Überhastete Rotweinmaische

PeterOst
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Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von PeterOst »

Hallo liebe Weinfans :-)
nach einigen Jahren bin ich wegen des super Sommers und der für Neuanfänger (relativ) vielen Traueben wieder schwach geworden und hab mein "Weinzeugs" rausgekramt. Die Wespen waren so eifrig, dass einiges an Beeren schon vom Anfressen vertrocknet war.
So hab ich (natürlich am Wochenende) schnell die Trauben geerntet (kleine, da erst 2-järig und unerzogen) und in einem Eimer mit den Händen zerdrückt (ca. 6,5kg, ergaben abgepult ca. 6 Liter Maische). Leider gibt es in unseren Baumärkten keine Weinabteilungen mehr bei uns, so dass ich eine alte Reinzuchthefe von MHD2016 nehmen musste.
In Apfelsaft angesetzt (mit etwas Nährsalz)begann sie aber umgehend zu arbeiten, so dass ich sie am nächsten Tag schon zukippen konnte. Mit einem Sieb hatte ich zuvor die Maische etwas zurückgedrückt, Traubensaft entnommen und gut 100°Oe gemessen - oder sollte ich sagen: geschätzt?*lach* ;) . Von der Idee der Nachzuckermethode war ich begeistert, so dass ich nix an Zucker dazu gab.
Nach einigen Tagen nahm die Heftigkeit (ca. 1Blubb alle 3 Sekunden) stark ab, so dass ich meinte, das wärs. In meiner Not hatte ich eine telefonische Privataudienz mit unserem Chef hier trotz Arbeitszeit ergaunert ;) und bekam neuen Mut! Hatte allerding inzwischen etwas Zucker, 90g, und einige Krümel Trockenhefe zugegeben.
Ich weiss nicht, was im Ballon da passiert: fl. Hefe "Bernkastel", max 18% gegen Moonshiners Trockenhefe max 20% - ist da jetzt Krieg, oder überlebt nur die stärkere?
Inzwischen hab ich 290g Zucker nachgekippt und es schmeckt immer noch furztocken ;-).
Mit 100°Oe, glaubte ich theoretisch auf 12% zu kommen. Um auf 15% zu erhöhen, dachte ich ca. 375g Zucker zu benötigen.
Doch wie ich jetzt glaube gelernt zu haben, wird Hefetot erst bei ca. 19-20% eintreten? Also noch ordentlich Zucker nach?
Am liebsten möchte ich die Maische vollständig auspowern - wie lange kann ich maximal stehen lassen?
Muss mir erst ein Presssack kaufen; sonst muss ich eben schnell durchs Tuch drücken.
Das Forum ist zum Lernen ja wunderbar!!! Doch im "Zugzwang" der Zeit brauch ich euren Rat, da alles zu erlesen zeitlich irrelevant wäre - sorry.
Meinen alten Zugang hatte ich auch nicht mehr gefunden, daher bin ich froh, wieder aufgenommen worden zu sein - danke!
Liebe Grüße, Peter
p.s. da ich im Rechnen total schwach bin, werde ich sicher völlig falsche Werte benutzt haben - bin für jeden Tip dankbar!
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Re: Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von Bahnwein »

Je länger du mit dem Abpressen wartest, desto mehr Stoffe, wie zum Beispiel Tannine, gehen in den Wein über. Das ist also eine Geschmacksfrage. Ich bin kein Traubenweinspezialist, von daher traue ich mich nicht, dir eine maximale Verweildauer zu nennen. Die Homepage sagt glaube ich zwei Wochen, oder manchmal auch länger.

Wenn du die Nachzuckermethode nutzen möchtest, die ist allerbestens auf der Homepage beschrieben. https://fruchtweinkeller.de/Wine/zucker.html
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Chesten
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Re: Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von Chesten »

Ergänzend kann ich dir noch das Sonderthema von der Homepage ans Herz legen:

https://fruchtweinkeller.de/traubenwein/index.html
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
PeterOst
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Re: Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von PeterOst »

Danke Bahnwein, besonders für den Tip mit den Taninen/ dem Tanin.
Also kann man die optimale Menge nur durch "schmecken" finden?
Werd mal sehen, ob ichs noch retten kann ;)
Diese Menge (2-3Wochen) las ich auch oft. eine quanitative Angabe, besonders für so "kleine Mengen" ist sicherlich auch problematisch.
Herzlichen Dank für die schnelle Antwort :-)
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PeterOst
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Re: Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von PeterOst »

Danke für die lieben tips zum Lesen.
Hab ja lange genug gelesen, doch mein brain ist kein super-cumputer... da werden die "Einstigsflags" oft verloren :-(
Die Seite vom Chef kenn ich gut!
Hab früher sogar erfolgreich Bananenwein hersgestellt - aber das ist ja nicht das Thema.
Die Frage ist nun eher die :-( endlösungf :-( ... bei gutem "Verständnis".
Lesen ist toll, aber handeln im engen Zeitrahmen setzt Zeit voraus, und Freunde, die in meinem Problem meine Fehler erkennen und helfen - danke
Wenn ich denke, bin ich? Denke ich, es ist, wie es ist!
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Nathea
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Re: Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von Nathea »

Du hast also 6 Liter Maische? Ich kann mich der Empfehlung nur anschließen, bei Deinen ersten Versuchen nicht die Früchte über die komplette Gärzeit mit dabei zu lassen.

Nimm Dir einen Handpresssack, presse alles da durch und schau, wie viel Weinling am Ende übrig bleibt.

Was den Zucker betrifft: Bei Deinen 6 Liter Wein, die Du beschrieben hast, benötigst Du pro 1 Vol. % Alkohol ca. 123 g Zucker. Das heisst für die Nachzuckermethode: Immer wenn die Gärung nachgelassen hat und der Wein furztrocken schmeckt, Alkohol messen. Dann für max. 1 Vol. % die passende Menge Zucker nachschütten, wieder gären lassen.

Wann Deine beiden Hefesorten "aufgeben werden", können wir Dir leider nicht sagen, geschätzt werden es aber um die 16 Umdrehungen werden. Ich hatte auch schon einen Wein mit 16,5 Vol. %. Da hilft nur Geduld.

Gruß,
Sylvia
PeterOst
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Re: Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von PeterOst »

Hallo Sylvia, danke für deinen Beitrag. Gern hätte ich die Früchte nun bald abgepresst, denn die Maische scheint mir sehr "flüssig" geworden zu sein, im Gegensatz zum Anfang. Leider ist mein alter Presssack wieder mal unauffindbar :-( Und bei den Händlern steht bei meinen Wunschprodukten leider immer: z.Z nicht verfügbar :-(. Ich möchte gern wieder einen Kunststoffsack haben. Mit dem ließ sich gut arbeiten ohne Angst zu haben, dass er aufreisst (wie es mir bei "Tüchern" schon passierte).
Trotz Benachrichtigungsoption kann ich die Lieferzeiten ja nicht beeinflussen; sie werden mit bis zu 4 Wochen angegeben.
Meinst du, ich kann den Wein so lange hinhalten?
Sonst wie gesagt halt vorsichtig durchs Tuch (wovor ich etwas Angst habe) - zugegeben: ein Weichei ;-).
Bei der heutigen Messung (vorsichtige Trennung Maische/Saft) hab ich einmal 17% einmal 15% - aber vielleicht sind noch zu viele Mikroschwebeteilchen drin? Daher habe ich aus Angst nur 60g Zucker nachgekippt.
Was meinst du: bei theoretischer Sättigung, also Zucker alles weg, Hefe kaputt - mit wie viel Zucker würdest du den sauren/trockenen Wein aufsüßen? Mir fehlt ein Maß, um mich dann ran zu tasten und den Wein nicht gleich zu versauen.
Aber er blubbert ja noch alle 2 Minuten ein mal.
Ab welcher Zeit (Zeit zwischen 2 Blubbs ) könnte man die Hefe für tot erklären?
Sorry für die vielen Fragen auf einmal - kannst ja in Etappen antworten.... so alle paar Monate mal? *lach*
Herzlichen Dank und Gruß, Peter
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Re: Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich benutze die Handpressbeutel praktisch nicht mehr, ich lege eine Stoffwindel doppelt in ein Sieb/Mostsieb mit großem Trichter, schütte den Quark darauf und lasse der Schwerkraft ihren Lauf. Dann wird ein bisschen nachgepresst. Die Zeiten wo ich mir die Finger dabei abbreche sind vorbei :pfeif:

Wenn er furztrocken ist hängt die erfoderliche Restsüße vom Säuregehalt und deinem Geschmack ab. Du könntest mal ganz vorsichtig mit einer Zuckergabe von 3 oder 4 g/l experimentieren. Die Restsüße muss auch nicht perfekt stimmen beim Abstich, es reicht wenn du sie vor dem Abfüllen fein einstellst.
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PeterOst
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Re: Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von PeterOst »

Danke Andreas,
wenn du so großzügig mit dem Wein umgehst, wirst du von größeren Mengen sprechen? ;-)
Mit meinen mageren 6 Litern ist mir jeder Tropfen, den ich der Maische abringen kann enorm wertvoll!
Deshalb mein Geiz! Dieses Jahr war wohl ein goldenes Geschenk an alle Früchte unter der Sonne *lach*.
Ja, obwohl ich als "Breitbadmusiker" sensible Finger haben sollte, sind sie im haushaltlichen Umgang leider oft zu fest ;-(
Ich brech sie mir aber gern weiterhin, weil ich "Naturtrübe" recht gehaltvoll finde *g*
Also, wann auch immer du meinst, dass ich den Wein als tot ansprechen sollte, werde ich meine 6 Liter mit etwa 18g Zucker versuchen aufzuheitern ;-) zumal ich ja hier gelernt habe, dass bei (üblicher) Haushaltszuckermethode diese etwas in sich "zusammenfallen" wird ;-)
Ich lerne grad, die (rest)Säure im Wein zu bestimmen.
Da die Blaulauge (als Indikator und Säurereduktion) ein Maß für die "interne Säure" liefert, brauch ich nur noch eine Spritze, die millimetergenau die Zugabe bestimmt (oder?) um den Säuregehalt (mehr oder weniger genau spezifisch) festzustellen.
Ist schon gut, die vielen "Fehlereinflussquellen" zu kennen.
Reicht ja, das subjektive Wohlschmecken zu erreichen *lach*.
Im Übrigen ist dein Inet-Auftritt ja gigantisch filigran gestaltet! Ich seh mich schon öfter beim Lesen in deiner Vorlesung sitzen *ggg*
Ups, seh grad die Aussage mit deinen Randbedingungen: Restsüße = f(Säuregehalt, Geschmack) :o
Gilt hier die Vermutung: wenig Säure, mehr Zucker? oder muss ich doch dein "Harmoniedreieck" voll rein ziehen?
Sorry, ich versteh schon: Geschmäcker sind eben verschieden ;-)
Lieben (entschuldigenden) Gruß, PeterOst :-)
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Re: Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Nee, nee, wir reden da auch über kleine Ansätze. Ich presse durchaus aus; aber irgendwann steigt die notwendige Kraft, um noch ein paar Tröpfelchen herauszuholen, exponentiell an, und das Spielchen mache ich nicht mehr mit ;) Wenn du sechs Liter später mal spundvoll lagern willst bietet sich ein 5er Ballon doch geradezu an.
"Mehr Säure" benötigt auch mehr Zucker als Gegenpart, und mehr Zucker macht automatisch auch höhere Alkoholgehalte geschmeidiger in der Kehle ;)
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Re: Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von PeterOst »

Sorry, wenn ich noch mal nachfrage, aber ich hab s noch nicht ganz gerafft:
Die erfolgreiche Nachzuckermethode (Restsüße einstellen) basiert auf dem Hefetot bei Erreichung der Toleranzgrenze; richtig?
Wann merke ich, dass diese erreicht ist?
Wie oft darf es noch blubbern? einmal pro Tag?
Ist für mich schwer, nachzuvollziehen, ob es geblubbert hat, da ich ja nicht den Ballon mit mir rumtragen kann.
Gibt es da einen Weg? Etwa, 50ml Wein abziehen und sehen, ob er nach Zuckerzugabe wieder anblubbert? Oder so ähnlich?
Sagt ruhig, wenn ich euch zu ungeduldig oder unverständig erscheine.
Ich lerne gern dazu ;-)

Liebe Grüße, Peter
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Re: Überhastete Rotweinmaische

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Der Wein muss über ein, zwei, drei Wochen hinweg eine deutliche, stabile Restsüße erhalten. Sprich: Zucker ist vorhanden, wird aber nicht mehr umgesetzt.

Hefe und Schlunz sedimentieren.

Der gemessene Alkoholgehalt ist hoch.

Es blubbert nicht mehr. Null. Nada.
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