Ausgeizen vergessen

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juno
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Ausgeizen vergessen

Beitrag von juno »

Ich habe ja dieses Jahr meine ersten Reben in meinem Garten gepflanzt.Anfänglich war nichts von Geiztrieben zu sehen, aber nach dem Urlaub waren da schon richtige Triebe mit 2-3 Blättern. Nun da die Reben sehr gut gewachsen sind (im Schnitt 1,5-2m) habe ich mir gdach läßt du sie dran. Aber nichts desto Troz sind diese auch wie der Stamm sehr gut verholzt(zumindest die ersten). Da habe ich dann mich doch entschieden die noch nicht verholzten auszubrechen, und bemerkt, daß es große "Wunden" macht.

Für nächstes Jahr habe ich vor den Stamm dann doch nochmal auf 6 Augen zu Kürzen und das untere als stamm zu führen.

Kann man so den Fehler noch korrigieren? :?:

Danke für Eure Antworten Thomas
Gott hat uns nicht nur die Reben, sondern auch den Durst dazu gegeben. Drum trink, solange die Flasche winkt, nütze Deine Tage, ob man im Himmel weiter trinkt, daß ist die entscheidende Frage.
Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

Als Antwort zunächst ein Hinweis, wie man neu gepflanzte Reben erzieht:

Von den aus dem Pfropfkopf austreibenden Augen wählt man den am besten senkrecht nach oben wachsenden Trieb (wenn mehrere zur Auswahl stehen, den stärksten), bindet ihn mit Wuchsfortschritt regelmäßig am Pflanzpfahl fest, damit er nicht abbricht und als zukünftiger Stamm schön gerade wächst. Alle anderen Austriebe aus dem Pfropfkopf bricht man sofort aus.

Sollten sich an dem Trieb in den Blattachseln der Austrieb von Geizen zeigen, bricht man diese Minigeize SOFORT aus, uns zwar bis in die Höhe, die der Stamm bekommen soll. Diese „Wunden“ trocknen sofort ein. Oberhalb der Stammlänge lässt man alle Geize wachsen, bricht nichts aus, auch keine Blätter, lässt sie auch verholzen. Gerade das Geizlaub hat in der 2. Sommerhälfte eine deutlich bessere Assimilatiionsleistung als das ältere Laub im unteren Stockbereich.

Beim Schnitt im folgenden Frühjahr schneidet man je nach Entwicklungsstand entweder einen Stamm an oder biegt schon einen Teil der Rute auf den Draht (nur bei ganz schlechtem Anwuchs schneidet man bis auf den Pfropfkopf zurück).

Am Stamm entfernt man von unten her alle Augen bis auf 2 unterhalb des Drahtes, wobei sich das drahtnächste etwa 10 cm unterhalb des Drahtes befinden sollte (ich nenne es mal Auge 2), das andere unterhalb dieses Auges (Auge 1). Alle anderen Augen lässt man stehen und auch austreiben. Der Trieb aus Auge 1 wird im Folgejahr als 2-äugiger Zapfen angeschnitten, der Trieb aus Auge 2 die neue Drahtrute, der Rest abgeschnitten (letzteres gilt für die Flachbogenerziehung, bei anderen Schnittformen wird entsprechend modifiziert).

Ich habe das vorherige geschrieben als Orientierung. Jetzt zu Deinem Problem:

Du hast 2 Möglichkeiten – entweder im kommenden Frühjahr auf den Pfropfkopf zurückschneiden und einen neuen Stamm ziehen, wie beschrieben, oder ebenfalls im kommenden Frühjahr die verholzen Geize abzuschneiden und mit den dann nicht so optimalen Stämmen zu leben. Würde ich machen. Dann aber nicht „6 Augen“ als Maß nehmen (die Internodien können ja unterschiedlich lang sein), sondern ein bestimmtes Maß (z.B. gängig sind 60 cm Stammhöhe vom Boden aus gemessen, der unterste Draht befindet sich dann in 70 cm Höhe). Das Blenden der nicht benötigten Augen am Stamm nicht vergessen; auch wenn sich in der Folgezeit am Pfopfkopf oder Stamm Austrieb zeigt, sofort ausbrechen.

Uff, ein kleiner Roman. Hoffentlich habe ich mich verständlich ausgedrückt.

Grüße, Dreizehn
juno
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Beitrag von juno »

Hallo Dreizehn,

Ich wollte bis auf 6 Augen zurückschneiden, und den Trieb aus dem untersten Auge als Stamm verwenden. Den Rest im Frühjahr abschneiden.

Gruß Thomas
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Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

Unter den Blinden ist der Einäugige König. Einäugig bin ich nicht ...

Demnächst werde ich es mal wieder mit gründlichem Lesen versuchen.

Also: Warum dann auf 6 Augen zurückschneiden, wenn Du nur das unterste für die Stammerziehung verwenden willst? Stichwort Apikaldominanz – das am höchsten sitzende Auge wird am besten vom Stock versorgt, das steht dem Wunsch nach einem kräftigen Stamm entgegen. Wenn schon, dann auf 2 Augen zurückschneiden und nach dem Austrieb beider Augen den oberen Trieb ausbrechen.

Noch besser wäre es (so steht’s in meinem schlauen Buch), aus dem Pfropfkopf einen neuen Trieb zu ziehen (dort sitzen „schlafende“ Augen). Dazu müsstest Du im kommenden Frühjahr dann den diesjährigen Trieb ganz abschneiden. Ob das letzten Endes aber wirklich vorteilhafter ist, kann ich mangels eigener Erfahrung nicht beurteilen.

Grüße, Dreizehn
Traubenstolz
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Beitrag von Traubenstolz »

Hallo,

@ Dreizehn

Perfekt, Deine Beschreibung der Reberziehung, besser könnte es ein Fachbuch auch nicht.

@ juno

Ich habe noch nicht ganz verstanden wo am Trieb die Verletzungen sind. Sind sie oberhalb der geplanten Stammhöhe, spielt das keine Rolle und Du läßt unterhalb, so wie es Dreizehn beschrieben hat, 2 - 4 Augen stehen. Alles abschneiden und auf schlafende Augen aus dem Veredelungskopf zu hoffen würde ich nicht, dann lieber 1-2 Augen noch am Stamm stehen lassen.

Grüße Traubenstolz
juno
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Beitrag von juno »

Die Verletzungen sind im Stammbereich. Einige Geize sind einfach wie Herbstlaub abgeknikt und wech warn se. Andere wiederum sind ganz schwer abgegangen.

Ich hatte deshalb vor den Stamm auf 6 Augen zurück zu schneiden, da der eine Trieb der gewachsen ist eigentlich schon Daumendick ist. Ich hatte Angst, daß der neue Stamm noch mastiger wird.

Thomas
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Traubenstolz
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Beitrag von Traubenstolz »

Hallo juno,

also, wenn ich Dich richtig verstanden habe, sind die Augen, die Du stehen lassen willst, unterhalb der Verletzungen. Wenn Du das so machen willst, würde ich nur 3 Augen stehen lassen und den Trieb aus dem oberen Auge als späteren Stamm erziehen. Man will zu diesem Zeitpunkt, dass die Pflanze kräftig wird. Mit 6 Augen im 2. Jahr ist sie mehr belastet. Die Verletzungen würden aber auch wieder verwachsen. Wegen des "mastigen" Wachstums im Stammbereich, würde ich mir keine Sorgen machen, der Stamm wird ohnehin jedes Jahr stärker und bleibt stehen, währen oberhalb des Stammes ja jedes Jahr nur eine einjährige Rute stehen bleibt.

Ansonsten gibt es den Ausführungen von Dreizehn nichts hinzuzufügen.

Grüße Traubenstolz
juno
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Beitrag von juno »

Hallo Traubenstolz,

wenn ich dich richtig verstanden habe, machen die Verletzungen des Ausgrizens, auch wenns zu spät war nichts? In meinem Buch steht drin, daß ein zu spätes ausgeizen den Nährstoffluß behindern kann und die Rebe nach 5 Jahren dadurch eingehen kann.
Wenn ich Deine Ausführung richtig deutebräuchte ich mir keine Sorgen machen, sondern schneide den Stamm einfach auf 2-4 Augen an?

Danke Thomas
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Traubenstolz
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Beitrag von Traubenstolz »

Hallo Juno,

ich glaube nicht, dass Du Dir Sorgen machen musst. Die Reben sind von Haus aus Ranker und würden wuchern wenn man sie wachsen lassen würde. Wenn Du mich fragst und wenn die Verletzungen nicht zu stark sind, würde ich auf Stammlänge, also 60-70cm schneiden und 2-3 Augen stehen lassen. Du kannst aus Sicherheitsgründen alle Augen am Stamm austreiben lassen und wenn die oberen 3 gut wachsen, dann alle darunterstehenden Triebe ausbrechen. Ein Foto von den Verletzungen wäre hilfreich.

Gruß Traubenstolz
Ehli
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Beitrag von Ehli »

Hi Leuts,
ich bedanke mich ebenfalls für eine so geniale Anleitung. Werd ich an meiner Jungpflanze versuchen umzusetzen.
Jetzt kommt aber die Frage der Fragen :twisted:
"Ist es möglich daran angelehnt auch in 5-7 (in Worten fünf bis sieben) Metern Höhe zu schneiden"?
Stock ist jetzt 6 Jahre und hat schon gigantisch getragen. Diese Jahr Ausfall weil noch nie geschnitten und krank.
Momentan hab ich aus dem Stamm 3 Haupttriebe stehen lassen. Einer davon noch recht mager, könnte aber ein neuer Haupttrieb werden. Die anderen beiden Triebe habe ich so zurück gestutzt, dass keinerlei diesjähriges Holz mehr vorhanden ist.
Andy
Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Winston Churchill

Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

Verstehe ich das richtig, dass der Stamm dann 5–7 m lang/hoch werden soll?
Traubenstolz
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Beitrag von Traubenstolz »

Hallo Ehli,

Du hast jetzt alles einjährige Holz abgeschnitten, hast keine Zapfen mit Augen stehen lassen? Du weißt aber schon, dass Reben an Trieben tragen, die auf vorjährigem Holz stehen.

Wenn das so ist, kannst Du eigentlich nur warten, wo der Stock nächstes Jahr neu austreibt und dann kannst Du versuchen den Stock neu aufzubauen. Er muss dann auch jedes Jahr geschnitten werden, dass er jährlich gut trägt. Er kann dann auch bis in luftige Höhen gezogen werden, aber auch dort oben will er richtig geschnitten werden. Ich habe auch so ein Exemplar, bedeckt ca. 50 qm an meiner Hauswand, hat unten einen Stammdurchmesser von ca. 13cm, trägt jedes Jahr kräftig und macht oben Triebe bis zu 10 m über mein Hausdach. Ich mache davon aber nur gelegentlich Traubensaft, wir essen die Trauben gemeinsam mit den Amseln.

Gruß Traubenstolz
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