Weinerzeugung - Technik oder Romantik?

Dreizehn
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Weinerzeugung - Technik oder Romantik?

Beitrag von Dreizehn »

An vielen Stellen bin ich eurer Meinung, an anderen nicht, z.B. was der Preis von Wein/Mehrpreis durch "Charta" usw. betrifft. Der Preis einer Flasche Wein im Regal hat nur einen geringen Bezug zu ihren Herstellungskosten.

Ich gebe zu, dass dieses Dachthema in mir eine Saite schwingen lässt.

Einerseits möchte ich ganz egoistisch mein Schneckenhaus erhalten, in dem ich ab und an einen halbwegs "ehrlich" erzeugten Wein, den ich zu einem halbwegs "ehrlichen" Preis gekauft habe, genießen können, andererseits denke ich an die vielen kleinen Winzerbetriebe (da hängen Familien dran, mit Sicherheit insgesamt viel mehr Menschen als bei den relativ wenigen Großerzeugern). Da die heute noch einigermaßen über die Runden kommen (sofern sie nicht gezwungen sind, ihre Weine an die großen Abfüller zum Unterwasserpreis abzugeben), obwohl ihre Weine, selbst vor Ort gekauft, teurer sind als der Durchschnittswein im Supermarkt, würde ihnen die "Charta"-Idee nach meiner Meinung langfristig eine aussichtsreiche Überlebensperspektive bieten. Denn die kämen so oder so nicht in die Supermarktregale, selbst wenn ihre Weine im VK nur 1 EUR kosten würden (die könnten schon die erforderlichen Mengen nicht liefern). Wer das Listungsverhalten der großen Discounter kennt, wird das bestätigen. Jedenfalls: wenn auch in Deutschland in Zukunft diese Brecheisen-Oenologie gängig wird, bleibt langfristig der Weinbau hier auf der Strecke (die Verhältnisse in anderen europäischen Ländern kenne ich nicht so genau), dazu haben Neuseeland, Australien, Chile, Kalifornien, vielleicht auch mal China, einfach industriell besser nutzbare Produktionsbedingungen (vielleicht wird denen aber mal die künstliche Bewässerung zu teuer). Es sei denn, es werden Nischen gefunden ("Charta"?) Die großen deutschen "Kellereien" bewirtschaften übrigens schon Flächen in den genannten Ländern, die bleiben nicht auf der Strecke.

FWK, du hast (leider) recht, das Gute setzt sich nicht zwangsläufig durch, wobei das Marketing eine eigene Vorstellung von dem hat, was gut ist, und DAS soll sich durchsetzen. Nochmal zum Wein: wir wissen alle, es gibt erstklassige Tafelweine zu geringen Preisen und grottenbeschxxxxx Crus oder Reservas, die (viel zu) teuer sind. Es liegt an uns. Wo ist nur mein Schneckenhaus? Ach, da. Ich schlüpf' mal wieder hinein...

Charmant's Nächtle, Dreizehn

sigi, ich sehe erst jetzt deinen Beitrag. Ja, klar, aber die kritik- und sonstlosen Biligstweinkäufer (der hier eingesetzte Euro hat wohl eine bessere Dröhneffizienz und ist chicer geschluckt als bei anderen Alcformen) werden so oder so nicht erreicht, und die Hochpreis-Etikettentrinker auch nicht. Aber die anderen...

[Dieser Beitrag wurde am 13.04.2006 - 00:42 von Dreizehn aktualisiert]
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fibroin
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Weinerzeugung - Technik oder Romantik?

Beitrag von fibroin »

sigi hat geschrieben:Aber immerhin weiss ich dass meine Weine nicht mit der neuesten Technologie zusammengedreht werden...
Sigi, da ich dich persönlich kenne, will ich dir das mal abnehmen! :D

Aber, dass ist ja unser aller Vorteil. Solche Maschinen zur synthetischen Weinherstellung können wir uns glücklicher Weise garnicht erst leisten. Und so bleiben wir bei unseren Weinen a la Handarbeit! 8-)

Wohl bekomms.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Tompson
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Beitrag von Tompson »

Ich brings mal hierhin.
Die Seite, die ich ausgewählt habe, stach mir jedenfalls in Verbindung mit diesem Thread ins Auge :D

Aber eigentlich eine Buchvorstellung!
Habe ich über Ebay erworben. Titel "Weinbau anno dazumal" von Dr. Theo Becker, herausgegebenVerlag und Druckerei Meiniger GmbH, ISBN 3-87524-033-2, 1983

Ein wirklich herausragendes Zeitzeugnis, bestehend aus zusammengestelltem historischem Bildmaterial und alter Reklame (manchmal noch weitaus interessanter als die Bilder). Für alle, die sich für Weinbau und die angebliche Romantik dabei interessieren.

[img][/img]
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Tompson
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Beitrag von Tompson »

Mist, ich merke gerade, das die Bildüberschrift nur mit Mühe zu lesen ist, ich darf zitieren:

"Aus Eichenholz werden in Deutschland die Weinfässer meist gebaut, in Frankreich wird oft Kastanienholz benutzt. Wichtig ist, daß das Holz weingrün ist, was durch mehrjährige lufttrockene Lagerung vor dem Verschaffen erreicht wurde. Ansonsten muß das Holz bzw. das Faß so lange gebrüht und geschwenkt werden, bis die ganze Lohe heraus ist. Denn nichts ist unschöner als ein Wein mit Holzgeschmack."

8-)

Vielleicht hätte man das 20 Jahre später auch nicht mehr so geschrieben... ?-|
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Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

Tompson hat geschrieben: ...Denn nichts ist unschöner als ein Wein mit Holzgeschmack.
Aber wo sie Recht hatten...

Was da heute manchmal als Holzwurmpixxx verkauft wird – ist eigentlich fehlerhafter Wein. Bin eben naiver Romantiker...

Danke für den Buchtipp!

[Dieser Beitrag wurde am 16.06.2006 - 23:48 von Dreizehn aktualisiert]
Tompson
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Beitrag von Tompson »

Ja, gerade für Dich sollte es sehr interessant sein. Hab mir bislang erst die Bilder angeguckt, nix mit Romantik, alles tierische Schinderei :schlecht:
Aber nicht selten würd ich gerne die Schinderei in Kauf nehmen, wenn die Wertevorstellungen sich wieder ähnlich etablieren könnten ...
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Beitrag von Dreizehn »

Aus Arbeit entsteht Wertschöpfung. Schinderei gibt’s auch heute noch, vielleicht in subtileren Formen. Es ist an uns, sie zu ERkennen und ANZUERkennen, nicht nur die absoluten Spitzenleistungen. Immer noch naiv. Und romantisch im Sinne einer kurzfristigen Ignoranz der Realität. Wertvorstellungen sehe ich auch so. Ist das konservativ oder progressiv?
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

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