Anfänger- und Grundsatzfragen

Oberhenne
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Anfänger- und Grundsatzfragen

Beitrag von Oberhenne »

Hallo zusammen,

ich hätte die Möglichkeit im sonnigen Tübingen (Süddeutschland) in einem alten Weinberg ein paar Rebstöcke zu pflanzen. Der Hang hat beste, sonnige Südhanglage. Oberhalb der von mir gewählten Stelle entspringt sogar eine kleine Quelle, so dass eine Bewässerung kein Problem wäre.

Jetzt stellt sich die Frage, welche und wieviele Reben empfehlenswert sind. Ich dachte daran etwa 40-60 Liter Rotwein pro Jahr zu Keltern.

Was ist neben den ganzen rechtlichen Dingen zu beachten? Muss ich zunächst irgendwelche Bodenanalysen oder ähnliches vornehmen?

Ideal wäre es natürlich, wenn es einen Hobbywinzer in meiner Gegend gäbe, der mir anfangs mit Rat und Tat zur Seite stehen könnte.

Viele Grüße aus Tübingen,
Oberhenne
Tompson
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Beitrag von Tompson »

Rechtliches:
Du darfst 1 Ar bepflanzen

Sortenwahl:
Schwierig ohne eigene Vorstellung. Google doch mal gründlich nach Piwis (pilzwiderstandsfähige Neuzüchtungen), damit die Spritzerei sich für einen Hobbywinzer in Grenzen hält. Beobachte den Sonneneinfall und bedenke die Temperaturverhältnisse bei Euch. Bodenprobe wäre natürlich ideal aber grob weiß man das ja vielleicht auch so. Lehm oder Schiefer, Sand oder Gestein?
Teile ein paar Gedanken, Vorstellungen und Eckdaten mit und wir können vielleicht raten. Alles Nichtprofis hier!

Eine kleine Anleitung zum Erziehen der Reben soll noch entstehen. Ich warte auf den Frühling ?-|
Oak ne jechn!
Oberhenne
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Beitrag von Oberhenne »

Hmm, also der Hang ist wie gesagt sonnigste Südlage mit so gut wie dem ganzen Tag direkt Sonne ohne groß Schatten durch Gebäude.


Was den Boden angeht muss ich mal schauen.
Google hat mir fürs erste keinen Hinweis gegeben bzgl. üblicher Weinbauböden in und um Tübingen.

Wieviel Reben bräuchte man denn für 60 Liter Wein?

_______________

Karte und Bilder gelöscht!!!!

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Der Chef

[Dieser Beitrag wurde am 21.01.2010 - 16:17 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
Tompson
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Beitrag von Tompson »

Chefe ist streng! :D
Hier gibts aus gutem Grund keinen Bilderklau 8-)

O.k. trotzdem hätte ich sie gerne gesehen ?-| Kannst ja mal selbst Fotos machen :-x

Naja, also bei einer richtigen Südlage bist Du jedenfalls keinen einschränkenden Faktoren unterworfen und mußt Dich auf Reben beschränken, die möglichst früh reif werden.

Somit könntest Du jetzt zum Besten geben, was für Wein Dir am Besten schmecken könnte. Zumindest weiß oder rot wäre hilfreich.

Die Bodenbeschaffenheit könntest Du auch rausfinden, indem Du mal ein Loch machst ;) Das wäre hilfreich für die Wahl der Unterlage, die haben unterschiedliche Verträglichkeiten vor allem hinsichtlich Kalk.

Schwer zu sagen, wie viel Reben Du brauchst, es gibt ja Reben mit mehr oder weniger Ertrag. Ich habe mir mal ausrechnen lassen, daß mit meinen 16 Reben um die 20 Liter werden könnten. Das habe ich im 3.Standjahr natürlich noch nicht geschafft aber wenn wir das jetzt einfach mal hochrechnen würden (und die Sorte außer Acht lassen), müßtest Du irgendwoe zwischen 45-50 Reben hinkommen. Aber hau mir diese Milchmädchenrechnung nicht irgendwann um die Ohren! ?-|
Oak ne jechn!
robertovino
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Beitrag von robertovino »

Hallo Oberhenne
Was ich vom rebschnittkurs in Neustadt gelernt habe bezüglich Ertrag.

Voraussetzungen für optimalen Anbau:
Rotwein
6-8 Augen/m2 Fläche
Zeilenabstand 1,0 x 1,8 m, also 1,8 m2 pro Stock.
Je Stock also 1 Rute mit 10 Augen um auf die 6-8 Augen pro m2 zu kommen.
Ergibt 50 Rebestöcke pro 1 ar oder 100m2.
ergibt einen mittleren Ertrag von ca 200 kg/a.

Bei uns hobbywinzern und PIWI Reben kannst du mit der Hälfte also 100 kg bei 1 a Fläche rechnen. Die Anzahl der Reben hat 2. Prio. Erste Prio hat die Anzahl der Augen pro m2. Aber nie mehr als 10 Augen pro Rute.
Für 50 l Wein benötigst du 60 kg Ertrag, 60 m2 Fläche und bei obigen zeilenabstand knapp 30 Rebstöcke je 10 Augen.

Grüße

Robert
robertovino
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Beitrag von Dreizehn »

robertovino hat geschrieben:... ergibt einen mittleren Ertrag von ca 200 kg/a.

(1) Bei uns hobbywinzern und PIWI Reben kannst du mit der Hälfte also 100 kg bei 1 a Fläche rechnen.

(2) Für 50 l Wein benötigst du 60 kg Ertrag, 60 m2 Fläche und bei obigen zeilenabstand knapp 30 Rebstöcke je 10 Augen...
(1) Hast Du eine Erklärung dafür, warum wir als Hobbywinzer nur die Hälfte der Ertrags erzielen können (wobei hoher Ertrag allein nicht das Gelbe vom Ei ist)?

(2) Für 50 l Flaschenwein braucht man mehr als 60 kg, etwa 75–80 kg. In guten Jahren können das aber 30 Reben schaffen (je nach Sorte.

Grüße, Dreizehn
Traubenstolz
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Beitrag von Traubenstolz »

Hallo Oberhenne,

welche Art Rotwein trinkst Du denn gerne? Trollinger, Lemberger, Spätburgunder oder eher südländische Richtung um nur einige Richtungen zu nennen.

Grüße Traubenstolz
robertovino
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Beitrag von robertovino »

hallo Dreizehn

Meine Zahlen zum Ertrag sind gemittelt und grob. Bei entsprechendem schnitt kann man auch 220 kg pro ar in guter Qualität ernten.

Worauf es mir ankommt- nicht die Anzahl der Rebstöcke ist entscheidend für den Ertrag, sondern die Fläche. In einigen Anbaugebieten ist es heute noch üblich 2 Bögen pro Stock anzuschneiden bei größerer Fläche und ohne größere Q-Einbußen. ich rate nicht dazu. Dann würden schon 15 reben für das beispiel oben reichen.

Dass wir hobbywinzer weniger ernten, ist meine vorsichtige Einschätzung:
- Wir schneiden weniger professionell an.
- PIWI Reben ertragen in der Regel weniger.
- Wir spritzen weniger, ich statt 7x nur 3x pro Jahr und haben dann mehr Ausfälle.
- Höherer Vogelfrass durch kleinere Flächen meist angrenzend an Gärten.

Grüße

Robert
robertovino
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Beitrag von Oberhenne »

Also,
nun mal eins nach dem anderen.

Zunächst zur Lage.

Googelt einfach mal nach tagblatt.de + webcam, dann schaut ihr direkt auf den Hang.

Zur Frage welchen Wein ich bevorzuge, kann ich eher weniger sagen. Ich hatte sowohl gute, als auch schlechte Trollinger, gute als auch schlechte Lemberger...so dass ich mich weniger auf eine Sorte, denn einfach auf meinen persönlichen Geschmack festlege.
Einen der besten Weine, den ich bisher hatte war der Cateau La Tour Figeac Grand Cru. War aber ein teurer Jahrgang.

Bezüglich dedes Bodens haben ich übrigens rausgefunden, dass es sich um Lehmboden handeln müsste.

Was kostet denn so ein Piwi-Stock circa? Etwa ein Cabernet Jura, der kam bei diveresen Google-Treffen recht gut weg.

[Dieser Beitrag wurde am 23.01.2010 - 15:09 von Oberhenne aktualisiert]
Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

robertovino hat geschrieben:(1)Bei entsprechendem schnitt kann man auch 220 kg pro ar in guter Qualität ernten.

(2) Worauf es mir ankommt- nicht die Anzahl der Rebstöcke ist entscheidend für den Ertrag, sondern die Fläche. In einigen Anbaugebieten ist es heute noch üblich 2 Bögen pro Stock anzuschneiden bei größerer Fläche und ohne größere Q-Einbußen. ich rate nicht dazu. Dann würden schon 15 reben für das beispiel oben reichen.

Dass wir hobbywinzer weniger ernten, ist meine vorsichtige Einschätzung:
(3) - Wir schneiden weniger professionell an.
(4) - PIWI Reben ertragen in der Regel weniger.
(5) - Wir spritzen weniger, ich statt 7x nur 3x pro Jahr und haben dann mehr Ausfälle.
(6)- Höherer Vogelfrass durch kleinere Flächen meist angrenzend an Gärten.
Hallo Robert,
wir bewegen uns jetzt zwar etwas neben der eigentlichen Frage, aber ein paar Sachen muss ich gerade rücken (belegbar):

(1) Bei Massenträgern wie z.B. Dornfelder oder Müller-Thurgau auf entsprechenden Böden, Düngung und Klima sicher möglich. Gute Qualität? Sicher nicht, weil

(2) die gesetzlich zulässigen Vermarktungsmengen sehr viel niedriger festgesetzt wurden, z.B. für das Gebiet Oberrhein unabhängig von Qualitätsstufe und Rebsorte auf 90 hl pro ha – aus gutem Grund, um die Qualität in schlechten Jahren nicht zu sehr in den Keller rutschen zu lassen. Weil’s einfacher ist, rechne ich mal 1 l = 1 kg, macht bei 9000 l = 9000 kg. Als Wein wären das rund 75 % des Traubenertrags; der Ertrag beträgt also etwa 12.000 kg/ha = 1,2 kg Trauben pro m2 bzw. 120 kg pro Ar. Es ist ziemlich gleich, ob man, um beim Ar zu bleiben, die Fläche mit 50 Stöcken (mit je 2 m2 Standraum) bepflanzt oder mit 25 Stöcken (mit je 4 m2 Standraum und entsprechen stärkerem Anschnitt). Das WBI Freiburg führt dazu interessante Versuche durch, z.B. auch die entgegen gesetzte Version mit Engpflanzung: bei 2 m Zeilenbreite beträgt der Stockabstand nur 0, 5 m, also nur 1 m2 Standfläche pro Stock.

(3) Das ist doch sehr vom Einzelnen abhängig.

(4) Das ist so nicht richtig, es ist bei Piwis so wie bei den klassischen Sorten.

(5) Ja, zum Glück. Ich spritze auch nicht mehr. Aber Ausfälle sind erstens viel seltener und zweitens auch drastisch geringer als in schlechten Herbsten bei den klassischen Sorten. 2009 wurde viel über Pero geklagt, bei mir null. Und Botrytis – nur einzelne Beeren an wenigen Trauben.

(6) Das stimmt natürlich. Aber mit Netzen bekommt man das Problem 100%ig in den Griff.


@oberhenne
Stockpreis beträgt um die 3 Euro. Frag mal einen Rebveredler in Deiner Gegend, ist doch Weinbaugebiet. Meine Empfehlung: 50 Stöcke pflanzen, und wenn Dir der Ertrag zu hoch sein sollte, Ertrag reduzieren. Dafür erntest Du mehr Zucker und Aroma. Weil Du Deine Sortenfrage auch im Wforum gestellt hast und Herr G., ein sehr guter Fachmann, u.a. Solaris empfohlen hat: ich halte die Sorte als zu früh für Deine Lage. Ich erziele hier im Norden damit praktisch immer über 100°Oe. Bei Dir würden die Weine viel zu wuchtig und alkoholbetont.

Grüße, Dreizehn


PS. Wegen C. Jura die Rebschule Freytag in Neustadt fragen.
Oberhenne
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Beitrag von Oberhenne »

Dreizehn hat geschrieben:
@oberhenne
Stockpreis beträgt um die 3 Euro. Frag mal einen Rebveredler in Deiner Gegend, ist doch Weinbaugebiet. Meine Empfehlung: 50 Stöcke pflanzen, und wenn Dir der Ertrag zu hoch sein sollte, Ertrag reduzieren. Dafür erntest Du mehr Zucker und Aroma. Weil Du Deine Sortenfrage auch im Wforum gestellt hast und Herr G., ein sehr guter Fachmann, u.a. Solaris empfohlen hat: ich halte die Sorte als zu früh für Deine Lage. Ich erziele hier im Norden damit praktisch immer über 100°Oe. Bei Dir würden die Weine viel zu wuchtig und alkoholbetont.

Grüße, Dreizehn


PS. Wegen C. Jura die Rebschule Freytag in Neustadt fragen.
Hallo Dreizehn,

der empfohlene Solaris ist doch m.W. ein Weisswein und von daher eh nicht der richtige.

Was mich überrascht sinde deine veranschlagten 3 Euro pro Stock. Alles was ich bisher im Internet gefunden habe . lag so um die 10-13 Euro.

Gibts denn unter Euch jemanden der aus dem Großraum Tübingen/Reutlingen kommt.

[Dieser Beitrag wurde am 23.01.2010 - 18:04 von Oberhenne aktualisiert]
Dreizehn
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Beitrag von Dreizehn »

Du musst Wurzelreben nehmen, keine Topfreben.
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