Fesselreaktor - ein paar Fragen

SonOfGoku
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Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von SonOfGoku »

Hallo Leute

Ja mir war wieder mal langweilig, und da bin ich auf die Idee gekommen: Ich könnte mir ja einen Essigreaktor bauen.
Nach Internetrecherche erstmal relativ wenig brauchbares gefunden. Die meisten wollen einem für viel Geld einfach nur was andrehen.

Ich konnte mir allerdings zusammenreimen wie ein Fesselreaktor funktioniert und möchte jetzt ein Gerät Marke Eigenbau machen.

Was mir gänzlich unklar ist, ist wie man dafür sorgt dass die Essigbakterien im Substrat bleiben, meiner Einschätzung nach werden die ja bei der Umwälzung regelrecht runtergespült, also eigentlich gar nix mit "Fesselung".
Die andere Frage ist die der Belüftung, ich habe in einem YouTube Video eine Option gesehen mit einfach zwei reingeschnittenen Löchern, die mit Edelstahlfliegengittern beklebt wurden. Das erscheint mir doch etwas unhygienisch, da kann ja sämtliches Mikrobenzeugs ungehindert rein. Wäre da eine Aquarienluftpumpe mit sterilfilter nicht die bessere Alternative?
Mein Plan sieht vor, das Ganze so weit als möglich zu automatisieren. Ich werde sämtliche elektronischen Bauteile mittels eines Arduino Mikrocontrollers zusammenschalten, und so die lästigen Zeitschaltuhren umgehen. Ausserdem habe ich dann sämtliche Daten der Essiggärung digital zur Hand.
Bin für alle Hinweise und Tips zu dem Thema sehr dankbar

Lg SonOfGoku
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Re: Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Wie ein Aquarienlüfter etwas herumpumpen soll ist mir jetzt nicht klar. Falls dir etwas wie ein Luftheber vorschwebt: Der kann Flüssigkeiten nur über kleine Höhenunterschiede hinweg befördern. Zudem neigen große wie kleine Auslassöffnungen dazu, sicher ruck-zuck zuzusetzen.

Das scheint überhaupt ein Problem zu sein: Die Mistviecher bleiben nicht ausschließlich da wo sie bleiben sollen. Vielleicht könnte man das optimieren wenn die Bedingungen im Vorratsgefäß derart sind dass die Viecher dort null Sauerstoff haben. Ich habe mit kleinen, selbst gebastelten Reaktoren gebastelt und habe dann entnervt aufgegeben... Erstens hat es nicht so funktioniert wie ich mir das vorgestellt hatte, zweitens hat mir der Essig nicht mal geschmeckt. Ich habe den Eindruck dass die Oberflächenmethode ein besseres Ergebnis liefert.

Ein paar Diskussionen zu den Reaktoren gibt es, hast du diese gesehen?

viewtopic.php?f=79&t=2237

viewtopic.php?f=79&t=11683

http://www.razyboard.com/system/morethr ... 556-0.html
(altes Board, leider sind die Bilder beim Umzug irgendwie verloren gegangen)
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Re: Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von SonOfGoku »

Also der Aquarienlüfter ist nicht gedacht um den Essig umzuwälzen, sondern um im Reaktorteil die Bakkis zu belüften. Da die Teile einen Sterilfilter haben dachte ich mir das wäre besser als einfach ein Loch reinzubohren oder schneiden, da anderes Mikrobenzeugs sonst reinkann.
Zur Umwälzung hätte ich eher an eine Aquarien oder Teichkreislaufpumpe gedacht.
Ich habe jetzt ein bisschen gegrübelt, und denke dass es da ein paar Möglichkeiten gibt die Bakkis oben zu halten.

Erstens ist es glaube ich wichtig dass der Schlauchdurchmesser gross genug ist um eventuelle Klumpen raufzupumpen, und natürlich muss die Pumpe auch entsprechend stark sein.
Zweitens denke ich dass es vielleicht Sinn macht auf den Brausekopf zu verzichten, da die Löcher wahrscheinlich schnell zugelegt werden, wodurch die Leistung abnimmt und es zu einem Rückstau der Bakterien nach unten zur Pumpe kommt. Man könnte stattdessen eine Art Gestell bauen das den Strahl wenn er auftrifft über das Substrat verteilt. Das könnte man auch einfach rausnehmen und reinigen.
Drittens müsste man den Ausgang des Vorratsgefässes unten zentral anbringen, vielleicht mit einer Art Trichter der die abgesunkenen Bröckchen gleich zum Ausgang leitet, damit sie nach oben gepumpt werden bevor sie Zeit haben zu wachsen. Ein etwas feineres Substrat wäre da wahrscheinlich hilfreich um die Dinger zu filtern.
Ich denke wenn man dass alles kombiniert ist es möglich den Reaktor über längere Zeit laufen zu lassen.

Ich habe mir schon ein paar Teile besorgt und werde in spätestens einer Woche mit dem Prototypenbau beginnen.
Wenn ihr wollt poste ich gerne ein paar Fotos wies vorangeht

Grüsse SonOfGoku
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Re: Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Erstens: Aquarienlüfter haben standardmäßig keinen EK-Filter, den müsstest du dir schon einbauen. Die kleinen Pads filtern Staub.
Zweitens: Lebensmittelechtheit und Festigkeit gegenüber Säure und Alkohol von Aquarienpumpen????
Drittens: Es geht nicht darum die Bakterien irgendwie herauszufiltern. Sie bilden Biofilme und dann Klumpen... Weil es sie es wollen und wenn sie es können. :mrgreen: Und das können sie überall dort wo sie genug Sauerstoffkontakt haben.
Viertens: Ein gut laufender Reaktor muss nicht lange laufen, die Essigumsetzung ist sehr viel schneller als beim Oberflächenverfahren.
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Re: Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von SonOfGoku »

Erstens hat sich bei mir schon erledigt, da mein Dampfentsafter unten eine Belüftungsöffnung hat.

Zweitens, auch ein guter Einwand, obwohl ich in einem Essigmacherforum gelesen habe dass das kein Problem darstellen sollte, solange die Pumpe auch für Salzwasseraquarien geeignet ist. Nichtsdestotrotz habe ich mich für eine lebensmittelechte Kreiselpumpe entschieden.

Drittens, ich weiss und ich denke wenn die Pumpe stark genug ist werden die meisten Klumpen solange sie noch kleiner sind, nach oben gepumpt und vom Substrat ausgefiltert, bevor sie unten wachsen und alles verstopfen.

Und zu viertens, auch das weiss ich, aber ich möchte vielleicht in Zukunft mehr Essig herstellen und mir die Option offenhalten den Reaktor laufen zu lassen, und immer wieder Essig zu entnehmen und durch Wein zu ersetzen.

Und ich möchte mich noch gerne bei dir bedanken für deinen Input, und dafür dass du dir die Zeit nimmst, Anfängern wie mir das Weinmachen zu erklären.

Danke, SonOfGoku
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Re: Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von Fruchtwasser »

Ich möchte seit einiger Zeit einen Essigreaktor bauen, ähnlich wie bei Schmickl beschrieben.
Da habe ich mich auch schon ein bisschen damit beschäftigt.
Deshalb Achtung
SonOfGoku hat geschrieben: 26 November 2019 12:29 habe ich mich für eine lebensmittelechte Kreiselpumpe entschieden.
Lebensmittelecht heißt nicht säure- und alkoholresistent!
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Re: Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von SonOfGoku »

Ich weiss, aber die Materialien die mit dem Pumpmedium in Berührung kommen waren aufgelistet und ich habe in einer Tabelle die Säure / Alkoholresistenz überprüft

Edit: @Fruchtwasser: Was genau waren bei dir die Hauptknackpunkte?
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Re: Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Nachschlag zu Punkt 3: Ich hatte das Trägermaterial (Späne) in einem Haushaltstrichter mit nicht allzu großen Löchern. Trotzdem hat sich am Boden des Sammbelbehälters eine Bakterienschicht angesammelt, auch die Schläuche zur Pumpe (Schlauchpumpe mit nicht zu kleinem Durchmesser) waren merklich zugesetzt. Die Brühe war auch, im Vergleich zum Oberflächenverfahren, reichlich trübe und hatte hinterher eine deutlich oxidative Note.
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Re: Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von Fruchtwasser »

Der Essigreaktor ist immer noch ein Projekt, das ich umsetzen möchte. Knackpunkte habe ich noch nicht.
Bisher habe ich einen zylindrischen Glasbehälter. Dort sollen unten Zeolithe rein, die ich schon in der Waschmaschine gereinigt habe.
Im Glasbehälter habe ich unten ein Loch gebohrt und ein Edelstahlröhrchen als Ablauf eingeklebt.
Das Ganze soll in ein Holzgehäuse, das mit einer Schaltschrankheizung beheizt werden soll.

Ganz interessant finde ich die Idee, den werdenden Essig nicht durch eine Düse sondern über ein "Prallblech" zu verteilen. Bisher habe ich keine säure- und alkoholresistente Düse gefunden, die passend verteilt und nicht verstopft.

Wie ich das hier so schreibe, bekomme ich richtig Lust damit anzufangen. Immer so viel Projekte und so wenig Zeit.
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Re: Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von 420 »

Das Prallblech geht auch aus Kunststoff und damit wäre es ganz einfach zu realisieren. Problematisch sehe ich immer noch, dass sich die Pumpe durch die Essigmutter zusetzen kann, bzw. bei mir, zugesetzt hat.
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Re: Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von SonOfGoku »

Das mit dem Prallblech klingt wirklich interessant.
Ich glaube nämlich dass die "Brause" ein Problem mit Verstopfung hat, da die Löcher ja viel kleiner sind als der Schlauch der Pumpe, und dadurch eine Art Rückstau entsteht, wodurch die Pumpe dann auch schneller verschleimt, weil die Durchflussgeschwindigkeit nicht mehr so hoch ist und sich die Bakkis leichter in der Pumpe ansetzen können.
Natürlich bleibt dann die Frage welche geometrische Form so ein Prallblech haben sollte, damit der Essig bestmöglich verteilt wird.
Ich werde wohl die Wasserbad Methode ausprobieren statt mir gleich nen eigenen Schrank zu bauen
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Re: Fesselreaktor - ein paar Fragen

Beitrag von SonOfGoku »

Kurze Berichterstattung:

Mein Reaktor hat hervorragend funktioniert, innerhalb von 10 Tagen war mein Apfel-Honigwein vollständig zu Essig vergoren.
Das Apfelaroma ist nach wie vor sehr intensiv und die Honignote rundet das Ganze hervorragend ab.

Ich freue mich schon auf die nächsten Experimente, habe schon einen Kürbiswein angesetzt um daraus dann Kürbisessig zu machen :)

Edit: ne Frage noch: Kann man eigentlich auch Essig mit der pulcino filtern, oder löst die Essisäure den Karton auf?

Lg SonOfGoku
Zuletzt geändert von SonOfGoku am 11 Januar 2020 12:11, insgesamt 1-mal geändert.
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