Besoffene Spaghetti

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Fruchtweinkeller
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Besoffene Spaghetti

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich habe mich ja lange dagegen gewehrt mit Fruchtwein zu kochen, aber meine Überschussproduktion zwingt mich förmlich dazu. Frei nach dem Motto "I cook with wine, sometimes I even add it to the food" habe ich auch wenig gegen einen Schuss Wein in der Soße, aber in der Regel ist dieser ja eher ein geschmackliches Beiwerk und wenig über das es sich hier zu berichten lohnt. Anders ist das bei der betrunkenen Pasta oder, auf Neudeutsch, „Spaghetti all' ubriaco“.

Rezepte hierzu gibt es viele, hier mein aus mehreren Quellen zusammengestümpertes für zwei Personen:

500 g Spaghetti
2 kleine Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
1 TL Brühe
250 g Bacon- oder Speckwürfel
0,7 Liter Wein
Reibekäse
Frische Petersilie
Olivenöl, Salz, Pfeffer, Chili oder Muskatnuss nach Geschmack

Zw und Kn klein klein schneiden und in einer Schmorpfanne anbraten bis sie glasig sind. Speck zugeben und auslassen. Mit Wein ablöschen und wieder zum kochen bringen, Brühe zugeben. Unterdessen Spaghetti für 2 min in kochendes Wasser geben. Wasser abgießen und die Spaghetti in die Schmorpfanne geben. Weiter kochen und öfters rühren bis die Pasta al dente sind und die Weinmischung aufgesogen haben, eventuell etwas Wasser zugeben. Würzen und mit viel Käse garniert servieren.

Meinen ersten Versuch habe ich mit einem Rest Zwetschgenwein gemacht (der nicht mehr in den Ballon zur Klärung passte). Fazit: Schnell gemacht, insofern ein gutes Feierabendrezept. Aber sonst.... naaaaaja. Die Spaghetti haben alle Flüssigkeit brav aufgesogen, aber vom Fruchtaroma ist nur wenig übrig geblieben. Tatsächlich haben die Spaghetti vor allem einen säuerlichen Touch, der nicht unbedingt unlecker ist, der mich aber geschmacklich etwas irritiert, insbesondere in Kombi mit dem Muskat. Meine Arbeitshypothese: Ein tendenziell säurearmer, dafür aber gerbstoffreicher Wein wäre womöglich besser geeignet. Also im Prinzip genau das was ein Italiener zu diesen Spaghetti trinken würde :hmm: Ich werde weiter testen und berichten.
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Bahnwein
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Re: Besoffene Spaghetti

Beitrag von Bahnwein »

Eine ganze Flasche in einem zwei Personen Essen, wow. Dann trinkt man noch eine dazu und schon hat sich's gelohnt. Einmal pro Woche so ein Essen und schon sind über 100 Flaschen weg im Jahr. :D
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Fruchtweinkeller
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Re: Besoffene Spaghetti

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Die Mahlzeit ist sicher nicht alkoholfrei, aber bemerkt habe ich nichts; der Großteil wird verkocht sein. Und die Flasche dazu würde ich eher weglassen ;)
Das ist sicher eine gute Gelegenheit auch einige Weine "loszuwerden" die nicht ganz so süffig oder "speziell" geworden sind, ich denke an meine Tomaten-Versuchsreihe oder an den Sommerwein mit "Melonennote".
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JasonOgg
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Re: Besoffene Spaghetti

Beitrag von JasonOgg »

Mir geht es ähnlich, erst ist es einem zu schade um den Wein, dann fehlt die passende Anwendung. Die Fruchtweine sind doch eigentlich ziemliche Aromabomben. Erstens möchte man vom Geschmack etwas übrig behalten und zweitens muss es passen. Mir fällt jetzt spontan auch nichts ein, was zu Spaghetti passen würde, wahrscheinlich muss man alles durchprobieren um dann an völlig unerwarteter Stelle zu sagen: "Huch, das passt aber gut und ist lecker."
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wickie
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Re: Besoffene Spaghetti

Beitrag von wickie »

Eigentlich eine gute Idee, dass Rezept, wenn da nicht die Zwetschge wäre. :lol:

Aber generell bin ich der Meinung, man sollte öfter mit Fruchtwein kochen. Ich habe zu Beispiel einmal ein Risotto mit den nicht so Aromatischen Kürbisswein gekocht und es war der Fruchtigste Reis aller Zeiten. Genauso wie man ihn von einem Asiaten / Koreaner bekommen könnte.
Zu Weihnachten habe ich auch mit meinem Limettenwein eine Zitronen Soße mit Kresse gemacht. Basis dafür war eigentlich eine Weißwein Soße. Was soll ich sagen, die Soße war beliebter als der Fisch dazu. :D

Nur mit, auch für dieses Rezept oben, wird man noch den richtigen Wein finden.
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Fruchtweinkeller
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Re: Besoffene Spaghetti

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich berichte mal von meinem jüngsten Versuch. Da mich mein obiges Rezept nicht ganz überzeugt hatte wollte ich mich näher am Originalrezept halten und habe deshalb einen portugiesischen Tinto anstelle eines Fruchtweins verwendet. Mit der Nähe zum Original war es dann schon wieder vorbei weil ich den italienischen Hartkäse vergessen hatte zu kaufen, stattdessen habe ich etwas Reibekäse verwendet. Nächst Änderung: Da es mir zu ineffizient erschien die Nudeln (Penne) zwei Minuten in Wasser vorzukochen habe ich sie direkt in den kochenden Wein gegeben. Dadurch haben sie mehr Flüssigkeit aufgesogen, ich musste ein paar Schluck Wasser nachlegen. Man sollte die Pfanne deshalb auch im Auge behalten und aufpassen damit nichts anbrennt, aber das funktioniert.

Resultat:
1.)
Mit dem Rotwein schmeckt es für mich deutlich gefälliger als mit dem Zwetschgenwein, auch wenn ich nach wie vor keinen allzu typischen "Weingeschmack" finden kann. Aber speziell diesen säuerlichen Touch, der mich beim ersten Versuch gestört hatte, kann ich nicht wahrnehmen. Nun muss ich zugeben dass bei dem Rest Zwetschgenwein die Restsüße noch nicht eingestellt gewesen war, ich hatte dafür beim Kochen pauschal etwas Zucker zugegeben. Vielleicht war es zu wenig, ich muss das nochmal mit einem fertigen Fruchtwein testen.

2.)
Mit Härtkäse wäre es besser geworden. Hartkäse ist nur zu toppen durch mehr Hartkäse.
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Re: Besoffene Spaghetti

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich vermelde das nächste Rezeptupdate.

Die kleinen Schinkenwürfel haben mich nicht ganz überzeugt, Ich habe sie ersetzt durch 400 g gemischtes Hachfleisch.

Vorgehensweise also wie folgt:
1. Hackfleisch in Olivenöl kräftig anbraten, grobe Krümel konsequent zerkleinern
2. Zwiebel und Knoblauch zugeben, andünsten lassen
3. Ablöschen mit Wein (diesmal ein im Fass gereifter Bordeaux), aufkochen lassen
3A. (optional) Kopf zwischen großer Schmorpfanne und Dunstabzugshaube positionieren damit man wenigstens etwas vom Alkohol hat.
4. Spaghetti zugeben, kochen bis gar, ggf. etwas Wasser zugeben wenn es zu "trocken" wird
5. Abschmecken mit Salz, Pfeffer, ein wenig Chilipulver
6. frische Petersilie zugeben, grob gehobelten Käse (diesmal Pecorino) untermischen.
7. Heiß servieren wenn der Käse etwas zerlaufen ist.

Fazit: Meiner Meinung nach die bisher beste Variante. Ich hatte vorab Bedenken wegen der Wahl des Weins, aber erstens war von dem Fassaroma hinterher kaum noch etwas erkennbar, zweitens hatte der wohl nicht zuviel Säure sodass das Gericht hinterher wirklich lecker war.

P.S. Nachkauf von Spaghetti momentan unmöglich weil vergriffen. Immerhin: Sonstige Nudeln sind in ausreichender Menge und Auswahl vorhanden. Man wird ein klein wenig bescheiden dieser Tage.

Bleibt gesund!
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Re: Besoffene Spaghetti

Beitrag von wickie »

Istces denn wichtig ob es die Nudeln "Spaghetti NR 5" sind oder ob man "Bandnudeln" nimmt? Der geschmack ist doch wichtiger als diesorte der Nudeln. :lol:
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Fruchtweinkeller
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Re: Besoffene Spaghetti

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich habe das zuvor auch schon mit Penne gemacht, das geht natürlich auch. Die Haptik im Mund ist anders, ich vermag freilich nicht zu sagen was besser oder schlechter wäre. Beim möglichen Sabberfaktor sind die Spaghetti jedenfalls ganz weit oben :mrgreen:
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Re: Besoffene Spaghetti

Beitrag von JasonOgg »

Nicht für dieses Rezept, aber manche Nudeln nehmen einfach die Sauce besser an. Da macht es schon einen Unterschied, ob man Spaghetti oder Muschelnudeln nimmt.

Nur bei Suppe müssen es Buchstabennudeln sein :mrgreen:
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Re: Besoffene Spaghetti

Beitrag von Fruchtweinkeller »

JasonOgg hat geschrieben: 22 März 2020 13:15 Nur bei Suppe müssen es Buchstabennudeln sein :mrgreen:
Nee, Gabelspaghetti :lol:
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Re: Besoffene Spaghetti

Beitrag von Bahnwein »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: 22 März 2020 20:43
JasonOgg hat geschrieben: 22 März 2020 13:15 Nur bei Suppe müssen es Buchstabennudeln sein :mrgreen:
Nee, Gabelspaghetti :lol:
Nee, Buchstaben. Womit soll man den sonst seinen Namen auf den Tellerrand legen? :mrgreen:
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