juno hat geschrieben: ↑23 Januar 2018 14:46
... daß sie alte Sorten als Säule anbieten. Sie bräuchten nur etwas mehr Schnitt.
Das glaube ich gerne.
Säulenobst als Trend der letzten Jahre hat längst Einzug in die Gärten gefunden. Säulenobst ist aufgrund seines aufrechten Wuchs mit wenig Seitenholz sehr beliebt. Die Früchte entwickeln sich beim Säulenobst direkt am Stamm. Es ist auch möglich Säulenobst in einem großen Kübel auf dem Balkon oder der Terasse zu halten. Säulenobst ist besonders beliebt wegen seiner äußerst schlanken Wuchsform und durch seine hohe Resistenz gegen Krankheiten und Witterungseinflüsse. Der Aufwand von Schnitt und Pflege ist bei Säulenobst sehr gering.
In den alten Sorten gibt es eben nicht die Anlage eine Säule zu bilden, also gehen die auch in die Breite, wachsen also wie ein klassischer Busch. So etwas kann man nicht über die Unterlage regeln. Um da eine Säule zu behalten ist schon ein seh professioneller Schnitt notwendig, damit man überhaupt Fruchtholz und die versprochenen 20kg bekommt.
Der Trend sorgt halt dafür, dass möglichst viel als Säule verkauft wird, die Entwicklung ist aber noch sehr jung und von den ersten Generationen wurde abgeraten, weil eben der Säulencharakter durch falschen Schnitt verloren gehen kann. Erst relativ junge Sorten werden wirklich den Ansprüchen gerecht. Daher enthält auch
diese Liste Sorten, die nicht 100% das sind, was man von einer Säule erwartet.
Mein Wissen habe ich übrigens aus einer Fachberater-Ausbildung, Referent war ein studierter Profi, der sein Geld mit veredelten Bäumen - speziell als Container-Ware - verdient.
Was den Ertragsanbau angeht werden dort
schwachwüchsige Unterlagen verwendet. Die Bäume sollen möglichst früh tragen, ohne Leiter beerntet werden, am besten maschinell beschneidbar und werden nach spätestens 15 Jahren gerodet. Das ist dann aber nicht das, was man unter "Säule" versteht. Schau dir die Plantagen an, meisten sind die am Spalier, damit sie nicht umkippen. Das bekommt man mit alten Sorten nur schwer hin, daher war seine Prognose, dass alte Sorten wie z.B. Boskoop langsam aber sicher als Verkaufsapfel verschwinden werden, bis auf kleine Liebhaber-Anbauer oder Streuobstwiesenbesitzer. Als Privatmensch kannst Du natürlich mehr Zeit und Liebe in die Pflanzen stecken.
So, jetzt schaue ich mal auf
Balkonobst und siehe da, sie schreiben das auch:
Balkonobst hat geschrieben:Bei Säulenobstsorten wird unterschieden, ob die Form genetisch oder kulturtechnisch bedingt ist. Bei der genetisch bedingten Säulenform liegt die Form in dem Genmaterial der Pflanze. Dies bedeutet sie sind kleinwüchsig mit 2 bis 3 Metern und bereiten sehr wenig Schnittaufwand. Die Apfelsorten Rondo, Arbat, Red River und Golden Gate gehören zu diesen Sorten.
Noch ein paar Stichworte von dort:
Balkonobst hat geschrieben:
... frühe Schnittmaßnahmen zur Formierung (ähnlich der Buchsbaumformen)...
... Es ist demnach mehr ein Senkrecht Spalier ...
... Der Rückschnitt am Leittrieb sollte ein bis zweimal im Jahr erfolgen ...
Also nehmen die auch nur schwachwüchsige Unterlagen und schneiden den Busch so, dass er wie eine Säule aussieht. Was passiert aber, wenn man einem Baum ständig den Leitast wegnimmt? Er versucht einen neuen zu bilden, entweder aus dem alten Stummel oder einem Seitentrieb, denn er will seinem Charakter nach wachsen. Je mehr man abschneidet, desto mehr wird er versuchen nachzutreiben, so weit es die Wurzel/Unterlage zuläßt (naja, im Kübel nicht viel). Nebenbei gerät er in Überlebenspanik und versucht, wenn er schon nicht richtig wachsen darf, wenigsten die Vermehrung über Früchte sicherzustellen (eines der Ziele des Obstbaumschnitts), tja man darf halt nur nicht die Äste abschneiden, die das Fruchtholz bilden, wenn man die Säule formt.
Also wenn eine Säule, dann eine die die genetische Veranlagung hat und da wird die Auswahl eher klein.