EPIC FAIL: 35 Liter Met fürn Lokus

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Fruchtweinkeller
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EPIC FAIL: 35 Liter Met fürn Lokus

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Mahlzeit,
auch bei mir läuft manchmal einiges schief. Der jüngste Epic Fail wurmt mich besonders, weil ich schlicht und ergreifend verpeilt war und im entscheidenden Augenblick noch gepennt habe. Ich scheibe euch das mal auf, damit ihr nicht in dieselbe Falle tappt.
Aber eins nach dem anderen. Ich hatte letzten Herbst 50 Liter Met angesetzt, die größte Menge in meinem Haus ever. Damit wollte ich unter anderem eine neue Tanninversuchsreihe machen, vor allem mit den Präparaten von Erbslöh:

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Der erste Grund für meine Verpeilung: Das sollte meine erste Abfüllung in meiner neuen Küche werden. Das heißt: Wein und alle Gerätschaften in die andere Wohnung transportieren, dabei bloß nichts vergessen. Dann alles irgendwie aufbauen. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt: Hat man schon 25x abgefüllt, dann weiß man ganz genau, wohin man was stellt, und wo man alles findet. Das hat Struktur, das tut nicht weh. An einem neuen Ort ist das alles neu, und das stört einfach meinen Workflow. Kennt ihr das? Da war ich schon reichlich übellaunig, weil ich einige Trichter vergessen hatte, und ich deswegen improvisieren musste. Die Stimmung stieg wieder, als die Filtration mit mittleren Schichten unerwartet gut durchlief. 40 Liter waren ruckzuck durch, ich habe die Restsüße eingestellt, damit stieg auch mein Pegel naturgemäß.
Nun der Tannin-Plan: Ich wollte jeweils 5 Liter EK-Filtrieren, in einer sterilen Flasche sammeln, diese dann mit den Erbslöh-Tanninen versetzen und schwefeln. Dann ab in die Flaschen damit, und ran an die nächsten 5 Liter. Mein Setup sah so aus:

Bild

Am Boden der Eimer mit den 40 Litern, oben auf der Spüle der Pulcino, daneben eine Schale mit Korken in Schwefellösung sowie die 5 l Flasche.
So gegen 11:00 konnte ich mit der ersten 5 Liter-Runde starten. Auch die liefen erfreulich gut in die Flasche, rein das Tannin, rein in die Flasche: Kein Problem.

Bild

Danach stecke ich das Ende vom Auslassschlauch Pulcino immer in die Schale mit den Korken, der Sinn: Die Schwefelbrühe verhindert, dass ich mir das Ende kontaminiere und somit eventuell Keime in den Wein trage. Da kommt die Laborarbeit durch, das ist langjährig erprobt, und ich habe ja praktisch nie Probleme mit Nachgärungen. Kann also so verkehrt nicht sein. Eigentlich.

Bild

Jetzt kommt mein Fehler: Nach den ersten 5 Litern habe ich erst mal ein Mittagspäuschen gemacht, ein fixer Kaffee, schnell was in die schnelle Welle. Frisch gestärkt und noch guter Laune habe ich an die zweiten 5 Liter gefiltert. Dabei sind mir dann ein paar komische Dinge aufgefallen. Wieso siehe ich in der 5 Liter Sammelflasche plötzlich Schlieren, wie man das kennt, wenn sich zwei Flüssigkeiten mischen? Kann doch nicht sein, der Met im Eimer ist doch gemischt? Und überhaupt: War der Met nicht eben noch ein wenig dunkler? Und wieso riecht es eigentlich so stechend nach Schwefel, als ich den Wein per Füllstoptrichter in die Flaschen schütte? Ich habe das dumpfe Gefühl, dass etwas nicht stimmt, aber ich komme noch nicht drauf. Erst als ich die ersten Korken aus der Schale nehme fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren: In der Schale ist kaum noch Schwefelbrühe.
Tja, damit ist die Sache klar: In der Filterpause ist ein Teil der Schwefelbrühe durch den Filter rückwärts in den Meteimer geflossen. Damit sind die 35 Liter ungenießbar geworden.
Das mich das ungemein ärgert könnt ihr sicher nachvollzeihen. Was mich BESONDERS ärgert: Das ist mir sogar schon einmal passiert, als wir Fotos von einer Filteraktion gemacht haben. Entgegen meiner üblichen Vorgehensweise stellte ich auch damals den Weinballon auf den Boden, einfach wegen der Bildgestaltung. Damals hat es mir ein paar wenige Liter von einem ohnehin komischen Zwetschgenwein versaut, das war verschmerzbar. Da ich normalerweise den Wein auf einer Ebene mit dem Filter stelle, kann nix zurücklaufen, und somit hatte ich das schlicht und ergreifend nicht mehr auf dem Radar. Da der Eimer mit 40 Litern aber etwas unhandlich war blieb er diesmal unten, now we have the salad. Die Kohle für den guten Imkerhonig ist futsch, die Arbeit ist futsch, die nicht ersetzbaren Tanninproben von Erbslöh sind zur Hälfte futsch.
Ich konnte mich noch nicht durchringen, die 40 Liter wegzuschütten, aber das muss ich die nächsten Tage mal angehen hilft ja nix. Im Moment steht der Wein noch herum und schreit (und stinkt) mich an. Der einzige Lichtblick: Ich sprach oben ja von 50 Litern Met. 10 Liter hatte ich abgezweigt für die Aromatisierung mit Rosenblüten, und diese zehn Liter konnte ich dann noch (wenn auch übelst gelaunt) erfolgreich in die Flasche bringen.
Also, ihr Lieben: Schwerkraft. Rechnet immer mit der Schwerkraft. :pfeif:
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Roger1979
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Re: EPIC FAIL: 35 Liter Met fürn Lokus

Beitrag von Roger1979 »

Scheiße passiert! 😓

Tut mir auf jeden Fall sehr leid für die Arbeit und den Honig!
Aber herzlichen Dank fürs teilen!
Aus Fehlern lernt man und Schwarmwissen ist auf jeden Fall immer gut!

Ich habe Verständnis für die schlechte Laune und ich hoffe die 10 Liter die vorab gefiltert wurden werden besonders gut ☺️🍀
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Re: EPIC FAIL: 35 Liter Met fürn Lokus

Beitrag von jasminbluete »

Oh man, was für ein Mist. Ich hoffe du kannst zukünftig trotz Trauma deine schöne neue Küche weiter nutzen! Passiert dir sicher kein drittes Mal -.-
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Chesten
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Re: EPIC FAIL: 35 Liter Met fürn Lokus

Beitrag von Chesten »

Ich habe auch mal eimen Wein "etwas zuviel"geschschwefelt: Ich hatte den 2. Spüldurchgang nach dem sterilisieren einfach vergessen...
Ja dann macht man was zum ersten Mal wie z.B. solche einen großen Ansatz und dann macht man einen Handgriff anderes und dieser ist dann der Griff ins Klo...sh** !!!

Wenn ich meimen Führerschein dieses Jahr fertig bekomme, schaffe ich mir im nächsten Jahr Bienen an hoffentlich kannst du dann in 2 Jahren den Honig von mir kaufen.

Ja es nervte mich auch sehr den Maracujawein von diesem Jahr wegzukippen. Ca. 20 Flaschen á 0,33 L ... Schade um das Geld, Zeit und die Arbeit die man da reingesteckt hat.
Was besonders doof ist das das Tannin-Kit leer ist, oder hättest du noch genug um einen neuen Versuch zu starten ?

...jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen dir "deinen Honig" vor der Nase weggekauft zu haben...
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Fruchtweinkeller
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Re: EPIC FAIL: 35 Liter Met fürn Lokus

Beitrag von Fruchtweinkeller »

War heute nochmal drüben. Nachdem ich den Deckel vom Eimer geöffnet hatte kam mir direkt eine fiese Schwefelwolke entgegen: Keine Chance, das ist in absehbarer Zeit nicht zu trinken. Also weg damit... :schlecht:

Bild

Dabei habe ich dann auch gleich wieder Schnappatmung bekommen, da half auch der Ventilator im Bad nix :roll:

Im dem Kit waren fünf Fläschchen, drei davon sind jetzt leer.
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Re: EPIC FAIL: 35 Liter Met fürn Lokus

Beitrag von Chesten »

Sche***... und dann vergiftet man sich fast noch selbst bei der Entsorgung. Jaja Alkohol ist gesundheitsschädlich !
Doof das 3/5 Tannin-Flaschen jetzt leer sind...
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