Warum gefällt es mir Wein zu machen

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420
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Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von 420 »

Natürlich würde keiner von uns Wein produzieren, wenn er ihn nicht mag. Aber… hinter dem Hobby steht doch mehr oder?

Was mir so auffällt:

Im Job geht es immer schneller und effektiver zu. Beim Weinmachen entschleunige ich mich. Da muss ich (für mich unproduktive) PAUSEN einlegen, bis der Wein zu Ende gegoren hat, bis sich die Hefe abgesetzt hat, bis der Wein geklärt ist, bis der Wein in der Flasche den Filterschock überwunden hat und bis er in der Flasche gereift ist.

Beim Wein produzieren gibt es Phasen, bei denen man schnell, sauber und effizient arbeitet (wie im Job), aber auch Phasen der Ruhe(im Job leider weniger). Und wenn nerv tötende Arbeiten anstehen (Flaschen säubern usw.), nehme ich dies nicht als Übel auf, sondern teilweise sogar als Ablenkung. Dabei können die Gedanken einfach mal im Kopf kreisen und man kommt auf andere Ideen. Oder man schaltet vollkommen ab. Und auch die Pausen sind einfach immer wieder kreativ. Und das Beste ist, man vergisst die Zeit und ist in sich zufrieden.

Liegt das vielleicht mit an der Natur. Die Natur läuft auch in Rhythmen ab. Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Der Winter wäre dann die unproduktive Zeit – Pause also. Beim Menschen schlafen wir und wenn ich mich selber betrachte… Einatmen, Pause, Ausatmen.

Beim Reifen des Weines ist die produktive Unproduktivität echt gut.

Und warum kann ich nicht so einen Job haben?

Grüße
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JasonOgg
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Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von JasonOgg »

420 hat geschrieben:Und warum kann ich nicht so einen Job haben?
Weil Du davon nicht leben könntest.

Natürlich gibt es auch heute noch Aussteiger, Selbstversorger usw. Aber angefangen von Deinem Beitrag für das Funktionieren von Vater Staat bis zum Arztbesuch oder Kauf von Werkzeug, irgendwann brauchst Du Geld. Für genügend Geld musst Du am Ende auch wieder viel arbeiten. Nimm doch einen (Wein-)Bauern, glaubst Du die haben keinen Stress, wenn die Ernte auf den Punkt eingebracht werden muss, in einem relativ kurzen Zeitfenster? Die Ernte muss verarbeitet werden, bevor sie verdirbt usw. Wenn man davon leben will, dann muss man mehr als nur einen Garten haben.

Künstler könnte noch den Vorstellungen entgegenkommen, aber auch die brauchen einen Mäzen zum überleben, dass ist nur einer Handvoll gegeben.

Oder Rentner, aber das dauert noch und falls unsere Politiker bis dahin unseren Staat endgültig in die Hände von Lobbyisten gegeben haben, dann sehe ich sowieso schwarz.

Also müssen wir wohl weiterarbeiten, um unsere Hobbies zu leben.

„DENK DARÜBER NICHT ALS STERBEN", sagte der Tod.
„DENK EINFACH DARAN, DASS DU FRÜHER GEHST, UM DEM ANSTURM AUSZUWEICHEN.“

Sir Terry Pratchett 1948-2015
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Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von 420 »

Vielleicht sollten wir unser Hobby zum Beruf machen, aber dann ist ganz schnell die Faszination weg.

Belassen wir es so und entspannen uns dabei mit dem guten Gefühl, etwas Gutes für sich selbst zu tun.

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Kuli
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Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von Kuli »

Und warten auf das reife Obst :-x

Schmecken erwartungsvoll unseren selbstgemachten Wein
und freuen uns wenn er uns mundet/gelungen ist. :P
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Kaiserstuhl1967
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Re: Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von Kaiserstuhl1967 »

Ich würde mich da der Meinung von 420 anschließen. Immerhin haben wir ein Hobby, in dem man voll aufgehen kann und bei dem man für ein gutes Ergebnis auch Geduld braucht. Aus meiner Sicht sollte jeder Mensch, dem es vergönnt sei in einer Gesellschaft wie der Deutschen zu leben, mindestens eine Leidenschaft haben. Wer bei der Arbeit auch mal abschweifen kann und mit den Gedanken beim Angeln, Wein machen oder Tischlern ist, hat sich im stressigen Alltag eben 2 Minuten Schnellurlaub gegönnt. Ich für meinen Teil arbeite neben der Honigweinherstellung auch gern im Garten. Wenn ich mich dann nach getaner Arbeit am Wochenende auf die Terrasse setzen und mir meine neue Pfeife stopfe, ist mein Job gedanklich meilenweit entfernt. Wenn ich dann genüsslich vor mich hin paffe, lausche ich nur dem Summen der Bienen und dem Zirpen der Grillen. Da kann dann auch der Stress im Alltag nichts mehr dran rütteln ;)
Zuletzt geändert von Kaiserstuhl1967 am 28 Januar 2014 17:22, insgesamt 1-mal geändert.
Ein guter Wein bringt Glück allein :)
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Josef
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Re: Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von Josef »

Was macht den Reiz der Weinherstellung aus?
Zunächst ist es sicher die Herstellung die man von A-Z selbst erledigen muss:

-Pflanzen der Bäume und Sträucher
-Pflege der Sträucher
-Ernte der Früchte
-Maischen oder Mosten
-Ansetzen des Weines
-Überwachung der Gärung
-Klärung oder Filterung
-Abfüllung in Flaschen
-Verkorkung
-Etiketierung incl. Design
-Und zum guten Schluss die Präsentation des Endproduktes bei Freunden und Bekanten.

Bei welchem Hobby deckt man schon eine solche Bandbreite ab? Dazu noch alles mit der gegebenen Ruhe.
Man hat keine fixen Termine an denen man auf den Punkt da sein muss. Der Rhythmus kann selbst bestimmt werden.
Und zu guter letzt, ist es ein nicht alltägliches Hobby, man gilt schon etwas als Exot.
Kuli
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Re: Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von Kuli »

Josef kann ich nur zustimmen und noch ergänzen mit: ich weiß genau was ich trinke :D
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Dingy
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Re: Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von Dingy »

Ich schliesse mich hier Josef auch an.
Josef hat geschrieben: -Pflanzen der Bäume und Sträucher
-Pflege der Sträucher
-Ernte der Früchte
Die oberen Punkte erfülle ich zwar nicht aber auch das kommt noch, es warten ca. 3000 qm auf mich um beplanzt und gepflegt zu werden. Ich werde mir demnächst noch überlegen wie, wo und was ich pflanze.

Der ganze Vorgang hat was für sich und während der Herstellung und den einzelnen Arbeitsgängen, mache ich mir zumindest, einzig und allein Gedanken darüber was als nächstes ansteht und eventuell noch angesetzt werden kann.

Und Kuli hat natürlich Recht. Ich weiss wie es hergestellt wurde und woraus. ;)
Gruss

Dingy
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JasonOgg
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Re: Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von JasonOgg »

Dingy hat geschrieben:es warten ca. 3000 qm auf mich um beplanzt und gepflegt zu werden. Ich werde mir demnächst noch überlegen wie, wo und was ich pflanze.
Na da ist doch ausreichend Fläche um einen Klärkeller anzulegen, oder lieber aus Beton oder hole ihn selber in DE ab. :lol: :D :clap:

Abgesehen von Josefs Liste ist ein wichtiger Punkt für mich halt noch das sinnliche Erlebnis, wie sich Aromen und Geschmack entwicklen.
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Dingy
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Re: Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von Dingy »

Geplant ist auf alle Fälle eine Hobbyküche im Garten und der Keller war der nächste Gedanke :)
Gruss

Dingy
Steiner111
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Re: Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von Steiner111 »

Was man auch sagen kann, das man an ende sich hinsetzen kann alleine, besser mit Freunden und sagen kann, dass sich die ganze arbeit gelohnt hat und es schmäckt allen sehr gut.
blumentopferde
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Re: Warum gefällt es mir Wein zu machen

Beitrag von blumentopferde »

Was ich am Weinmachen besonders mag, ist der Garten und die Natur!

Wein aus gekauftem Obst, das würde mir wohl sehr viel weniger Spaß machen. Das Schöne ist, im Garten etwas wachsen zu haben, das sich entwickelt, Früchte trägt, und zu einem Produkt wird. In der Natur zu spazieren, etwas zu finden, es zu verarbeiten und daraus etwas zu machen. Da freut sich der Jäger und Sammler und der Ackerbauer in mir!
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