EK-/Sterilfilter - muss das sein?

Roland
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EK-/Sterilfilter - muss das sein?

Beitrag von Roland »

Hallo!

Alle von euch, die einen Filter besitzen, scheinen ja die EK-Filtration grundsätzlich bei jedem Wein durchzuführen. Warum eigentlich? Die Hefen sind doch 10x größer als die Poren des EK-Filters. Habt ihr schlechte Erfahrungen (Flaschenbombe) gemacht, als ihr nur "fein" gefiltert habt oder gibt es bezüglich der Blankheit des gefilterten Weins einen sichtbaren Unterschied zwischen fein und steril?

Gruß,

Roland, der in 2 Wochen das Projekt "Selbstbau-Filter" on Angriff nehmen wird :)
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Fruchtweinkeller
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EK-/Sterilfilter - muss das sein?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Genaue Infos über die Porengröße der Filter habe ich nicht. Du? Wenn ja bitte posten mit Quellenangabe!

Viele Weine haben nach Filration mit dem Fein-Filter noch eine ganz leichte Trübung. Manchmal fällt das kaum auf. Nichts geht über einen EK-gefilterten Wein im Kristallglas :)
Ich erzähle die Geschichte ja immer wieder gern: Auf einer Party gab es gekauften Rotwein und einen Fruchtwein von uns. Einem Gast fiel auf, dass unser Wein im Glas besser und klarer aussah als der gekaufte Wein. Genau für solche Momente filtern wir mit dem EK-Filter :twisted:
Außerdem habe ich keine Erfahrungswerte, ob bei dem Fein-Filter nicht doch ein paar Hefchen durchkommen.
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fibroin
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EK-/Sterilfilter - muss das sein?

Beitrag von fibroin »

So ist es, EK-gefilterte Weine sind eine Tick besser als andere Weine groberer Filterschichten. Und das ist mir die etwas schwierigere Filterprozedur wert. Wie weit diese Weine evt, doch noch nachgären, da habe ich noch keine Erfahrung, da ich erst im Vorjahr gangfangen habe, aber bisher blieb alles sauber. 8-)
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Roland
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Beitrag von Roland »

Hallo,

ich habe jetzt mal 2 Informationen aufgetrieben:
www.uni-ulm.de/elektronenmikroskopie/Pr ... ellen.html
Bakterienzellen: 0,5 bis 3 µm
Hefezellen: 4 µm

dann von 2 Herstellern von Filtern:
www.begerow.com

>Abscheidung von Mikroorganismen (Erfahrungswerte):
>Porenweite: Mikroorganismen:
>0,22 µm KVBL >10^9 Leuconostoc oenos/cm²
>0,45 µm KVBB >10^7 Leuconostoc oenos/cm²
>0,45 µm KVBC >10^6 Leuconostoc oenos/cm²
>0,65 µm KVBY >10^7 Saccharomyces cerevisia/cm²

Zu gröberen Filtern und S. cerevisia stand dort leider nichts.

Dann noch auf www.strassburger-fs.de/prod.html
eine Tabelle mit Porendurchmessern.

Laut dieser Tabelle fängt EK-Filtration bei 1µm an. Die Filter mit 1,5-3µm zählen hier noch als Klärfilter, obwohl sie theoretisch die Hefen schon zuückhalten müssten.
Soviel zu den Quellen; brauchbareres war im Netz auf die schnelle nicht zu finden ;)
Mir geht es halt beim Filtern nicht darum, einen Wein zu machen, der besser aussieht als der vom Profi. Ich will bloß alle Hefen aus dem Wein draußen haben, schließlich möchte ich niemandem eine potentielle Bombe als Präsent mitbringen. Daher hätte es mich interessiert, ob für diesen Zweck die Feinfilter schon ausreichen.

Alternative: Zuckerbeutelchen mit Schleife an der Flasche befestigen -> vor gebrauch mischen ;)

Gruß,

Roland
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Aber leider gibt es keine Infos zur Porengröße der Filterschichten für den Simplex-Filter. Ich vermute, die Hersteller gehen davon aus, dass der Laie diese Infos nicht braucht. Und ich vermute mal, mir geben sie keine Antwort (seit meiner Hefeanfrage bin ich vielleicht auf einer Liste ?-| ).
Die angegebenen Größen zu Hefen und Bakterien stimmen schon...im Durchschnitt. So eine ausgewachsene Saccharomyceszelle mag die Größe haben, aber die jungen Zellen sind erst einmal viel Kleiner. Andere Hefezellen wie Hansenula sind per se ein ganzes Stück kleiner als Saccharmoyces. Die Filterleistung hängt auch vom Druck ab. Ich würde nicht davon ausgehen, dass ein Filter mit Porengröße 1 µm alle Hefezellen sicher zurückhalten kann. Wenn Du ganz sicher gehen willst kommst Du um den EK-Filter nicht herum.
Wenn Deine Weine freilich am Gärungsendpunkt sind machen ein paar Hefezellen vielleicht auch nichts aus :)
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Roland
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Beitrag von Roland »

>seit meiner Hefeanfrage bin ich vielleicht auf einer Liste

*g* gabs dazu einen Thread?

>So eine ausgewachsene Saccharomyceszelle mag die Größe haben, aber die jungen Zellen sind erst einmal viel Kleiner.

Aha! Hier liegt mein Denkfehler... Ich dachte, die teilen sich halt einfach in der Mitte und bleiben von der Größenordnung her mehr oder weniger gleich.

>Wenn Deine Weine freilich am Gärungsendpunkt sind machen ein paar Hefezellen vielleicht auch nichts aus

Erwischt! ;) Ich gebe zu, daß ich nicht immer bis zur Alkoholtoleranzgrenze gehe.

Ein Freund von mir hat gute Beziehungen zu einer kleineren Genossenschaft, die auch selbst abfüllen. Werde ihn mal fragen, welche Filter die dort einsetzen. Irgendwie kann ich mir nicht ganz vorstellen, daß grundsätzlich jeder Wein durch die ganz feinen Filter gepumpt wird. Das würde ja ewig dauern, bei den Mengen, die schon so eine kleinere Genossenschaft produziert.

Gruß,

Roland
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Viele Bakterien teilen sich in zwei mehr oder weniger gleich große Zellen. Bei Hefen ist das aber anders, die teilen sich Knospung. Rein von dem Größeverhältnis her unterscheidet man dann zwischen Mutter-und Tochterzelle.

Den Thread, auf den ich mich beziehe, findest Du hier:

www.foren.de/system/thread-trockenhefem ... 02100.html

Anlaß war die oft schlechte Qualität der Trockenhefen, die einige Mitglieder beobachtet haben, Threads dazu z.B. hier:

www.foren.de/system/thread-fluessigerei ... 02206.html

www.foren.de/system/thread-qualitaetvon ... 89319.html
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Beitrag von Birgit »

@Roland

Ich habe gerade noch mal bei Jens Priewe in " Wein die große neue Schule" nachgelesen.

Im Prinzip kannst Du davon ausgehen das jeder Weißwein, den Du kaufst steril filtriert ist. Das ist Standard. Die Weine werden sogar mehrfach gefiltert.

Bei Rotweinen ist es im Prinzip auch so. Die Ausnahme bilden im Fass gereifte Rotweine. Zu erkennen am Depot.

Gefiltert wird mit Membranfiltern.

Gruß Birgit
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Beitrag von volk73 »

hallo roland,

da ich noch auf einer alternaive zu meinem siplex filter bin, interessiere ich mich für die resultate deiner filterrecherche ...

speziell welche filtertypen, mit welchen poren- oder maschenweiten in welcher reihenfolge u.s.w ...

bitte poste doch deine ergebnisse hier im forum, danke

@birgit:
sind die membranfilter gleichzusetzen mit industriellen kerzenfiltern ?

gruß volker


[Dieser Beitrag wurde am 16.02.2005 - 07:09 von volk73 aktualisiert]
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Beitrag von Tompson »

Kleine Berichtigung: Es ging um die miese Qualität der Flüssighefe :D
Die Trockenhefe sollte doch hoffentlich besser sein, sonst weiß ich ja gar nicht mehr, was ich einsetzen soll. :?:

Zu den Filtern:
Ich habe trotz EK-Filterns die Beobachtung gemacht, das der gefilterte Wein (komme meist nicht gleich zum abfüllen) trotzdem "blubben" tut. Ich weiß jetzt nicht, ob das einfach Luft ist, die im Wein durchs Filtern festhängt oder ob ich Filterplatten einer schlechten Serie erwischt habe oder ...
Eine Nachgärung habe ich jedenfalls noch nicht feststellen können.
Fein gefilterte Weine haben auf jeden Fall manchmal schon bei mir sehr trüb ausgesehen. Ich hatte sogar schon gar keinen Unterschied zwischen Mittel und Fein (Holunder-Birne - o.k. da ist es auch schwierig aber nach EK konnte man durchsehen :shock: ).

Der Nachteil der Filterei besteht halt schon im Zeitaufwand und auch der Anschaffungskosten für die nicht eben billigen Filterschichten. Aber es lohnt sich allemal 8-)
Oak ne jechn!
Birgit
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Beitrag von Birgit »

@volker

Hier findest Du die Seite eines relativ bekannten Herstellers:

www.begerow.de/de/

Gruß Birgit
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Roland
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Beitrag von Roland »

Hallo,

Danke für die Antworten - Ihr seid die besten! :shock:
Um die EK-Filtration komme ich also nicht herum... 2 Fragen hätte ich da noch:
1. Muß man immer mit der groben Filterschicht anfangen und dann nacheinander mittel-fein-steril benutzen oder kann man bei sehr gut vorgeklärten Weinen gleich mit fein Anfangen?
2. In besagter Genossenschaft wird ebenfalls sterilgefiltert, leider konnte ich über die Porengröße noch nichts in Erfahrung bringen. Die benutzen eine Anlage, wo 10 Filterschichten nacheinander durchlaufen werden. Welchen Zweck haben diese 10-Schicht-Filteranlagen? Eigentlich würden doch 3-5 Schichten mit zunehmender Filterschärfe ausreichen, denn wenn der vorderste Filter zugesetzt ist bringt es doch nichts, wenn dahinter nochmal ein Grobfilter kommt?

Gruß,

Roland

PS: Eine Frage ist mir grade noch eingefallen: Steht in der Simplex-Anleitung, wieviel Druck der Filter maximal aushält?
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