Vogelkirsche

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KommandeurMumm
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Vogelkirsche

Beitrag von KommandeurMumm »

Nabend zusammen.

Mein Nachbar hat seit ca. 30 Jahren einen der Kirsche nicht unähnlichen Baum im Garten stehen. Als Kind wurde ihm gesagt, der sei aber nur Zierde und nicht essbar. Mir kam das komisch vor, wie eine gewöhnliche Süß- oder Sauerkirsche sehen die Früchte aber nicht aus. Inzwischen habe ich den Baum als Vogelkirsche (prunus avium) identifiziert, siehe hier. Von Giftigkeit keine Spur, das ist lediglich die Wildform der Süßkirsche...

Hat davon schonmal jemand einen Wein gemacht? Oder lohnt das nicht, weil der Fruchtfleischanteil zu gering ist und sich die Kerne davon schlecht trennen lassen? Maischegärung dürfte aufgrund der Steine ja ausfallen (wenig Fruchtfleisch = viele Früchte nötig = viele Steine im Ansatz = viele cyanogene Glykoside?).

Gruß,
Hendrik
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Felida
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Beitrag von Felida »

Wildkirschen sind ganz was Leckeres. Wir haben letztes Jahr genug für einen Ansetz zusammengekriegt, der zwar noch zum Klären steht, aber selbst trüb schon richtig lecker ist. Wenn du also genug der kleinen Früchtchen zusammenkriegst, nimm sie mit. :D
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ergänzend sei gesagt: Die Entkernung ist natürlich wünschenswert. Wenn es gar nicht geht solltest du die Maischezeit, wie bei Schlehen, möglichst kurz halten; und achte darauf dass keine Steine beschädigt sind.
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Otto47
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Beitrag von Otto47 »

Mit 14 Jahren habe ich mal einen großen Eimer Vogelkirschen geholt.
Meine Mutter hat damals kochendes Wasser drübergekippt und nach 1 Woche abgepresst.
Nach der Gährung war der Wein war hervoragend.
Auf Grund der mühseligen Pflückerei war es eine einmalige Sache.
Eine Flasche wurde vergessen und 3 Jahre später geöffnet.
Der Vogelkirschwein hatte sich nochmal verbessert.
Wer Arbeit kennt und danach rennt und sich nicht drückt der ist verrückt!
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Beitrag von KommandeurMumm »

Felida hat geschrieben:Wildkirschen sind ganz was Leckeres.
Wir meinen die gleichen Kirschen, oder? Obwohl Vogelkirschen die Wildform der Süßkirschen sein sollen, werden sie aber wohl auch öfter als Zierpflanze genutzt :?: Oder meinst du "echte" Kirschen, die wild aufgegangen sind / sich wild gekreuzt haben?
Der Baum meines Nachbarn ist schon recht oppulent geworden und sieht vom Habitus eher aus, wie ein richtiger Kultur-Kirschbaum, nur die Ausprägung der Früchte ist anders, also eher einzelne, kleinere Früchte, statt die bekannten, dicken Zwillingsfrüchte. Für einen Ansatz ist es jetzt schon fast zu spät, die Scharen an Corvus monedula und Vertretern der Columbidae hatten auch Interesse daran ?-|

Kann sich jemand vorstellen, wieso meinem Nachbarn als Kind gesagt wurde, die Früchte seien gifitg / ungenießbar? Kann natürlich auch Unwissenheit seiner Eltern / Verwandtschaft gewesen sein.

Gruß,
Hendrik

[Dieser Beitrag wurde am 01.07.2012 - 11:12 von KommandeurMumm aktualisiert]
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Felida
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Beitrag von Felida »

Wildkirsche ist nur eine andere Bezeichnung und wenn die Vögel räubern kommen, wären die Früchte wahrscheinlich bald reif. ?-|

Da viele Kulturkirschen noch immer auf Vogelkirsche veredelt werden, sehen die Bäume sich ziemlich ähnlich. Die Kleinwüchsigeren Unterlagen sind ja doch noch eher neu und stellen gerne mal hohe Ansprüche an Boden und Co.

Dass so ziemlich alles was aus der Natur kommt für giftig erklärt wurde ist so ein lästiges Phänomen der Verstädterung. Mir wurde da auch noch so einiges an Blödsinn eingetrichtert, wovon man alles sterbenskrank wird. Löwenzahn zum Beispiel... :schlecht:
Auch wenn inzwischen gerade der gegenteilige Trend zu Wildobst und -gemüse ausgebrochen ist, sind da noch immer reichlich komische Vorstellungen in Umlauf.
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Beitrag von fibroin »

Als ich das erste mal Felsenbirnen geerntet habe, da fragte mich eine vorbeigehende Frau: Sind die nicht giftig? Da nahm ich eine Beere in den Mund und meinte, ich schmecke nichts. So konnte ich zwar überzeugen, aber die gute Frau hat trotzdem in meinem Dabeisein nicht probiert. 8-)
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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Beitrag von KommandeurMumm »

Danke für eure Antworten.
Felida hat geschrieben: Dass so ziemlich alles was aus der Natur kommt für giftig erklärt wurde ist so ein lästiges Phänomen der Verstädterung. Mir wurde da auch noch so einiges an Blödsinn eingetrichtert, wovon man alles sterbenskrank wird. Löwenzahn zum Beispiel...
Ja, das könnte durchaus sein. Allerdings leben wir hier doch sehr ländlich. Die Häuser wurden alle von der Kriegsgeneration gebaut und der Anteil an Selbstversorger-Gärten war / ist heir noch recht hoch. Meine Oma hat sogar Salat aus Unkräutern gemacht, da käme heute niemand mehr drauf. War es Miere? Ich bin mir nicht sicher, Miere und Girsch konnte ich noch nie auseinander halten...Also, das Know-how in Laien-Botanik und war hier noch vergleichsweise hoch, da alle hier irgendwie auch Kontakt zu Bauernhöfen und Lebensmittelerzeugung der "alten" Schule hatten.
Bei meinem Nachbarn könnte die Herkunft trotzdem der Grund sein, ein Teil der Familie ist aus Gelsenkirchen zugezogen :D
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Beitrag von Magrat »

KommandeurMumm hat geschrieben: Danke für eure Antworten.


Ja, das könnte durchaus sein. Allerdings leben wir hier doch sehr ländlich. Die Häuser wurden alle von der Kriegsgeneration gebaut und der Anteil an Selbstversorger-Gärten war / ist heir noch recht hoch. Meine Oma hat sogar Salat aus Unkräutern gemacht, da käme heute niemand mehr drauf. War es Miere? Ich bin mir nicht sicher, Miere und Girsch konnte ich noch nie auseinander halten...Also, das Know-how in Laien-Botanik und war hier noch vergleichsweise hoch, da alle hier irgendwie auch Kontakt zu Bauernhöfen und Lebensmittelerzeugung der "alten" Schule hatten.
Bei meinem Nachbarn könnte die Herkunft trotzdem der Grund sein, ein Teil der Familie ist aus Gelsenkirchen zugezogen :D
Oh, auch in laendlicher Gegend ist nicht unbedingt alles Wissen ueber essbare Pflanzen ueberliefert. Meine Oma steht "Unkraeutern" auch relativ offen gegenueber, z.B. gibt es am Gruendonnerstag immer einen Salat aus Wildkrauetern. Trotzdem erzaehle ich ihr oft, was man noch alles essen kann, was sie fuer toedlich giftig haelt. Vielleicht ist es einfach eine Verwechslung Vogelbeere-Vogelkirsche :?:
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KommandeurMumm
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Beitrag von KommandeurMumm »

Magrat hat geschrieben:Vielleicht ist es einfach eine Verwechslung Vogelbeere-Vogelkirsche :?:
Wäre eine Möglichkeit. Nach dem Motto: "Wenn das Wort 'Vogel' im Namen vorkommt, ist es nur für Vögel genießbar..."
Die gewöhnliche Vogelbeere/Eberesche (sorbus aucuparia) ist ja auch nur roh ungenießbar. DIe Altvorderen werden das gewusst haben, denn da war eine reichhaltige Vitamin-C-Quelle immer gern gesehen :)

Edit: Wirklich "giftig" ist die Eberesche ja auch nicht, das wäre irreführend. Nur roh wegen der Parasorbinsäure kaum genießbar...

[Dieser Beitrag wurde am 20.08.2012 - 07:32 von KommandeurMumm aktualisiert]
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