Roséwein 2018

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Kirschwein
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Roséwein 2018

Beitrag von Kirschwein »

Hallo,

nachdem ja die meisten Winzer sagen, dass dieses Jahr ein Traum-Sommer für Weinreben war, hier mal ein paar aktuelle Bilder von unserer Hauswand, wo ein roter Rebstock gedeiht... Sorte nach wie vor nicht bekannt, wurde vor ca. 38 Jahren mal als kleines Pflänzchen im Baumarkt gekauft. Möglicherweise Roter Muskateller.

Das ganze wächst an einer Hauswand:

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Zu sehen ist auf dem Bild nur ein Teil der Rebfläche, vielleicht knapp die Hälfte dessen, was der Rebstock an diesem Hausgiebel abdeckt. Wie man am rechten Bildrand gerade noch erkennen kann, befindet sich unterhalb dieses Giebels eine Garage, und auf das Garagendach muss ich jedesmal drauf um zumindest den "rechten" Teil des Rebstocks zu versorgen. Jedenfalls, wie man sehen kann, ist das ganze bereits unter einem Vogelnetz verpackt. Die Vögel beschweren sich auch schon, dass sie nicht an die mit jedem Tag leckerer werdenden Trauben rankommen... :D

Rein ertragsmässig für diesen Rebstock wirklich ein gutes Jahr. Gemessen am Alter des Rebstocks (fast 40 Jahre) kann man mit dem Ergebnis wohl mehr als zufrieden sein. Leider komme ich aufgrund eines schweren Bandscheibenvorfalls nicht mehr so oft dazu, aufs Garagendach zu klettern und an der Hauswand rumzukraxeln, deswegen hat leider in den letzten Jahren die Reberziehung etwas gelitten.

Vor etwa einer Woche habe ich dann die Traubenzone entblättert.

Hier der momentan in etwa durchschnittliche physiologische Reifegrad der Beeren:

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Die Photos wirken einen Tick heller als die Wirklichkeit, d.h. das Violett der Trauben ist schon ein bisschen intensiver als hier auf den Bildern.

Das ist für Anfang September mehr als SEHR gut. Kann mich nicht erinnern, dass ich jemals schon so früh im Jahr so gut gereifte Trauben gesehen hab bei uns. Der Beerendurchmesser ist auch größer als sonst.

Mostgewicht ist im Moment in etwa (bei den bereits voll gefärbten Beeren) zwischen 55 und 70 °Oe. Auch das hab ich noch nie Anfang September erreicht.

Ach ja, und ganz links am Giebel wächst auch ein Weinstock mit weissen Trauben. Der hat in den letzten Jahren immer ein wenig im Schatten des viel ausladenderen roten Weinstocks vor sich hinvegetiert, aber nachdem ich den weissen Weinstock letztes Jahr mal sehr stark zurück geschnitten hab, scheint das wie eine Verjüngungskur für ihn gewesen zu sein, und er produziert jetzt wieder sehr süße und kraftvolle Trauben, wenn auch sehr viel wenigere.

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Also, die Weinlese kann kommen... :D Bisher war der Lesetermin in etwa immer Ende November bis Anfang Dezember, je nachdem wann der erste (Boden-)Frost kam. Da der Weinstock im kalten Norddeutschland steht, muss man normalerweise jedes letzte Oechsle-Grad rauskitzeln, das einem die Herbstsonne noch gönnt. Aber ich könnte mir vorstellen, dass dieses Jahr die Lese deutlich früher sein wird.

Das durchschnittliche Mostgewicht meiner Maische vor der Aufzuckerung war meistens so um die 65 °Oe. Wenn das aber hier so weiter geht, dann könnte die Maische ohne Nachhelfen zumindest so Werte um die 80 bis 85 °Oe errreichen.

Da ich ja eh keinen verkehrsfähigen Wein produziere, wird jedesmal mit Haushaltszucker aufgesüßt zum Gärbeginn, meistens so in die Region um 90°Oe. Als Hefe nehme ich jedes Mal Bioferm Aromatic. Und aus dem ganzen wird dann immer ein halbtrockener Roséwein mit um die 13%. Roséwein deshalb, da die Trauben eh meistens nicht so tiefrot werden, dass ein wirklicher Rotwein draus werden würde. Also wird meistens nach etwa einer Woche der Wein von der Maische abgezogen, dann hat er wenigstens eine intensive Roséfarbe. Klar könnte ich den Wein auch einfach ein paar Wochen auf der Maische lassen, aber da vor allem in kühlen Jahren noch merklich unreife Tannine im Lesegut stecken, muss ich den Wein eher auf einen leichteren Gerbstoffgehalt trimmen. Die Feineinstellung erfolgt dann am Ende mit einer leichten Gelatineschönung. Ne Alternative wäre, vielleicht einen blanc de noirs zu machen, aber an ne Saftgärung bei Traubenwein hab ich mich noch nicht rangewagt.

Ansonsten bekommt mein Wein immer noch ne Weinsäure-Kältefällung, indem er mitten im Winter wenns richtig Frost gibt ne Woche in der Garage auf dem Boden steht (das klappt ohne Probleme bis ca. -15°C Außentemperatur), und je nachdem wie das Äpfelsäure-Weinsäure-Verhältnis in nem bestimmten Jahr ist, wird vorher (?) noch vorsichtig mit Acidex gefällt.

Rein mengenmässig reicht das was an diesem Weinstock wächst in ertragsstarken Jahren, so wie auch dieses Jahr, in etwa für 14-15 Liter Maische. Das heißt, am Ende von allem hab ich immer so bis zu 15-16 Flaschen fertigen Wein. Damit kann man glaube ich ganz zufrieden sein.


Schauen wir mal, was am Ende aus meinem Wein wird... die Voraussetzungen sind auf jeden Fall dieses Jahr SEHR gut... ;)
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Re: Roséwein 2018

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Gerade die dunklen Trauben sehen ja wie gemalt aus. Dann mal viel Erfolg ;)
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Kirschwein
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Re: Roséwein 2018

Beitrag von Kirschwein »

Danke... ich werd mir Mühe geben... ;)

Ich bin immer noch nicht ganz sicher, welche Rebsorte die roten Trauben eigentlich sind. Vorschläge und Ideen hierzu sind willkommen.

Merkmale:

große, kugelförmige Beeren (bis zu 1,5 cm Durchmesser und mehr), dicht- bis lockerbeerig, vorwiegend trichterförmige Trauben, Farbintensität der Beerenhaut im vollreifen Zustand eher mittel, grünes (weißes) Fruchtfleisch, deutlicher Muskatton, sowie Fruchtaromen die an rote Beeren und Maracuja erinnern. Erntereif sind sie meistens Ende November, was aber auch am kalten norddeutschen Klima liegen kann. Der daraus resultierende Roséwein hat je nach Maischzeit eine kräftig rubinrote Farbe. Mittlere Pilzresistenz, vor allem in kühlen und feuchten Jahren Neigung zu Mehltau.

Bei meinen Recherchen die letzten zwei Tage bin ich auf die Rebsorte Muskat-Trollinger gestoßen. Diese hat wohl Tradition als Tafeltrauben, aber in Baden-Württemberg wird hieraus auch Rosé- und Rotwein hergestellt. Gegenüber der "normalen" Blauen Muskattraube hat der Muskat-Trollinger wohl auch eine etwas weniger intensiv gefärbte Beerenhaut, weswegen ich hauptsächlich auf diese Rebsorte gekommen bin.

Links die (noch nicht vollreifen) Trauben an meinem Weinstock, rechts ein Bild von Muskat-Trollinger von Wikipedia.

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Re: Roséwein 2018

Beitrag von Igzorn »

Es hilft die Blattform zu vergleichen. Die Profis sehen es auch daran. Ich kann da nix erkennen.
Ist das Trinkgefäß erst leer, macht es keine Freude mehr. ... Rechtschreibfehler kommen alle durch dem Handy...
Kirschwein
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Re: Roséwein 2018

Beitrag von Kirschwein »

ok, hier dann mal zwei Blätter von dem roten Rebstock.

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Vielleicht gibts hier ja tatsächlich ein paar "Kenner", die die Rebsorte daran (zusammen mit den anderen Infos) erkennen können... wär natürlich super... vor allem, damit ich endlich mal weiß, was ich auf meine Flaschen schreiben soll... :D
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