Bronzezeitbier

DrMet
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Beitrag von DrMet »

Die Amis oder Engländer vergären eigentlich so alles, was einen nicht umbringt. Da aber die meisten Dinge nur bedingt geeignet sind, um vergoren zu werden, wie beispielsweise ungemälztess Getreide, wird dem Ansatz Weinextrakt oder Rosinen oder beides hinzugegeben. Im Netz oder einschlägiger Literatur findet man nun tausende Rezepte zum Vergären von eigentlich allem. Diese Rezepte laufen jedoch alle darauf hinaus, dass es ein Wein aus Weinextrakt oder Rosinen ist, der mit den anderen Zutaten aromatisiert wurde. Wieviel Aroma ungemälztes Getreide auch zu einem Wein beitragen kann ?-|

Gruß
DrMet
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich habe sogar mal irgendwo im Netz ein Rezept für einen Wein aus Toastbrot gesehen. Kam von einem Briten. Kein Scherz.
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Wolf
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Beitrag von Wolf »

DrMet hat geschrieben:Die Amis oder Engländer vergären eigentlich so alles, was einen nicht umbringt.
Du solltest jetzt nicht alle Amis und Engländer in einen Topf schmeißen.
Von derartigen Rezepten habe ich noch nichts gelesen. Was der einzelne privat macht (ich halte mich z.B. nicht ans Reinheitsgebot) und ob jetzt derartig hergestellte Getränke verkauft werden, sind zwei verschiedene Dinge.
Hast Du denn Links für derartige Rezepturen?

Grüße
Wolfgang

[Dieser Beitrag wurde am 17.12.2007 - 00:07 von Wolf aktualisiert]
DrMet
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Beitrag von DrMet »

Hallo Wolf,
ich wollte da keinen in irgendwelche Töpfe stecken ?-| nur sind halt die Rezepte im englischsprachigen Raum etwas experimenteller als das, was und das Kitzinger Weinbuch vorschlägt. Dieses Forum mit den experimentierfreudigen Mitgliedern ist natürlich etwas anderes. Ich selbst vergäre auch alles was mir in die Finger kommt, die o.g. Rezepte dienen dabei durchaus als Inspiration. Allerdings hinterfrage ich sie zuvor stets kritisch und koche nicht alles einfach nach. Ich passe sie dann den Begebenheiten und meiner Erfahrung an. Wie ich einige Weinrezepte im FWK interpretiere, sind diese auch an solche Rezepte angelehnt.

Eine online-Fundgrube ist zB. die Seite von Jack Keller. Dort gibt es zahlreiche Rezepte. Ansonsten bietet etwa das Buch "The Joy of Home Winemaking" von Terry Garey zahlreiche Rezepte für "Getreidewein" aus ungemälztem Getreide (Gerte, Hafer, Mais ...) nach o.g. Schema. Ein weiteres Buch mit interessanten ( :mrgreen: ) Rezepten ist auch "Making Wild Wines & Meads" von Vargas & Gulling.

Klar, privat darf - und sollte - man experimentieren. Im Gegensatz zum kommerziellen Hersteller ist man ja nicht so an die Gesetze gebunden, das sollte man ausnutzen.
Viele Neo-Wikinger sind durchaus der Meinung, dass die heute offiziell erlaubten Met-Rezepte in dieser Form "typisch wikingisch" sind. Ich glaube allerdings nicht daran, dass die Wikinger "Zitronensäure bis max. 3 g/L" eingesetzt haben.

Beste Grüße
DrMet
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Um nochmal auf die Bronzezeit zurückzukommen...

Vielleicht haben die Archeologen ja gemälzt oder ankeimen lassen. Nur sie müssen das Geheimnis waren, um sich vor Nachahmern zu schützen, wenn sie es vermarkten wollen :D

Kann es sein, dass das verwendete Getreide schon natürlich etwas vorgekeimt war. Gut, es gab Scheunenböden, die sollten ausreichend trocken gewesen sein, aber es wurden auch damals schon Silos angelegt, die mit lehmhaltiger Erde luftdicht abgedeckt waren. Kann es sein, daß durch die Prozesse, die dort ablaufen eine Keimung zwar anläuft aber schnell wieder gestoppt sind? Diese Silos sollen für Jahre sicher gewesen sein.
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Beitrag von Wolf »

Zunächst müssen wir ja unterscheiden, zwischen dem, wie die Menschen in der Bronzezeit in Irland Bier hergestellt haben könnten und dem, was die Archäologen vermuten, wie das Bierbrauen damals abgelaufen sein könnte.
Tatsache ist, dass in dem Spiegelbericht von Gerste die Rede ist und nicht von Gerstenmalz, wobei ich dem Spiegel-Redakteur unterstellen möchte, dass er den Unterschied kennt.

Grüße
Wolfgang
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Bronzezeitbier

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Die Frage ist, ob man in solchen Funden Gerste von Gerstenmalz überhaupt unterscheiden kann?
Leute mit etwas archäologischem Hintergrundwissen haben wir nicht zufällig im Forum...?
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Beitrag von Wolf »



[Dieser Beitrag wurde am 18.12.2007 - 02:04 von Wolf aktualisiert]
LandyAli
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Beitrag von LandyAli »

Archäologischem Hintergrundwissen habe ich keins, aber ein bisschen was Gelesen. :shock:
Da die alten Ägypter vermälztes Getreide oder Malzbrote zu Bier Vergärten, wird es wohl der irische Archäologe Billy Quinn Genauso gemacht haben.
Mehr Info gibt es HIER Datei einfach Öffnen.


Gruß Albert

[Dieser Beitrag wurde am 24.03.2008 - 16:29 von LandyAli aktualisiert]
Wahrscheinlich ist höchstwahrscheinlich genauso unwahrscheinlich wie wahrscheinlich.

Nicht jeder, der aus dem Rahmen fällt, war vorher im Bilde.

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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Interessant!

Insbesondere die Vermischung zwischen Bäckerei und Brauerei und die nach heutigen Begriffen unklare Trennung zwischen Bier und Wein (Datteln, wäre interessant zu wissen wie viel "Gärstarter" sie verwendet haben). Das deckt sich so ein bisserl mit einigen historischen Büchern zum Gärstart von Wein (Hefe vom Bäcker) oder mit dem Funden im Egtved-Mädchengrab (Bier oder Met aus Weizen, Preiselbeeren, Honig)
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Bronzezeitbier

Beitrag von DrMet »

Wie ich ja schonmal geposted hatte, war eine Abgrenzung von Bier, Wein und Met nicht immer so ausgeprägt wie heute. Die minimalistische Met-Definition laut deutschem Gesetz war den meisten Kulturen sicherlich unbekannt.

Die Verknüpfung des Bäckerhandwerks mit dem Brauwesen ist ja legendär ("Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen ...") Schon Rumpelstilzchen verwendete unwissend und bedingt durch mangelnde Hygiene (dass penible Sauberkeit manchmal hinderlich ist zeigt ja auch Sir Alexander Fleming) einen Gärstarter.

Zur Malz-Frage: Wenn man ein Gerstenkorn findet, sollte man doch eigentlich bestimmen können, ob es gemälzt wurde oder nicht. Bei gut trockenem Material etwa anhand der Zuckerarten, bei ausgewaschenem Material eventuell durch mikroskopische Analyse des Embryos.

Ein paar zusammenhangslose Kommentare mit besten Grüßen von
DrMet
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LandyAli
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Bronzezeitbier

Beitrag von LandyAli »

DrMet hat geschrieben:Wenn man ein Gerstenkorn findet
Gibt es beim Bauern Zentnerweise! :P

Bei Untersuchungen der Rückstände aus Trink- und Braugefäßen, die britische Archäologen vor 1993 bei Ausgrabungen in der Gegend von Armana und Deir el-Medina fanden und in denen sich durch das trockene Wüstenklima gut erhaltene eingetrocknete Bierreste nachgewiesen wurden, gelangen gute licht- und elektronenmikroskopische Untersuchungen. Von im Getreide enthaltener Stärke. Aus der modernen Getreideforschung ist bekannt, dass sich die mikroskopische Struktur der Stärkekörnchen entsprechend dem Prozess der Getreidebehandlung verändert. Daraus lassen sich Rückschlüsse für die Analyse des Brauverfahrens ziehen. Beispielsweise hinterlässt die enzymatische Umwandlung von Stärke in Zucker, also das Mälzen im Rasterelektronen-Mikroskop als kraterähnliche Vertiefungen auf der Oberfläche der Stärkekörnchen sichtbar, deutlich erkennbare Spuren. Wird die Stärke in Wasser erhitzt, was man als Maischen bezeichnet, so schwellen die Körnchen an und verschmelzen miteinander.
Und genau solche Strukturen wurden in den 3500 Jahre alten Bierresten gefunden. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass schon die alten Ägypter erkannt hatten, dass vermälztes Getreide bei der Bierherstellung von Vorteil ist, liefert es doch mehr Zucker für den Gärprozeß.
Quelle Manetho

Gruß Albert

[Dieser Beitrag wurde am 18.12.2007 - 00:25 von LandyAli aktualisiert]
Wahrscheinlich ist höchstwahrscheinlich genauso unwahrscheinlich wie wahrscheinlich.

Nicht jeder, der aus dem Rahmen fällt, war vorher im Bilde.

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