OÖ Weinbau Herbstupdate

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ostarrichi
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Beitrag von ostarrichi »

Hallo liebe Hobbywinzerkollegen!

Erster Thread hier: Anlage OÖ Frühjahr 2011

Nach dem ersten Sommer hier in OÖ mit doch durchwegs moderaten Wettereskapaden und einem sagenhaft schönen Spätsommer/Herbst gilt es Bilanz zu ziehen.

50 Cabernet Cortis und 50 Regent wurden gepflanzt:
2 CC wurden von mir persönlich unabsichtlich durch die Fallschaufel exekutiert - verkraftbar- der Rest gedieh mehr oder weniger gut.

Beim Regent sieht es etwas trüber aus - Nach einem guten Start wurde zuerst etwas Rotwild übermütig und zerstörte einige junge Triebe die nur noch zögerlich nachkamen - dann wurde der Wildschutzzaun aufgestellt.
In weiterer Folge kamen ein kühler Juli und eine längere Mähpause woraufhin der Regent im Wachstum steckenblieb und nur wenige Pflanzen nochmal weiter trieben. Somit ein eher kümmerliches erstes Pflanzjahr, ein Mg - Mangel stellte sich jedoch nicht sichtbar ein (obwohl ich nicht gedüngt hatte).

Hier die Bilder:

Mein Südhang von unten, die rechten beiden Zeilen sind CC die anderen zwei Regent, vllt. bekommt man hier den passenden Eindruck von der moderaten Steilheit.


Einmal gut entwickelter Cabernet Cortis Mitte Oktober.



Kümmerlich der bestentwickeltste Regent - die meisten anderen sind schon länger verholzt und nicht länger als 25-30cm.



Das Projekt von oben betrachtet.


Subjektiv kommt es mir so vor als ob
a.) der schwere lehmige Boden gepaart mit der Trockenheit im Frühling sowie
b.) der erwähnte Juli mit Überwuchs der Begrünung mitverantwortlich für die Misere sind.
c.) wird jetzt dann noch ordentlich Stickstoff gedüngt, habe den Verdacht dass bei den beiden Regentreihen etwas Mangel herrscht.

Ein Überfall der Wühlmäuse, nachdem ich den Wildschutzzaun aufgestellt hatte, konnte über mehrere Wochen hinweg abgewendet werden, nur wenige schwerverletzte Opfer sind nun zu beklagen.

Anfang November wird westseitig noch eine Hecke gesetzt, im Frühjahr dann noch die Nachpflanzungen sowie das Spalier und dann sehn wir mal weiter. Ob das alles so funktioniert wie ich mir das vorstelle steht in den Sternen, aber es hat bis jetzt trotz Rückschlägen ehrlich Spaß gemacht.

Am Rande: Ist ein Stickstoffmangel für den abrupten Wachstumsstop der Regentreben typisch? Mir fällt auf dass die von Hand gegrabenen Setzlöcher am besten ausgetrieben haben, die mit dem Erdbohrer gesetzten jedoch am schlechtesten - Ideen?

Liebe Grüße aus dem mittlerweile herbstlich kühlen, aber sonnigen Oberösterreich.

edit: Rechtschreibung und so...

[Dieser Beitrag wurde am 16.10.2011 - 18:36 von ostarrichi aktualisiert]
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

ostarrichi hat geschrieben:Ein Überfall der Wühlmäuse, nachdem ich den Wildschutzzaun aufgestellt hatte, konnte über mehrere Wochen hinweg abgewendet werden
Erzähl mal, wie hast du dass denn geschafft? Sprengen? Mörsergranaten? Trommelfeuer? :?:
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
DerKelteKlaus
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Beitrag von DerKelteKlaus »

Kurze Frage, die weniger mit dem Wein zu tun hat: Wo in OÖ wohnst du denn genau?? :D Wenn es in der Nähe ist, will ich ein Fläschen vom fertigen Wein probieren :D


schöne Grüße aus Steyr
Klaus
Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

Die Bilder zeigen, dass Du einen schönen Wingert geschaffen hast. Das wird was.

Zu Deinen Fragen; ich muss aber bei den Antworten gleich einschränken – das sind Vermutungen als Resultat auf Deine Bilder und Angaben:
ostarrichi hat geschrieben: (1)... und nur wenige Pflanzen nochmal weiter trieben. Somit ein eher kümmerliches erstes Pflanzjahr, ein Mg - Mangel stellte sich jedoch nicht sichtbar ein (obwohl ich nicht gedüngt hatte).
(2)... Kümmerlich der bestentwickeltste Regent - die meisten anderen sind schon länger verholzt und nicht länger als 25-30cm.
(3)... Mir fällt auf dass die von Hand gegrabenen Setzlöcher am besten ausgetrieben haben, die mit dem Erdbohrer gesetzten jedoch am schlechtesten - Ideen?
(3) zuerst: Könnte es sein, dass die Fläche längere Zeit als Weide oder Wiese genutzt wurde? Dann könnte eine Erklärung sein, dass die Ursache in einer schlechten Wurzelbildung liegt; d.h. schwerer Boden, möglicherweise verdichtet: etwas besserer Austrieb der Reben in den von Hand gegrabenen Setzlöchern (bessere Bodenlockerung im Vergleich zum Erdbohrer).
(1) widerspricht dem zwar ein wenig, aber vielleicht hast Du ja einen gut versorgten Boden. Hast Du schon einmal eine Analyse machen lassen?
(2) Manche Reben starten im 1. Jahr ziemlich zögerlich, auch bei optimalen Bodenverhältnissen. Das wird sich im nächsten Jahr bessern. Solche Pflanzen im kommenden Frühjahr auf 2 Augen zurückschneiden, aber nur den stärksten Trieb zum Stamm erziehen, den anderen ausbrechen.

ostarrichi hat geschrieben: ... der erwähnte Juli mit Überwuchs der Begrünung mitverantwortlich für die Misere sind.
Das ist natürlich ein großes Problem für Jungpflanzen, wenn sie überwuchert werden. Es wäre überhaupt gut, unter den Reben einen ca. 1 m breiten Streifen halbwegs bewuchsfrei zu halten, das bringt weniger Konkurrenz für die Rebwurzeln, und Regenwasser dringt besser in den Boden ein.

ostarrichi hat geschrieben: ... wird jetzt dann noch ordentlich Stickstoff gedüngt, habe den Verdacht dass bei den beiden Regentreihen etwas Mangel herrscht.
Das verstehe ich nicht ganz. Im Spätsommer oder Herbst darf jedenfalls nicht mit Stickstoff gedüngt werden, der würde auch ausgewaschen. Überhaupt muss man mit Stickstoff bei Reben zurückhaltend sein.

ostarrichi hat geschrieben: ... dass bei den beiden Regentreihen etwas Mangel herrscht ... Ist ein Stickstoffmangel für den abrupten Wachstumsstop der Regentreben typisch?
Der Grünbewuchs auf Deinen Bildern zeigt nicht gerade Stickstoffmangel an, obwohl das für die tieferen Bodenschichten keine Rückschlüsse zulässt. Jungreben benötigen im Pflanzjahr eigentlich keinen Dünger, es sei denn, der Boden ist extrem arm, aber Du hast ja Lehmboden. Kannst Du „abrupt“ etwas genauer beschreiben? Typisch ist das für Regent nicht. Ich habe eine andere Vermutung, wie zuvor beschrieben.


Grüße, Dreizehn


Edith hat eben noch einmal nachgelesen:
„... und beim Ausheben der Löcher bissen wird auf harte, tonige Erde (wie es hier so üblich ist) ...“
Dichter Boden, das vermutete Problem. „Einschlämmen“ ist auch zuviel des Guten. Frage noch: Hast Du wurzelnackte Reben gesetzt oder Topfreben (mit Ballen)?

[Dieser Beitrag wurde am 17.10.2011 - 13:55 von Dreizehn aktualisiert]
ostarrichi
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Beitrag von ostarrichi »

fibroin hat geschrieben:Erzähl mal, wie hast du dass denn geschafft? Sprengen? Mörsergranaten? Trommelfeuer?
Nein, das gute alte Tetracoumaryl hat schlußendlich seine Wirkung gezeigt - nicht vordergründig aber irgendwann blieben die Löcher zu. Die von dir genannten Methoden wäre unterhaltsamer aber auch nicht unwesentlich teurer und vor allem kaum im mit naturnahem Anbau vereinbar (hust....Coumaryl eig. auch nicht...).

ad Klaus - also Wohnen und Arbeiten in Linz, aber der Weingarten ist bei Bad Schallerbach - gemach mit dem Erstling, außerdem ist der erste Jahrgang für alle braven Helfer reserviert ;)
Dreizehn hat geschrieben: (3) zuerst: Könnte es sein, dass die Fläche längere Zeit als Weide oder Wiese genutzt wurde? Dann könnte eine Erklärung sein, dass die Ursache in einer schlechten Wurzelbildung liegt; d.h. schwerer Boden, möglicherweise verdichtet: etwas besserer Austrieb der Reben in den von Hand gegrabenen Setzlöchern (bessere Bodenlockerung im Vergleich zum Erdbohrer).
(1) widerspricht dem zwar ein wenig, aber vielleicht hast Du ja einen gut versorgten Boden. Hast Du schon einmal eine Analyse machen lassen?
(2) Manche Reben starten im 1. Jahr ziemlich zögerlich, auch bei optimalen Bodenverhältnissen. Das wird sich im nächsten Jahr bessern. Solche Pflanzen im kommenden Frühjahr auf 2 Augen zurückschneiden, aber nur den stärksten Trieb zum Stamm erziehen, den anderen ausbrechen.
zu (3) Wurde nun jahrelang als Wiese genutzt mit 5-7 maligem Mähen pro Jahr sowie Stallmistdüngung (bei uns "Odln") - jedoch war sonst null bodenbearbeitung. Der Boden war im Frühjahr steinhart und ich nehme an, dass die Pflanzen sich von der Erde mit der ich zugeschüttet habe, ernährt haben - ev. ist hiermit der Wachstumsstopp erklärbar (Nährstoff in Wurzelnähe aufgebraucht, keine Einwurzelung in die Lehmschicht mögl.) - richtig durchnässt war der Boden selten.

zu (1) Das wird der nächste Schritt.

zu (2) Ich hoffe du hast Recht, Rückschnitt etc. ist geplant wie von dir beschrieben
Dreizehn hat geschrieben:Das ist natürlich ein großes Problem für Jungpflanzen, wenn sie überwuchert werden. Es wäre überhaupt gut, unter den Reben einen ca. 1 m breiten Streifen halbwegs bewuchsfrei zu halten, das bringt weniger Konkurrenz für die Rebwurzeln, und Regenwasser dringt besser in den Boden ein.
Das war auch die Vermutung der Bauern von denen ich den Grund habe, gepaart mitkühlem Wetter könnte das eben den Wachstumsstop ausgelöst haben. Ich wollte den Grünstreifen aber nicht mit Unkrautmittel entfernen, ev. werde ich noch im Unterstockbereich Rindenmulch ausbrigen 2-3m³ sollten reichen.
Dreizehn hat geschrieben:Das verstehe ich nicht ganz. Im Spätsommer oder Herbst darf jedenfalls nicht mit Stickstoff gedüngt werden, der würde auch ausgewaschen. Überhaupt muss man mit Stickstoff bei Reben zurückhaltend sein.
Auf der Regentseite war auch das Wachstum der Begrünung eher schwach, daher rührt mein Gedanke - das mit der Düngung war erst fürs Frühjahr geplant, aber ich werde es mir auf Grund deiner Ausführung nochmal überlegen.
Zu guter Letzt - ja die Reben waren wurzelnackt.

Eventuell bin ich nur zu überbehütend (das alte Weinrebengluckensyndrom) und es wächst sich sowieso alles aus - es gibt da ein ganz interessantes Buch - "Der Agrarrebell" - darin beschreibt der Autor wie er einen Apfelbaum ausreisst und halbvertrocknet erst wieder auf der Alm einpflanzt und dieser dann dadurch stressresistenter wird. Nur ein Gedanke, evtl. ist der Autor auch nur ein schrulliger Herr, aber das Buch ist sehr interessant.
Freue mich im Übrigen über das Interesse und die Anregungen zu meinem Projekt.
DerKelteKlaus
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Beitrag von DerKelteKlaus »

Geht klar! Ich möchte ja e nichts wegschnorren :D
Linz kenn ich gut, studiere dort. Wünsche dir viel Erfolg bei deinem Wein!! Kann leider nicht auf die Thematik eingehen, weil ich mich mit Traubenwein leider (noch) nicht auseinander gesetzt habe! Viel Erfolg!!

lg
ostarrichi
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Beitrag von ostarrichi »

Lieber Klaus!
Falls 2013 mit etwas Glück eine Lese stattfinden sollte UND es bleibt auch was vom Jahrgang über, darfst gern a Flascherl haben - habe das nicht als Schnorren verstanden ;)

Lg
Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

@ostarrichi

Rindenmulch ist stickstoffzehrend, in Deinem Fall wäre das nicht so toll. Ich würde den Streifen mit Glyphosat abspritzen und später, nach dem Absterben des Bewuchses, den Streifen mit einem Spaten durcharbeiten/lockern.

„Agrarrebell“, die Sache mit dem Apfelbaum ist eher schrullig. Wenn’s dem Baum nach dem Umpflanzen besser ging, dann lag das an den neuen Standortbedingungen und der entsprechenden Pflanzenentwicklung, und nicht am Aussreißen und/oder am Halbvertrocknenlassen. Der vorherige schlechte Zustand des Baumes lässt darauf schließen, dass er ein Hungerleider war.

Die Bodenverdichtung wird Dich frustrierend begleiten, falls Du nichts dagegen unternimmst. Mögliche Maßnahmen (falls man einen hilfreichen Bauern kennt): Jede 2. Gasse tief pflügen (das Wurzelwachstum ist ja noch bescheiden, da wird kaum was verletzt; diese Maßnahmen wären vor dem Rebensetzen natürlich besser gewesen), im Folgejahr Gleiches in den nicht bearbeiteten Gassen. Es gibt auch andere Geräte zur Tiefenlockerung, kennen die Bauern. Dann stickstoffsammelnde Tiefwurzler einsäen, z.B. Düngelupinen, später Mulchen. Das aktiviert Regenwürmer.

Grüße, Dreizehn
ostarrichi
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Beitrag von ostarrichi »

@Dreizehn

Ich habe da meine Hemmungen Herbizide auszubringen, eine der grundlegenden Ideen war bei mir schließlich möglichst ohne gängigen Pilzschutz/Herbizid/Insektizid auszukommen. Ich glaub auch, dass sich ein N-Mangel durchaus leicht beheben lässt, ob das gemeinsam mit dem Rindenmulch funktioniert sei zwar dahingestellt, aber mir gefiele es ohne regelmäßiges Spritzen besser.

Sicherlich ist die Geschichte aus dem Agrarrebell plakativ und wissenschaftlich nicht verwertbar, dennoch ist ein ausschließliches Arbeiten nach wenig hinterfragter Lehrmeinung nicht immer der richtige Weg (siehe viele Antworten immer dann wenn Systeme hinterfragt werden, wie "Haben das immer so gemacht...." oder "So gelernt...").

Zum Thema Bodenverdichtung - in der Spatenprobe wachsen die Wurzeln wenig gekrümmt in die Tiefe, jedoch erwischt man hier nur die oberen Bodenschichten - was sich in 50cm unter der Erde abspielt ist unbekannt, die Spatenprobe habe ich im übrigen im Sommer nach etwas Regen durchgeführt und dabei war er Boden leicht bearbeitbar.
Eine Bodenlockerung mittels Grubber habe ich mit den Hofbesitzern besprochen, das vorrangige Problem hierbei ist, dass der Traktor zu breit und die Gerätschaften zu groß für den Weinbau sind - evtl. werden wir hier mit anderen Maschinen improvisieren. Und bei der Pflanzung war der Boden dicht und hart weil es etwa 6 Wochen lang nicht geregnet hatte - ich hatte es wohl missverständlich dargestellt. Der tiefere Untergrund besteht aus hartem Schlier, das ist feinkörnige, tonreiche Erde auf die man ab einer gewissen Bodentiefe im Hausruck (Untergebiet OÖs) fast immer stößt. Ob sich hierbei etwas machen läßt ist fraglich.
Dennoch stößt man mit dem Thema Begrünung zur Bodenverbesserung bei mir immer auf offene Ohren - ich habe hierbei auch schon an Rebenfit gedacht und für nächstes Jahr im Auge.

Ihr dürft gerne noch Anregungen einbringen, bin sehr interessiert. Liebe Grüße!

[Dieser Beitrag wurde am 24.10.2011 - 19:42 von ostarrichi aktualisiert]
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