Weinreben

[Tompson]

Hallo Gartenfreunde!

Angeregt durch einen Zwischeneinwurf in einem sonst nicht dazu passenden Thread eröffne ich diesen hier.

Der Fibroin meint, man pflanze Reben im Herbst.
Ich pflanzte meine letztes Jahr im Frühjahr.
Ich komme aber auch aus einer Nicht-Weingegend und erlerne das Gartenhandwerk erst.
Auch habe ich ein Computerspiel namens Winzer seinerzeit gespielt, in welchem auch immer im Frühjahr gepflanzt werden mußte. (Jetzt wißt ihr, wo ich so meine Infos her beziehe )
Was ist denn nun so eigentlich gängig

2.Frage: Meine schöne blaue Rebe "Solara" war gerade am Austreiben, als uns hier der Frost noch einmal packte. Alle Knospen erfroren, scheint mir. Direkt daneben steht "Seyval Blanc" (weiß), die etwas später dran ist und jetzt loslegt, sie hat es also überstanden. Jetzt weiß ich nicht so richtig, ob ich eine neue Rebe kaufen und (vielleicht schon im Herbst) pflanzen muß oder ob die wiederkommt?
Den ganzen Winter hatten die Reben ja auch ungeschützt überstanden...

Außerdem wäre ich sehr dankbar über irgendwelche Tips, die jemandem einfallen. Egal welcher Art. Bin halt Gärtnernfänger.

[Birgit]

Also, wann man Reben üblicherweise pflanzt müßte ich in der Literatur nachschlagen oder unser Jungärtner schreibt was dazu aber bei deiner Rebe solltest Du erst mal den Fingernageltest machen, ob diese vielleicht doch noch lebt, vielleicht treibt die Rebe ja nur verspätet noch aus.

Ansonsten Containerware kann man jederzeit pflanzen

Gruß Birgit

[fibroin]

Also pflanzen von Jungreben im August hat den Sinn, dass die Pflanze noch Zeit zum Anwachesen hat um dann im Frühjahr ordentlich loszulegen. Bei Containerware wird das wohl egal sein. Ich habe meine Reben mit Stecklingen vermehrt, was aber nur in Nichtweingegenden erlaubt ist. (Wegen der Anfälligkeit füer Rebläuse). Diese Stecklinge müssen im Spätsommer in die Erde.

@Tompson
laß die scheinbar erfrorene Rebe stehen und sieh, ob sie irgendwo ausschlägt. Von da aus kannst du die weiter ziehen. Da geht halt ein Jahr Wachstum verloren.

[Hefekunst]

Hallo zusammen,

die meisten Obstgehölze werden optimalerweise im Herbst gepflanzt. Die empfindlichen Obstarten (u.a. auch die Weinrebe) werden dagegen erst im Frühjahr gesetzt.

@thompson:
richtig gemacht!

[Tompson]

Aha, mh ja.

wiederum Frage 1): Was ist der Fingernageltest

und noch Frage 2): Ich habe nur 2 Reben gepflanzt und das an einer insgesamt 5 Meter Pergola. Da ich die Geschichte gar nicht so breit wachsen lasse, wenn ich den Verschnittanweisungen folge, passen da nach Daumenmaß noch 2 weitere Reben dazwischen. Kann mir jemand sagen, ob es zu Problemen kommt, wenn die Reben nur einen Abstand von 1 Meter zueinander haben? Auf dem dem Weinberg geht es doch auch nicht wesentlich geräumiger zu, oder

[Bragisson]

zu 1):
die rinde an einer kleinen stelle unten am stamm vorsichtig anritzen.
wenn es daunter grün ist, lebt der baum noch.
wnn nicht, kannst du den gleich entsorgen.

wg. 2 muss jemand anders antworten, kein plan

[fibroin]

@Tompson
wenn ich so mein Wissen rauskrame, was ich über Rebenanbau gelesen habe, dann ist der geringe Abstand nicht zu empfehlen, weil durch das üppige Wachstum die Übersicht beim Kürzen der Reben verloren geht. Sind die Blätter zu dicht, entsteht leicht Mehltau. 1,5 bis 2 m Abstand sollte es schon sein.

[Hefekunst]

Also,

Herr Priewe (die neue große Weinschule) sagt dazu:

Der traditionelle Abstand in den Weinbergen beträgt von Rebe zu Rebe 2,50 Meter. Das bedeutet: wenige Reben pro Hektar Land (1100 Reben pro Hektar), aber jede Rebe trägt viele Trauben. Das sei gut für Tafel- und Landweine, weniger für Spitzenweine.

Der Abstand in zahlreichen Qualitätswein-Anbaugebieten beträgt 1,50 Meter. Dies ergibt 3500 Reben pro Hektar und bedeutet gute bis sehr gute Weine.

Der typische Abstand der Reben in der Champagne beträgt 1 Meter (10.000 Reben pro Hektar). Entsprechend groß ist die Nahrungs-Konkurrenz der Pflanzen. Sie zwingt die Reben, tief zu wurzeln und ihre Trauben dicht am Stamm zu bilden, damit die Transportwege für die Nahrung kurz bleiben.

Für den Hausweinbereich wird jedoch durchaus der Abstand von einem Meter empfohlen (siehe Franz Böhmig, Rat für jeden Gartentag).

[schreberpeter]

Schreberpeter ist noch Jungschreber, erst ein Jahr
dabei, also das Folgende nicht aus eigener Erfahrung,
sondern aus meinem Lieblings-Gartenbuch (schon etwas
*lter, aber ich finde, man merkt, dass der Mann wei*,
wovon er spricht: Helmut Jantra: Der Garten,
Niedernhausen 1995). Ich zitiere einfach mal die
interessanten Passagen.

"... gedeiht die Weinrebe nur in klimatisch beg*nstigten,
also warmen Gegenden und hier wieder am besten an
einem windgesch*tzten, sonnigen Platz vor einer Wamd
oder Mauer"
... sie gedeiht aber auch in einem Kleingarten in
Hannover, kann ich versichern. Dort gibt es eine rote
und eine wei*e Traube, die wei*e tr*gt, die rote nicht.
Die Trauben sind klein, aber schmackhaft. Hab' ich
nicht gepflanzt, waren schon da. Im Garten meines
Freundes gedeihen ebenfalls wei*e Weintrauben und
daraus hat er einen superleckeren Wein gemacht.

"Der Boden mu* locker und tiefgr*ndig sein, denn
Staun*sse wird nicht vertragen. ... Ged*ngt wird
zweimal im Jahr mit etwa 30g/m2 eines organisch-
mineralischen Volld*ngers: einmal im Fr*hjahr vor dem
Austrieb und ein weiteres Mal nach der Bl*te"

Pflanzung. " ... die Jungrebe sollte leicht schr*g in den
Boden kommen, mit der Neigung zum Spalier hin. Die
Entfernung von der Wurzel zum Spalier muss 30-40cm
betragen. ... Die beste Pflanzzeit ist der April, bei
Topf- oder Containerreben kann man bis Juni warten"
Herzlichen Gl*ckwunsch, Du liegst genau richtig!

Im Sp*twinter nach der Pflanzung, also etwa im
Februar/M*rz des darauffolgenden Jahres, ist der
erste Schnitt f*llig, wobei der junge Trieb oberhalb
einer Knospe um gut die H*lfte eingek*rzt wird. Der
aus dieser Knospe wachsende Neutrieb dient als
Verl*ngerung der Mittelachse und wird senkrecht
hochgebunden.
Die in der Folgezeit heranwachsenden Jungranken der
weiter unten sitzenden Knospen werden seitlich am
Spalier angeheftet. An ihnen entwickelt sich das
traubentragende Fruchtholz. ... Bei jedem Schnitt
soll *ber der letzenden Knospe ein etwa 2 cm langer
'Zapfen' stehenbleiben, der das Austrocknen der
Knospe verhindert.
Im Juni muss man dann auslichten ... .
Grunds*tzlich ist bei allen Schnittarbeiten zu
ber*cksichtigen: die Rebe bl*ht und fruchtet an den
einj*hrigen Trieben, die sich am zweij*hrigen Holz
entwickeln."
Tja, dauert also noch bischen mit Trauben ...
"Der Schnitt muss also stets dem Zweck dienen, den
Stock zur Bildung junger Triebe aus altem Holz zu
veranlassen."

Hoffe, das hilft. Viel Erfolg!

Gr**e, Peter

[Tompson]

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten

@Schreberpeter Irgendwas stimmt mit deinen Umlauten nicht. Das liest sich arg schwürig

1.Feststellung: meine Solara ist noch grün und zwar direkt unter den Knospen, sodaß es nur diese erwischt hat. Traurig aber nicht zu ändern, wir hoffen auf nächstes Jahr.

Zum Abstand fasse ich mal zusammen:
- größeren Abstand wählt man zur Herstellung von Landweinen etc., da große Tragmengen möglich --> will ich eigentlich nicht unbedingt
- kleineren Abstand nutzt man in Weinbergen, um die Reben zu dicht am Stamm wachsenden Trauben zu zwingen, zwecks Qualität durch kurzen Nährstofftransport --> auch nicht unbedingt mein Ziel aber als Nebeneffekt doch willkommen
- wenn ich die Pergola irgenwann einmal dekorativ begrünt haben möchte (das habe ich jetzt aus dem Begleitblatt der Weinschule Schmidt), darf ich sie nicht dauernd zurückschneiden. Dies wiederum muß ich aber, wenn nicht die Wuchskraft der Rebe schnell erschöpft sein soll und Trauben werden auch keine mehr, oder nur solche wie bei Wildwein
- Da im Hausweinbereich ein Abstand von 1 m machbar sein sollte, kann ich noch 2 Stück dazwischensetzen. Beim Zurückschneiden werde ich wohl bei nur 4 Reben noch leidlich hinkommen


So und die weiße Rebe schießt überall aus sich raus. Selbst aus der Grundrebe (also da wo der veredelte aufgepropft ist). Ist das nicht ungerecht?

[Birgit]

Hab noch eine sehr schöne Seite zum Thema Wein an der Hauswand gefunden:

www.landwirtschaft.bayern.de/proxy.php? ... nzen/wein/

Gruß Birgit

[schreberpeter]

@tompson: Habe gestern mit einem Konsolen-Browser gearbeitet und der hat irgendein Problem mit Umlauten, muss ich mal schaun, woran das liegt).

@birgit: Superseite! Danke, Birgit!