Wurmkirschenwein

Ehli
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Wurmkirschenwein

Beitrag von Ehli »

Hi Gemeinde...
Habe am Freitag knappe 10 Kilo Süßkirschen von einer Bekannten gefrostet überreicht bekommen. Alle vom Regen aufgeplatzt und weder entsteint noch sauber entstielt. :(
Zu allem Überfluss der Hinweis da seien mit Sicherheit mehr Maden drin als Kerne :( :( :(
Ich hab's jetzt einfach mal gewagt und eine Maische angesetzt. Klarer Fall total daneben mit Stiel und Stein und Wurm... aber da nach dem Auftauen nicht mehr an's entkernen zu denken war...
Kratziger Kirschen Mezcal :?:
Werde den so schnell wie irgend möglich abpressen und dann werd ich hoffentlich sehen ob da was draus werden kann.
Andy
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Schmidtek
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Beitrag von Schmidtek »

Hallo,
mein Vater versucht sich auch gerade daran, den nicht so guten Ruf von Süßkirschen im Wein zu ergründen und ggf. zu widerlegen, allerdings mischt er mit Nektarine und Apfelsaft.
In der ersten Gärungsphase schmeckt man die Kirsche auch noch gut durch, so meint er.
Die Kirschen "unentkernt" zu bekommen, ist natürlich Mist, macht sicher keinen Spaß aus der Matsche die Kerne herauszubekommen.
Ich würd auch nach 2 Tagen Gärung abpressen.
...vielleicht mit anderen Früchten/Saft mischen, dann würde sich der potentielle Blausäuregehalt vermindern.

Gruß Schmidtek
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Ich hatte ja letztes Jahr einen Süßkirschen-Prosecco gemacht.

Frisch schmeckte der sehr gut, insbesondere durch die leichte Nachgärung in der Flasche :!:
Letztere war unbeabsichtigt, hatte aber ihren Reiz. Der Wein war so dicht an der Toleranzgrenze der Hefe, dass sogar noch Restsüße übrigblieb.

Im Juni auf der FWT war das Aroma allerdings bereits weg. :(
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volk73
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Wurmkirschenwein

Beitrag von volk73 »

Also die Maden liefern sicher einige Proteine für die Hefen, oder bleiben spätestens beim Filtern hängen (wieder ein Pro fürs Filtern :D )

Viel problematischer finde ich Stiele und vor allem Kirschkerne. Das Ergebnis könnt ich nicht mit Genuss zu mir nehmen, da Blausäure und Methanol nun wirklich nicht gesundheitsfördernd sind.

Ich hatte meine Kirschkerne vom Weinansatz im Backofen vergessen als ich ihn fürs Brotbacken aufheizte. Das Resultat war ein übler beißender Blausäuregestank. Alle Kerne aufgeplatzt und kein Kirschkernkissen mehr möglich.

Also wer behauptet Kirschkerne sind ungefährlich sollte mein unfreiwilliges Experiment nachstellen und für genügend Abstand oder Lüftung sorgen.

Volker

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Tompson
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Beitrag von Tompson »

Nach wie vor plädiere ich dafür, die Verteufelung des reinen Süßkirschenweines endlich mal aufzuheben. Sicherlich hat er nicht dasselbe Aroma wie ein Sauerkirschwein. Aber meine Süßkirsche von 2007 mit nur einem minimalen Sauki-Anteil von unter 5% ist immer noch aromatisch.
Ich denke, daß die immer wieder getroffene Aussage aus den Zeiten stammt, wo noch kein Mensch daran gedacht hat, die Säure zu überprüfen und vielleicht einzustellen. Ohne Säurezugabe (dieses Jahr habe ich - bei einem Zehntel Saukianteil - immerhin 2g/l zugeben müssen) wird die Geschichte natürlich fad und beizeiten noch fader ?-|

Das mit den Steinen und Stielen ist freilich blöd. Da hätte man die Matscherei auf sich nehmen müssen und die Kerne/Stiele rausbäuseln. :schlecht:
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

@Tompson, wie lange hat sich das Aroma bei Dir gehalten?
War es bei mir die Nachgärung, die es so fürchterlich reduziert hat?
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Tompson
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Beitrag von Tompson »

Aaaaaaah!

Ich dachte die ganze Zeit, meine Flasche aus dem Paket war die mit der Nachgärung ... wer macht sonst schon Süßkirschenwein hier :schlecht: :P :D

also: Auf die erschreckende Nachgärmeldung habe ich sofort eine Flasche aufgezogen (keine Nachgärung) und die schmeckte noch sehr kirschig. Ob nun 3,5 müh des Geschmacks auf der nach unten offenen Andreasskala da im Vergleich zu vor einem Jahr gefehlt haben ... wer weiß. Dramatischer Aromaverlust mochter keiner sein.
Übrigens habe ich eben unten nachgeschaut, der Wein ist sogar von 2006 und im November06 abbgefüllt worden. Knapp 3Jahre schafft er also.
Knapp 4 Jahre alt werden wir ihn nächstes Jahr verkosten, noch sind 3 Flaschen über :twisted:

Mein allerstes Weinwerk, eine reine Süßkirsche (damals in Ermangelung von Lesestoff mit reinem Gewissen so angesetzt), hat sogar 5 Jahre überdauert, dann war sie ausgetrunken.

Wer hat die Flasche, der mag es sagen!
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

@Tompson, ich hatte die nicht, schade.

Meine Süßkirsche war mit 500g Sauerkirschen versetzt. Geschmeckt hatte er eindeutig nach Süßkirsche, ich fand ihn sehr lecker, meine Frau auch. Kann sein, dass noch ein Fläschen da ist. Aber wie gesagt, das Aroma ist jetzt praktisch weg, ich glaub nicht, dass sich ein schicken lohnt. Du bekommst eher mal etwas anderes ;)

Edit meint, wenn Deiner sich so lange hält, dann ist bei mir bestimmt die Nachgärung schuld.
Grundsätzlich stimme ich Dir zu, Süßkirsche ist eigentlich ein guter Wein. Ich finde er war leicht zu verarbeiten, gute Gärung, gute Klärung, guter Geschmack.

[Dieser Beitrag wurde am 21.07.2009 - 08:14 von JasonOgg aktualisiert]
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Beitrag von Tompson »

Naja, die Verarbeitung ist denn doch eher etwas für Sadomisten oder wie die heißen ;)
Aber ohne Rückenschmerz kein guter Tropfen ?-|
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Beitrag von Feonbaer »

Also ich muss auch sagen, dass Süßkirschen wirklich gut sind.
Ich habe letztes Jahr einen Süßkirschwein und einen Süßkirschmet gemacht.
Der reine Kirschenwein war nur ein kleiner Ansatz, von ca. 5 l,
wo dann zum Schluss ca. 3,5 l heraus kamen.
Diesen Wein hat sich mein Bruder unter den Nagel gerissen und nicht mehr her gegeben, so gut hat er ihm geschmeckt.
Und der Kirschmet, von dem ich ca. 30 l angesetzt hatte, hat auch super geschmeckt.
Und jetzt nach ungefähr einem Jahr schmeckt er immer noch genau so gut.
Mein Fazit ist:
Wein aus Süßkirschen ist genial.

Peter
Met, ein göttliches Getränk
Ehli
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Beitrag von Ehli »

Hi Volker,
volk73 hat geschrieben: Blausäure und Methanol
Volker
Letzteres gestehe ich ja zu. Entsteht wohl beim vergären holziger Teile (Auch der Schalen) Aber Blausäure denke ich wird bedrohlichen Mengen nur bei zerstörten Kernen und langer Zeit freigesetzt. Das sieht beim Brennen sicherlich ganz anders aus, da dabei die Gefahr besteht, dass durch die Hitze die Kerne aufspringen und somit mit ausgekocht werden.
Geschmacklich werden die sich wohl eher bemerkbar machen oder eben die Maden :schlecht:
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Beitrag von matzl0505 »

Man muss es ja nicht ausreizen.
Wie wird das chemische Element Brom gewonnen?

Man nimmt eine Handvoll Brombeeren, lässt diese zur Erde fallen. Die Beeren verbinden sich mit der Erde zu Erdbeeren und Brom wird frei."


Es gibt 10 Arten von Menschen. Die, die das Binärsystem verstehen und die, die es nicht verstehen.

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