Peronospora? Was tun?

blumentopferde
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von blumentopferde »

Hallo!
Ich bin neu im Forum und komme aus aktuellem Anlass gleich zur Sache:

Ich versuche seit nunmehr über 2 Jahren Weinreben anzubauen, aber irgendwie will mir das nicht gelingen:

Die Reben:
- 4x Syrah im 3. Standjahr (2 bereits eingegangen)
- 4x Rondo (rote Piwi-Sorte) im 3. Standjahr (2 bereits eingegangen)
- 2x Isabella im 2. Standjahr (1 bereits eingegangen)
- ca. 20 unbekannte Reben im mindestens 40. Standjahr (waren bereits am Grundstück)

Die Pflege:

Nachdem die Reben letztes Jahr massiv mit Peronospora befallen wurden (auch die Piwis und Direktträger, nur die alten Reben kamen mit vergleichsweise geringen Schäden durch), habe ich dieses Jahr die Spritzabstände deutlich verkürzt. Ich habe bis letzte Woche 1x Wöchentlich gespritzt und dann die Frequenz auf 2x wöchentlich erhöht.

Die Spritzmittel

- Alginure Bio-Schutz bzw. Frutogard (Algenextrakt, Wirkstoff: Phosphorige Säure) gegen Peronospora
- Vitisan (Wirkstoff: Kaliumhydrogencarbonat und HF-Pilzvorsorge (Fenchelextrakt) gegen Echten Mehltau
- Micula (Wirkstoff: Rapsöl) gegen Spinnmilben

Rekonstruktion der Ereignisse:
- 21.4.: Es ist noch immer sehr kalt, die Reben sind noch nicht ausgetrieben. Erste Austriebsspritzung mit 1% Micula.
- 28.4.: Plötzliche Hitzewelle. Manche Reben sind bereits ausgetrieben. Weitere Austriebsspritzung mit 1% Micula und den Pilzmitteln in geringer Konzentration (ca. 0,25%)
- 1.5.: Die Hitzewelle hält an. Alle Reben sind ausgetrieben, Die alten Reben stehen bereits in der Blüte. Spritzung mit 1% Alginure, 1% Vitisan, 0,5% HF-Pilzvorsorge und 1% Micula
- 2.5: Von nun an kommt eine Schlechtwetterfront, die bis heute anhält
- 5.5.: Regen. ALLE Blätter ALLER Reben haben sich, insbesondere an den Rändern braun verfärbt. Die jungen Triebe sind vertrocknet.

Die Bilder:












Meine Diagnose:
- Variante1: Aufgrund der dauerhaften Feuchtigkeit und des letztjährigen Peronospora-Befalles, der sehr ähnliche Symptome verursachte, tippe ich wieder auf Peronospora.
- Variante2: Ich habe gerade eben gelesen, dass Vitisan, in Verbindung mit Ölen (Micula!) Blattschäden verursachen kann. Möglicherweise habe ich mir also alle Blätter kaputtgespritzt! Dafür spricht, dass alle Reben und alle Blätter geschädigt sind, und es keine Unterschiede zwischen jungen und alten Reben sowie zwischen tief und hoch sitzenden Blättern gibt.


Was meint Ihr, was die Ursache war (vielleicht auch was ganz anderes?) und was ich nun tun könnte?

lg, blumentopferde
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fibroin
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von fibroin »

Hallo blumentopferde,

kannst du erst einmal einige Fragen beantworten?

Wo baust du den Wein an? Ort, Breitengrad, Sonnenstunden, Klima.

Wenn auf dem Grundstück schon einige Jahre Reben wuchsen, wieso musst du jetzt erst spritzen?

Hast du in den zwei Jahren jedes Jahr mit einem so großen Aufgebot gespritzt?

Ich habe Reben in einem weinbau-ungünstigen Gebiet wachsen. Darum habe ich nur Piwi's und komme bisher nur mit Netzschwefel aus. Müsste ich mehr spritzen würde ich mit dem Anbau aufhören und Früchte pflanzen, die klimaverträglicher wären.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
blumentopferde
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von blumentopferde »

Hier mal ein paar Eckdaten:

Region: Südoststeiermark, Österreich, Weinbaugebiet
Geogr. Breite: 46,76°N
Seehöhe: ~370m
Orientierung: WSW
Steigung: 25°
mittl. Jahrestemperatur: 9,3°C
mittl. Julitemperatur: 19,4°C
mittl. Sonnenstunden: 1930h
mittl Sonnenstunden in der Vegetationsperiode: 1470h
mittl. frostfreie Tage: 185
jährl. Niederschlag: 840mm
NS in Vegetationsperiode: 600mm
Boden: wüchsig, tiefgründig, sehr schwer und stark tonhaltig

Zu Deinen Fragen:
Das Grundstück steht in einem Weinbaugebiet. Die alten Reben sind da einfach verwildert. Ich habe sie auf einen Stumpf zurückgestutzt und aus denen, die wieder ausgetrieben sind, neue Stämme gezogen.

Das Erste Jahr habe ich unregelmäßig mit Kleingartenmitteln gespritzt (Kupfer und Insektenmittel) und es gab keine Probleme.

Das 2. Jahr habe ich dann 2-Wöchentlich mit der Bio-Spritzmittel-Kombination Alginure Bio-Schutz (=Frutogard) + Vitisan + HF-Pilzvorsorge gespritzt, und hatte im Juni einen so massiven Peronosporabefall dass alle Jungreben vollständig entlaubt wurden. Die alten Reben waren wohl robuster und haben es einigermaßen überstanden.

Überhaupt ist Peronospora ein massives Problem hier. Gerade im Frühsommer regnet es einfach ständig!

Das 3. Jahr habe ich den Totalausfall wohl selbst zu verschulden:
Es war wohl eine Kombination aus Vitisan (Kaliumhydrogencarbonat) und Micula (Rapsöl), die zu Verbrennungen an den Blättern geführt hat! Laut Internet-Recherche mag Vitisan die Kombination mit Ölen nicht (wundert mich nur, warum es dann oft in Kombination mit Orangenöl (Prev-B2) beworben wird... :?:

Piwi-Sorten habe ich im weitesten Sinne auch gepflanzt, nämlich Rondo und Isabella. Die wurden letztes Jahr genauso stark mit Peronospora befallen, wie alle anderen Reben, obwohl sie auf die selbe Weise gespritzt wurden. Isabella hat es sogar am schlimmsten getroffen, da ist eine Rebe sogar komplett eingegangen...

Da bräuchte ich schon Reben, die eine ganz besonders hohe Peronospora-Festigkeit haben. Weißt Du da vielleicht was?

[Dieser Beitrag wurde am 07.05.2013 - 02:07 von blumentopferde aktualisiert]
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fibroin
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von fibroin »

Zuerst einmal Danke für die genauen Angaben. Nur richtig helfen kann ich dir in der Sortenwahl nicht, weil ich nur wenige Sorten selbst angepflanzt habe, und Peronospora bei mir zum Glück selten auftritt.

Gehe einmal davon aus, dass du dein Problem in deiner Gegend nicht allein hast. Hast du dich schon einmal mit Nachbarn über deren Pflanzenschutz informiert?


Schon mal schlau gemacht mit Molkespritzung? Ich habe es noch nicht versucht, würde es aber bei starkem Befall auch einmal probieren.
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Tompson
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von Tompson »

Das letzte, was ich möchte, ist mich hier reinzuhängen. Den ganzen Tag grübele ich schon, was man hierauf schreiben könnte. Auch fehlt mir die Erfahrung und Kenntnisse mit und über Spritzmitteln.

Aber was mir so auffällt, Du verspritzt eine ganze menge Zeug in kurzer Zeit ... ob das gut ist? Und ob die Pero wirklich Pero war oder die Reben schlicht verbrannt sind?

Vorschlagen würde ich Dir, Dich mal mit anderen Winzern in Deiner Gegend kurzzuschließen. Bei dem geschilderten miesem Klima ... aber hallo, wenn das Weingebiet ist, dann muß man ja klarkommen können damit.

Sortenempfehlung als wirklich widerstandsfähige Rebe? ... die entpuppen sich mehr oder weniger als nur mäßig piwi, einzig die Solaris, die hat noch nix erschüttern können. Ist aber ziemlich früh austreibend.
Oak ne jechn!
blumentopferde
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von blumentopferde »

Die Nachbarn sind natürlich nicht so blöd, biologisch zu spritzen ;)

Nur die "echten" Spritzmittel kommen für mich derzeit nicht in Frage, weil ich noch einige Gebinde Bio-Spritzmittel habe (kosteten ein paar Hundert Euro!) und die konventionellen Mittel noch teurer wären... :|

Molke wirkt, so weit ich weiß, nur bei Oidium! Für Peronospora hab' ich eh' schon das "Beste" am Biomarkt (Alginure Bioschutz und ein Kupfermittel) nur wenn das Wetter so ist wie jetzt (1 Woche durchgehender Regen) dann sind die schneller runtergewaschen, als ich nachspritzen könnte...

Alles in allem ein bisschen ein Glücksspiel zur Zeit... :schlecht:
blumentopferde
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von blumentopferde »

@ Tompson:

Wie gesagt, ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich die Blätter alle selbst verbrannt habe. Es lag wohl an der unbedachte Spritzmittelkombination....

Das positive an der Sache: Jetzt weiß ich, dass meine Sprtitztechnik wirklich sehr gründlich ist ;)
Traubenstolz
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von Traubenstolz »

Ich glaube nicht, dass das Peronospora ist. Ich glaube auch, dass es sich eher um Verbrennungen handelt. Rapsöl genauso wie Promanal, das Parafinöl ist, sollte man nur zwischen Knospenschwellen und dem Aufbrechen der Knospen spritzen, sonst gibt es Verbrennungen. Wenn die Triebe schon so weit sind, wie auf den Bildern gezeigt, sollte man gegen Spinnmilben andere Mittel verwenden wie z.B. Kiron. Bei Peronospora sind schon frühzeitig die typischen Ölflecken zu sehen. Hast Du die gesehen? Außerdem gibt es einen Pilzrasen auf der Blattunterseite.

Im ökologischen Landbau werden gegen Peronospora eigentlich nur Kupferpräparate eingesetzt und die auch nur sehr eingeschränkt, weil sich Kupfer anreichert. Da spritze ich lieber einmal im Jahr mit einem konventionellen Mittel.
willi2000
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von willi2000 »

Ich wuerde auch erstmal gar nicht mehr Spritzen. Ich selbst spritze gar nicht, sondern schneide nur. Ich muss ja vom Obstbau nichtr leben 8-)

Gruss
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Traubenstolz
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von Traubenstolz »

@willi2000

Das mache ich bei meinen Apfelbäumen auch so. Die meisten sind zwar so robust, dass ich nichts machen muss, aber bei den empfindlicheren Sorten wie z.B. beim Idared und beim Jonathan schneide ich die mit Oidium befallenen Triebe raus. Aber wie willst Du das beim Wein machen?

@ blumentopferde

Ihr habt in Östereich doch auch einen Warndienst für die verschiedenen Weinbaugebiete. Vielleicht hilft Dir der nachfolgende Link:

Vitimeteo

Für meinen Bereich Rheinhessen gibt es das auch, so ist man doch vorgewarnt und kann entsprechend reagieren.
willi2000
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von willi2000 »

Hallo auf die andere Rheinseite,
ich muss zugeben, hab von Wein nicht so die Ahnung. Hab selbst nur 'ne Muscat Bleu als Esstraube und die ist völlig unproblematisch.
Meine Eltern haben 'ne weisse Traube, die ich nicht kenne, die immer Mehltau hat und ich habs mit viel schneiden und auslichten probiert, was in guten Jahren auch mal einigermaßen funkioniert hat. Ohne Spritzen geht es mit dieser Rebe nicht. Ich werde sie dieses Jahr umveredeln und die Muscat Bleu draufsetzen.
Hatte vor 2 Jahren mal 'n starken Monilabefall bei 'ner Sauerkirsche (ich glaub es war 'ne Schattenmorelle), habs nur mit Schneiden versucht, sie ist mir diesen Winter verreckt. So ist es halt. Sie war für den Standort (Vorderer Odenwald, sehr feuchte Obstwiese), den ich hab, eh nicht geeignet. Auch meine Pfirsiche fühlen sich nicht so richtig wohl und ich müßte eigentlich gegen die Kräuselkrankheit spritzen.

Gruss
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Traubenstolz
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Peronospora? Was tun?

Beitrag von Traubenstolz »

Hallo willi2000

Gruß zurück in den Odenwald, bei diesem Wetter kann ich die ganze Gebirgskette bis Heidelberg sehen.

Wir kommen zwar weit vom Thema ab, aber bei der Sauerkirsche komme ich ausschließlich mit Schnitt nach Moniliabefall aus. Bei Wein meine ich, hast Du keine Chance mit Schnitt gegen die diversen Krankheiten vorzugehen. Versuche es doch einfach mal mit Netzschwefel vorbeugend gegen den echten Mehltau.

Gruß Traubenstolz
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