Ein ganz grosses Dankeschön!!!

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Bernhard
10 Liter Wein
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Ein ganz grosses Dankeschön!!!

Beitrag von Bernhard »

moin weinkeller, moin an alle,

vor fast genau einem jahr hatte ich durch eine viel zu große Weintraubenernte (rote) ein problem - meine frau, die kinder und ich konnten die masse nicht vertilgen - also kam ich auf die idee, aus den ca. 40 kg trauben wein zu machen... - also ab ins internet und gucken, lernen, lesen - ich landete u.a. auch hier im weinkeller und blieb hier, weil es eine tolle, informative und echt wertvolle homepage ist.
alles was ich brauchte, fand ich hier - bis hin zu den geräten, die ich nach euren ratschlägen kaufte.
nun kommt der eigentliche grund meines eintrags hier im forum:
der rotwein ( trocken, ca.13,5 vol alc., tiefrot, ein cuvee aus muscat bleu ca.65% und solana ca.25% und boskoop glory 10%) - an die 45 flaschen, - lagert nun bei mir im keller - einige flaschen sind schon vernichtet worden - und davon will ich kurz berichten.

die erste ging duch die kehlen von meiner frau und mir im Juni 06 - und wir stellten fest, dass dieser wein noch zu jung, aber extrem gut schmeckt!!!
die nächsten zwei gingen auf einer kleinen feier weg, woraufhin alle sehr begeistert waren, so dass ich mutig genug war, zwei flaschen mit nach würzburg zu nehmen, um sie einem winzer und weinkenner vorzustellen, den ich damals beim rebeneinkauf vor ca. 6 jahren kennengelernt habe.
wir verkosteten und tranken und nach einer ganzen weile sagte dieser winzer und weinkenner zu mir: ich bin froh, dass du nur einen kleinen weinberg in hamburg hast, denn konkurenz aus dem norden können wir hier nicht brauchen" - danach fragte er, ob wir nicht die zweite flasche auch mal anprobieren könnten...er gab mir noch den rat, diesen wein mindestens 3 jahre liegen zu lassen.
das war vor wenigen tagen - und ich fuhr stolz zurück und nahm mir vor, diesen eintrag hier bei euch im forum zu machen. ihr habt mir die grundlagen gegeben einen guten tropfen herzustellen - und dafür möchte ich euch aus ganzem herzen danken!!!
die beiden honigweine, die ich auch gemacht habe, hopfen- und pampelmusenmelomel lagern ebenfalls im keller - da müssen meine frau und ich sehen, ob es unser geschmack ist - wir sind eigentlich rotweintrinker - aber wir werden sehen...so in ca. 6 monaten.
und zu guter letzt die neusten nachrichten aus HH - ca. 35 kg Muscat bleu ( 81Oechsle ) ca. 15 kg Solana (78Oechsle, rot) und ca 12 kg boskoop glory (80 oechsle) sind geerntet und blubbern als Maische seid gestern in meiner kleinen winzerei - da kann ich nur meinen dank wiederholen und euch zuprosten - auf euer wohl und auf einen neuen jahrgang!!!

es grüsst aus HH
bernhard

nachtrag: für alle, die an eigenem weinanbau interessiert sind:

habe gesehen, dass die abteilung traubenwein ja überarbeitet und erweitert wurde - sehr sinnvol!!!

ein kuzes wort zum weinanbau - ich habe seid 8 jahren einen kleinen weinberg in HH und habe dort mit ca. 12 verschiedenen reben rumexperimentiert. ergebnis ist, dass in nördlichen gefilden bei offener, aber windgeschützter süd-südwest-lage die reben "Regent", "booskoop glory", "muscat bleu" und "solana" am besten gedeien. weise sorten neigen schnell zu schimmel und flogen schon nach 3 jahren aus dem weinberg. behalten habe ich den muscat bleu, den solana und den boskoop glory. der regent schmeckt mir persönlich zu fade...der solana ist ein typischer färberwein und bringt gerbstoffe mit - fürden geschmack sorgen muscat und boskoop, wobei man aufpassen muss, dass der boskoop-anteil nicht zu groß ist, da er eine typische amerikanische traube ist mit einem fox-unterton, den einige nicht mögen - der aber in maßen im cuvee exzellent schmeckt!!! der muscat bringt einen tief-fruchtig-würzigen geschmack mit leichtem muscatton mit - der mix aus diesen drei sorten ergibt einen tollen wein!!!
alle drei rebsorten sind sind winterhart und sehr resistent gegen echten und falschen mehltau - der solana wird von echtem mehrtau befallen, wenn ungespritzte rosen dichte bei stehen - als ich sie wegpflanzte, blieb auch der mehltau vom solana weg.
ich spritze zweimal kupferschwefel zur stärkung der pflanze -alles andere brauche ich nicht!!! - das liegt aber auch daran, dass die reben fast nicht gedüngt werden - die entwickeln so lange wurzeln, dass sie sich alles selbst holen - zu viel dünger fördert den pilzbefall. Entscheidend ist auch der schnitt. wenn der richtig gemacht wird, gibs auch gute trauben, wenn nicht, gibs nix. alle drei reben werden auf eine bogrebe geschnitten...nein, hier höre ich auf, bin mir nicht sicher, ob das hier reingehört. wer fragen hat, kann mir gerne ne e-mail schicken, ich beantworte sie gerne.

[Dieser Beitrag wurde am 06.10.2006 - 20:30 von Bernhard aktualisiert]
Tom
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Beitrag von Tom »

hallo!

ich persönilch höre es schon gerne, wenn auch im "hohen norden" guter wein erzeugt wird. wenn ich´s noch recht im kopf habe, hattet ihr sowieso besseres wetter da oben als wir hier unten. :D
Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

Als Polarkreiswinzer habe ich das gern gelesen.
Und auch jetzt: toller Ertrag und sehr gute Zuckerwerte. Wieviele Stöcke hast Du insgesamt? Beschreib’ doch bitte mal hier im Forum Deinen Weinberg, das interessiert bestimmt viele.

Grüße, Dreizehn
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hallo Bernhard,

gratuliere, so eine Erfolgsgeschichte hört man immer gern :D
90% of everything is crap... Except crap. 100% of crap is crap.
(Too much coffee man)

The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
(Brandolini's law)

PMs mit Fragen werden ignoriert
Bernhard
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Beitrag von Bernhard »

moin an alle,

freue mich, dass es doch ein grösseres interesse gibt an weintraubenwein!

also zu meinem geliebten weinberg:

kurze geschichte: vor 10 jahren kauften meine frau und ich uns ein haus in HH mit einem für HH recht grossen garten - ca 1200 m2 - wir mussten viele alte riesige nadelbäume roden, damit daraus wieder ein städtischer garten wird - und plötzlich hatten wir eine riesige fläche, neben de´m steingarten, dem vorgarten mit rosen etc. - also ein gewächshaus drauf - das sah dann so eigenartig aus, dass ich beschloss, ein paar reben anzupflanzen, so um das gewächshaus rum. damit es nicht so kahl ausssieht. zur gleichen zeit baute ich im vorderbereich ein stabiles spalier über den eingangsbereich und hatte dort schon zwei dreijährige reben aus dem baumarkt ( damals wußte ich nicht, was füreine sorte das ist) angelegt. wir mögen es schön grün ein bissel wild ums haus und im garten...und die beiden reben habe ich fast geschenkt bekommen, weil der baumarkt sie in der saison nicht losgeworden ist.

so fing alles an - heute ist der boskoop glory vorne am haus eine pracht, für die passanten und für uns und natürlich für unsere winzerei. die meisten trauben gehen aber in den direktverzehr - an nachbarn, an familie und bekannte und freunde.
hinten im garten stehen insgesamt 45 stöcke in drei reihen,abstand stöcke voneinander ca. 1.10 m, reihabstand ca. 1.30m. wobei das gewächshaus inzwischen gut eingebaut ist. ringsherum ist rasen und zur vermeidung von krankheiten aus dem rasen etc. werden die rebreihen regelmäßig gemulcht mit rasenschnitt oder im herbst mit laub. im frühjahr kommt eine schicht kompost auf die reihen, so das sie in einer breite von ca 50 cm rasenfrei bleiben.
düngen tue ich wie gesagt nicht, im herbst kommt ne ladung kalk drauf, damit der boden locker bleibt.

kurz zur rebarbeit: also, ich schneide eine fruchtrute von ca. 8-10 knospen, dadurch wird der stock nicht so stark belastet und die trauben grösser und gehaltvoller. vorne am haus bin ich grosszügiger, da dort die beiden stöcke auch eine begrünungsfunktion haben - trotzdem werden sie streng nach regeln beschnitten, aber dort achte ich nicht so auf die begrenzung des ertrages - sie schmecken allen so gut, dass ich immer aufpassen muß, zur ernte die 15-20% für den cuvee noch zu sichern...

zu den sorten: der boskoop glory flog mir per zufall zu, schmeckt ausgezeichnet und ist weitestgehend resistent gegen echten und falschen Mehltau - mag auch nicht gedüngt werden, weil er sonst zu stark auswächst. der in fachkreisen oft bemängelte fox-ton bei den amerikanischen trauben tritt bei mir im norden nur sehr hintergründig auf und wird daher nicht als störend empfunden. Fruchtansätze exellent, verrieselung kaum, frosthart und buntes laub im herbst!!! erntezeit ist anfang, mitte oktober, die trauben können nicht all zu lange reif am stock bleiben.

der muscat bleu ist eine schweizerische züchtung aus den 30íger jahren und läuft unter tafel_ und keltertraube, die in der schweiz auch zu teurem wein verarbeitet wird - nicht als massenware - sondern als recht seltenen wein.
diese rebe ist extrem winterhart, hat grosse beeren in grossen trauben, absolut resistent gegen falschen und echten mehltau, anfällig gegen verrieselung - daher windgeschützte lage - die trauben reifen ende september- anfang oktober aus - können aber längere zeit reif am stock hängen. an zwei stöcken hängen noch trauben und bei der letzten messung mit refractometer ( sollte man sich als weinbauer immer zulegen - auch als winzer, weil das messen eeinfach, schnell und sauber ist - kostet inzwischen nur noch an die 35 euro und hält ein leben...) gestern hatten die gemessenen beeren an die 100Oechsle!!! - dazu muss ich aber auch sagen, dass der stock nun nur noch eine traube zu versorgen hat. ich mache dieses experiment, um zu sehen, wie das durchwachsene wetter ab mitte oktober sich auf die trauben auswirkt - bin sehr gespannt.
die stöcke sind nochrelativ jung, daher denke ich, dass erst so ab dem nächsten jahr die volle reife erfolgen wird, also wird gemessen und beobachtet und gemessen und beobachtet - hihi - macht echten spaß :)

der solana wird in profi-winzer-kreisen auch als "färber" genommen, um nicht so stark rote sorten einzufärben - ich habe ihn nicht wegen der farbe, sondern wegen des sehr verschlossen-würzigen geschmacks genommen - eben für mein cuvee 2005. da diese mischung schmeckt, blubbert eben diese mischung exakt wieder in meiner mini-winzerei.

ja- wie gesagt, das wetter war exzellent!!! aber auch bei schlechterem wetter machen sich die obigen reben richtig gut - haben dann 14-21 tage verspätung, aber das macht ja nix.

Also, wer sich einen kleinen privaten weinberg anlegen will und nördlich von frankfurt wohnt, der sollte nicht auf das gerassel der rebverkäufer hören, denn sie züchten en mass momentan den regent - sondern sich als erste reben den muscat bleu hinstellen - ist einfach besser!!! vom geschmack, von der farbe, vom ertrag, von der pflege etc. - nur: er hat im herbst kein buntes laub, aber das stört einen echten winzer nicht!!!
wenn einer einen blickfang mit gleichzeitigem weinertrag möchte, dann den boskoop glory - sieht toll aus und gibt reichlich trauben!!!
der solana ist ein speen von mir - wenn , dann erst anlegen, wenn der weinberg oder weinhügel schon läuft.

apropos weinberg - hihi - bei mir ist nix mit berg oder hügel, das haus steht oben, unten im garten ist der weinberg - schön windgeschützt - also wie soll ich ihn nennen? - freunde nennen es "deine weinsoldaten" - weil sie so in reih und glied stehen - ich nenne sie "meine jungs", weil ich zu den überlebenden der experimentierphase der 5 letzen jahre ne echte beziehung entwickelt habe. nicht speziell zu den einzelnen stöcken - da sind auch relativ neue bei - sondern zu den 3 sorten, die sich bei mir in HH zu echten cuvee-champion´s entwickeln haben.

zum schnitt: das ist das A und O der ganzen angelegenheit - kurze geschichte- mein nachbar hat vor zwei jahren nun auch drei stöcke gesetzt - gefragt hat er mich gar nichts, dachte, er bekommt es einfach so hin - und war nun enttäuscht, dass bei ihm nur kleine saure trauben hingen - für ihn eine lehre - nächste woche bekommt er einen kurzlehrgang - nun fragt er!!!

also, wer sich mit weinreben beschäfigen will, braucht eine ganz konkrete vorstellung vom schnitt dieser stöcke - und dann die eigene erfahrung dazu. Also ab ins internet, lesen, lernen und ausprobieren - ich habe dazu weiden benutzt (- hihi - wollte meine neuen stöcke ja nicht verschandeln ) die hinten am grundstücksende stehen, um zu lernen, wie und warum was geschnitten und und gebogen und nicht geschnitten und nicht gebogen wird.

eine frohe botschaft: die stöcke vertragen viel fehlschnitt, wenn nicht der rebkopf weggeschnitten wird!!! wenn der weg ist, dann gibs erst mal 1-2 jahre kein ertrag - das habe ich auch erfahren müssen - eben weil das schneiden-können schon so einige jahre dauert, bis man es im schlaf beherrscht.
aber wenn man es kann, dann fühlt man sich auch als echten winzer und die stöcke sehen dann auch wirklich so aus, wie bei echten winzern und tragen reichlich trauben!!!


gruss
bernhard

[Dieser Beitrag wurde am 07.10.2006 - 15:49 von Bernhard aktualisiert]
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

Hallo Bernhard,
ich gehöre auch zu den Nordlichtern, die sich mit Rebenanbau versuchen. Wuppertal, 51. Breitengrad. Hier soll ja die Grenze des Weinbaus sein. Dass es bei dir so gut gedeiht, da tippe ich auf das Kleinklima, das die Kombination von Haus und Lage des Grundstückes bietet. Dazu herzlichen Glückwunsch.

Leider bekomme ich in leicht fallender Ostlage das Klima nicht so gut hin, aber meine Trauben, die noch hängen, sind doch schon von der Sonne verwöhnt. In einen anderen Thread werde ich nach der Lese meine Werte posten.

Es freut mich, wenn hier im Forum weitere Hobbywinzer Ihre Erfahrungen mitteilen. Dein Anfang ist gemacht! :D
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Bernhard
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Beitrag von Bernhard »

moin fibroin,

stimmt - das microklima um das haus/im garten ist schon ausschlaggebend im norden. eine abfallende ostlage ist erst einmal nicht so prickelnd - auch wegen der sonneneinstrahlung am anfang und ende des jahres, wenn sie flach steht... ich habe mal auf so einer tierisch wissenschaftlichen seite gelesen, dass der weinstock so eine art uhr in sich hat - er braucht ein ganz bestiummtes quantum an sonnenzeit, bis er austreibt, ein quantum bis zur reife und ein weiteres quantum im herbst zur vorbereitung auf die nächste saison. dabei geht es nicht so sehr um die wärme, sondern um die tatsache der sonnenstrahlung - so kommt es, dass zb. in den anden wein angebaut und verarbeitet wird, der sehr begehrt sein soll...

zwei tips zum überlegen:
1. erhöhung des weinberges wenns gartentechnisch machbar ist - dazu die stockhöhe beachten - ich habe eine stockhöhe von 70-75/80 cm - es geht auch ne stockhöhe von einem meter und mehr - kann ja dann so angelegt werden durch das drahtgestell, dass die tieferliegenden stöcke einfach höher gehalten werden - so dass sie auch im frühen und späten jahr beschienen werden...
2. wenn möglich von südwesten aus hinter den stöcken eine mauer(weiß) ziehen, oder eine pergola(weiß) max 2 m hoch - das schafft ein microklima vor der pergola in richtung sonne - überlege mal, ob du nach nordost-osten den weinberg einfrieden kannst - die rebden werden es dir danken :)

vielleicht auch beide ideen verbinden...ach ja und noch etwas - lass das laub und die ruten etc. bis ende februar/anf. märz am stock - er braucht das zur gesunden entwicklung!

gruss
bernhard
Tom
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Beitrag von Tom »

hallo!

@bernhard, deine beiträge lesen sich wie öl (das ist jetzt positiv gemeint). :D

das mit dem 51ten breitengrat hat früher mal gegolten. doch heute, im zuge der globalen erwärmung, würde ich nicht nur allein das mikroklima, welches sicherlich auch wichtig ist, für deinen reben-erfolg verantwortlich machen wollen.

[Dieser Beitrag wurde am 08.10.2006 - 22:07 von Tom aktualisiert]
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