Frostfestigkeit nach Rebschnitt

Tompson
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Frostfestigkeit nach Rebschnitt

Beitrag von Tompson »

Albi hat geschrieben:
Ich selbst habe aber die Erfahrung gemacht richtig zu schneiden erlernst Du nur in der Praxis.
Ja, da gebe ich DIR nun wieder recht. Wenn ich irgendwo in der gröberen Gegend wohnen würde wären mir ein bißchen Benzin und die 20 Euro das allemal wert.
Ich würde mich da auch gerne mal anständig auffrischen - ich mache nicht alles richtig, ist klar.
Aber 2 Tankladungen plus Unterkunft plus traurige Kinderaugen, weil Papa sich was extra gönnt ... ;)

Ich habe noch nicht mal angefangen zu schneiden. Heuer zuerst die Bäume, einige hatten letztes Jahr gar keine Pflege ?-| Und diese Woche ist erst mal wieder Winter :mrgreen:
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Kuli
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Beitrag von Kuli »

Tompson hat geschrieben: Ich sehe auf den Bildern ein oder zwei Möglichkeiten, ab Stamm einen neuen Etagenkordon zu ziehen, vielleicht könnten wir drüber reden. Den alten Arm wirst Du aber einbüßen :|
Habe am WE mit "schlechtem Gewissen" alles Mögliche was das Netz hergab über den Fächeraufbau und Kordonerziehung gelesen. Aber wie Ihr schon schreibt ist Theorie und Praxis leider nicht das gleiche ?-| Hier im Bergischen gibt es keine Möglichkeit einen Kurs zum Rebstockschneiden zu besuchen.

Tompson, du würdest also den dicken Kordon (li. im Bild) komplett bis zum Hauptstamm abschneiden? Und den jungen Kordon, den ich ja schon als Ersatz im Auge habe (der auf dem untersten Draht li.) zum Kordon ziehen?

Albi, der rotwein 2012 ruht seit 2 Wochen in den Flaschen. Die Verkostung beim Abfüllen war köstlich, leider sind es nur 12 Flaschen. :shock:
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Tompson
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Beitrag von Tompson »

Ich mißhandele Dein Foto morgen früh und schreibe was dazu ...
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Albi
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Beitrag von Albi »

Nach totalen Ausfall 2011 kann ich Heuer meinen Keller wieder etwas auffüllen,
aus 2012 habe ich 35 l Rot und 35l Weiß im Fass. Mit den Abfüllen lass ich mir noch etwas Zeit ich hoffe er schmeckt dann auch, habe schon lange nicht mehr probiert. Werde alles in Bag in Boxen abfüllen habe in den letzten Jahren gute Erfahrung damit gemacht.

Nach den Bildern würde den Rebstock ganz neu vom Stamm aus aufbauen.
Übrigens bei uns ist auch wieder eine Ars… Kälte und kein Wetter für den Garten.
?-|
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""Hast Du Wein in deiner Blutbahn,
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Beitrag von Albi »



wenn du den Stock nicht neu vom Stamm aus bilden möchtest könnt ich mir diese Lösung auch noch vorstellen.
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Beitrag von Tompson »

Bin leider nicht ganz Deiner Meinung, Albi.

Wenn Du den oberen Teil dran läßt, dann kannst Du auch beide oberen Arme belassen - scheinen mit "fruchtenden Enden" belegt zu sein. Aber dann setzt die Rebe die gesamte Wuchskraft im oberen Teil ein. Ich werfe da mal wieder den Fachbegriff Apikaldominanz in den Raum :schlecht:
Und da auch an den oberen Armen (Kordon kann man wohl nicht wirklich sagen) nur "Geweihe" geschnitten wurde, bringt es eigentlich nicht viel ... ?-|

Ich mache mich mal ans Malen, bitte noch einen Moment ...
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Beitrag von Tompson »

Bemerkung vorneweg, einen längeren Atem sollte man haben, wenn man so eine Verjüngung angeht. Ich habe es zweimal schon durch, nicht immer hat man befriedigende Ergebnisse - alles Natur ...


Radikale Methode:



Es steht nur noch ein Stamm. Das gut ausgebildete und für die Versorgung eines kompletten Stocks ausgelegte Wurzelwerk wird dafür sorgen, das sich am Stamm schlafende Augen aktivieren und Wasserschösser bilden. Sehr vermutlich in der Astgabel (Pfeil) und im oberen Bereich des übrig gebliebenen Stammes. Im unteren Bereich blendet man diese Austriebe, im oberen läßt man sie gehen. Nächstes Jahr wählt man zwei geeignete aus und biegt sie auf den unteren Draht.
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Möglichkeit 2:



Wir lassen diesen unscheinbaren Stumpel mit seinen zwei Ruten dran. Nicht sehr hübsch und sicher nicht nach Lehrbuch aber ...
ZUERST: Gucken, ob noch Leben in diesen 2 Ruten ist (das Innere der Ruten ist grün), zu diesem Zweck Auge für Auge vom äußeren Ende Richtung Stamm abschneiden, sobald man den lebenden Bereich erreicht hat, ist gut.

--> die gelben Kreuzchen heißen nicht "abschneiden", sondern sollen nur die benötigte Rute kennzeichnen


Das würde im Sommer etwa so aussehen. Kann nicht schaden, dem Stock auch ein paar "Ventile" zu bieten - ich nehme an, er wird recht ordentlich wachsen.
Weil nun der rechte Kordon nicht sonderlich gut gelegen ist, könnte man nächstes Frühjahr abermals die Schere ansetzen:


Auf der linken Seite wird 2014 das erste Mal zurückgeschnitten, währenddessen wir die stammnäheste (hoffentlich verwendbare) Rute auf den Draht biegen und als neuen rechten Kordon heranziehen.
Auf der linken Seite suchen wir uns Ruten vom Vorjahr aus, die schön nach oben zeigen und möglichst mindestens 20cm voneinander entfernt sind, besser 30cm. Ob das funktioniert, weiß aber nur der große Gasförmige ;) Die schneidet man auf EIN sichtbares Auge zurück. Sodann treiben theoretisch dieses sichtbare Auge sowie das Achselausge - welches man zumeist nicht sieht - aus und bilden die Vorraussetzung für einen Zapfenschnitt.

Wird dann auch noch eine zweite Etage gewünscht, kann man das wiederum 2015 aus einer stammnahen Rute realisieren.

Der Zapfenschnitt an sich, die zweite Etage ... das sollten wir dann weiter besprechen ;)

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Ich reklamiere nicht die ultimative Lösung für mich. Hat noch jemand weitere??? :?:

[Dieser Beitrag wurde am 12.03.2013 - 14:03 von Tompson aktualisiert]
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Beitrag von Tompson »

Oje, kann man viel auf den Bildern sehen? Notfalls mache ich mich morgen früh nochmal dran :(
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Beitrag von Kuli »

Vielen lieben Dank Tompson,
kann ich nicht nur den linken (draufsicht) Kordon bis zum Stamm abschneiden?
Leben ist reichlich drin, leider erst nach 2,5m nach Stamm.
Meine Hoffnung ist, dass sich die Rute (hängt auf dem Bild hinter dem Kordon, auf dem unteren Draht li.-draufsicht)zum Kordon entwickelt. Von den schlafenden Augen habe ich im Netz gelesen, vielleicht habe ich ja Glück und es gibt tatsächlich eins.
Der Kordon re. unten(draufblick)ist auch unglücklich, du schlägst vor auch ihn abzuschneiden? Das würde ich gerne im nächsten Stepp also nächstes Jahr machen.
Die radikale Methode, den Stamm bis auf den unteren Draht abzuschneiden bringe ich nicht über das Herz :?:
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Beitrag von Tompson »

So, nochmals ein bißchen größer ...

Sorry, folgendes ist nicht brutal gemeint, irgendwie muß es ja ausdrücken ;)

"kann ich nicht nur den linken (draufsicht) Kordon bis zum Stamm abschneiden? Leben ist reichlich drin, leider erst nach 2,5m nach Stamm."

Leben ist im ganzen Stock. Durch den Schnitt schafft man sozusagen nur die Ventile. Versaut man es, verlagern sich diese Ventile halt nach außen.
Solange man jetzt zuviel stehen läßt, HAT der Stock also genug Ventile im linken und rechten Außenbereich oder - wenn Du meinethalben links und rechts abschneidest - dafür dann immer noch eben oben. Und oben ist besonders blöd, weil die Rebe als ehemalige Kletterpflanze bestrebt ist, nach oben zu wachsen und dem Dschungel zu entkommen. (womit ich nicht Deinen Garten meine, sondern den ursprünglichen ... )
Der über gebliebene Stock wird nun also NICHT seine Notventile öffnen - sprich die schlafenden Augen, um mal wieder einen sinnvollen Begriff zu verwenden.

"Meine Hoffnung ist, dass sich die Rute (hängt auf dem Bild hinter dem Kordon, auf dem unteren Draht li.-draufsicht)zum Kordon entwickelt"
Meinen wir jetzt nicht die selbe? Die gelb markierte auf dem zweiten Bild in meinem Beitrag? Bitte noch mal gucken, vielleicht siehst Du jetzt mehr.

" Von den schlafenden Augen habe ich im Netz gelesen, vielleicht habe ich ja Glück und es gibt tatsächlich eins."
Die gibt es aber siehe oben.

"Der Kordon re. unten(draufblick)ist auch unglücklich, du schlägst vor auch ihn abzuschneiden? Das würde ich gerne im nächsten Stepp also nächstes Jahr machen."
Könnte man auch nehmen aber damit bildet man quasi zwei Stämme, was man wiederum zu vermeiden versucht. Und siehe oben. Und warum die Quälerei über mehrere Jahre hinziehen? Immerhin schafft man durch das zurückschneiden verdammt große Wunden ...

Ah, übrigens. Du kannst im Frühjahr, wenn die Sonne rauskommt, mit solchen großen Rückschnitten bequem Wassereimer füllen. Keine Panik, der Rebstock wird gewaltig bluten, das ist normal.

"Die radikale Methode, den Stamm bis auf den unteren Draht abzuschneiden bringe ich nicht über das Herz"
Ja, die Diskussion wird man immer haben. Ich gebe auch gerne zu, einen der zwei durch mich betreuten Rückschnittmaßnahmen habe ich 2 Jahre später durch eine neue Rebe ersetzt - der Kamerad war wohl zu alt und wuchs überall, nur nicht, wo gedacht. So alt scheint Deine rebe aber noch nicht zu sein.

Die Entscheidung bleibt bei Dir.
*schwarzen Peter rüberschieb*
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Beitrag von Albi »

Wir liegen ja nicht soo weit auseinander, aber meiner Meinung nach ist ein neuer Stockaufbau immer noch die bessere Lösung. Eine Neuanpflanzung wäre aber vermutlich die sinnvollste Lösung und schneller ertragreicher als eine Not OP. Ich habe mir den Stock noch mal genauer angesehen sehr gesund sieht der ja nicht mehr aus.
Nun wird es Dir hoffentlich nicht schwer fallen die Richtige Entscheidung zu Treffen.

Glück auf Albi :schlecht:

einen Jungen aufzubauen und nach seinen Vorstellungen zu erziehen macht doch mehr Spass als einen Alten versuchen zu ändern oder zu pfegen !!!

[Dieser Beitrag wurde am 12.03.2013 - 15:56 von Albi aktualisiert]
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Beitrag von Kuli »

Vielen lieben Dank Tompson,

habe Deine Antworten rauf und runter gelesen, muß mich aber als Frau outen. Und als Frau (da kann mein Mann ein Lied von singen) kann ich einfach nicht so brutal vorgehen. :(
Deine Ausführungen sind alle plausibel für mich, Du hast Dir ja ordentlich Fachwissen angeeignet- Hut ab!

Ich bin für die Minimallösung mit mir bewußtem hohen Risiko. Sei bloß nicht sauer ?-|

Sobald es wieder etwas wärmer ist, schneide ich die beiden untersten "Arme" ab.
Mal sehen was passiert, die Boscoop Glory nimmt einem ja nichts übel. So hätte ich die Chance auf ein paar Trauben von dem Stock.

Mein Plan ist, eine neue Boscoop Glory im Abstand von einem Meter li. daneben zu setzen (ist doch hoffentlich nicht zu eng?) und nur in die linke Seite an der Trennwand und dann am Haus weiter zu lenken. Dann werde ich mich allerdings disziplinieren und schneiden bevor es "zu spät" ist.
Die Boscoop Glory an der Südseite des Hauses, muß ich mit dem Wissen was ich nun habe, auch nochmal schneiden :( sonst gibt es da auch bald viel "Fruchtleestand".
Dazu kommt an der Pergola die Muskat bleu, da konnte ich mir auf der Seite "fassadengrün" viel anlesen.
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