Ein Thread für den teutschen Wald ...

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Tompson
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Ein Thread für den teutschen Wald ...

Beitrag von Tompson »

Zugegeben, jedem wird es nicht so auffallen wie mir. Ich habe mich in den letzten 2 Jahren da etwas in das "Holzmichl"-Thema eingearbeitet. Und natürlich bin ich durch meinen Schwiegervater beeinflußt, der als alter Forstwirt so gar nichts mit den neuen Methoden anfangen kann.

ABER: Es ist wie beim Weinmachen. Jeder sollte sich alle Meinungen anhören können, die eigene daraus bilden und den Rest ignorieren. Und wenn ich genau dies tue, verbessert sich meine Meinung über die scheinheilige grüne Liga überhaupt nicht.

Hintergrund: Alle Forstbetriebe und alle Waldeigentümer sind aufgerufen, eine "Zertifizierung" durchzuführen. Für die einen bedeutet das:
- nur noch Sonderbenzin (Aspen z.Bsp) zu fahren - das hat was für sich, inbesondere gegen Krebs ... aber das Zeug kostet eine ganze Stange Geld
- nur noch Bioöl zu nutzen - macht vielleicht Sinn bei Hydraulikanlagen an den Forstmaschinen aber auch hier zerstört der Bio-Mist alle Dichtungen und ich behaupte mal, auf die Weise landet viel mehr Öl im Wald ... aber dann ist es ja abbaubar :schlecht: In der Säge macht es noch viel mehr Ärger, ich hatte nur einen winzigen Rest im Kanister und ehe ich den sauber hatte ... und es kostet schon wieder ein Drittel mehr
- alle Maschinen müssen aller ? ( 2 oder 3, weiß nich so genau) Jahre zertifiziert werden. Ältere Baumuster haben da keine Chance. Keine Ahnung, ob Schwiegerpapas Kaltblüter durch diesen TÜV kommen würde ... schließlich das viele CO2, nicht wahr?
Und für die Waldbesitzer heißt das:
- aller 18mtr braucht es eine Räumgasse, denn der Harvester kann dann überall ran.

O.k. von den Forstbetrieben werden wieder einige ... sowieso gibt es gerade wieder einen Schwung, die ihre Rente noch erleben wollen.

Aber der Wald.
Letzte Woche hatte ich seit einiger Zeit wieder mal die Muße, einen ausgedehnteren Spaziergang zu machen. Das mache ich gerne, wißt ihr, aber sehr selten.

Da gibt es unseren Hausberg, den Löbauer Berg, Naturschutzgebiet. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob dies noch ein Segen für die "geschützte" Natur ist aber vorweg - es gibt auch etliches, was schön hergerichtet wurde:

Der Rinnelbrunnen

Hätten wir das erwähnt ...
Auf dem Weg dorthin komme ich gleich an der Stelle vorbei, an der ich vor einem Monat den Sägelehrgang absolviert habe.

So schlimm sieht es gar nicht aus, oder? Gut, mit so einer Räumgasse könnte ich sicher auch leben aber warum zum Geier hat der Harvester die 2 Bäume umgedrückt und dann die Hälfte stehen lassen. Ich bin kein Forstwirt aber gibt es einen Unterschied zwischen einem vom Sturmschaden abgeknickten Baum und einem abgesägten? Sagt der Käfer "Nö, danke, der ist nicht obenrum gezackt, den mag ich nicht?" Und, hier bin ich vielleicht ein ganzganzkleinesbißchen Preuße, schöner sähen die 2 Rollen in meinem Garten aus. So kurz vor der Säge.


Genau wie diese vielen Buchen- und Birkenhaufen. 3 solcher Wipfel reichen mir für einen Winter. Aber neien, ist ja Naturschutzgebiet. Da wohnen die Tiere drin. Leute, da tippe ich mir an die Stirn. Die Nacktfüßer dürfen ja das Reisig gerne behalten aber 30cm starkes, fast von selbst hackendes Laubholz? Ist klar, die Hasen bauen sich jetzt Blockhäuser ...


Tja, und das sind dann die "normalen" Räumgassen. Junge Bestände bekommen ebenso eine wie ältere - auch wenn sie aktuell nicht benötigt werden.
Hier gibt es weiter untern einen Graben, den unsere Altvorderen mit Schippe und Hacke geschachtet haben. Hatte der einen Sinn? Wohl eher nicht, damals mußten die Leute einfach beschäftigt werden, damit sie nicht aufmucken. Fahren wir ihn zu ...




Nein, mich regen nicht die Fahrspuren auf. Die wachsen wieder zu. Und der Harvester hat ja wohl das Problem in x Jahren mit deiner eigenen Spur. Neee, schaut mal nach oben .......


Hier sieht mans es noch besser - um die Zertifizierung, sprich das Anlegen der Räumgassen (auch wenn kein Schwein außer irgendwelchen Bürokraten die jetzt braucht) bezahlen zu können ... und vielleicht das neue Auto des Herrn Oberbürgermeister ... nimmt man natürlich das Holz raus, was Geld bringt.

Es lebe der nächste Kyrill!
(da hat sich ein Förster in unserer Gegend damals aufgehängt, er konnte es nicht ertragen - und wir sind glimpflich weggekommen)
Und der Schneebruch ...
:mrgreen:

So, ich gönne mir jetzt noch ein Gläschen Rotwein eigener Ernte ( :schlecht: !lecker!) und regele mich wieder runter.
www.youtube.com/watch?v=EKqRMUbGGgM


P.s. Privatwaldbesitzer müssen diesen Horror nicht mitmachen ... :-x
Leute, kauft den Städten den Busch ab!

fertig!

[Dieser Beitrag wurde am 27.05.2013 - 22:22 von Tompson aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Irgendwer hat sich da sicher Gedanken gemacht wie voll wichtig das alles ist, hat aber vielleicht ein Kommunikationsdefizit. Vielleicht ist in zwei Jahren auch wieder alles ganz anders geregelt :twisted:

Grinsen, durchhalten, Prost!
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Beitrag von geognost »

@thompson
Bei dem geringen Waldanteil in der OL kennt man jeden Baum persönlich - gell.

Spass beiseite - leider sind die Förster vom Sachsenf...t nur noch als "Holzknechte" unterwegs und müssen markieren und Holz aufmessen. Die Reviere wurden immer weiter vergößert obwohl der Holzpreis im Vergleich zu früher in astronomische Höhen gestiegen ist - der Holzverkauf steht im Vordergrund. Als Begründung wird dann angegeben - der Wald sei eine Kulturlandschaft. Die Harvester ein Segen bei starkem Schneebruch - der innerhalb weniger Monate beseitigt werden kann - sind ansonsten ein Fluch. Neben der extremen Bodenverdichtung sind die Gassen als solche nach dem Einschlag nicht mehr ohne weiteres nutzbar. Aber nachdem sich noch ein Teil der Waldflächen ob ihrer Unwegsamkeit dem Harvestereinsatz entziehen, soll nun alles der industriellen Holzgewinnung untergeordnet werden. Bis vor wenigen Jahren hieß es noch - nein die Baumspitzen/-kronen die bleiben für die Bodenrekultivierung liegen. Inzwischen werden aber gute Preise für Hackschnitzel aus Kronen von den Kraftwerken bezahlt...entsprechend werden auch die jetzt flächendeckend gewonnen.
Mit Zertifizierung kann man heute jedem Blödsinn ein hübsches Mäntelchen überhelfen. Es freut sich nur der der diese Zertifizierungen durchführt. Mal ehrlich wieviel 2 Takt Benzin wird in deutschen Wäldern verkokelt und wieviel ist es auf der Straße durch die Motoradfreaks bzw. in den Gärten? Hat da schon mal jemand nach Krebs gefragt. Ich muss allerdings eingestehen - den Anstieg der Krebsrate von Hasen und Füchsen habe ich nicht parat. Das will doch nur jemand ein nicht konkurrenzfähiges Produkt auf Zwang einführen.

Deshalb - mehr Bio-Gras für Waldbewohner - diese aber bitte nur zertifiziert und möglichst EU gefördert an Rehe und Hirsche abgeben!!


P.S. Das mit dem abkaufen von den Kommunen funtioniert nicht - trotz klammer Kassen werden Waldflächen eher noch hinzugekauft!!
Tompson
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Beitrag von Tompson »

Bäume haben wir schon ein paar - und - WIR können sie auch sehen :P

"P.S. Das mit dem abkaufen von den Kommunen funtioniert nicht - trotz klammer Kassen werden Waldflächen eher noch hinzugekauft!!"

Ja, leider ?-|

Was noch keiner so richtig erkannt hat, Wald beinhaltet eine Verpflichtung. Klar gibt es für den Moment Kohle. Aber die Pflege der Waldwege, die Aufforstung und Jungwuchspflege und die Pflege der Entwässerungsgräben verschlingt das in den Jahren danach wieder. Wenn man es denn macht ...

Und gerade das Schlagen dieser Räumgassen ist eine Nullrunde. Im Gegenteil, man muß das Nutzholz rausnehmen, um überhaupt die Nullrunde zu erreichen, anstatt wie früher üblich die Krüppel zu beseitigen. Beim Rausnehmen macht der Harvester nochmal Kolataralschaden - und die Windsollbruchschneisen kommen hinzu, damit ist jeder Wald um Jahre zurückgeworfen oder zur Wildei degradiert.
Achja ... wir wollen ja zurück zur Natur, richtig. Gut, daß wir unser Bauholz dann nochaus der Taiga holen können ?-|
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