Online-Hilfe für den Neuling

ameo
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Online-Hilfe für den Neuling

Beitrag von ameo »

Guten Tag, -
ich bin neu in diesem Forum,- weshalb ich mich und meine önologischen Probleme gerne vorstellen möchte.
Ich mach seit Jahren Wein,... immer was falsch... nie richtig trinkbar.
Ich habe eine kleine Datscha in Südfrankreich. Dazu gehören auch 100 Weinstöcke.
Da ich den Altersvorruhestand noch knapp nicht erreiche und einen schulpflichtigen Sohn habe, verbringe ich nur die Schulferien im Süden.

Ich möchte diesen Beitrag starten, und wenn es recht ist, immer dann fortführen, je nachdem, wie der Fortschritt in der Weinherstellung sich gestaltet, ... und sich daraus die Probleme ergeben.
Übrigens, meine Trauben sind rot (Wahrscheinlich Syrah) und ich will einen leichten Rotwein oder Rosé machen.
Also,- jetzt geht´s los:
Ich fliege am 20.9. mit Ryanair zur Weinlese. Habe aber nur 3 Tage Zeit.
Als erstes setze ich meinen Gärstarter an, denn ich habe Anchor NT50 mitgenommen.
Frage: Hat schon jemand in kleineren Mengen damit gearbeitet und wie wird das gemacht.
Ich mache dann am ersten Tag den Wein ab, kontrolliere mit meinem Refraktometer den Öchsle° (Der hoffentlich höher 90 liegt) sortiere die schlechten Trauben aus und jage den Rest durch einen manuellen Entrapper, den ich von meinem Nacharn leihe.
Am Abend sollte ich fertig sein und lasse dann die Plastikbütte mit der Maische über Nacht abgedeckt stehen.
Fragen: Soll ich direkt nach dem Maischen Antigel hinzugeben. Soll ich den Gäransatz schon jetzt hinzugeben. Soll ich schon leicht schwefeln. Soll ich noch einen weiteren Tag den Most auf der Maische stehn lassen,- als statt einem zwei Tage ??

Am nächsten (oder übernächsten) Tag presse ich mit meiner Mini-Spindelpresse die Maische ab. Je nach Menge (Werden so 50 bis 70 ltr. sein) fülle ich den Most in ein Gärfass oder mehrere Glas-Ballone, mach Gärspunde drauf. Am abend vor dem Rückflug sauge ich noch den Trub vom Boden ab. Heimflug,... wobei ich 3 Wochen später anlässlich der Herbstferien wieder bei meinem Wein bin.

Falls jemand so lieb war, bis hierhin zu lesen: Ist das soweit richtig, was ich da mache ??
Gruß und Danke
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Hallo und willkommen.

Zum Wein aus Trauben kann ich so nicht viel sagen, aber vielleicht verschiebt unser Admin den Thread ja in das passende Unterforum, hier sind mehr die Beeren-Leute.

Aber ein paar allgemeine Sachen kann ich sagen.

1. Anchor NT50 kenne ich so nicht, aber zwei andere Sorten. Die sind kugelig und ich habe bei mir festgestellt, dass es besser ist sie erst aufzulösen und das sie etwas brauchen um loszulegen. Daher ist die Idee mit dem Gärstarter gut. Ansonsten ist es wie bei jeder Hefe.

2. Es spricht nichts dagegen, dass Antigel direkt abends in die Maische zu geben. Dann kann es schon wirken. Oft steht da etwas von 12Std. Einwirkzeit, aber warum nicht länger.

3. Je früher die Maische anfängt zu gären, desto schwerer haben es Fremdhefen und Keime Unheil anzurichten. Also je früher desto besser. Denn Gärstarter kann man ja am Nachmittag ansetzen und dann abends dazugeben.

4. Schwefeln hemmt nicht nur die bösen Keime sondern auch die Hefen. Wenn Du sowieso schon auf die Qualität Deiner Trauben achtest, praktisch eine Beerenauslese, dann sollte ein Schwefeln überflüssig sein.

5. Je länger die Maische gärt, desto röter wird dein Rose.

6. Trub vom Boden absaugen habe ich nie gemacht. Erst am Ende der Gärung, wenn er sich absetzt habe ich dem Wein vom Trub gezogen. Ich denke er stört nicht.

Zum Rest traue ich mich nichts zu sagen, nur dass Du anscheinend ein schönes Programm hast und ich trotz eines solchen Programmes auch gerne nach Südfrankreich fahren würde :shock:

Schau mal auf der Homepage nach, da steht auch noch etwas über "richtigen" Wein aus Trauben.
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Beitrag von Professore »

Herzlich Willkommen im Forum!

Da hast Du Dir ja einiges vorgenommen!

Ich bin jetzt kein Spezialist für Traubenweine, da werden sich sicher noch die Profis melden.

Folgendes gilt aber sicher auch für Traubenweine:

- ich kenne die Anchor NT50 nicht, aber einen Gärstarter setze ich immer mit 0,5 l Flüssigkeit,
5 g Nährsalz und 50 g Zucker an.

- das Antigel würde ich gleich dazu geben, genauso den Gärstarter. Je länger man wartet, desto länger
können unerwünschte Hefen wachsen.

- das Schwefeln würde ich lassen, sollte auch nicht nötig sein, da Du die schlechten ja aussortierst.

Das größte Problem dürften die drei Wochen sein, die der Wein ohne Aufsicht steht. Da kann viel
passieren. Gibt es niemanden, der mal nach dem rechten sieht, eventuell das Wasser im Gärspund
wechselt usw?
Je nach Temperatur kann die Gärung schnell vorbei sein.

Und was meinst Du mit:
ameo hat geschrieben:Am abend vor dem Rückflug sauge ich noch den Trub vom Boden ab.
??

Gruß

Jochen


Zweiter Sieger :D

[Dieser Beitrag wurde am 12.08.2010 - 10:36 von Professore aktualisiert]
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ameo
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Beitrag von ameo »

Erster Beitrag, ... und schon gleich verkehrt.
Habe den Mod. gebeten in das richrige Forum zu verschieben. Sorry "
Professore
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Beitrag von Professore »

Gibt schlimmeres!

Gruß

Jochen
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Ameo hat geschrieben:... und schon gleich verkehrt.
Habe den Mod. gebeten in das richrige Forum zu verschieben.
Verkehrt nicht unbedingt, Weintrauben sind ja auch nur Beeren :D

Es wird halt nur leichter von den richtigen Leuten (wieder-) gefunden, erhöht somit die Chance auf passende Antworten.
Auch für einen späteren Leser mit ähnlichen Problemen.
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Birgit
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Beitrag von Birgit »

Ich hab dann mal geschubst ;)

Ich würde am ersten Tag reichlich Antigel zur Maische geben und die Maische 12 Stunden stehen lassen und auch schwefeln (bitte kein Aufschrei, ist Traubenwein und steht dann halt noch weiter ohne Gärung).

Dann Abpressen und nochmals Antigel zum Saft und möglichst kühl stellen. Kurz vor dem Abflug den Wein vom Trub abziehen und den Hefeansatz und das Nährsalz zufügen und wenn nötig aufzuckern. Achte darauf das Du wirklich ausreichend Steigraum hast, nicht das der Weinling überläuft und die Sperrflüsigkeit während deiner Abwesenheit nicht intakt ist.


Gruß Birgit
Aus dem Feuerquell des Weines, aus dem Zaubergrund des Bechers,
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Sorry, aber ich antworte nicht auf PMs, die inhaltlich ins Forum gehören!

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Beitrag von fibroin »

Hallo ameo,
was mich bei dieser Art der Weinmachung stören würde ist die Nichtanwesenheit beim Traubenreifen und beim Gären. Es ist förmich eine Passion, täglich die Trauben zu kontrollieren, den Erntezeitpunkt optimal feststellen, zügig lesen und das Erntegut zur zu Gärung bringen. Dann gehört die Gärung auch noch täglich kontrolliert.

Das alles kannst du bei einem weit entfernten Weingarten nicht haben. Daher besteht schon die Gefahr, dass der Wein nicht optimal wird. Die Tipps, die dir hier gegeben worden sind, sind gut, aber Gären ohne tägliche Kontrolle, der Gedanke wäre mir unerträglich. Das lässt sich bei deiner Situation nicht ändern, darum die Frage, kannst du die Trauben nicht mit nach Hause nehmen und dort verarbeiten? Vielleicht bekommst du dann einen optimaleren Wein hin.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

fibroin hat geschrieben:kannst du die Trauben nicht mit nach Hause nehmen und dort verarbeiten?
Flieger sind sehr restriktiv, was die Mitnahme von Flüssigkeiten, selbst in Kleinpackungen (wie Beerenhüllen) ab gewissen Mengen angeht 8-)

Er will 50l, dann hat er wohl 70-80kg Trauben? (Bin kein Weinleser)

Aber ich wußte es doch, Trauben sind anders wie der Rest.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Die von Birgit vorgeschlagene Vorgehensweise entspricht der Vorgehensweise bei der Herstellung von Weißwein. Dann aber bitte nicht mit der üblichen Dosierung schwefeln, wenn die Träubchen gut vorsortiert sind sollten 0,1 bis 0,2 g Schwefel pro Liter völlig reichen.

Damit der Rosecharakter besser wird würde ich allerdings eine, wenn auch kurze, Maischegärung empfehlen. Also nicht schwefeln, für eine rasche Angärung sorgen (warm stellen, Gärstarter, Anchor-Kügelchen gut vorquellen lassen...), Nährsalz nicht vergessen.

Um das Problem mal etwas näher einzukreisen und hoffentlich auch zu lösen: Warum genau war dein Wein denn in den vergangenen Jahren nicht trinkbar? Was schmeckte nicht, wie schmeckte er, gab es Weinfehler?

Du kennst die Homepage? Da gibt es übrigens auch ein Kapitelchen zum Traubenwein ;)

www.fruchtweinkeller.de/traubenwein/default.htm
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Beitrag von Dreizehn »

Na, 80 oder 100 kg zusätzlich zahlen bei Ryanair, da kann man fast die Maschine kaufen, falls die das überhaupt machen ...

Ich stimme mit Birgit weitgehend überein; die 2. Zugabe von Antigel und Schwefel halte ich allerdings für eine Ermessensfrage.

Nährsalz für die gesamte Mostmenge zugeben, bei Professore ist das etwas missverständlich, er hat das nur für den Gärstarter genannt.

Und kühl stellen auch für die Gärungszeit bzw. die 3 Wochen Deiner Abwesenheit (nicht höher als 20 °C, wenn’s geht).

Grüße, Dreizehn



Upps, FWK war schneller, ich lass’ das trotzdem mal so stehen
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Beitrag von Professore »

Dreizehn hat geschrieben: ... bei Professore ist das etwas missverständlich, er hat das nur für den Gärstarter genannt...
Stimmt, ich bin davon ausgegangen, dass er die Menge Nährsalz für seinen Ansatz selber weiß :P

Gruß

Jochen
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