Immer wieder gibt es die (in der Regel schnell abrutschenden) Diskussionen, ob denn Gerbstoff in einen Met gehört oder nicht. Die Vorteile aus kellertechnischer Sicht sind hier vielfach genannt, werden auf der Homepage dargestellt, ich erkläre das auch auf Youtube. Das will ich hier gar nicht alles nochmal Wiederkäuen. Hier soll es um einen Versuch gehen der zeigen sollte, wie sich verschiedene Tannine auf die Sensorik auswirken.
Vorversuche
Für derlei Versuche nutze ich gerne Verkostungsrunden auf der Fruchtweintagung, speziell bevor der Trubel zu bunt und der Alkoholgehalt im Blut zu hoch wird

Der neue Versuch
Den Herrschaften von Erbslöh haben mir jüngst freundlicherweise ein Tannin-Testkit zur Verfügung gestellt, mit dessen Hilfe man den geschmacklichen Effekt der Gerbstoffe dieses Herstellers im Glas testen kann. Auch hier nochmals ein Herzliches Dankeschön an Erbslöh!
Das Kit sieht so aus:

Zur Tagung 2023 hatten die Teilnehmer sich mehrheitlich für einen Tannintest ausgesprochen, also habe ich mich ans Werk gemacht.
Planung und Durchführung
Als Testwein habe ich einen Met nach meinem Grundrezept hergestellt. Verwendet hatte zum größten Teil einen leicht gärenden Obstblütenhonig von einem nahen Imker, den ich sehr günstig erstanden hatte. Eigentlich rate ich von so etwas immer ab, aber Honig schmeckte noch sehr gut, und er musste schlicht weg. Ausgebaut habe ich ihn bis zur Alkoholtoleranzgrenze der verwendeten Hefe EC1118. Die Grenze habe ich rund einen Monat vor der Tagung erreicht, und da war der Wein sehr, sehr trübe. Das dürfte am Gerbstoffmangel gelegen haben, womöglich haben die Keime im gärenden Honig das Problem noch verstärkt. Die Zeit wurde knapp, und der Wein sah sehr nach Filterspaß aus, weswegen ich etwas für mich sehr untypisches getan habe: Ich habe eine Kieselsol-Fällung durchgeführt. Danach war der Wein im Weinballon hübsch klar, poliert habe ich ihn durch eine erste Filtration (3 µm). Restsüße wurde nach Geschmack eingestellt, dann habe ich EK-Filtriert. Nun wurden die gut 20 Liter geteilt: Einen Teil habe ich für den anstehenden Tanninvergleich in Bügelflaschen abgefüllt.
Rund eine Woche vor der Tagung habe ich die Weine dann "fertig" gemacht, also mit den Tanninen des Kits versetzt. In den Fläschchen ist ein alkoholischer Auszug, in der Dosierung von 7 ml pro 0,7er Bügelflasche entspricht das einer Tannindosierung von ebenfalls 0,1 g/l. Das liegt an der Untergrenze der empfohlenen Dosierung (für ein Tannin sogar darunter), aber ich wollte den Vergleich mit meiner "üblichen" Tannoblanc-Menge.
Insgesamt hatten wir also 7 verschiedene Testflaschen: Die Referenzflaschen ohne Tannin bzw. mit Tannoblanc sowie die fünf Flaschen mit den verschiedenen Tanninen von Erbslöh.
Bei den Tanninen von Erbslöh handelt es sich um:
Tannivin Galléol: Pure gallnut tannin (Gallapfel)
Tannivin Premium: Toasted oak tannin (geröstete Eiche)
Tannivin Superb Non-adstringend oak tannin (nicht adstringierende, geröstete Eiche)
Tannivin Grape: Pure grape tannin (Trauben)
Tannivin Finesse: Blend condensed/ellagic tannin (spezielle Zusammenstellung ausgewählter Tannine)
Das sah dann so aus:


Auf der Tagung haben wir die Weine dann verkostet und bewertet.
Mehr dazu später, wenn ich wieder Lust aus Tippen habe
