Filtration/klarer Wein in nur einem Schritt möglich?

[MrMet]

Hallo zusammen,

Ich möchte mir gerne demnächst einen Pulcino kaufen und habe im Forum glaube ich so gut wie jeden thread dazu gelesen.

Trotzdem habe ich ein paar Fragen

Ich arbeite momentan mit der Nachzuckermethode und mache nur 4-6 L (manchmal auch nur 2 Liter) Ansätze weil es einfach so viele Sachen/Früchte/Ansätze und Gewürze gibt die ich probieren möchte .

4 Liter sind unpraktisch zum Spundvoll lagern und ich möchte momentan auch nich nicht zig mini Ansätze zur Selbstklärung rumstehen haben. Daher schöne ich den Wein momentan direkt nach dem ersten Abstich, meist mit Kieselsol/Gelatine was eigentlich ganz gut klappt und fülle ab.

Jetzt zur eigentlichen Frage: Mit der Nachzuckermethode muss ich ja nicht steril filtrieren, es geht also nur darum das der Wein klar ist. Kann ich einen eher trüben Wein (nach dem erster Abstich aber ohne Selbstklärung) daher in nur einem Durchgang mit z. B. 1,5um oder 3 um filtrieren und bekomme einen annehmbar klaren Wein ohne das der Filter direkt zugeht (immerhin ist es ja eher wenig Volumen das durchmuss)?
Hier wäre mir die Erfahrung der Pulcino Besitzer sehr hilfreich

Dann noch eine Frage, die Filter werden ja mit Wasser gespült. Besteht hier die Gefahr, dass der Wein soweit verdünnt wird das die Hefe wieder aktiv wird oder ist das Volumen an Wasser in der Pumpe/Filtern vernachlässigbar klein bzw. Kann man nach dem spülen noch mal trocken Pumpen um das Wasser weitgehenst zu entfernen?

Danke schon mal

[Fruchtweinkeller]

Im Prinzip kann man einen Wein direkt blank filtern. Wie gut das klappt/wie viele Filterschichten du brauchen wirst/wann der Filter verstopft lässt sich ultimativ nicht vorhersagen, da ist jeder Wein anders. Und ich werfe ein, dass Lagerzeit auf der Feinhefe den Geschmack verbessert.
Bei größeren Volumen kümmere ich mich nicht um das bisschen Wasser, was im Filter zurückbleibt. Und wenn der erste, verwässerte Wein durch den Schlauch läuft verwerfe ich den Schluck in der Regel eh. Bei 4 Litern kannst du ja, wenn du den Wein eh nicht EK filtrieren willst, den Filterhalter kurz aufschrauben damit das Wasser in die Auffangwanne läuft.

[MrMet]

Super danke für die Antwort. Den ersten Schluck zu verwerfen ist auch eine gute Idee

Ja habe ich mir schon gedacht das dass je Ansatz komplett unterschiedlich sein kann mit der Anzahl an benötigten Platten bzw. Wie schnell die zu gehen.

Mangels Erfahrung: Ist ein Wein der mit 1,5um oder 3um filtriert wurde denn bei euch schon optisch klar?

[Fruchtweinkeller]

Auch dazu würde ich keine allgemeingültige Aussage machen wollen, sorry. Da hatte ich schon die verrücktesten Fälle.

[MrMet]

Alles klar, dann werde ich es einfach testen und hier vlt berichten wenn ich daran denke.

Werde wohl dann direkt mit 1,5um anfangen und vlt eine Schicht mehr nehmen

[Oenivini]

So, nun ist es schon recht spät, aber ich muss trotzdem was schreiben habe seit circa einer Woche auch eine Pulcino Filteranlage. Habe immer gedacht, meine weine klären sich von selbst. Waren auch sehr klar!
Nun habe ich den – allem Anschein nach – klaren Wein noch mal durch die Filteranlage gejagt. Pappe Nummer 16! Glanz klar! Was soll ich sagen! Unglaublich… Kann euch die Anschaffung diese Anlage nur empfehlen!
Auch Weine, die schon wirklich sehr lange lagern, werden mit Pappe Nummer 20 immer noch Rückstände erzeugen. Hätte ich niemals gedacht
LG
LGAus Hameln

[Fruchtweinkeller]

Sehe ich auch so. Zwischen "klar im Glas" und "brillant" kann ein großer Unterschied liegen.

[MrMet]

Ich melde mich auch mal zurück mit meinen ersten Filterversuchen

1:
Als Testobjekt habe ich als erstes 12 L Apfelwein filtriert. Der Wein hatte nur etwa 2 Tage Zeit zum absetzen von der Hefe, da die Gärung fertig war und ich wieder leichte blubbs und einen recht stechend sauren Geruch wahrgenommen habe sollte es fix gehen. Habe erst durch 4 Platten 3 µm filtriert, das war zu wenig der Filter war nach etwa 10L zu. Der Wein sah gut aus aber war noch leicht/fein trüb.
Als nächstes 5 Platten 0.9µm, dort habe ich die 2 Liter die am Anfang nicht durch die 3 µm ging dann auch noch am Ende ohne Probleme durchbekommen. Der Wein war jetzt optisch eigentlich perfekt klar. Wegen der Nachgärung (Milchsäure Gärung?) habe ich dann noch Sterilfiltriert auch wenn das Schwefeln den kleinen Milschsäure Bakits sicher gut zugesetzt hat. Zum Nachsüßen kamen dann noch 8 g/l Erythrit rein.

2:
4 Liter Pflaumen Wein, für etwa 5 Tage im Kühlschrank absetzen lassen, der Wein wirkte schon relativ klar und war auch die meiste Zeit während der Gärung nicht besonders trübe. Der Wein wurde mit der nachgezucker Methode vergoren, sollte also stabil sein (~15% Alc). Nach dem Abstich und Süßen ( +20g/L Haushaltszucker) habe ich dann durch 1,5 µm mit 6 Platten filtriert (Versuch 3 lief dann auch noch über die gleichen Platten).

Ich muss sagen der Vorlauf der stark wässrig aussah war doch recht groß leider ich habe die Pumpe nach dem Spülen der Platten trocken laufen lassen und sie auch kurz umgedreht um das Wasser aus dem Pumpenkopf zu bekommen. Die ersten 500 ml waren sehr wässrig und auch die nächsten 500 ml habe ich lieber im Kühlschrank zum direkten Verbrauch gelagert da ich Angst vor Nachgärung durch die Verdünnung hatte. Ich hoffe Flasche 3 war dann okay. Nächstes mal mach ich noch die Platten kurz auf und schau was da noch an Wasser rausfliest. Der Wein wirkte aber obwohl nur 1,5 µm sehr klar.

3
5 Lite Himbeer/Blaubeer Met, selbstgeklärt (ist auch bei den Met Tagebüchern beschrieben). Ging nach dem Pflaumenwein über die selben Platten in 1,5 µm. Keine Probleme mit Verstopfung, lief leicht durch. Der Met war auch mit nachzuckern stabilisert. Wurde noch mit Honig nachgesüßt. Auf Verdünnung von Wasser musste ich hier nicht achten da ja der Pflaumenwein davor dran war. Die ersten 2 Flaschen (500 ml) stehen extra da sie vermutlich Pflaumen-Wein/Met Mischung enthalten, vlt sind die ja sogar extra gut . Ich hielt den Met wie den Pflaumenwein auch erst für sehr klar, aber er ist doch etwas stumpf in der Flasche.

Mein Fazit: 1,5 µm ist nicht immer genug damit der Wein glänzt und man sollte nicht an Platten sparen wenn man nur einen Durchgang ohne Vorklärung machen will. Ansonsten ist das Filtern echt cool, so schnell direkt einen sehr schönes Ergebnis zu bekommen ist echt super.
Nächstes Versuch ist mit 0.9 µm in einem Schritt (7 Liter Mirabellen Met warten als nächstes).

Das Wasser in den Filtern macht mir noch etwas Probleme bei meinen kleinen Ansätzen. Ich werde entweder immer mehrere Ansätze gleichzeitig filtrieren oder doch in ein steriles Gefäß EK filtrieren um dort kurz zu mischen und die Verdünnung mehr oder weniger ignorieren, Hefe ist ja dann (hoffentlich) raus.

[Oenivini]

Bei aller Freude über meinen klaren Wein – durch den Filterschock hat er nun doch ziemlich an Geschmack verloren (feinster Kirsch Wein)…. Wie lange muss man sich in Geduld üben? Zwei Wochen? Vier Wochen? Habe den Eindruck, die Erfahrungen gehen hier etwas auseinander!

[Fruchtweinkeller]

Ich mache ja gerne 4 L Testansätze, auch da macht sich die "Verwässerung" unangenehm bemerkbar. Ich versuche in solchen Fällen, möglichst wenige Filterschichten zu verwenden um das Totvolumen zu verkleinern, und lasse den Filter bestmöglich zwischendurch leer laufen. Bei nichht_EK-Filtergängen kann man die Schrauben auch kurz lösen, damit Wasser aus dem Filtergehäuse abläuft. Wenn ich mehrere ähnliche Weine hintereinander filtriere spare ich mir auch schon mal den Wasserspülgang und nehme in Kauf, dass Wein A geringfügig Wein B kontaminiert... Ist dann halt ein nicht deklariertes Cuvee

[Fruchtweinkeller]

Ich mache ja gerne 4 L Testansätze, auch da macht sich die "Verwässerung" unangenehm bemerkbar. Ich versuche in solchen Fällen, möglichst wenige Filterschichten zu verwenden um das Totvolumen zu verkleinern, und lasse den Filter bestmöglich zwischendurch leer laufen. Bei nichht_EK-Filtergängen kann man die Schrauben auch kurz lösen, damit Wasser aus dem Filtergehäuse abläuft. Wenn ich mehrere ähnliche Weine hintereinander filtriere spare ich mir auch schon mal den Wasserspülgang und nehme in Kauf, dass Wein A geringfügig Wein B kontaminiert... Ist dann halt ein nicht deklariertes Cuvee

Filterschock gibt sich nach wenigen Wochen in der Flasche, Schwefelung vorausgesetzt. Sonst kann es länger dauern, ggf sind Aromen vollständig verloren.