Filterkrimi

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Roger1979
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Filterkrimi

Beitrag von Roger1979 »

Hallo liebes Forum,

Hier möchte ich von meiner gestrigen Filteraktion berichten, und hoffe das der ein oder andere einen Tipp für mich hat.

Zu filtern standen drei Honigweine,

- 15 Liter Sonnenblumenhonig Met, hergestellt nach Honigweinkeller Grundrezept, bei circa 12,5 % Alkohol Gehalt Hefe verhungern lassen, geschwefelt am 17.06.2023

- 25 Liter Lindenblüten Met, hergestellt nach Honigweinkeller Grundrezept, seit 20.05.2023 runter von der Hefe, keine Schönung

- 15 Liter Chouchen Rezept und vorgehen siehe hier
viewtopic.php?t=15249

Da ich erstmalig einen Met direkt nach der Gärung filtern wollte, der Lindenblüten Met recht trüb erschien, und der Chouchen komplett aus Apfelsaft hergestellt wurde habe ich vier Filterungen eingeplant.
Einmal grob mit 10 Mikron, einmal Mittel mit 3 µm, einmal fein mit 0,9 µm, und einmal steril mit 0,25 µm. Jeweils mit 10 Platten (ich dachte, viel hilft viel)
Die Filterung verlief grundsätzlich problemlos, die Reihenfolge war so, wie oben aufgezählt.

Bei 0,9 µm merkte ich schon, dass der Lindenblüten Met etwas stockend und der Chouchen zäh durchlief.

Die steril Filterung, war ein totales Desaster. Die 15 l Sonnenblumenmet liefen gut durch, nach drei Flaschen Lindenblütenmet kamen nur noch ein dünner Strahl aus dem Schlauch. Da dachte ich mir noch okay hat mir der Sonnenblumenmet die Filterschichten dicht gemacht. Die Filterung abgebrochen. Zehn neue Steril Filterplatten eingesetzt desinfiziert weiter gemacht. Nach weiteren vier Flaschen Lindenblütenmet kam wieder nur ein dünner Strahl. Die Filterung von 0,75 l haben circa 11 Minuten gedauert! Da habe ich dann abgebrochen und die restlichen 15 l in einen 15 l Ballon gegeben (der Verlust durch die vielen Filterwechsel ärgert mich am meisten 😞) und mit 20 Milliliter 15% Kieselsol versetzt. Hier vielleicht ein Flüchtigkeitsfehler, das Kieselsol habe ich in den Ballon vorgelegt, anstatt am Schluss ein zu füllen.
Da ich keinen 15 l Ballon mehr hatte, und der Chouchen in einem Eimer auf seine Sterilfilterung wartete, dachte ich mir okay den muss ich durch bekommen.
Also wieder Filterplatten gewechselt wieder desinfiziert und die Filterung angegangen. Nach acht Flaschen a 0,75 Liter waren die Filterplatten wieder dicht. Und ich ziemlich frustriert. Ich habe jetzt den Chouchen auf zwei 5 l Ballons aufgeteilt und in jeden Ballon circa 11 ml Kieselsol zugegeben.

Jetzt steht das ganze zum klären.

Ich habe einmal Bilder gemacht von den gefilterten Weinen und den Ballon nach 12 Stunden Einwirkzeit vom
Kieselsol.

Lindenblütenmet:
https://ibb.co/tmZq6mB
https://ibb.co/gyZnKDg

Chouchen:
https://ibb.co/9NT20kg

Hat jemand eine Idee, was ich noch tun könnte, um die benötigte Klärung zu erhalten? Kaltstellen ist nicht möglich. Die Weine stehen bei Zimmertemperatur.
Meine Tochter meinte gestern, wenn man den Unterschied zwischen steril Filterung, und 0,9 µm Filterung sieht, ist fraglich, wie der Geschmack hinterher ist. Was denkt ihr dazu?

Vielen Dank im Voraus🍀
Habe die Ehre
Roger
Markus_K
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Re: Filterkrimi

Beitrag von Markus_K »

Puh, tatsächlich hatte ich so eine zähe Filterung bisher nur, wenn ich zu sehr an den Filterplatten spare (Drei, vier Platten reichen, ist ja nur ein Kleiner Ansatz.... oft reichen sie nicht)
Dass selbst mit 10 Filterplatten nichts mehr geht obwohl du mit 0,9µm vorgefiltert hast ist schon krass. Allerdings klären meine Weine i.d.R. 1-2 Monate im kühlen Keller bevor ich filtere. Vllt. liegt hier das Problem.
(Den Ballon in eine Wanne mit Eiswasser stellen beschleunigt die Klärung deutlich)

Hast du die Filterplatten richtig herum eingebaut, so dass der Wein von der "wolkigen" Seite aus durchgepumpt wird?
Glaub dazu muss diese wolkige Seite beim Pulcino auf die Seite die von der Pumpe abgewandt ist. (Muss auch immer vor dem Filtern die Plastikplatten anschauen wie der Wein durch läuft, weil ich es mir nicht merken kann :roll: )

War der Wein nach 0,9µm nuch trüb? Bei mir kommt das dann meist schon sehr klar.
Roger1979
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Re: Filterkrimi

Beitrag von Roger1979 »

Hallo Markus,

Eine so miserable Filterung hatte ich noch nie!
Wenn ich alles rekapituliere, ist es das erste mal gewesen das ich einen reinen Honigwein (keine Frucht außer Apfelsaft und geriebener Apfel) nicht im Vorfeld mit Kieselsol geschönt habe. Ich dachte die vielen Filterschritte vorher sind ausreichend.

Das mit der Eiswasser Badewanne ist ne sehr gute Idee. Danke hierfür!

Die wolkige Filterseite war der Pumpe abgewandt.

Da der Wein nach der 0,9 Mikron Filterung im Eimer war, habe ich erst als ich abgebrochen und wieder in den Ballon abgezogen hatte bewusst gesehen wie trüb der noch war. ( sieht man auch gut auf den Bildern, das im Ballon ist mit 0,9 Mikron gefiltert, das in der Flasche nebenan mit 0,25 Mikron. Demnach sind die Schwebstoffe entweder kleiner als 0,9 Mikron, oder es ist mit dem Teufel zugegangen, und ich hatte statt 0,9 irgendwelche andere Platten drin, aber das kann ich mir fast nicht vorstellen 😞)

Ich hab mir heute die Ballons noch einmal angesehen, und das Kieselsol hat beim Chouchen schon ganz gute Arbeit geleistet. Der ist schon ziemlich klar.
Die Linde ist noch relativ trüb, trotzdem hat sich hier auch schon ca. ein halber Liter Bodensatz gebildet.

Na ja, ich lass das jetzt erstmal stehen, nächste Woche teste ich den Badewannen Trick. Wie lange würdest du den darin stehen lassen?
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Roger
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Re: Filterkrimi

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Wenn der Wein so trübe ist, dann wird die Filterei mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Spaß machen. Und ich hatte auch schon den Fall, das die Trübstoffe wohl eine recht einheitliche Größe gehabt haben müssen, sodass eine Filterschärfe ruck-zuck dicht war.

Siehe auch viewtopic.php?t=15305

Beide mit "Problemhonig" (gärend), einer mit Gerbstoff, der andere ohne. Der Links war A-Saft pur plus Honig, aber eben ohne extra Gerbstoff. Da ich den für ein Projekt rasch klar bekommen wollte habe ich ihn, ganz entgegen meinen Gepflogenheiten, mit Kieselsol gefällt. Nach zwei Tagen sahen beide Ballons sehr ähnlich aus, und ich habe die problemlos mittel/EK gefiltert. Ich vermute, das Kieselsol vorzulegen, war suboptimal. Ich gebe das immer "oben" dazu und verrühre es so gut es geht (zB mit Milchaufschäumer wenn voll genug).
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Re: Filterkrimi

Beitrag von Roger1979 »

Hallo Andreas,
ja den Beitrag den du verlinkt hast, habe ich auch im Kopf.
Im Lindenblütenmet hatte ich tatsächlich Gerbstoffe mit drin. Ich gehe mittlerweile stark davon aus, dass es entweder mit dem Apfelsaft zusammen hängt, den ich verwendet habe, denn für die neueren Ansätze ab dem Chouchen verwende ich Apfelsaft von einem anderen Obsthof. Früher hatte ich immer Apfelsaft aus einer Kelterei vom Nachbar Ort. Beide Natur trüb. Oder aber es liegt am Linden Honig.

Würdest du wegen dem vorlegen noch einmal Kieselsol zugeben, wenn sich nach Stehzeit beim Lindenblütenmet nichts mehr tut?

Wie verhält es sich in so einem Fall eigentlich mit der Schwefelung
Ich hatte ja vor dem Filtern ganz normal wie üblich 0,1g pro Liter Zitronensäure und Schwefel zugegeben.
Wenn ich nun in sagen wir mal 4 bis 8 Wochen einen erneuten Filterversuch mache (vorher schaffe ich es zeitlich nicht) empfiehlt es sich dann noch mal Schwefel und Zitronensäure zu zu geben oder wirkt das noch nach?

Vielen Dank für dein Feedback🍀
Habe die Ehre
Roger
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Re: Filterkrimi

Beitrag von Markus_K »

Hi Roger,

mit dem Ballon im Eiswasser hatte ich bisher nur einmal für zwei Tage. War einer meiner ersten Weine, der bis zur Alkoholtoleranzgrenze ohne Filterung abgefüllt wurde. Die Idee stammt hier irgendwo aus dem Forum. Meine Lösung war Wäschewanne mit Eiswasser und Ballon drin in Decken einwickeln. Nach einem Tag nochmal einen Klotz Eis dazu. Nach zwei Tagen war's schon ziemlich klar. Mittlerweile arbeite ich mit Tanin und gebe der Klärung einfach mehr Zeit. Vllt hatte ich bisher auch einfach Glück bei dem Thema "Problemhonig".

Ich würde beim nächsten Filterversuch schon nochmal Schwefeln. Du hattest ja beim ersten Filterversuch vermutlich Sauerstoffkontakt und dann die Geplante Klärung von 4-8Wochen. Das sollte den Großteil der letzten Schwefelung eh neutralisieren.
Ich denke aber du verwechselst Zitronensäure mit Vitamin C. Zitronensäure kommt zum KPS nur wenn du das zum Sterilisieren der Gerätschaften benutzt. Beim Wein brauchst du das nicht, wenn du die Säure schon eingestellt hast. 0,1g/l machen aber vermutlich das Kraut auch nicht fett.

Gruß
Markus
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Re: Filterkrimi

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Jo, das mit der Zitronensäure kann ich auch nicht ganz nachvollziehen. Vitamin C verwende ich mittlerweile auch gar nicht mehr, das kann auch kontraproduktiv sein.
Nachschlag zur Kieselsol-Fällung: Meine Fällungen habe ich kürzlich bei Raumtemperatur durchgeführt, das geht auch. Keine Versuche, aber mit moderater Zugabe an Tag 1. Am zweiten Tag war viel Schlunz unten und der Wein deutlich klarer, daher nochmalige Zugabe. An Tag 3 war der Wein dann klar, an Tag 4 habe ich abgezogen.

Ohne Garantie dass das klappt: Wenn sich bei dir das Kieselsol nicht gründlich durchmischt hat weil du es zuerst in den Ballon gegeben hast, so könntest du jetzt nochmal alles gründlich durchmischen und dann abwarten, vielleicht tut sich noch etwas. Wäre im Zweifelsfall nur ein Zeitverlust von ein, zwei Tagen.
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Roger1979
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Re: Filterkrimi

Beitrag von Roger1979 »

Hallo,
@ Markus, ich meinte natürlich Vitamin C. Man sollte so früh am Morgen keine Nachrichten schreiben.😅
Vielen Dank für deine Einschätzung bezüglich des Schwefelns, werde ich dann auch so machen.

@ Andreas, ja ich versuche das ganze noch mal durchzumischen ist auch sehr ärgerlich, denn der Fehler Kieselsol vorzulegen, hätte gar nicht passieren dürfen.😤
Wenn das nicht klappt, werde ich eine Probe nehmen und erst mal testen wie viel Kieselsol welche Auswirkung hat. Vielen Dank für deine Hilfe.🍀
Habe die Ehre
Roger
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