Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierrunden

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NetDevil
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Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierrunden

Beitrag von NetDevil »

Hallo zusammen,

(und als kleines Intro zu mir: als jahrelanger Mittelaltermusik-Fan und Festivalgänger ist Met eine Art Grundnahrungsmittel der letzten Jahre. Mittlerweile ist der jährliche Konsum und die Beschaffung des "guten" Katlenburgers immer eine Odyssee durch diverse Kaufländer - weshalb ich auf den Trichter gekommen bin mir doch selber meine Vorräte herstellen zu können - wahrscheinlich auch schmackhafter! Nachdem wir in der Schule vor zig zig Jahren mal Met hergestellt hatten der mehr als ekelig und flockig war war die Hemmschwelle aber sehr hoch. Dank der wirklich guten Anleitung vom Fruchtweinkeller und Honigweinkeller weiß ich nun aber was damals alles schief lief und wie man es richtig machen muss - und so komme ich meinem ersten Met-Ansatz näher und näher, habe aber noch ein paar Fragen ?-? )

Genug Intro 8-)

Ich überlege derzeit welche Art von Filteranlage die Passendste für meine anfänglichen ~10 Liter-Ansätze werden sollte.
  1. Simplex-Schichtenfilter + 5 L Pumpe?
  2. Simplex-Schichtenfilter + 11 L Vinoferm Pumpe?
  3. Mini-Jet-Schichtenfilter?
  4. Pulcino 10 OIL?
Grundsätzlich graust es mir etwas davor das keine der Möglichkeiten das Filtern von mehreren Schärfen parallel erlaubt. Beim Simplex kann ich das ja noch nachvollziehen. Es scheint mir bei der Filter ist nicht abzusehen durch welche der beiden eingesetzten Filter der Wein effektiv durchläuft und man daher nicht sicher sein kann, dass der Wein beide Filter durchläuft (bzw. garantiert nur einen der beiden Filter).
Bei der Mini-Jet und Pulcino sieht der Aufbau aber schon anders aus. Wenn ich 10 Filterschichten hintereinander hänge, geht der Wein dann nicht durch alle der Reihe nach durch? Sprich ich kann in einem Arbeitsgang bis zu 10 Schärfen filtern (zumindest beim Pulcino)?
Klar wird sich das Problem geben, dass irgendwann eine Filterschicht voll ist - aber dann ist doch eh Ende, oder? Ich meine wenn ich 2 Platten mit der selben Schärfe hintereinander hänge warum verdoppelt sich dann die Menge an Wein die gefiltert werden kann? Sobald die erste Scheibe voll ist sollte der Wein doch eigentlich ins Stocken geraten und die Scheibe muss raus genommen werden? Wieso sollte der Wein auf einmal "ungefiltert" daran vorbei fließen und anfangen die 2. Scheibe vollzusauen?

Bzw. falls das doch einfach so ist, was hindert mich dann daran einen Met in 4 Schärfen in einem Arbeitsgang zu filtern, indem ich immer 2 Platten pro Schärfe in den Pulcino 10 hänge? Bei nur 10 Litern sollten ja kaum mehr als 2 Platten pro Schärfe notwendig werden, oder? Die haben zwar nur 200cm² pro Platte (im Gegensatz zum Simplex mit 380cm² oder 296cm² beim Min Jet) aber für 10 Liter? Gibt es eine grobe Faustregel wie viele Platten / cm² man für einen nach Standard geklärten Met so braucht?

An und für sich habe ich ja nichts dagegen ein paar Euro für die Filter auszugeben - nur würde ich aus schierer Vorsicht halt gerne 4 mal filtern (grob / mittel / fein / EK). Beim Simplex mit 5L Pumpe heißt das dann 8 Läufe, bei der 11 Liter Pumpe immerhin nur noch 4. Aber wenn das für ein paar Euro mehr auch elektrisch unterstützt geht und vielleicht in Reihe wäre es schon ein Luxus.
Bzw. wie lange dauert eurer Erfahrung nach eine Filterschärfe für 10 Liter mit dem Simplexfilter? 30 Minuten? 1 Stunde? Länger?
Dazu aber gleich noch eine Frage: wenn ich nach Gärende den Ballon kalt stelle und 1 - 2 Wochen später abziehe zum Filtern, dann brauche ich nach jedem Filtergang ja einen Auffangballon. Der 4. Ballon ist der steril-gereinigte, aber kann ich davor Ballons mehrfach verwenden? Also aus dem Gärballon A direkt per Pumpe für den ersten Filtergang "Grob" in Gärballon B (mit auspassen das nix von der Hefe angesaugt wird), dann vom Behälter B im Filtergang "Mittel" in den in der Zwischenzeit gereinigten Gärballon A zurück, dann wieder für Filtergang "Fein" in den (ausgespülten) Ballon B und für den Filtergang "Steril" in einen steril gereinigten Gärballon C?
Oder sollte man besser eine saubere Reihenfolge wählen wie: Gärballon A => Abheben mit Weinheber in Ballon B => Filtergang "Grob" in Ballon C =>Filtergang "Mittel" in Ballon D =>Filtergang "Fein" in Ballon E =>Filtergang "Steril" in Ballon F ?

Ja das sind so die Gedanken und Fragen die ich gerade habe. Kurz gefasst:
  1. Warum sollte nur parallel und nicht in Reihe gefiltert werden können?
  2. Wie viele Liter pro Stunde schafft der Simplex-Filter?
  3. Gibt es eine Formel für die grobe Bestimmung der cm²-Filterfläche für 10 Liter Met?
  4. Welche Ballons bei den verschiedenen Filterstufen kann man wiederverwenden?
In mir brodeln (gären :lol: ) noch diverse Fragen, aber das hat hier nichts zu suchen - nur möchte ich beim Filtersystem schon sinnvoll aufgestellt sein. Preislich ist da nicht wie Welt zwischen den Systemen und ein System mit Pumpe erscheint mir erstmal praktischer, sicherer (Druckkontrolle) und zukunftssicherer.
  • Simplex-Filter mit 5Liter-Pumpe + je 6x Grob / Mittel / Fein / Steril Schichten bei Vierka = 128€
  • Simplex-Filter mit 11Liter Vinoferm-Pumpe + je 6x Grob / Mittel / Fein / Steril Schichten bei Vierka und hbs24 = 172€
  • Mini Jet + je 3x Grob / Mittel / Steril Schichten bei brouwland = 220€
  • Pulcino 10 OIL + je 5x Grob / Mittel / Steril Schichten bei agrieuro = 187€
Für die 60€ mehr tendiere ich da schon stark zur Pulcino... Die Basisausstattung kostet ja eh schon gute 400€ mittlerweile.... Wobei die "gröbsten" Filter (00) bei Pulcino haben eine Porengröße von 45 µm. Ist das nicht schon viel zu fein für Met? Habe gerade was von "900" beim Simplex im Kopf...

Fragen über Fragen und mein erster Beitrag ist schon recht lang geworden :D ich schwör ich hab die Suchfunktion vorher bemüht (und noch besser geht's per Google mit einem Suchbegriff wie z.B. "site:forum.fruchtweinkeller.de Simplex Filter Schärfen Anzahl") aber was mir im Kopf rumgeht wurde nie so thematisiert. Falls doch bin ich auch für einen internen Link dankbar.

So far, danke schon mal fürs Lesen und schönen Sonntag wer das hier noch alles ließt ;)

Grüße
Jonathan
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Nathea
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Re: Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierru

Beitrag von Nathea »

Hallo Jonathan,

ein herzliches Willkommen von Mittelaltermusik-Fan zu Mittelaltermusik-Fan ;) und schön, dass Dich das Hobby des Wein-selbst-machens nun doch auch erfasst hat.

Was Deine Fragen zum Filtern betrifft, wäre eine ziemlich entscheidende Frage bei all dem: Welche Weinmengen hast Du vor, im Jahr herzustellen?

Ich habe 2011 mit 30 Liter Wein angefangen und bin derzeit bei pi mal Daumen. 100 Litern, die zumeist auf geschenkten oder selbst gepflückten Früchten basieren. Am Anfang reichte noch die Nachzuckermethode (für die ersten beiden Ballons hätte ich nie eine solch teure Anschaffung wie einen Filter ins Auge gefasst), aber ziemlich rasch blickte ich bereits sehnsüchtig auf die Filter anderer User hier.

Selbst filtere ich jeweils in Chargen von 30 - 50 Litern, auch mehrere Weinsorten nacheinander, benutze einen Pulcino-Filter (den ich heiss und innig liebe ;)) und verbrate bei einer Filteraktion durchschnittlich 3 Schichten "mittel" und 5 "steril". Meine Weine lasse ich zumeist ordentlich vorklären, gebe ihnen dazu 2-5 Monate Zeit. Damit verstopfen die Filterschichten nicht so schnell und ich brauche nicht so viele dieser Schichten für die Aktion. Eine "volle Filterpackung", also alle 10 Schichten auf einmal, hatte ich noch nie nötig. Das ist eher etwas für die "hardcore-Weinhersteller" hier, die "mal eben" 100 - 200 Liter auf einen Schlag in die Flaschen bringen.

Die Filterschichten für die Pulcino kaufe ich als 20x20 Schichten. Mein Filter braucht 10x 20, ich schneide also die Schichten selbst zurecht und loche sie mit einem Locheisen. Für knapp 20 Euro erhalte ich also 40 Filterschichten, das sind 10 Filteraktionen oder 300 - 500 Liter Wein. Das langt eine Weile ;)

Was die vielen Filterschärfen betrifft, die Du Dir da so vorstellst: Das wird kaum nötig sein, zumal nicht mit gut vorgeklärtem Wein. Ganz viele hier filtern "nur" zweifach - mittel und steril - und fahren damit wirklich gut. Und bei kleinen Mengen wie Deinen 10 Litern wäre auch alles andere oversized.

Viele Grüße,
Sylvia
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Re: Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierru

Beitrag von 420 »

Hallo Netdevil,

zuerst einmal ein herzliches Willkommen hier. Und huch.... so ein langer Text....

Bei den Filteranlagen habe ich mir nach reiflichen Überlegungen eine Pulcino gekauft. Da auch bei mir die Mengen nicht weniger geworden sind, war die Entscheidung richtig und mit der Zeit habe ich sogar eine Schichtenfilter 20x20. Wie sie funktionieren kannst Du in diversen youtube-Filmen sehen (siehe Signatur). Und die "kleine" werde ich jedenfalls weiter behalten. Sie ist ideal bei Mengen von 5-150 Liter, hängt natürlich vom Klärstatus des Weins ab. Weiterhin ist standardmäßig es bei der Pulcino nicht möglich, mehrere Filterschärfen mit einem Filtergang zu erledigen. Dafür müßtes Du den Filter etwas umbauen (Umlenkplatte und Endplatte). Das lohnt sich nicht, so meine Feststellung.

Mehrere Schärfen geht, aber nicht mit der Pulcino und es wäre wohl auch nicht so sinnvoll. Beispiel: Wenn Du 2 Schärfen nehmen würdest, könnte die eine Schärfe bezüglich Kapazität nicht ausgelastet werden, die andere Schärfe wäre aber schon dicht.

Die Pulcino verwende ich bei kleinen Ansätzen und bei Ansätzen gleichen Weines bis ca. 120 Liter. Wenn ich mehr als 120 Liter des selben Weins filtere, nehme ich die "Große". Nachteil des 20x20 Schichtenfilters ist der Restwein, der nacher im Filter und in der Pumpe verbleibt.

Bei weiteren Fragen, gerne.

VG
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Re: Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierru

Beitrag von 420 »

Kurze Zusatzinformationen noch :

Suche bitte verwenden. Da findest Du unter dem Suchbegriff " Pulcino " sehr viele Einträge und Erfahrungsberichte.

Filterdauer bei 20 Liter 3 bis 4 Stunden, incl. Vor- und Nachbereitung. Grob (3 My), fein (0,7 My) und steril( 0,25 My),Restsüße einstellen und Flaschenfüllung. Je mehr Liter auf einmal gefiltert wird, desto größer ist die Stundenleistung. Oft filtere ich auch nur fein und steril. Dabei ziehe ich immer vorab den Wein von der Hefe, säubere die Flasche und verwende sie weiter. Nur bei Sterilfilterung wird natürlich alles vorher sterilisiert.

Und selber lasse ich meine Weine nach dem Abziehen von der Hefe Monate in spundvoll befüllte Behälter stehen, bevor die Filterei angegangen wird. Filtermonate sollten keine Sommermonate sein, da der Hefepilz dann schneller bei der Sterilfilterung bezüglich Flaschenbomben zuschlagen kann.

VG
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Re: Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierru

Beitrag von NetDevil »

Wow, da kamen ja schon einige Antworten zusammen - danke sehr :!: :)

@Nathea:
Ich schätze ich werde mehrere 10-Liter Ansätze pro Jahr machen bis ich "meinen" Met gefunden habe und diesen in rauen Massen herstellen würde. Vielleicht rutscht mir auch mal hier und da ein Fruchtwein rein - beschwören möchte ich das aber (noch) nicht. In Summe komme ich vielleicht auf 40 bis 50 Liter pro Jahr.

Ganz ohne Filtern würde ich mich schlicht nicht trauen, da mir befürchte zu wissen wie "unrein" meine ersten Ansätze sein werden. Da kann das Filtern nur helfen - und daher auch gerne viele Schärfen - und daher auch gerne elektrifiziert wenn es dadurch sogar in Reihe gehen würde (was sich ja nicht gerade abzeichnet). Da ich nicht so eine lange Selbstklärung wie du vorhabe (eher 2 Wochen statt ganze Monate), nur 10 Liter habe aber mehrere Schärfen nicht scheue (solange elektrische Pumpe) könnten mir vielleicht 3 Schichten je Schärfe reichen (?). Das ginge ja noch.

Aber: "grob" filtern tust du gar nicht? Auch keinen Met? Wobei "grob" ja schon nur 45 µm bzw. 25 µm sind. Leider gibt es ja keine verlässlichen Angaben wie die Porengröße bei den typischen Simplex-Filterschichten ist...

Danke für den Tipp mit dem Locheisen - da spart man schon ne Runde Geld auf Dauer!


@420:
Das Video "Aufbau eines Schichtenfilters 20 x 20" auf deinem Kanal war echt gut. Speziell das Bild gegen Ende mit den Pfeilen zur Verdeutlichung der Flussrichtung war sehr aufschlussreich - auch wieso die serielle Filterung nicht klappen sollte.

Das man mehrere Schärfen parallel zwar filtern könnte (mit anderen Maschinen) aber ein Risiko hat, dass erste Filterschichten verstopfen während der Rest noch "gut" ist verstehe ich auch. Da müsste man einfach in Summe großzügiger dimensionieren und dann abwägen: Zeit für mehrere Filtervorgänge gegenüber Kosten für Sicherheit-Backup-Schichten. Wobei selbst bei nur einer Schärfe pro Lauf sollte man wohl besser auch nicht zu knapp kalkulieren und Tropfverluste riskieren wenn die Filter verstopfen und man wechseln muss.
420 hat geschrieben:Grob (3 My), fein (0,7 My) und steril( 0,25 My),Restsüße einstellen und Flaschenfüllung.
Erst steril filtern und dann Restsüße einstellen? Widerspricht sich das nicht?
420 hat geschrieben:Dabei ziehe ich immer vorab den Wein von der Hefe, säubere die Flasche und verwende sie weiter.
Flaschen oder Ballons? Sprich kann man die Ballons beim Zwischenlagern zwischen den Filtervorgängen in wieder gereinigten vorher verwendeten Ballons wiederverwerten?
420 hat geschrieben:Filtermonate sollten keine Sommermonate sein, da der Hefepilz dann schneller bei der Sterilfilterung bezüglich Flaschenbomben zuschlagen kann.
Ich vermute du meinst das selbst nach dem steril filtern wenn der Wein in einen sterilen Ballon kommt dennoch Hefen in der Luft sein könnten und sich im sterilen Ballon niederlassen könnten? Eine Möglichkeit wäre es ja den Schlauch des sterilen Filtergangs direkt in den Ballon zu geben der mit einem Korken verschlossen ist und neben dem Eingang für den Schlauch noch ein weiteres Loch für ein nach unten gekehrtes U-Rohr besitzt durch das die Luft aus dem Ballon kann. Für die Flaschenabfüllung dann ein Ausguss unten damit man wieder mit wenig Luft in Kontakt kommt. Würde das im Sommer helfen oder ist es wieder zu überdreht?

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Danke euch beiden schon mal für die Tipps und Hilfe!
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Re: Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierru

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Bei der Jahresproduktion reicht ein Simplex völlig aus. Zu meinen Hochzeiten hatte ich ein vielfaches deiner Jahresproduktion und bin einem solchen ausgekommen.

Die Restsüße wird vor der EK-Filtration durchgeführt da erstens Zucker nicht "steril" ist und zweitens weil jeder zusätzliche Arbeitsschritt die Gefahr einer Kontamination erhöht.

Ich persönliche sammle den EK-filtrierten Wein in kleineren, gut handhabbaren und sterilisierbaren 5L-Ballons. Ist dieser leidlich voll, so pausiere ich die Filtration kurz, "parke" den Schlauch in einer Schwefellösung und fülle die Flaschen ab. Dann starte ich die Filtration wieder und verkorke die Flaschen. Aber da muss sich jeder einen eigenen Workflow erarbeiten.
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Re: Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierru

Beitrag von 420 »

Bei 40 - 50 Liter im Jahr brauchst Du Dir schon einmal gar keine Gedanken über einen 20x20 Schichtenfilter zu machen. Dieser würde erst bei Mengen ab 150 Liter pro Filtergang sinnvoll werden.

Pulcino bei dieser Menge - kann man, muss man nicht. Bei Tagesfiltermengen von 10 Liter wäre meiner Ansicht nach die Pulcino überdimensioniert.

Ballonflaschen/Flaschen: Von der Hefe natürlich immer aus Ballonflaschen, die ich dann reinige und für weitere Zwischenlagerung beim Filtern verwende. So reinige ich die Ballonflaschen und filtere oft grob hinein. Fein filtere ich in Eimern oder Fässern mit großen Öffnungen, da ich ja vor der Sterilfilterung den Zucker einmenge.

Kühle Monate zum Filtern. Angst vor Hefepilzen. Man kann natürlich auch die Ballonflasche und/oder auch die Weinflaschen mit Argon oder CO2 vorspannen. Das habe ich aber bis heute noch nicht gemacht. Ausguss unten am Ballon gibt es und wird sicherlich die Flaschenbefüllung erleichtern. Selber habe ich im Anfang den Füllstopptrichter verwendet und dann später bei größeren Mengen Vakuumpumpe mit Abfüllventil. Dennoch, sei mir nicht bös, bei 50 Liter Jahresproduktion kannst Du bequem die Filterung auf kühle Monate legen. Da, wenn man filtert, filtert man oft mehrere Ansätze, damit das ganze Vor- und Nachbereiten sich auch lohnt.

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Re: Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierru

Beitrag von NetDevil »

Hallo ihr beiden und danke nochmal für die Antworten.
Mittlerweile tendiere ich dann doch zum Simplex... Die "paar Male" im Jahr die er zum Einsatz kommt sind es selber bei 4 Filterschärfen und Runden mit 2 mal Durchpumpen 5L Behälter) wohl nur 2 Stunden pures Pumpen. Das kann man mal auf sich nehmen. Dann weiß man wenigstens was mal geleistet hat :lol:

@Herr Kranz:
dachte ich es mir doch mit der Reihenfolge beim steril filtern und der Restsüße. Alles andere hätte mich (nach dem intensiven Studium Ihrer Unterlagen) doch sehr gewundert.

Der Trick mit dem direkten Ablegen vom Schlauch in geschwefelter Lösung ist praktisch. Werde ich mir merken! Danke.

@420:
Also 20x20 war auch nie ein Gedanke - dafür bin ich doch noch zu neu im Thema :) Nur die Technik dürfte ja die selbe sein wie beim 10x20er, daher war das Video aus meinen Augen hilfreich. :clap:

Die Eimer habe ich in den Videos schon gesehen, aber den Sinn verkannt. Klar für Restsüße und großzügiges umrühren sind die natürlich sehr praktisch! Da muss ich wohl noch mal in den Baumarkt :-)

Die Abfüllung per Füllstopptrichter habe ich mir auch mal angesehen und bin sehr begeistert. Speziell wenn man zu zweit arbeitet mit der Simplex kann der "Abfüller" hier bequem von Flasche zu Flasche wechseln. Ist direkt auf der Equipment-Liste gelandet.

Sollte ich zwecks Filtrierung immer eher in die Wintermonate gehen wäre das an sich von der Zeit her ja nicht das Problem (Honigwein soll ja diversen Aussagen nach eher nochmal reifen und muss nicht unbedingt jung genossen werden), nur sollte die Selbstklärung nach Abzug von der Hefe ja möglichst kühl (4° - 8°) erfolgen. In einem kleinen Kühlschrank den ich über habe geht das für einen 10 Liter Ballon, aber 2 oder 3 Ballons parallel wird eng. Selbst im Keller sind es im Sommer > 15° würde ich mal schätzen und das soll für einige Hefen wie ich gelesen habe bereits ausreichend sein um aktiv zu werden :-/ Daher tendiere ich doch weiterhin zu 2 Wochen Selbstklärung im Kühlschrank, gefolgt von Filtration Grob => Mittel => Fein => EK und längerer Flaschenlagerung.

-------------------------------

Was mich noch grundlegend beschäftigt ist eine möglichst wissenschaftliche Bestimmung der benötigten cm² Filterfläche pro Filterschärfe. Wahrscheinlich wird es die Möglichkeiten des Hobbyvinzers überschreiten die Partikeldichte und Partikelgröße in einem Ansatz exakt zu bestimmen durch Messungen mit Laserbeugungstechniken - ein Gerät wie die Oechselwaage wird auch nicht fein genug pro Messung die Dichte von groben Partikeln wiedergeben können und mit dem Taschenlampe hinter den Selstklärungsballon halten wird es auch keine wirklich verlässliche Aussage geben. Meint ihr man schafft es eine Möglichkeit zu etablieren um mittels einer Probe von ein paar ml zu bestimmen bei welcher Filtergröße gestartet werden muss und wie viel cm² Filterfläche man braucht? Speziell für die Schichtenfilter wäre das ja spannend ob man überhaupt mit Grob anfangen muss und ob man bei Mittel 5 oder 7 oder 9 Schichten verpulvert.

Danke für eure Geduld :)
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Re: Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierru

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Leider verfüge ich auch nicht (mehr) über geeignete Kühlmöglichkeiten, notfalls muss man die Ideallinie halt verlassen ;) Bei der Weinbereitung gilt (wie auch im richtigen Leben): Wenn man vieles gut macht kann man es punktuell auch mal etwas schleifen lassen ;)

Ein DLS-Gerät haben wir zwar in der Firma, aber da kann ich keinen Wein anschleppen :lol: Auf die Idee bin ich ehrlich gesagt freilich noch nicht gekommen. Würde sich auf dem Küchentisch (neben dem Magnetrührer und den Pipetten) auch sicher gut machen, aber da fehlt mir das Kleingeld :mrgreen:

Die Trübung selbst ist jedenfalls ein unzuverlässiges Indiz für den qualitativen und quantitativen Bedarf an Filterschichten. Da hilft vor allem eines: Antigel, Antigel, Antigel, Erfahrung und Bauchgefühl und natürlich eine gute Selbstklärung. Bei einer meiner letzten Abfüllaktionen habe ich mehrere Weine mit insgesamt 50 L filtriert und gerade mal vier Filterschichten verbraucht.

edit: Es gibt zwei Füllstoptrichtermodelle: rot und weiß. Nimm das weiße Modell, mit dem roten wird man nicht glücklich.
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Re: Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierru

Beitrag von NetDevil »

Jetzt musste mir Google weiterhelfen um mich auf das "Goniometer" zu bringen für das DLS-Verfahren. Einen Preis finde ich dennoch nirgends :lol: Bleibt anzunehmen, dass zumindest die großen Industrikeltereien aber die Möglichkeit hätten ihre Filterverfahren zu perfektionieren. Das ist gut => es bleibt also noch Hoffnung und experimentelle Luft nach oben (sobald man die 1.000 Liter pro Tag Marke geknackt hat :lol: )

Für 30€ bekommt man auf eBay Kleinanzeigen schon einen gebrauchten Kühlschrank - mal sehen wie ich mich da entscheiden sollte - zum Glück ist erstmal Herbst / Winter / Frühling :pfeif:

Beim Antigel werden ja höhere Mengen für pektinreiche Ansätze empfohlen - gibt es aber eine Obergrenze wenn Sie jetzt sagen "Antigel, Antigel, Antigel" ;) ? Eine Grenze die irgendwann nicht mehr gefiltert werden kann oder den Wein verdirbt?
Bei Honig als kein rein pflanzliches Produkt (zumindest nicht direkt) wäre das Antigel ja eh nicht der ideale Hilfsstoff.

Für die Füllstopptrichtermodelle habe ich auch von dem "roten Monster" gelesen - danke noch mal für den Sicherheitshinweis!
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Re: Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierru

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Obergrenze für Antigel oder für den Filter, der mit der Pektin-Mocke klar kommen muss??

Bei den Rezepten sind ja Dosierungsvorschläge angegeben. Die darf man auch überschreiten, aber man muss sie nicht potenzieren ;)

Pektin ist ein Teufelszeug, es kann lösliche, unsichtbare Kolloide bilden, die durch den Filter schlagen können oder ihn rasch verstopfen können. Da auch die Hefen Pektinasen bilden kann die "notwendige" Dosierung keine exakte Wissenschaft sein. Aber im Zweifelsfall gilt: Mehr hilft mehr.
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Re: Filtermaschinen, Schichtenanzahl (Rechnung) & Filtrierru

Beitrag von NetDevil »

War etwas missverständlich, stimmt. Ich meinte schon eine Obergrenze für das Antigel, sprich ab wann es sich eventuell auf den Geschmack übertragen könnte. "Pektin-Mocke" kann ich filtern, auch wenn es bedeutet mehr Filterschichten zu verbraten. Wie ich es aber gelesen habe gehen die Aromastoffe ja selbst durch den EK-Filter durch da sie eher auf molekularer Basis entstehen. Sprich Antigel-Geschmack bleibt.
Mir war aber noch der Apfelsaft und die Äpfel entfallen, spätestens da kommen die Pektine ja in den Ansatz und machen Antigel so oder so notwendig.

Kolloide? Pektinasen? .... Google .... Wiki .... ah ok :ugeek:
Da dachte man man weiß schon ne Menge :-/

Alles klar, Antigel so viel wie muss dann halt. Muss das Zeug denn eingerührt werden? Da es in der Selbstklärungsphase ist könnte ich ja sukzessive dosieren je nach Verlauf und Optik im Zyklus einer 3-Tages-Basis; solange ich es nicht umrühren muss und mir damit den Effekt der Selbstklärung wieder versaue :cry:
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