Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Blaudi
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Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von Blaudi »

Hallo ihr lieben,

zuerst möchte ich mich als absoluten Neuling der Weinherstellung outen.
Wir hatten diese Jahr reichlich rote Johannisbeeren in unserem Garten und da habe ich mir gedacht, mit 25 wird es endlich mal Zeit Wein selbstherzustellen. Nun ist es so, dass ich ohne Ahnung und Rezept drauflos gelegt habe, hier ein kurzer Umriss:

- mit Dampfentsafter 11l Saft erzeugt (ich habe erst im Nachhinein gelesen damit es fast "verboten" ist ihn zu benutzen)

- den abgekochten Rest der Früchte habe ich mit 5l Wasser über Nacht stehen lassen, was trotzdem einen sehr leckeren Saft ergeben hat! Am nächsten Morgen mit einem Leinentuch abgepresst und mit in den 20l Ballon gefüllt.

- flüssige Reinzuchthefe (Portwein) im Gärstarter fit gemacht und nach 48h in den Ballon mit ca. 8g Hefenährsalz und 2,5-3kg Zucker gegeben

- einige Stunden später war dann auch schon der Teufel im Ballon los, Schaumbildung die sogar das komplette Röhrchen zusetze! Darufhin habe ich den Wein für 1 Woche auf einen 2. Ballon halbiert und nun wieder zusammengefügt!

Nun zum eigentlichen: Ich habe mir die komplette FWK seiten zum Thema durchgelesen und habe dann erst festgestellt, wie elementär Säureregulierung und Zuckerregierung ist! Kurz gesagt, Oechselwaage, Vinometer und Acidometer besorgt und soeben gemesen! Kohlensäure zuvor "rausgeschüttelt".

Ergebnisse:

Alcohol: 6%vol
Zucker: 60Oe
Säure: 9 g/l

meine Hefe hat Toleranz von 15%alc. wie viel Zucker muss jetzt mit Nachzuckermethode rein?
120 Oe für 15%alc. also 60Oe * 2,6g/l * 20l (Endvolumen) = 3kg Zucker?

Säuregehalt ist sehr hoch sollte ja bei 6-7g/l liegen, aber geschmacklich noch vertrettbar, verdünnen?

danke euch im vorraus! :)
Igzorn
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Re: Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von Igzorn »

Hallo Blaudi,
das war eine gute Entscheidung mit der Weinherstellung zu beginnen. :clap:

Ich berechne alles mit der Fruchtweinrechner App. Aber nachdem Du erst während der Gärung angefangen hast, die Oechsle zu bestimmen, ist das sinnlos, weil der Alkohol die Messung verfälscht.

Macht aber nichts, denn der Wein soll Dir schmecken und solange Du keinen Filter hast, wirst Du mittels Nachzuckermethode arbeiten müssen um Deinen Wein für die Flaschenabfüllung zu stabilisieren. Was nur bedeutet, dass Du in Abständen von mehreren Tagen mit der Zunge den Zucker bestimmst. Wenn kein Zucker schmeckbar ist, dann musst Du vorsichtig mehr Zucker hinzugeben. Wiederhole das solange, bis keine Blasen durchs Gärröhrchen gehen und der Zucker auch nicht mehr abnimmt. Rein nach Gefühl...

Das kann ich empfehlen. Man hat alle paar Abende einen leckeren Geschmack auf der Zunge. Eignet sich prima als Event mit netten Nachbarn. :mrgreen:

Achja und da Du noch Säure loswerden möchtest, ich würde das bei Werten unter 12 auch nach Geschmack machen, kannst Du den fehlenden Zucker auch einfach in heissem Wasser auflösen.

Und noch als Nachtrag:
Zucker, der zu viel drin ist, den wirst Du nicht mehr los. Mir ist damit ein unglaublich süsser Apfelwein gelungen. Aber ich mag den nicht... Gut man trinkt sich ein. Zwei drei Gläser und der ist spitze, aber ist halt schade, weil er besser sein könnte. Zucker wirst Du nicht mehr los!
Ist das Trinkgefäß erst leer, macht es keine Freude mehr. ... Rechtschreibfehler kommen alle durch dem Handy...
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Chesten
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Re: Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von Chesten »

Willkommen bei uns!

In ein paar Fallstricke bist du leider getappt aber ich denke das du draus trotzdem einen leckeren Wein zaubern kannst.
Die Oechselwaage kannst du dir ganz sicher sparen die gibt bei Fruchtweinen besonders wenn scohn Alkohol gehalten ist nur falsche Werte.
Stichpunkt: du hast eine Gleichung mit mehreren Unbekannten.

Als Faustformel kann man sagen das ca. 20,5 g/L Zucker für 1vol% Alkohol reichen.
Mit deinen ca. 3 kg Zucker und den Zucker aus dem Früchten wirst du so ca. 8 bis 11 vol% kommen wenn alles durchgegärt ist.

Bitte wenn du nachzuckerst nicht den gesamten Zucker auf ein Mal in den Ansatz tun ! sondern in Schritten für 1 , 0,5 oder gar 0,25 vol% .
Und trocken soll heißen den Zucker trocken in den Ansatz geben und nicht vorher in Wasser lösen damit verdünnst du nur deinen Ansatz !


Zur Säure:

Wenn du deinen Ansatz verdünnen willst tue es jetzt !
Je länger die Gärung läuft desto mehr Probleme bekommst du damit.
Meine Maracujaweine haben immer so 7,5 bis 8 g/L Säure also viel braucht du nicht zu verdünnen das ist aber Geschmackssache aber das ist von Wein zu Wein sehr unterschiedlich.
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
Blaudi
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Re: Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von Blaudi »

als erstes vielen Dank für die zügige Antwort :)

Fruchtweinrechnerapp? :shock: hab gerade mal geschaut, leider keine gefunden...

Gut zuwissen dass Oesselmessungen wärend der Gärung sinnlos sind! :lol:

Mit wieviel Zucker gehe ich da am besten jeweils zu Werke auf die 18l die zZ im Ballon sind? paar hundert Gramm? Darf es normales Wasser sein oder Destilliertes? Ich wohne im Erzgebirge, wir haben sehr weiches Wasser.

Ok dann schaue ich mal wie es mit der Säure nach Gärende geschmacklich aussieht
Blaudi
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Re: Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von Blaudi »

hallo Chesten, deine Antwort habe ich gerade nach senden meiner nachricht gelesen ...

also den Zucker im erhitzen Johannisbeeren-Saft auflösen?
Bahnwein
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Re: Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von Bahnwein »

Hallöchen und viel Spaß bei der Weinherstellung.
Wie weiter oben auch schon erwähnt wurde, den Zucker einfach trocken in den Weinansatz hinein schütten. Durch gründliches Schwenken des Ballones wird der Zucker aufgelöst. Erst nachzuckern, wenn der Zucker verbraucht ist. Das stellt man ganz einfach durch probieren fest, der Ansatz ist dann einfach nur noch sauer. Außerdem ist die Gärung dann nicht mehr aktiv,was sollte sie auch noch vergären ohne Zucker. Zu Beginn für ca. 1%nachzuckern, bei 18 Litern also ungefähr 18 x 20g = 360g. Später nur noch die Hälfte. Das steht auch alles in der Homepage (Nachzuckermethode) noch viel besser.
Ich würde das normale Wasser nehmen.
Wie schon erwähnt wurde, am besten sofort verdünnen. Keine zu heißen Sachen in den Wein geben, dass tötet oder schädigt die Hefe.
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420
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Re: Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von 420 »

Und bei der Zuckerzugabe etwas vorsichtig sein, da bei der Zugabe der Wein oft schäumen kann. Also langsam hineingeben und nicht alles auf einmal.

VG
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Re: Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von Blaudi »

erneut vielen Dank! :clap:

also Leitungswasser aufkochen - abkühlen lassen - dann einfüllen?
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Josef
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Re: Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von Josef »

Aufkochen brauchst du erst nicht.
Oder ist euer Wasser so schlecht das man es abkochen muss? :pfeif:
Blaudi
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Re: Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von Blaudi »

das nicht, aber schaden kann es nicht...
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Chesten
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Re: Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von Chesten »

Blaudi hat geschrieben:das nicht, aber schaden kann es nicht...
Wenn der Ansatz zu heiß wird kann das schon schaden !
Blaudi hat geschrieben:also den Zucker im erhitzen Johannisbeeren-Saft auflösen?
Ob du nun Wasser oder Saft zugibst verdünnst du den Alkoholgehalt trotzdem und damit ziehst du die Gärung in die Länge was selten gut endet.
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
Blaudi
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Re: Neuling braucht hilfe bei Säureregulierung

Beitrag von Blaudi »

ich meinte vielmehr mit Saft, einen Liter aus dem Ballon zu ziehen, diesen erwärmen - Zucker auflösen - abkühlen lassen und dann zurück kippen.
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