Restewein mal anders...

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Vinifikator
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Restewein mal anders...

Beitrag von Vinifikator »

Hallo Forum,

im Laufe der letzten Jahre ist mir immer wieder eine Sache beim Abzug von der Hefe aufgefallen, die mich besonders gestört hat: Der letzte Rest im Ballon (meist 1 Liter) der sich nicht ohne eine beträchtliche Menge an Hefe und Schwebstoffen abziehen lässt.

Es hat mich immer geärgert diesen letzten Liter, der ja eigentlich nicht schlechter sein kann als der Rest, in den Ausguss zu schütten.

Hier nun meine Lösung:

Da ich eine Vielzahl von kleinen, mittleren und großen Gefäßen mein Eigen nenne, bin ich dann irgendwann mal auf die Idee gekommen, diesen letzten Rest mitsamt Bodensatz in einen kleineren Ballon umzufüllen. Wenn dieser kalt gestellt wird setzt sich nach einigen Tagen wieder alles am Boden ab und kann erneut mit einem kleineren Schlauch abgezogen werden. Diesmal ohne Trub. Den gewonnen Liter habe ich spundvoll in eine passende Flasche gefüllt und eingelagert.

An dieser Stelle könnte man den Wein jetzt aufheben, bis zur Filterung und einfach mit dem ursprünglichen Ansatz vereinen.

Ich habe mich aber für eine andere Variante entschieden, nämlich die Reste aller meiner Ansätze zu sammeln und so quasi einen verschnittenen Mischwein herzustellen. Gesagt, getan. Innerhalb eines halben Jahres habe ich so 1 Liter Brombeere, 1 Liter schwarze Hagebutte, 2 Liter Blutpflaume und 6 Liter Apfelquitte (sehr großer Ansatz mit lockerem Trub) vor dem Ausguss retten können.

Diese 10 Liter lagern nun als eigenständiger Mischwein mit meinen anderen Weinen spundvoll im Regal und warten auf Filterung. Geschmacklich ist der Verschnitt echt gelungen und bringt ein überraschendes Aroma hervor.

Wenn man jetzt davon ausgeht, das diese 10 Liter eigentlich durch den Ausguss gewandert wären, hat sich die "Mehrarbeit" in meinen Augen schon gelohnt.

Ich weiß, dass diese Methode vielleicht etwas albern erscheint, aber eventuell hat ja jemand von euch schon mal den selben Gedanken gehabt. Funktioniert jedenfalls bestens. In Zukunft werde ich wohl alle Reste auf diese Weise bewahren.

Gruß
Vinifikator
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Steiner111
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Re: Restewein mal anders...

Beitrag von Steiner111 »

Müste man mal selbst ausprobieren :lol:
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JasonOgg
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Re: Restewein mal anders...

Beitrag von JasonOgg »

Vinifikator hat geschrieben:Ich weiß, dass diese Methode vielleicht etwas albern erscheint, aber eventuell hat ja jemand von euch schon mal den selben Gedanken gehabt. Funktioniert jedenfalls bestens. In Zukunft werde ich wohl alle Reste auf diese Weise bewahren.
Wieso albern? Natürlich nicht!
Schließlich habe ich auch schon einmal so etwas gemacht :D

Es lohnt auf jeden Fall das bisschen Mehraufwand. Man muss nur aufpassen, dass man sich nichts einfängt, aber ein Fruchtessig soll ja auch ganz nennt sein, wenn ich auch nicht wüßte, was man mit 5-10 Litern davon anfangen soll. :mrgreen:

Spannend fand ich nur, dass das Ergebnis anders schmeckte, als die Einzelfrüchte gemeinsam vergoren.
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Re: Restewein mal anders...

Beitrag von 7896321 »

Das ist meistens so, dass das Restefass einen ganz brauchbaren wein gibt. Nur keiner weiß warum.
Latemar
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Re: Restewein mal anders...

Beitrag von Latemar »

Da ziehe ich scheinbar immer etwas knapper ab.
Was da dann noch als Rest im Ballon bleibt, ist bei mir nicht so viel.
Von daher habe ich den Bodenschlunzt immer gleich in den Abfluss gekippt.

Werde mal einen Test bei den nächsten Weinen machen. Dann werde ich sehen, ob sich das bei mir lohnt ;-)

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Metinchen
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Re: Restewein mal anders...

Beitrag von Metinchen »

Latemar hat geschrieben:Da ziehe ich scheinbar immer etwas knapper ab.
Was da dann noch als Rest im Ballon bleibt, ist bei mir nicht so viel.
Von daher habe ich den Bodenschlunzt immer gleich in den Abfluss gekippt.
Mache ich auch so, bzw. wenn ich eine (für mich) größere Filteraktion in Arbeit habe und nicht zu knapp abziehe damit der Filter sich nicht zu schnell zusetzt, kippe ich die Reste in eine 2l Flasche , lasse diese ein paar Tage im Kühlschrank stehen. Dann wird nochmal abgezogen und trüb wie es ist, wird es getrunken. Schmeckt meist auch ganz gut.
Aber es wäre eine Überlegung wert, das Ganze mal weiter stehen zu lassen.
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Re: Restewein mal anders...

Beitrag von 420 »

So genau nehme ich es beim Abziehen nicht. Wenn dann mal 0,5 Liter zu wenig abgezogen wird - egal. Bleibt ja doch noch genug übrig. :D :D

Dennoch, die Idee ist nicht schlecht. Allein schon deshalb, da man einen Mischwein erhält, der sonst nie zustande kommen würde.

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Vine
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Re: Restewein mal anders...

Beitrag von Vine »

Ja, diese "schottischen" Maßnahmen finde ich gut! Wenn ich denke, wie ich allein meine Weinausbeute durch mehrmaliges Verwenden der Maische in die Höhe treibe ...
Wenn du die Weinausbeute über der Hefe optimieren magst, empfehle ich dir die Verwendung meines Gärsacks. Durch die Zentrifugalkraft werden feste Bestandteile regelrecht komprimiert und der darüberstehende Wein lässt sich quasi trübstofflos abgießen.
Mit den von dir angesprochenen Resten handhabte ich es zuvor so, dass ich dieselben in Flaschen füllte und in den Kühlschrank stellte. Da setzt sich die Hefe ganz gut ab und man kann den jungen Wein direkt genießen oder aber zu dem abgezogenen Wein in den Ballon geben.

sparsamst,
Vine
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(Wilhelm Busch)
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