnlichem Elan angegangen wird die wie Reduktion des CO2-Ausstoßes... kann man schon pessimistisch werden ?-|
Großflächiges Geo-Engineering ist mit Grund bislang nicht in Benutzung, die Folgen sind einfach nicht absehbar. Über CCS/CCU wird momentan ja viel geredet, das wird aber (zumindest in DE) dafür eingesetzt werden unvermeidbare Emsissionsbestandteile zu kompensieren, so groß ist das Potential zur Fixierung aber auch einfach eh nicht, das GEOMAR zB führt dazu gerade einige Untersuchungen durch. Die Fixierung direkt aus der Atmosphäre durch DAC ist auf absehbare Zeit energetisch / ökonomisch zu aufwändig.

Die einzige sichere Kohlenstoffsenke die wir wirklich zur Verfügung haben sind langfristig unbewirtschaftete Natur- und Waldflächen, mit steigender Weltbevölkerung und dem Flächenwettbewerb sehe ich da aber auch eher schwarz. Frustrierendes Thema...
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Re: Eine weitere Ursache für das Insektensterben

Beitrag von Tara »

martenha hat geschrieben: 14 Oktober 2024 11:13
Die einzige sichere Kohlenstoffsenke die wir wirklich zur Verfügung haben sind langfristig unbewirtschaftete Natur- und Waldflächen, mit steigender Weltbevölkerung und dem Flächenwettbewerb sehe ich da aber auch eher schwarz. Frustrierendes Thema...
Schade, dass nicht alle Länder an einem Strang ziehen. Dass jeder nur auf seinen Vorteil - oder vermeintlichen Vorteil - aus ist. Gäbe es eine Linie, der alle, wirklich ALLE, folgen würden, könnte man so was schon erreichen. Natürlich wäre das ein sehr langfristiges Projekt, aber machbar wäre es, wenn die eine genannte Bedingung funktionieren würde...
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Re: Eine weitere Ursache für das Insektensterben

Beitrag von Lord of Sherwood »

Wie meine Vorredner schon sagten, ist das Insektensterben nur ein Aspekt des Klimawandels. Genauso wie die sich ändernde schmälere Närstoffzusammensetzung der Pflanzen nur ein kleines Puzzleteil ist.
Leider kann der Einzelne gegen den Klimawandel nichts Machen. Auch wenn jeder Deutsche nur noch leben würde wie in der Steinzeit, würde Deutschland nicht die Welt retten können. Das geht nur mit Einheitlichen und kompromisslosen Regeln für die Nutzung der uns Menschen verbleibenden Ressourcen. Die meiner Meinung nach beste Erklärung für das globale Versagen aller bisherigen Versuche den Klimawandel zu stoppen Liefert die Wissenschaftlerin Mai Thi Nguyen Kim im Ihrer Show: https://www.zdf.de/show/mai-think-x-die ... 7-100.html
Dem Dort dargelegtem kann ich 100% zustimmen. Was aber nicht heisst, dass ich zurücklehne und Däumchen drehe, Weil es Sache der Globalen Politik ist eine Lösung zu finden.
Vom Urbeginn der Schöpfung ist dem Met eine Kraft beigegeben, um den schattigen Weg der Wahrheit zu erhellen.
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Re: Eine weitere Ursache für das Insektensterben

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Du meine Güte, erst beim Lesen der zitierten Textpassagen ist mir aufgefallen, was für blöde Sätze ich mal wieder formuliert habe ?-? Sorry, inhaltlich verständlich war es hoffentlich trotzdem.

Ja, das erfordert langfristiges Denken und konzertiertes Handeln. Beides ist nicht abzusehen. Vielleicht sind wir dazu auch gar nicht in der Lage. Müssten wir nicht eigentlich derart handeln, dass es die nächste Generation besser haben wird als wir? Das erzählen viele jedenfalls dauernd. War wohl nix, nur schöne Worte.

Primär läuft es doch so (Achtung, kann Spuren von Sarkasmus enthalten): Die Wirtschaft denkt nur bis zur nächsten Hauptversammlung, die Politik bis zum nächsten Wahltermin, und der Wähler findet Umweltschutz toll, solange er damit nicht ernsthaft belästigt wird. Und kauft sich im Supermarkt eine Papier- statt Plastiktasche und fühlt sich gut damit. Und bricht in Selbstmitleid aus, wenn er keinen Parkplatz für seinen SUV findet (die Anderen oder wechselweise die Grünen sind schuld!!11!). Frustrierend ist das alles, in der Tat...
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