Stiefels Reben

Birgit
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Stiefels Reben

Beitrag von Birgit »

Vor allen Dingen sollte man bei neuen Pflanzen richtig gießen. Meist wird täglich etwas gegossen. Dann bilden die Pflanzen in der obersten Erdschicht ihre Wurzeln, stellt man das Giesen ein, verkümmern die Pflanzen.
Besser ist es einemal in der Woche richtig durchdringend zu wässern, dann werden auch Wurzeln in tiefe Bodenschichten gebildet.

Gruß Birgit
Aus dem Feuerquell des Weines, aus dem Zaubergrund des Bechers,
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derapulier
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Beitrag von derapulier »

Hallo Traubenstolz,

eine Dauerbegrünung kann bis 300 MM Niederschlag verbrauchen.Dann darf man nicht übersehen, dass die Rebe nicht die ganze Bodenfeuchtigkeit verwerten kann.Bodentyp abhängig kann z.B beim Ton fast 2/3 Totwasser sein.Bei Junganlagen kann dann die Konkurrenz dann schon gross sein, dass die Pflanzen absterben.Deswegen wird da bis zum 3.Standjahr nur die Winterbegrünung zur Stckstoffixierung empfohlen.Desweiteren ist die Nährstoffkonkurrenz nicht zu unterschätzen, vor allem beim Stickstoff.

@Stiefel

Das tägliche Wässern ist nicht ganz ideal,weil nur wenn die Rebe in Wasserstress gerät auch tiefer wurzelt.

Wir düngen eigentlich gar nicht.Das Rebholz bleibt im Wein, somit ist der Kalikreislauf fast geschlossen.Die Begrünung wird zweimal pro Jahr gemulcht und der Trester kommt wieder in den Wein und fertig.Das gleiche Buch hab ich auch und habe mir ein Teil meiner Rebschnittkenntnisse daraus abgeschaut.Doch denke ich,dass 48 Augen zuviel sind.Du willst doch Qualität und keine Masse?

Im Unterstockbereich würde ich dir bei deiner Grösse Baumscheiben mit Rindenmulch empfehlen.Rindenmulch hat eine leichte herbizide Wirkung und trägt ein wenig Stckstoff in den Boden ein.Umfräsen am Hang würde nicht wegen der Gefahr der Bodenerosion.


Gruss derapulier
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Traubenstolz
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Beitrag von Traubenstolz »

derapulier hat geschrieben: Hallo Traubenstolz,

Dann darf man nicht übersehen, dass die Rebe nicht die ganze Bodenfeuchtigkeit verwerten kann.Bodentyp abhängig kann z.B beim Ton fast 2/3 Totwasser sein.
@ derapulier

Ehrlich gesagt, das verstehe ich nicht. Kannst Du mir das etwas ausführlicher erklären.

Würdest Du mir denn eine Dauerbegrünung nur jede 2. Zeile empfehlen. Hier in unserer Gegend ist das inzwischen Standart.

Gruß Traubenstolz

[Dieser Beitrag wurde am 24.10.2009 - 16:58 von Traubenstolz aktualisiert]
derapulier
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Beitrag von derapulier »

So und jetzt wirds wissenschaftlich............


Feinporiges (Locker-) Gestein kann durch Kapillarwirkung Wasser so fest binden, dass es Pflanzen nicht mobilisieren können. Es ist für die Pflanzen totes Wasser.

Je kleiner die Poren sind, desto höher ist der Saugdruck. Poren mit einem Durchmesser von 0,3 bis 0,2 µm erzeugen Saugspannungen von 10.000 bis 15.000 hPa. Bei diesen Saugspannungen kann Sand ca. 3 Vol%, Lehm 15 und Ton ca. 35 Vol% Wasser binden
(Quelle Wikipedia)

Ok Fehler von mir 30 % Totwasser bei Ton und nicht 2/3.

Ich find Dauerbegrünung grundsätzlich empfehlenswert aber nicht im Unterstockbereich, da bin ich eher von Abdeckung mit Rindenmulch,Stroh oder Holzhäcksel überzeugt.Oft wird auch ein Herbizidstreifen mit Roundup gespritzt.

Gruss derapulier
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Traubenstolz
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Beitrag von Traubenstolz »

@ derapulier

Danke für die Aufklärung, hochinteressant. Der Rotwein Calandro steht auf Tonboden. Das Mainzer Becken war im Tertiär mit Meerwasser gefüllt bevor es sich gehoben hat. Ich habe es also mit hochverdichteten Sedimentböden zu tun. Manche Pflanzlöcher für die Obstbäume habe ich mit dem Pickel gegraben und dabei viele versteinerte Muscheln gefunden. Die Felicia, der Weißwein steht mehr auf Ton/Mergel bis Lehmboden.

Die Pflanzstreifen werden im Winter gehackt und später immer mit Heu abgedeckt, das ich aus der Wiesenmahd mache. Mit Herbiziden möchte ich nicht spritzen. Nur noch wenige Winzer bei uns machen das. Wenn Du es noch nicht getan hast, kannst Du ja mal meine Reben unter "Rebsorten" anschauen.

Grüße Traubenstolz
stiefel
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Beitrag von stiefel »

@traubenstolz

Ich glaube bei uns kommt bald der Fels - ein Terasse drunter habe ich sogar eine große Felsnase. Die Häuser auf unserer Seite der Straße sind auch alle in den Fels gebaut. Was wir für einen Boden haben ist mir nicht klar - aber auf jeden Fall mit viele Steinen und ich glaube auch leicht lehmig.

Wenn wir nicht so tiefgründigen Boden haben könnte es ja sein, dass die alten Pflanzen dass ganze Erdvolumen verwurzelt haben und für die Jungpflanzen einfach kein Platz mehr da ist?

@Birgitt
Danke für den Tipp mit dem gießen - ich werde also das nächste Jahr nur einmal die Woche gründlich gießen.

Ausserdem werde ich mal die Baumscheiben vergrößern und mit Rindenmulch belegen. Ich hatte aber mal gelesen dass Rindenmulch sauer ist und der Wein dass nicht mag?

Viele Grüße,
Stefan
Birgit
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Beitrag von Birgit »

Vor allen Dingen legt Rindenmulch den Stickstoff fest. Also unbedingt darunter Hornspäne streuen. Den Ph-Wert des Bodens kann man ja einfach kontrollieren und wenn er zu sauer ist sehr schnell korrigieren. Andersherum ist es schwieriger.

Gruß Birgit
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Ellute
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Beitrag von Ellute »

Kann mal jemand bitte eine Skitze von dieser Rebenerziehung machen und hier einstellen. Bin mir nicht sicher, ob ich mir die richtig vorstellen kann.
Traubenstolz
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Beitrag von Traubenstolz »

Hallo,

@ Stiefel

Du schreibst von einer fetten linken Seite und von einer mageren rechten Seite. Auf dieser rechten mageren Seite sind meiner Meinung nach Bodenverbesserungsmaßnahmen angebracht. Kompost um die Stöcke aufbringen, in die Rebzeilen Leguminosen aussähen, das Schnittgut der Reben häckseln und wieder ausbringen usw. Rindenmulch würde ich nicht ausbringen.

Dann würde ich den Rebschnitt ändern. Wenn ich richtig gezählt habe, kommst Du auf insgesamt 60 Augen pro Stock. Das ist meiner Meinung nach viel zu viel, auch wenn die Reben reichlich Platz haben. Ich würde auf jeder Seite einen Bogen stehen lassen mit je 10 Augen und dann mal sehen wie sich die Stöcke entwickeln.

Die jungen Reben würde ich nicht mehr gießen, nur noch nach langer Trockenheit, dann aber kräftig, wie auch Birgit geschrieben hat.

@ derapulier

Ich habe nochmals über Deinen Text über das tote Wasser nachgedacht. Du hast geschrieben:

Feinporiges (Locker-) Gestein kann durch Kapillarwirkung Wasser so fest binden, dass es Pflanzen nicht mobilisieren können. Es ist für die Pflanzen totes Wasser.

Je kleiner die Poren sind, desto höher ist der Saugdruck. Poren mit einem Durchmesser von 0,3 bis 0,2 µm erzeugen Saugspannungen von 10.000 bis 15.000 hPa. Bei diesen Saugspannungen kann Sand ca. 3 Vol%, Lehm 15 und Ton ca. 35 Vol% Wasser binden
(Quelle Wikipedia) Zitat Ende

Wenn man die Zahlen genau nimmt, müsste man folgern, dass Sand den Pflanzen am wenigsten Wasser entzieht und er somit für die Pflanzen ein guter Boden ist. Leider kann der Sand das Wasser nicht halten, es versickert und steht den Pflanzen nicht mehr zur Verfügung. Das Verhalten von Ton und Lehm mit dem beschriebenen Saugverhalten ist doch keine Einbahnstraße, oder? Wie ist es denn, wenn der Boden trockener wird, kann der Boden das aufgesogene Wasser nicht wieder abgeben, so dass es für die Pflanzen wieder nutzbar wird? Das sind jetzt nur meine Überlegungen, ohne dass ich mich weiter darüber kundig gemacht habe.

Gruß Traubenstolz
Traubenstolz
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Beitrag von Traubenstolz »

@ Ellute

Wenn ich Stiefels Beschreibungen richtig verstanden habe, dann müssten seine Reben in etwa so aussehen.



Links und rechts die 3 mit 8 Augen angeschnittenen Ruten plus je 2 Augen als Reserve, vielleicht als Zapfen? Mach auf jeder Seite 30 Augen, zusammen 60 Augen.

@ Stiefel

Habe ich Dich so richtig verstanden? Stimmt die Zeichnung in etwa?

Grüße Traubenstolz
derapulier
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Beitrag von derapulier »

Beim Totwasser ist nicht gemeint , dass der Boden der Pflanze Wasser entzieht sondern,sondern wie freigiebig der Boden sein gespeichertes Wasser wieder hergibt.Das gesamte Wasser teilt sich in zwei Komponenten, das pflanzenverfügbare Wasser und das Totwasser.

Zitat:Sand:pflanzenverfügbar 50-120 Totwasser 10-30,gesamt 80-150;
Ton:pflanzenverfügbar 50-150 Totwasser 100-250,gesamt 300-400;Liter pro m3

Zitatende

Daraus resultierend ist es dann so, dass Sand zwar insgesamt weniger Wasser enthält als Ton,aber das wenige Wasser,bedingt durch den höheren Grobporenanteil der Pflanze besser zur Verfügung steht.Auch gibts dann das Phenomen beim Ton, dass sich der Boden feucht anfühlt die Rebe aber unter Wassermangel leidet.
Traubenstolz hat geschrieben:Rindenmulch würde ich nicht ausbringen
Warum keinen Rindenmulch?
Die Verrottung läuft langsam.Durch den hohen Gerbstoffanteil ist Rindenmulch herbizid.
In allen Fachbüchern wird Rindenmulch empfohlen.

Ich habe auch ein Jahr einmal den Fehler gemacht,die Augen mit einem Rebschnitt zu reduzieren.Das Ergebnis war mastiger Wuchs,wenig Erträge und Wasserschosse ohne Ende.Ich würde Stiefel eine schrittweise Reduzierung über zwei bis drei Jahre empfehlen.
Gruss derapulier

[Dieser Beitrag wurde am 26.10.2009 - 15:10 von derapulier aktualisiert]
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Beitrag von Traubenstolz »

@ derapulier

Danke für Deine Bemühungen mich über das Totwasser aufzuklären. Kann man denn sagen, dass die Pflanzen trotz der höheren Speicherfähigkeit des Lehm- und Tonbodens in ihrem Wurzelbereich mehr Wasser zur Verfügung haben als in einem Sandboden, weil Niederschlagswasser weniger schnell versickert als im Sandboden?

Zum Rindenmulch, er hat bestimmt auch viele Vorteile wie z.B. den Erosionsschutz oder das Feuchthalten des Bodens, aber wegen folgender Gründe wende ich ihn im Wingert nicht an:

1. Rindenmulch ist stark Kohlenstoffhaltig und entzieht dem Boden bei der Verrottung Stickstoff. Das Rebenwachstum wird geschwächt. Deshalb muss bei Anwendung unbedingt mit stickstoffhaltigen Düngern zugedüngt werden.
2. Bei ausgebrachtem Rindenmulch gibt es niedrigere Mostgewichte.
3. Rindenmulch verzögert die Traubenreife.
4. Der Ertrag ist geringer.
5. Die Trauben haben einen geringeren hefeverwertbaren Stickstoff.
6. In spätfrostgefährdeten Lagen ist die Frostgefahr höher, weil der Boden die gespeicherte Wärme durch die Mulchdecke nicht abgeben kann.
7. Rindenmulch aus sauren Urgesteinsböden wie hier beim Odenwald weisen einen höheren Schwermetallgehalt bei Cadmium und Zink auf.

Ich halte Kompost oder Grasmulch oder auch Torf für die bessere Möglichkeit den Boden zu verbessern. Ich komme hier in Rheinhessen viel durch die Weinberge. Ich kenne keinen einzigen Wingert, in dem Rindenmulch ausgebracht wurde, dagegen viele, in denen Kompost ausgebracht wird.

Bei der Reduzierung des Schnittes bin ich ganz Deiner Meinung dies innerhalb von 2 – 3 Jahren umzustellen.

Gruß Traubenstolz
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