Kaiserstuhl1967 hat geschrieben:Also dass man beim Fachhändler die höherwertige und demensptrechend teurere Ware bekommt, war mir schon bewusst. Es ging mir eher um die Merkmale, auf die man beim Kauf achten sollte, wenn man nicht probieren kann. Einen unbekannten Wein kann man ja nur anhand der Flasche einschätzen.
Ist schwierig, aber es gibt Anhaltspunkte:
1.) Die Weinabteilung: Wie groß ist die Weinabteilung? Sind die Weine nach einem System, etwa nach Herkunft sortiert? Gibt es eine große Auswahl lokaler Weine? Gibt es zusätzliche Angaben zu den Weinen außer den Preisschildern?
Je größer die Auswahl, je exakter die Unterteilung und je mehr Angaben zu den Weinen gemacht wird, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass ein Weinkenner für die Auswahl der Weine verantwortlich ist.
2.) Der Preis: Prinzipiell gilt: Je teurer, desto geringer die Wahrscheinlichkeit eines Fehlkaufes (aber desto größer auch der Schmerz bei einem Fehlkauf!). Meiner persönlichen Erfahrung nach befindet sich die absolute Untergrenze, bei der man noch einen brauchbaren Wein bekommen kann, zwischen 4 und 5 Euro. Die besten Erfahrungen habe ich im Preisbereich zwischen 8 und 12 Euro gemacht. Zumindest bei den regionalen Produzenten stimmt da meistens die Qualität und der Preis ist noch nicht schmerzhaft.
3.)
Die Verpackung: Es sollte ein Glasflasche sein, üblicherweise in 0,75l, mit Naturkork, Presskork oder Drehverschluss, wobei der Drehverschluss dem Kork qualitativ vorzuziehen ist. Plastikkorken und erst recht Kronkorken sieht man zumeist nur bei Billigstprodukten. Leider werden die Korken aber zumeist unter Folie versteckt und man bemerkt erst beim Öffnen, dass man einen Plastikkork erwischt hat.
4.)
Die Qualitätsstufe: Die höchsten Qualitätsstufen im Deutschen Weingesetz sind Prädikatswein und Qualitätswein (QbA), in Österreich ist es Qualitätswein, darunter würde ich nichts kaufen.
5.)
Die Lage: Prinzipiell gilt: Je genauer die Gebietseingrenzung, desto besser der Wein. Eine Gebietseingrenzung bedeutet, dass nur Trauben aus einem bestimmten Gebiet verwendet wurden. In den romanischen Weinbauländern ist die Lageeingrenzung sogar gleichbedeutend mit der Qualitätsstufe, auch in Österreich versucht die Weinwirtschaft neben der Qualitätsstufe ein "Appelations"-System einzuführen.
man könnte die Qualitätsabstufungen daraus wie folgt abbilden, wobei zwischen den ersten beiden Qualitätsstufen nicht zwingend Unterschiede bestehen:
1. Prädikatswein (D) / DAC (A) /DOCG (I) / AOC subregional (F) / DOC (E)
2. Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete bzw. QbA (D) / Qualitätswein (A) /DOC (I) / AOC regional (F) / DOC (E)
3. Landwein (D,A) / IGT (I) / Vin de Pays (F) / Vino de la tierra (E)
4. Tafelwein (D) / Wein (Ö) / Vino da tavola (I) / Vin de table (F) / Vino de mesa bzw, Vino corriente (E)
6. Die Herkunft: Bei Weißwein würde ich zu lokalem Wein greifen, die heimischen Weißweinproduzenten (im gesamten deutschsprachigen Raum) liefern hervorragende Qualitäten und übertreffen Importware nicht selten im Preis-/Leistungsverhältnis. Bei Rotwein gerade im unteren Preisbereich würde ich eher zu Importware aus südlicheren Gefilden greifen.
7. Der Jahrgang: Es gibt schlechtere und bessere Jahrgänge. Darüber gibt es Tabellen für größere Weinbauregionen, wen es interessiert, der kann ja danach googeln. Im Allgemeinen is Weißwein jung zu trinken, während Rotwein schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben sollte...